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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Gloucester und Berkeley Kanal.
Preussen und andern Ländern und es muss in der That ein erhabenes Schauspiel gewesen
seyn, als am 26. April 1827, drei grosse Dreimaster zuerst den Kanal befuhren und wohl-
behalten in Gloucester ankamen, wo bis dahin nur kleine Fahrzeuge gesehen wurden.
Alle Schiffe laden ihre Waaren entweder in Gloucester auf das Land aus, oder sie über-
laden auf kleinere Schiffe von beiläufig 100 Tonnen Gehalt, womit nunmehr die Schiff-
fahrt auf dem Flusse Severn bis Worcester und von dort bis Birmingham auf dem Ka-
nale fortgesetzt wird.

Die Schiffe gehen auf dem Gloucester und Berkeley Kanale mit Hilfe des Windes und
der Segel hinauf; gewöhnlich werden aber zu einem Schiffe mit 150 Tonnen zwei Pferde
und zu den grossen Schiffen mit 400 bis 500 Tonnen sechs Pferde ausserdem zum Zuge er-
fordert. Die Schiffskapitaine zahlen für zwei Pferde und einen Begleiter 1 Liv. für die
ganze Fahrt von 161/4 Meilen Länge, wo die Pferde den andern Tag immer leer zurück
gehen, da die Schiffe keine Rückladung finden. Selbst die grössten beladenen Schiffe
legen auf dem Kanale 2 Meilen in einer Stunde, demnach den ganzen Weg immer in
einem Tage zurück.

Die Verwaltung dieser grossen Unternehmung wird von dem thätigen Herrn Char-
leton
als Beamten (Clerk) seit 12 Jahren gegen einen blossen Gehalt von 150 Liv. gelei-
tet; diesem ist ein Schreiber mit 70 Liv. Gehalt beigegeben. Ausserdem ist ein Schleus-
senaufseher (Lock keeper) in Gloucester aufgestellt, welcher die Register für die durch-
gehenden Schiffe zu verfassen und die Tonnengebühr nach dem Tariffe zu berechnen
hat und bloss wochentlich 1 guinee (10 fl. 30 kr. C. M.) erhält; ein zweiter Schleussen-
aufseher ist in Sharpness Point. Es ist wohl nicht möglich ein grosses Geschäft durch
weniger Menschen und mit geringeren Auslagen verwalten zu lassen, vorzüglich wenn diess
mit der hier vorherrschenden Pünktlichkeit und Rechtlichkeit geschieht. Inzwischen
betrug die Einnahme der ganzen Unternehmung im Jahre 1829 wochentlich beiläufig
nur 180 Liv. oder jährlich gegen 10000 Liv., woraus sich der niedrige Stand der Akzien
dieser Unternehmung hinlänglich erklärt. Sollte ja einmal auf dem Kanale eine Tonnen-
gebühr für eine Million Tonnen erhoben werden, dann wird auch diese Unternehmung
wie so viele andere in England trotz der ungeheuern Baukosten rentiren.

§. 363.

Die Kanäle von Birmingham gehören unter die wichtigsten Wasserverbindungen,
die in England angelegt wurden. Nachdem 1/8 Akzie des alten Birmingham-Kanales,
welche mit 17 Liv. 10 sh. eingezahlt wurde, am 7. August 1829 den Cours von 292 hatte,
oder auf das beinahe 17fache des ursprünglichen Werthes gestiegen war und die Gesell-
schaft sich im Jahre 1825 veranlasst fand, sehr bedeutende neue Arbeiten an diesem Ka-
nale vornehmen zu lassen, so wird auch eine genaue Darstellung der Verhältnisse dieser
Unternehmung für unsere Leser nicht unwillkommen seyn.

