Uiber den Widerstand, welchen feste Körper bei ihrer Bewegung in flüssigen erfahren, haben in Frankreich d'Alembert, Condorcet und Bossut im Jahre 1775 und dann wieder Bossut und Condorcet im Jahre 1778 vielfältige Versuche angestellt. In einen grossen Wasserbehälter in Paris wurden nämlich prismatische Gefässe gebracht, an das vordere keilförmige Ende derselben ein Seil gebunden, dieses über zwei Rollen geführt und nun mittelst angehängter Gewichte an dem Ende dieses Seiles die Bewegung der im Wasser eingetauchten Gefässe beobachtet. Während der ersten Augenblike war die Bewegung beschleunigt, allein sie wurde in kurzer Zeit gleichförmig, wobei man daher die Schwere des angehängten Gewichtes als eben so gross wie den Widerstand des Wassers, welcher bei der beobachteten gleichförmigen Geschwindigkeit entsteht, anneh- men muss.
Da der Widerstand, welchen feste Körper bei ihrer Bewegung im Wasser erleiden, für die Bauart der Schiffe und die Schiffarth überhaupt von grösster Wichtigkeit ist, so haben nicht bloss die französischen, sondern auch die englischen Gelehrten hier- über Versuche angestellt, deren Resultate jedoch bisher keineswegs so übereinstim- mend sind, um hieraus die absolute Grösse des Widerstandes für jeden Fall bestimmt angeben zu können. Eine Zusammenstellung der vorzüglichsten Versuche dieser Art findet sich in dem Werke: "A treatise of Mechanics, theoretical, practical and de- scriptive, by Olinthus Gregory, 3d. edition, London 1815." Hiervon ist eine deutsche Uibersetzung von Herrn Dietlein, Lehrer an der k. preussischen Bauakademie im J. 1828 erschienen, in welcher nebstbei noch in einer besondern Beilage die Versuche und Beobachtungen über den Widerstand des Wassers vom Obersten Beaufoy, Mitgliede der k. Sozietät enthalten sind. Diese Versuche wurden aus den Annals of Philosophy, Aprilheft 1822 übersetzt.
Man bediente sich bei Anstellung dieser Versuche verschiedenartig gestalteter pris- matischer Gefässe, welche auf grosse Behälter gesetzt und deren Bewegung mittelst eines Gewichtes hervorgebracht wurde, welches an dem Gefässe befestigt war und dann über ein paar Rollen ging, um den horizontalen Widerstand des Schiffes durch die senkrechte Bewegung des Gewichtes bemessen zu können. In allen Versuchen war der winkelrechte Querschnitt der Gefässe ein Quadratfuss. Bei der ersten Versuchs- reihe hatte das Gefäss, wie der Grundriss und die Ansicht Fig. 4 zeigt, die LängeFig. 4. Tab. 65. am Vordertheile a b = 3 Fuss, den Mitteltheil b c = 1 Fuss und c e = 1 Fuss, dann die Länge des hintern Theiles c d = 4 Fuss 6 Zoll. Nebstbei wurden dieselben Versuche mit einem zweiten Gefässe Fig. 5 angestellt, welches denselben Vorder- und Mitteltheil, jedoch keinen Hintertheil hatte. Da auf diese Art beide Gefässe Fig. 4 und 5 einanderFig. 5. im Vorder- und Mitteltheile gleich sind, so muss der Unterschied der Widerstände, nach Abzug der Reibung des Wassers (der in allen Fällen vorgenommen wurde) von der Gestalt der Hintertheile abhängen. Beide Körper Fig. 4 und 5 wurden in der, durch den Pfeil angezeigten Richtung auf einem grossen Wasserbehälter durch Gewichte, welche an einer Schnur senkrecht über Rollen herabgingen, in Bewegung gesetzt und der Zustand der gleichförmigen Bewegung abgewartet Die Gewichte, welche in
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Widerstand fester Körper im Wasser.
§. 344.
