Wir haben bereits §. 310 bemerkt, dass man bei oberschlächtigen Rädern die Weite der Radkränze immer hinreichend gross annehmen müsse, damit sich die Zellen nur mit einem kleinen Theile ihres Inhaltes, welcher höchstens ein Drittel betragen darf, anfüllen, oder damit die Höhe des Wassers in den Zellen nach der Rech- nung nur höchstens den dritten Theil der Höhe des Radkranzes beträgt. Nach diesen Grundsätzen sieht man leicht ein, dass bei einem oberschlächtigen Rade, wenn es mit einer grössern Wassermenge gefüllt wird, auch der Ort des ausfliessenden Wassers hinaufsteigen und daher eine Verminderung der Höhe der wirksamen Wassersäule eintreten muss. Der Effekt des Rades, welcher dem Produkt aus der Wassermenge in diese Höhe proporzional ist, kann sich also nicht nach Verhältniss der zugeleiteten Wassermenge allein vermehren. Hiervon kann man sich leicht durch einen Versuch bei jedem oberschlächtigen Rade überzeugen, wie bereits Seite 431 bemerkt wurde. Wird z. B. auf ein solches Rad, welches Stabhämmer betreibt, einmal irgend eine Wassermenge M und bei einem zweiten Versuche die doppelte Wassermenge 2 M geleitet, so wird man sogleich finden, dass das Rad im zweiten Falle während gleicher Zeit nicht die doppelte Arbeit liefert, oder dass die Hämmer, welche z. B. früher 40 Schläge in einer Minute machten, bei der doppelten Wassermenge nicht 80 Schläge, sondern immer weniger ma- chen werden. Im letztern Falle ist nämlich der Punkt des Ausflusses aus den Zellen er- höht und dadurch die Höhe der wirksamen Wassersäule vermindert worden, wornach nun auch der Effekt für die doppelte Wassermenge nicht zweimal so viel als bei der einfachen Wassermenge betragen kann.
Hieraus sieht man, dass es in allen diesen Fällen vorzüglich darauf ankomme, dem Rade die nothwendige Weite zu geben, in welcher Hinsicht auch alle in neuern Zeiten in England erbauten Räder viel breiter als es früher der Fall war, gemacht und gewöhnlich so berechnet sind, dass sie nur mit dem 5ten oder 6ten Theile des Zelleninhal- tes angefüllt werden. Will man aber ein bestehendes Rad so umbauen, dass es z. B. die doppelte Wassermenge aufnehmen könne, so muss dasselbe die doppelte Breite erhalten, damit eine gleich hohe wirksame Wassersäule vorhanden seyn möge.
§. 339.
Fig. 8. Tab. 64.
Eine zweite Art den Wasserzufluss oberhalb eines Schutzbretes zu leiten und beliebig zu reguliren, ist Fig. 8 so dargestellt, wie dieselbe im nördlichen Theile von England seit mehreren Jahren üblich ist. An die Sohle a b des gusseisernen Gerinnes wird ein hinreichend grosses starkes Leder befestigt, welches sich bis c an die eisernen Stangen anlegt, und dadurch den Wasserzufluss so wie eine Schütze ganz absperrt. Dieses Leder wickelt sich um die Welle c d, die höher und niedriger gestellt und dadurch auch der Wasserzufluss, welcher bloss über der Welle statt findet, auf einen höhern oder niedrigern Ort am Umfange des Rades geleitet werden kann. Zu diesem Zwecke liegen die Zapfen der Welle c d in dem untern Ende zweier gezähnter Stangen e f, welche durch zwei Getriebe g bewegt werden, die an einer gemeinschaft- lichen eisernen Achse fest sitzen und mittelst Kurbeln an dieser Achse bewegt werden
Weite der Radkränze bei Kropfrädern.
§. 338.
Wir haben bereits §. 310 bemerkt, dass man bei oberschlächtigen Rädern die Weite der Radkränze immer hinreichend gross annehmen müsse, damit sich die Zellen nur mit einem kleinen Theile ihres Inhaltes, welcher höchstens ein Drittel betragen darf, anfüllen, oder damit die Höhe des Wassers in den Zellen nach der Rech- nung nur höchstens den dritten Theil der Höhe des Radkranzes beträgt. Nach diesen Grundsätzen sieht man leicht ein, dass bei einem oberschlächtigen Rade, wenn es mit einer grössern Wassermenge gefüllt wird, auch der Ort des ausfliessenden Wassers hinaufsteigen und daher eine Verminderung der Höhe der wirksamen Wassersäule eintreten muss. Der Effekt des Rades, welcher dem Produkt aus der Wassermenge in diese Höhe proporzional ist, kann sich also nicht nach Verhältniss der zugeleiteten Wassermenge allein vermehren. Hiervon kann man sich leicht durch einen Versuch bei jedem oberschlächtigen Rade überzeugen, wie bereits Seite 431 bemerkt wurde. Wird z. B. auf ein solches Rad, welches Stabhämmer betreibt, einmal irgend eine Wassermenge M und bei einem zweiten Versuche die doppelte Wassermenge 2 M geleitet, so wird man sogleich finden, dass das Rad im zweiten Falle während gleicher Zeit nicht die doppelte Arbeit liefert, oder dass die Hämmer, welche z. B. früher 40 Schläge in einer Minute machten, bei der doppelten Wassermenge nicht 80 Schläge, sondern immer weniger ma- chen werden. Im letztern Falle ist nämlich der Punkt des Ausflusses aus den Zellen er- höht und dadurch die Höhe der wirksamen Wassersäule vermindert worden, wornach nun auch der Effekt für die doppelte Wassermenge nicht zweimal so viel als bei der einfachen Wassermenge betragen kann.
