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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Handschlägel.
heben kann, so beträgt auch das Gewicht eines zweiarmigen Rammklotzes nicht über
60 Lb, wenn aber derselbe 4 Arme hat, nur 120 und bei sehr starken Arbeitern höchstens
150 Lb. Nehmen wir für den äussersten Fall an, dass ein solcher Schlägel auf 3 1/3 Fuss
Höhe gehoben wird, so ist sein Bewegungsmoment 3 1/3 . 150 = 500. Werden also auch
sehr starke Arbeiter hiezu gewählt und nur durch einige Stunden des Tages wirklich ver-
wendet, so bleibt die Wirkung eines solchen Schlägels doch immer klein. Man pflegt zwar
zur Vermehrung des Eindringens der Pfähle das Gerüst, worauf die Arbeiter stehen, vor
dem Ende des Schlagens an den Pfahl anzuklammern, um auf solche Art, wie die fol-
gende Theorie zeigen wird, die Wirkung des Schlages durch das Gewicht des Gerüstes
und der Arbeiter zu vermehren, allein dem ohngeachtet können bei diesem Verfahren nur
Pfähle von 3 bis 4 Zoll Stärke eingeschlagen werden, welche dann auch einen verhält-
nissmässig geringern Widerstand leisten oder nur mit einer kleinern Last beschwert wer-
den können.

§. 93.

Diese Manipulazion hat übrigens den Vortheil, dass sie schnell von Statten geht und
daher in jenen Fällen, wo es auf keine grosse Festigkeit ankommt, mit Vortheil zu ge-
brauchen ist. Während der Bauführung der Budweiser Eisenbahn habe ich viele tausend
Pfähle von 4 bis 5 Zoll Stärke mit diesen Schlägeln einrammen lassen; wenn nämlich die
Eisenbahn mittelst eines Dammes über ein Thal von mehrern Klaftern Tiefe oder über
sumpfige Grundstücke geführt werden sollte, wurden Uiberbrückungen erbaut, hierauf
die Bahn gelegt und dann mit Benützung derselben die Erde, Schotter und Steine zur
Herstellung der Dämme zugeführt. Eine solche Uiberbrückung bestand aus 4 bis 6 zölligen,
runden, in ihrem natürlichen Zustande verwendeten Pfählen, welche bloss an ihrem stär-
kern Ende zugespitzt und je 4 und 4 in Form von Jochen von 6 zu 6 Fuss Entfernung
mit den beschriebenen Schlägeln eingetrieben, oben durch eine 6 Zoll breite und 7 Zoll
hohe, dann 6 Fuss lange aufgezapfte Querschwelle verbunden wurden. Uiber diese
Schwellen wurden die Bahnhölzer in der Entfernung der Geleiseweite aufgezapft und
mit schmiedeisernen Schienen, wie wir im I. Bande §. 595, Seite 662 angegeben haben,
beschlagen. Eine solche Uiberbrückung, welche allenfalls noch mit einigen Spreitzen
versehen wurde, hatte die hinreichende Festigkeit, um mit Eisenbahnwägen befahren zu
werden, man konnte daher über dieselbe die Erde, Schotter und Steine zur Herstellung
des Dammes, so wie auch die Baumaterialien zur Anlage der Wasserdurchlässe zuführen,
wogegen ohne diese Vorrichtung die Landzufuhr auf den unwegsamen Grundstücken
neben der Eisenbahn sehr beschwerlich und äusserst kostspielig gewesen wäre. Der Ge-
brauch der obengenannten Schlägel erschien daher bei dieser Arbeit, die nur eine leicht
aufgeführte, für eine kurze Dauer berechnete Pilottirung bezweckte, von vielem Vortheile.

§. 94.