Uiber den Widerstand, welchen feste Körper bei ihrer Bewegung in flüssigen erfahren, haben in Frankreich d'Alembert, Condorcet und Bossut im Jahre 1775 und dann wieder Bossut und Condorcet im Jahre 1778 vielfältige Versuche angestellt. In einen grossen Wasserbehälter in Paris wurden nämlich prismatische Gefässe gebracht, an das vordere keilförmige Ende derselben ein Seil gebunden, dieses über zwei Rollen geführt und nun mittelst angehängter Gewichte an dem Ende dieses Seiles die Bewegung der im Wasser eingetauchten Gefässe beobachtet. Während der ersten Augenblike war die Bewegung beschleunigt, allein sie wurde in kurzer Zeit gleichförmig, wobei man daher die Schwere des angehängten Gewichtes als eben so gross wie den Widerstand des Wassers, welcher bei der beobachteten gleichförmigen Geschwindigkeit entsteht, anneh- men muss.
Da der Widerstand, welchen feste Körper bei ihrer Bewegung im Wasser erleiden, für die Bauart der Schiffe und die Schiffarth überhaupt von grösster Wichtigkeit ist, so haben nicht bloss die französischen, sondern auch die englischen Gelehrten hier- über Versuche angestellt, deren Resultate jedoch bisher keineswegs so übereinstim- mend sind, um hieraus die absolute Grösse des Widerstandes für jeden Fall bestimmt angeben zu können. Eine Zusammenstellung der vorzüglichsten Versuche dieser Art findet sich in dem Werke: „A treatise of Mechanics, theoretical, practical and de- scriptive, by Olinthus Gregory, 3d. edition, London 1815.“ Hiervon ist eine deutsche Uibersetzung von Herrn Dietlein, Lehrer an der k. preussischen Bauakademie im J. 1828 erschienen, in welcher nebstbei noch in einer besondern Beilage die Versuche und Beobachtungen über den Widerstand des Wassers vom Obersten Beaufoy, Mitgliede der k. Sozietät enthalten sind. Diese Versuche wurden aus den Annals of Philosophy, Aprilheft 1822 übersetzt.
Man bediente sich bei Anstellung dieser Versuche verschiedenartig gestalteter pris- matischer Gefässe, welche auf grosse Behälter gesetzt und deren Bewegung mittelst eines Gewichtes hervorgebracht wurde, welches an dem Gefässe befestigt war und dann über ein paar Rollen ging, um den horizontalen Widerstand des Schiffes durch die senkrechte Bewegung des Gewichtes bemessen zu können. In allen Versuchen war der winkelrechte Querschnitt der Gefässe ein Quadratfuss. Bei der ersten Versuchs- reihe hatte das Gefäss, wie der Grundriss und die Ansicht Fig. 4 zeigt, die LängeFig. 4. Tab. 65. am Vordertheile a b = 3 Fuss, den Mitteltheil b c = 1 Fuss und c e = 1 Fuss, dann die Länge des hintern Theiles c d = 4 Fuss 6 Zoll. Nebstbei wurden dieselben Versuche mit einem zweiten Gefässe Fig. 5 angestellt, welches denselben Vorder- und Mitteltheil, jedoch keinen Hintertheil hatte. Da auf diese Art beide Gefässe Fig. 4 und 5 einanderFig. 5. im Vorder- und Mitteltheile gleich sind, so muss der Unterschied der Widerstände, nach Abzug der Reibung des Wassers (der in allen Fällen vorgenommen wurde) von der Gestalt der Hintertheile abhängen. Beide Körper Fig. 4 und 5 wurden in der, durch den Pfeil angezeigten Richtung auf einem grossen Wasserbehälter durch Gewichte, welche an einer Schnur senkrecht über Rollen herabgingen, in Bewegung gesetzt und der Zustand der gleichförmigen Bewegung abgewartet Die Gewichte, welche in
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Widerstand fester Körper im Wasser.
§. 344.