Hieraus sieht man, dass es in allen diesen Fällen vorzüglich darauf ankomme, dem Rade die nothwendige Weite zu geben, in welcher Hinsicht auch alle in neuern Zeiten in England erbauten Räder viel breiter als es früher der Fall war, gemacht und gewöhnlich so berechnet sind, dass sie nur mit dem 5ten oder 6ten Theile des Zelleninhal- tes angefüllt werden. Will man aber ein bestehendes Rad so umbauen, dass es z. B. die doppelte Wassermenge aufnehmen könne, so muss dasselbe die doppelte Breite erhalten, damit eine gleich hohe wirksame Wassersäule vorhanden seyn möge.
§. 339.
Fig. 8. Tab. 64.
Eine zweite Art den Wasserzufluss oberhalb eines Schutzbretes zu leiten und beliebig zu reguliren, ist Fig. 8 so dargestellt, wie dieselbe im nördlichen Theile von England seit mehreren Jahren üblich ist. An die Sohle a b des gusseisernen Gerinnes wird ein hinreichend grosses starkes Leder befestigt, welches sich bis c an die eisernen Stangen anlegt, und dadurch den Wasserzufluss so wie eine Schütze ganz absperrt. Dieses Leder wickelt sich um die Welle c d, die höher und niedriger gestellt und dadurch auch der Wasserzufluss, welcher bloss über der Welle statt findet, auf einen höhern oder niedrigern Ort am Umfange des Rades geleitet werden kann. Zu diesem Zwecke liegen die Zapfen der Welle c d in dem untern Ende zweier gezähnter Stangen e f, welche durch zwei Getriebe g bewegt werden, die an einer gemeinschaft- lichen eisernen Achse fest sitzen und mittelst Kurbeln an dieser Achse bewegt werden
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Weite der Radkränze bei Kropfrädern.
§. 338.
Wir haben bereits §. 310 bemerkt, dass man bei oberschlächtigen Rädern die
Weite der Radkränze immer hinreichend gross annehmen müsse, damit
sich die Zellen nur mit einem kleinen Theile ihres Inhaltes, welcher höchstens ein Drittel
betragen darf, anfüllen, oder damit die Höhe des Wassers in den Zellen nach der Rech-
nung nur höchstens den dritten Theil der Höhe des Radkranzes beträgt. Nach diesen
Grundsätzen sieht man leicht ein, dass bei einem oberschlächtigen Rade, wenn es mit
einer grössern Wassermenge gefüllt wird, auch der Ort des ausfliessenden
Wassers hinaufsteigen und daher eine Verminderung der Höhe der wirksamen Wassersäule
eintreten muss. Der Effekt des Rades, welcher dem Produkt aus der Wassermenge in
diese Höhe proporzional ist, kann sich also nicht nach Verhältniss der zugeleiteten
Wassermenge allein vermehren. Hiervon kann man sich leicht durch einen Versuch bei
jedem oberschlächtigen Rade überzeugen, wie bereits Seite 431 bemerkt wurde. Wird
z. B. auf ein solches Rad, welches Stabhämmer betreibt, einmal irgend eine Wassermenge
M und bei einem zweiten Versuche die doppelte Wassermenge 2 M geleitet, so wird man
sogleich finden, dass das Rad im zweiten Falle während gleicher Zeit nicht die doppelte
Arbeit liefert, oder dass die Hämmer, welche z. B. früher 40 Schläge in einer Minute
machten, bei der doppelten Wassermenge nicht 80 Schläge, sondern immer weniger ma-
chen werden. Im letztern Falle ist nämlich der Punkt des Ausflusses aus den Zellen er-
höht und dadurch die Höhe der wirksamen Wassersäule vermindert worden, wornach nun
auch der Effekt für die doppelte Wassermenge nicht zweimal so viel als bei der einfachen
Wassermenge betragen kann.
Hieraus sieht man, dass es in allen diesen Fällen vorzüglich darauf ankomme, dem
Rade die nothwendige Weite zu geben, in welcher Hinsicht auch alle in neuern
Zeiten in England erbauten Räder viel breiter als es früher der Fall war, gemacht und
gewöhnlich so berechnet sind, dass sie nur mit dem 5ten oder 6ten Theile des Zelleninhal-
tes angefüllt werden. Will man aber ein bestehendes Rad so umbauen, dass es z. B. die
doppelte Wassermenge aufnehmen könne, so muss dasselbe die doppelte Breite erhalten,
damit eine gleich hohe wirksame Wassersäule vorhanden seyn möge.
§. 339.
Eine zweite Art den Wasserzufluss oberhalb eines Schutzbretes zu
leiten und beliebig zu reguliren, ist Fig. 8 so dargestellt, wie dieselbe im
nördlichen Theile von England seit mehreren Jahren üblich ist. An die Sohle a b des
gusseisernen Gerinnes wird ein hinreichend grosses starkes Leder befestigt, welches sich
bis c an die eisernen Stangen anlegt, und dadurch den Wasserzufluss so wie eine Schütze
ganz absperrt. Dieses Leder wickelt sich um die Welle c d, die höher und niedriger
gestellt und dadurch auch der Wasserzufluss, welcher bloss über der Welle statt findet,
auf einen höhern oder niedrigern Ort am Umfange des Rades geleitet werden kann. Zu
diesem Zwecke liegen die Zapfen der Welle c d in dem untern Ende zweier gezähnter
Stangen e f, welche durch zwei Getriebe g bewegt werden, die an einer gemeinschaft-
lichen eisernen Achse fest sitzen und mittelst Kurbeln an dieser Achse bewegt werden
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/486>, abgerufen am 18.11.2024.
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