Die erste Parlamentsakte für den alten Kanal von Birmingham erging im
Jahre 1768 und in den folgenden Jahren wurden im Ganzen noch 11 solche Akten für
diese Unternehmung erlassen. Der Kanal wurde ursprünglich auf 500 Akzien zu 140 Liv. st.
oder auf das Unternehmungskapital von 70000 Liv. st. gegründet; später wurden aber die
Akzien auf halbe, dann auf viertel und zuletzt auf achtel Akzien getheilt, so, dass gegen-

Gloucester und Berkeley Kanal.
Preussen und andern Ländern und es muss in der That ein erhabenes Schauspiel gewesen
seyn, als am 26. April 1827, drei grosse Dreimaster zuerst den Kanal befuhren und wohl-
behalten in Gloucester ankamen, wo bis dahin nur kleine Fahrzeuge gesehen wurden.
Alle Schiffe laden ihre Waaren entweder in Gloucester auf das Land aus, oder sie über-
laden auf kleinere Schiffe von beiläufig 100 Tonnen Gehalt, womit nunmehr die Schiff-
fahrt auf dem Flusse Severn bis Worcester und von dort bis Birmingham auf dem Ka-
nale fortgesetzt wird.

Die Schiffe gehen auf dem Gloucester und Berkeley Kanale mit Hilfe des Windes und
der Segel hinauf; gewöhnlich werden aber zu einem Schiffe mit 150 Tonnen zwei Pferde
und zu den grossen Schiffen mit 400 bis 500 Tonnen sechs Pferde ausserdem zum Zuge er-
fordert. Die Schiffskapitaine zahlen für zwei Pferde und einen Begleiter 1 Liv. für die
ganze Fahrt von 16¼ Meilen Länge, wo die Pferde den andern Tag immer leer zurück
gehen, da die Schiffe keine Rückladung finden. Selbst die grössten beladenen Schiffe
legen auf dem Kanale 2 Meilen in einer Stunde, demnach den ganzen Weg immer in
einem Tage zurück.

Die Verwaltung dieser grossen Unternehmung wird von dem thätigen Herrn Char-
leton
als Beamten (Clerk) seit 12 Jahren gegen einen blossen Gehalt von 150 Liv. gelei-
tet; diesem ist ein Schreiber mit 70 Liv. Gehalt beigegeben. Ausserdem ist ein Schleus-
senaufseher (Lock keeper) in Gloucester aufgestellt, welcher die Register für die durch-
gehenden Schiffe zu verfassen und die Tonnengebühr nach dem Tariffe zu berechnen
hat und bloss wochentlich 1 guinee (10 fl. 30 kr. C. M.) erhält; ein zweiter Schleussen-
aufseher ist in Sharpness Point. Es ist wohl nicht möglich ein grosses Geschäft durch
weniger Menschen und mit geringeren Auslagen verwalten zu lassen, vorzüglich wenn diess
mit der hier vorherrschenden Pünktlichkeit und Rechtlichkeit geschieht. Inzwischen
betrug die Einnahme der ganzen Unternehmung im Jahre 1829 wochentlich beiläufig
nur 180 Liv. oder jährlich gegen 10000 Liv., woraus sich der niedrige Stand der Akzien
dieser Unternehmung hinlänglich erklärt. Sollte ja einmal auf dem Kanale eine Tonnen-
gebühr für eine Million Tonnen erhoben werden, dann wird auch diese Unternehmung
wie so viele andere in England trotz der ungeheuern Baukosten rentiren.

§. 363.

Die Kanäle von Birmingham gehören unter die wichtigsten Wasserverbindungen,
die in England angelegt wurden. Nachdem ⅛ Akzie des alten Birmingham-Kanales,
welche mit 17 Liv. 10 sh. eingezahlt wurde, am 7. August 1829 den Cours von 292 hatte,
oder auf das beinahe 17fache des ursprünglichen Werthes gestiegen war und die Gesell-
schaft sich im Jahre 1825 veranlasst fand, sehr bedeutende neue Arbeiten an diesem Ka-
nale vornehmen zu lassen, so wird auch eine genaue Darstellung der Verhältnisse dieser
Unternehmung für unsere Leser nicht unwillkommen seyn.