Uiber den Widerstand, welchen feste Körper bei ihrer Bewegung in
flüssigen erfahren, haben in Frankreich d'Alembert, Condorcet und Bossut im Jahre
1775 und dann wieder Bossut und Condorcet im Jahre 1778 vielfältige Versuche angestellt.
In einen grossen Wasserbehälter in Paris wurden nämlich prismatische Gefässe gebracht,
an das vordere keilförmige Ende derselben ein Seil gebunden, dieses über zwei Rollen
geführt und nun mittelst angehängter Gewichte an dem Ende dieses Seiles die Bewegung
der im Wasser eingetauchten Gefässe beobachtet. Während der ersten Augenblike war
die Bewegung beschleunigt, allein sie wurde in kurzer Zeit gleichförmig, wobei man
daher die Schwere des angehängten Gewichtes als eben so gross wie den Widerstand des
Wassers, welcher bei der beobachteten gleichförmigen Geschwindigkeit entsteht, anneh-
men muss.
Da der Widerstand, welchen feste Körper bei ihrer Bewegung im Wasser erleiden,
für die Bauart der Schiffe und die Schiffarth überhaupt von grösster Wichtigkeit ist,
so haben nicht bloss die französischen, sondern auch die englischen Gelehrten hier-
über Versuche angestellt, deren Resultate jedoch bisher keineswegs so übereinstim-
mend sind, um hieraus die absolute Grösse des Widerstandes für jeden Fall bestimmt
angeben zu können. Eine Zusammenstellung der vorzüglichsten Versuche dieser Art
findet sich in dem Werke: „A treatise of Mechanics, theoretical, practical and de-
scriptive, by Olinthus Gregory, 3d. edition, London 1815.“ Hiervon ist eine deutsche
Uibersetzung von Herrn Dietlein, Lehrer an der k. preussischen Bauakademie im J. 1828
erschienen, in welcher nebstbei noch in einer besondern Beilage die Versuche und
Beobachtungen über den Widerstand des Wassers vom Obersten Beaufoy, Mitgliede
der k. Sozietät enthalten sind. Diese Versuche wurden aus den Annals of Philosophy,
Aprilheft 1822 übersetzt.
Man bediente sich bei Anstellung dieser Versuche verschiedenartig gestalteter pris-
matischer Gefässe, welche auf grosse Behälter gesetzt und deren Bewegung mittelst
eines Gewichtes hervorgebracht wurde, welches an dem Gefässe befestigt war und dann
über ein paar Rollen ging, um den horizontalen Widerstand des Schiffes durch die
senkrechte Bewegung des Gewichtes bemessen zu können. In allen Versuchen war der
winkelrechte Querschnitt der Gefässe ein Quadratfuss. Bei der ersten Versuchs-
reihe hatte das Gefäss, wie der Grundriss und die Ansicht Fig. 4 zeigt, die Länge
am Vordertheile a b = 3 Fuss, den Mitteltheil b c = 1 Fuss und c e = 1 Fuss, dann die
Länge des hintern Theiles c d = 4 Fuss 6 Zoll. Nebstbei wurden dieselben Versuche
mit einem zweiten Gefässe Fig. 5 angestellt, welches denselben Vorder- und Mitteltheil,
jedoch keinen Hintertheil hatte. Da auf diese Art beide Gefässe Fig. 4 und 5 einander
im Vorder- und Mitteltheile gleich sind, so muss der Unterschied der Widerstände,
nach Abzug der Reibung des Wassers (der in allen Fällen vorgenommen wurde) von
der Gestalt der Hintertheile abhängen. Beide Körper Fig. 4 und 5 wurden in der, durch
den Pfeil angezeigten Richtung auf einem grossen Wasserbehälter durch Gewichte,
welche an einer Schnur senkrecht über Rollen herabgingen, in Bewegung gesetzt und
der Zustand der gleichförmigen Bewegung abgewartet Die Gewichte, welche in
Fig.
4.
Tab.
65.
Fig.
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/493>, abgerufen am 18.12.2024.
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