Sind jedoch Pfähle einzutreiben, welche grössere Lasten fortwährend tragen sollen,
so muss man sich hiezu der eigentlich sogenannten Schlagwerke, Rammen oder
Rammaschinen bedienen. Das wesentlichste Stück dieser Maschinen ist ein grosser
Block von Eichenholz oder Gusseisen, Hoyer, Rammbär oder Rammklotz ge-

Handschlägel.
heben kann, so beträgt auch das Gewicht eines zweiarmigen Rammklotzes nicht über
60 ℔, wenn aber derselbe 4 Arme hat, nur 120 und bei sehr starken Arbeitern höchstens
150 ℔. Nehmen wir für den äussersten Fall an, dass ein solcher Schlägel auf 3⅓ Fuss
Höhe gehoben wird, so ist sein Bewegungsmoment 3⅓ . 150 = 500. Werden also auch
sehr starke Arbeiter hiezu gewählt und nur durch einige Stunden des Tages wirklich ver-
wendet, so bleibt die Wirkung eines solchen Schlägels doch immer klein. Man pflegt zwar
zur Vermehrung des Eindringens der Pfähle das Gerüst, worauf die Arbeiter stehen, vor
dem Ende des Schlagens an den Pfahl anzuklammern, um auf solche Art, wie die fol-
gende Theorie zeigen wird, die Wirkung des Schlages durch das Gewicht des Gerüstes
und der Arbeiter zu vermehren, allein dem ohngeachtet können bei diesem Verfahren nur
Pfähle von 3 bis 4 Zoll Stärke eingeschlagen werden, welche dann auch einen verhält-
nissmässig geringern Widerstand leisten oder nur mit einer kleinern Last beschwert wer-
den können.

§. 93.

Diese Manipulazion hat übrigens den Vortheil, dass sie schnell von Statten geht und
daher in jenen Fällen, wo es auf keine grosse Festigkeit ankommt, mit Vortheil zu ge-
brauchen ist. Während der Bauführung der Budweiser Eisenbahn habe ich viele tausend
Pfähle von 4 bis 5 Zoll Stärke mit diesen Schlägeln einrammen lassen; wenn nämlich die
Eisenbahn mittelst eines Dammes über ein Thal von mehrern Klaftern Tiefe oder über
sumpfige Grundstücke geführt werden sollte, wurden Uiberbrückungen erbaut, hierauf
die Bahn gelegt und dann mit Benützung derselben die Erde, Schotter und Steine zur
Herstellung der Dämme zugeführt. Eine solche Uiberbrückung bestand aus 4 bis 6 zölligen,
runden, in ihrem natürlichen Zustande verwendeten Pfählen, welche bloss an ihrem stär-
kern Ende zugespitzt und je 4 und 4 in Form von Jochen von 6 zu 6 Fuss Entfernung
mit den beschriebenen Schlägeln eingetrieben, oben durch eine 6 Zoll breite und 7 Zoll
hohe, dann 6 Fuss lange aufgezapfte Querschwelle verbunden wurden. Uiber diese
Schwellen wurden die Bahnhölzer in der Entfernung der Geleiseweite aufgezapft und
mit schmiedeisernen Schienen, wie wir im I. Bande §. 595, Seite 662 angegeben haben,
beschlagen. Eine solche Uiberbrückung, welche allenfalls noch mit einigen Spreitzen
versehen wurde, hatte die hinreichende Festigkeit, um mit Eisenbahnwägen befahren zu
werden, man konnte daher über dieselbe die Erde, Schotter und Steine zur Herstellung
des Dammes, so wie auch die Baumaterialien zur Anlage der Wasserdurchlässe zuführen,
wogegen ohne diese Vorrichtung die Landzufuhr auf den unwegsamen Grundstücken
neben der Eisenbahn sehr beschwerlich und äusserst kostspielig gewesen wäre. Der Ge-
brauch der obengenannten Schlägel erschien daher bei dieser Arbeit, die nur eine leicht
aufgeführte, für eine kurze Dauer berechnete Pilottirung bezweckte, von vielem Vortheile.

§. 94.