Die erste Parlamentsakte für den alten Kanal von Birmingham erging im
Jahre 1768 und in den folgenden Jahren wurden im Ganzen noch 11 solche Akten für
diese Unternehmung erlassen. Der Kanal wurde ursprünglich auf 500 Akzien zu 140 Liv. st.
oder auf das Unternehmungskapital von 70000 Liv. st. gegründet; später wurden aber die
Akzien auf halbe, dann auf viertel und zuletzt auf achtel Akzien getheilt, so, dass gegen-

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[528/0546] Gloucester und Berkeley Kanal. Preussen und andern Ländern und es muss in der That ein erhabenes Schauspiel gewesen seyn, als am 26. April 1827, drei grosse Dreimaster zuerst den Kanal befuhren und wohl- behalten in Gloucester ankamen, wo bis dahin nur kleine Fahrzeuge gesehen wurden. Alle Schiffe laden ihre Waaren entweder in Gloucester auf das Land aus, oder sie über- laden auf kleinere Schiffe von beiläufig 100 Tonnen Gehalt, womit nunmehr die Schiff- fahrt auf dem Flusse Severn bis Worcester und von dort bis Birmingham auf dem Ka- nale fortgesetzt wird. Die Schiffe gehen auf dem Gloucester und Berkeley Kanale mit Hilfe des Windes und der Segel hinauf; gewöhnlich werden aber zu einem Schiffe mit 150 Tonnen zwei Pferde und zu den grossen Schiffen mit 400 bis 500 Tonnen sechs Pferde ausserdem zum Zuge er- fordert. Die Schiffskapitaine zahlen für zwei Pferde und einen Begleiter 1 Liv. für die ganze Fahrt von 16¼ Meilen Länge, wo die Pferde den andern Tag immer leer zurück gehen, da die Schiffe keine Rückladung finden. Selbst die grössten beladenen Schiffe legen auf dem Kanale 2 Meilen in einer Stunde, demnach den ganzen Weg immer in einem Tage zurück. Die Verwaltung dieser grossen Unternehmung wird von dem thätigen Herrn Char- leton als Beamten (Clerk) seit 12 Jahren gegen einen blossen Gehalt von 150 Liv. gelei- tet; diesem ist ein Schreiber mit 70 Liv. Gehalt beigegeben. Ausserdem ist ein Schleus- senaufseher (Lock keeper) in Gloucester aufgestellt, welcher die Register für die durch- gehenden Schiffe zu verfassen und die Tonnengebühr nach dem Tariffe zu berechnen hat und bloss wochentlich 1 guinee (10 fl. 30 kr. C. M.) erhält; ein zweiter Schleussen- aufseher ist in Sharpness Point. Es ist wohl nicht möglich ein grosses Geschäft durch weniger Menschen und mit geringeren Auslagen verwalten zu lassen, vorzüglich wenn diess mit der hier vorherrschenden Pünktlichkeit und Rechtlichkeit geschieht. Inzwischen betrug die Einnahme der ganzen Unternehmung im Jahre 1829 wochentlich beiläufig nur 180 Liv. oder jährlich gegen 10000 Liv., woraus sich der niedrige Stand der Akzien dieser Unternehmung hinlänglich erklärt. Sollte ja einmal auf dem Kanale eine Tonnen- gebühr für eine Million Tonnen erhoben werden, dann wird auch diese Unternehmung wie so viele andere in England trotz der ungeheuern Baukosten rentiren. §. 363. Die Kanäle von Birmingham gehören unter die wichtigsten Wasserverbindungen, die in England angelegt wurden. Nachdem ⅛ Akzie des alten Birmingham-Kanales, welche mit 17 Liv. 10 sh. eingezahlt wurde, am 7. August 1829 den Cours von 292 hatte, oder auf das beinahe 17fache des ursprünglichen Werthes gestiegen war und die Gesell- schaft sich im Jahre 1825 veranlasst fand, sehr bedeutende neue Arbeiten an diesem Ka- nale vornehmen zu lassen, so wird auch eine genaue Darstellung der Verhältnisse dieser Unternehmung für unsere Leser nicht unwillkommen seyn. Die erste Parlamentsakte für den alten Kanal von Birmingham erging im Jahre 1768 und in den folgenden Jahren wurden im Ganzen noch 11 solche Akten für diese Unternehmung erlassen. Der Kanal wurde ursprünglich auf 500 Akzien zu 140 Liv. st. oder auf das Unternehmungskapital von 70000 Liv. st. gegründet; später wurden aber die Akzien auf halbe, dann auf viertel und zuletzt auf achtel Akzien getheilt, so, dass gegen-

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/546>, abgerufen am 18.12.2024.