Sind jedoch Pfähle einzutreiben, welche grössere Lasten fortwährend tragen sollen,
so muss man sich hiezu der eigentlich sogenannten Schlagwerke, Rammen oder
Rammaschinen bedienen. Das wesentlichste Stück dieser Maschinen ist ein grosser
Block von Eichenholz oder Gusseisen, Hoyer, Rammbär oder Rammklotz ge-

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[130/0166] Handschlägel. heben kann, so beträgt auch das Gewicht eines zweiarmigen Rammklotzes nicht über 60 ℔, wenn aber derselbe 4 Arme hat, nur 120 und bei sehr starken Arbeitern höchstens 150 ℔. Nehmen wir für den äussersten Fall an, dass ein solcher Schlägel auf 3⅓ Fuss Höhe gehoben wird, so ist sein Bewegungsmoment 3⅓ . 150 = 500. Werden also auch sehr starke Arbeiter hiezu gewählt und nur durch einige Stunden des Tages wirklich ver- wendet, so bleibt die Wirkung eines solchen Schlägels doch immer klein. Man pflegt zwar zur Vermehrung des Eindringens der Pfähle das Gerüst, worauf die Arbeiter stehen, vor dem Ende des Schlagens an den Pfahl anzuklammern, um auf solche Art, wie die fol- gende Theorie zeigen wird, die Wirkung des Schlages durch das Gewicht des Gerüstes und der Arbeiter zu vermehren, allein dem ohngeachtet können bei diesem Verfahren nur Pfähle von 3 bis 4 Zoll Stärke eingeschlagen werden, welche dann auch einen verhält- nissmässig geringern Widerstand leisten oder nur mit einer kleinern Last beschwert wer- den können. §. 93. Diese Manipulazion hat übrigens den Vortheil, dass sie schnell von Statten geht und daher in jenen Fällen, wo es auf keine grosse Festigkeit ankommt, mit Vortheil zu ge- brauchen ist. Während der Bauführung der Budweiser Eisenbahn habe ich viele tausend Pfähle von 4 bis 5 Zoll Stärke mit diesen Schlägeln einrammen lassen; wenn nämlich die Eisenbahn mittelst eines Dammes über ein Thal von mehrern Klaftern Tiefe oder über sumpfige Grundstücke geführt werden sollte, wurden Uiberbrückungen erbaut, hierauf die Bahn gelegt und dann mit Benützung derselben die Erde, Schotter und Steine zur Herstellung der Dämme zugeführt. Eine solche Uiberbrückung bestand aus 4 bis 6 zölligen, runden, in ihrem natürlichen Zustande verwendeten Pfählen, welche bloss an ihrem stär- kern Ende zugespitzt und je 4 und 4 in Form von Jochen von 6 zu 6 Fuss Entfernung mit den beschriebenen Schlägeln eingetrieben, oben durch eine 6 Zoll breite und 7 Zoll hohe, dann 6 Fuss lange aufgezapfte Querschwelle verbunden wurden. Uiber diese Schwellen wurden die Bahnhölzer in der Entfernung der Geleiseweite aufgezapft und mit schmiedeisernen Schienen, wie wir im I. Bande §. 595, Seite 662 angegeben haben, beschlagen. Eine solche Uiberbrückung, welche allenfalls noch mit einigen Spreitzen versehen wurde, hatte die hinreichende Festigkeit, um mit Eisenbahnwägen befahren zu werden, man konnte daher über dieselbe die Erde, Schotter und Steine zur Herstellung des Dammes, so wie auch die Baumaterialien zur Anlage der Wasserdurchlässe zuführen, wogegen ohne diese Vorrichtung die Landzufuhr auf den unwegsamen Grundstücken neben der Eisenbahn sehr beschwerlich und äusserst kostspielig gewesen wäre. Der Ge- brauch der obengenannten Schlägel erschien daher bei dieser Arbeit, die nur eine leicht aufgeführte, für eine kurze Dauer berechnete Pilottirung bezweckte, von vielem Vortheile. §. 94. Sind jedoch Pfähle einzutreiben, welche grössere Lasten fortwährend tragen sollen, so muss man sich hiezu der eigentlich sogenannten Schlagwerke, Rammen oder Rammaschinen bedienen. Das wesentlichste Stück dieser Maschinen ist ein grosser Block von Eichenholz oder Gusseisen, Hoyer, Rammbär oder Rammklotz ge-

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/166>, abgerufen am 21.11.2024.