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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Versuche von Bossut mit unterschlächtigen Rädern.

Die Uibereinstimmung dieser Versuche mit der angeführten Theorie dürfte hinreichen.
Uibrigens ist auch in diesen Versuchen das anstossende Wasser (in der siebenten Kolumne)
beträchtlich kleiner als das herbeifliessende (in der zweiten Kolumne), woran, wie schon
erinnert worden, die zu geringe Anzahl der Schaufeln Schuld ist. Wir haben bereits S. 353
gesehen, dass die vortheilhafteste Geschwindigkeit des Rades nebst den Gesetzen des Was-
serstosses noch von der Anzahl der im Wasser gehenden Schaufeln nach Seite 389 und vom
Verhältniss der Höhe des Wassers im Schussgerinne zur Höhe, welche der Geschwindig-
digkeit des Wassers zugehört, abhänge; weil aber alle diese Grössen bei jedem Ver-
suche eine Aenderung erlitten haben, so ist leicht begreiflich, warum Herr Smeaton die
vortheilhafteste Geschwindigkeit des Rades so sehr veränderlich gefunden habe, und
warum selbe den Gesetzen des Parent um so näher kam, je weniger der Widerstand der
Stauung betrug. Sowohl der Unterschied des herbeifliessenden und anstossenden Was-
sers, als auch die Stauung sind zu beträchtlich, als dass sich die gegebenen Annäherungen
S. 353 und 389 hierbei anwenden liessen. Eine genauere Auseinandersetzung dessen aber
erfordert mühsame Rechnungen, die man hier so viel als möglich zu vermeiden suchte,
und welche im gegenwärtigen Falle um so mehr wegbleiben können, als nicht abzusehen
ist, welcher nützliche Gebrauch davon gemacht werden könnte.

§. 294.

Herr Abbe Bossut hat theils in Schussgerinnen, theils auch in Kanälen, deren
Querschnitt viel grösser war als die Schaufeln des Rades, mehrere Versuche angestellt,
um durch selbe die vortheilhafteste Anordnung der Wasserräder auf dem Wege der Er-
fahrung ausfindig zu machen. Da die letztern Versuche zu unserm Gegenstande nicht
gehören, so werden wir nur die erstern anführen und mit der vorgetragenen Theorie zu-
sammen halten.

Seine Maschine war so eingerichtet, wie oben (Seite 385) erwähnt worden; die Ab-
messungen derselben waren folgende:

Durchmesser der äusseren Peripherie des Rades   A = 36 Zoll
" " " Welle sammt der Schnur   b = 2 2/3 "
" " " Wellenzapfen   b = 1/4 "
" " " festen Rolle, über welche die Schnur lief   d = 3 2/3 "
" " " Rollenzapfen   d = 2/9 "
Breite der Schaufeln   B = 5 "
Höhe der Schaufeln, welche vom anstossenden Wasser nie über-
stiegen wurde   = 6 "
Anzahl der Schaufeln   N = 48 "
Gewicht des ganzen Rades   M = 44 Pfund.

Es fehlte beyläufig 1/2 Linie, dass die Radschaufeln den Boden und die Wände des
Gerinnes nicht berührten. Das Wasser floss in das Gerinne aus einem grossen Behält-
niss, worin beständig einerlei Höhe über den Boden der Ausflussöffnung unterhalten
wurde. Diese Höhe war = 12 Zoll, die Breite der Oeffnung = 5 Zoll, und ihre Höhe

Versuche von Bossut mit unterschlächtigen Rädern.

Die Uibereinstimmung dieser Versuche mit der angeführten Theorie dürfte hinreichen.
Uibrigens ist auch in diesen Versuchen das anstossende Wasser (in der siebenten Kolumne)
beträchtlich kleiner als das herbeifliessende (in der zweiten Kolumne), woran, wie schon
erinnert worden, die zu geringe Anzahl der Schaufeln Schuld ist. Wir haben bereits S. 353
gesehen, dass die vortheilhafteste Geschwindigkeit des Rades nebst den Gesetzen des Was-
serstosses noch von der Anzahl der im Wasser gehenden Schaufeln nach Seite 389 und vom
Verhältniss der Höhe des Wassers im Schussgerinne zur Höhe, welche der Geschwindig-
digkeit des Wassers zugehört, abhänge; weil aber alle diese Grössen bei jedem Ver-
suche eine Aenderung erlitten haben, so ist leicht begreiflich, warum Herr Smeaton die
vortheilhafteste Geschwindigkeit des Rades so sehr veränderlich gefunden habe, und
warum selbe den Gesetzen des Parent um so näher kam, je weniger der Widerstand der
Stauung betrug. Sowohl der Unterschied des herbeifliessenden und anstossenden Was-
sers, als auch die Stauung sind zu beträchtlich, als dass sich die gegebenen Annäherungen
S. 353 und 389 hierbei anwenden liessen. Eine genauere Auseinandersetzung dessen aber
erfordert mühsame Rechnungen, die man hier so viel als möglich zu vermeiden suchte,
und welche im gegenwärtigen Falle um so mehr wegbleiben können, als nicht abzusehen
ist, welcher nützliche Gebrauch davon gemacht werden könnte.

§. 294.

Herr Abbé Bossut hat theils in Schussgerinnen, theils auch in Kanälen, deren
Querschnitt viel grösser war als die Schaufeln des Rades, mehrere Versuche angestellt,
um durch selbe die vortheilhafteste Anordnung der Wasserräder auf dem Wege der Er-
fahrung ausfindig zu machen. Da die letztern Versuche zu unserm Gegenstande nicht
gehören, so werden wir nur die erstern anführen und mit der vorgetragenen Theorie zu-
sammen halten.

Seine Maschine war so eingerichtet, wie oben (Seite 385) erwähnt worden; die Ab-
messungen derselben waren folgende:

Durchmesser der äusseren Peripherie des Rades   A = 36 Zoll
„ „ „ Welle sammt der Schnur   b = 2⅔ „
„ „ „ Wellenzapfen   β = ¼ „
„ „ „ festen Rolle, über welche die Schnur lief   d = 3⅔ „
„ „ „ Rollenzapfen   δ = 2/9 „
Breite der Schaufeln   B = 5 „
Höhe der Schaufeln, welche vom anstossenden Wasser nie über-
stiegen wurde   = 6 „
Anzahl der Schaufeln   N = 48 „
Gewicht des ganzen Rades   M = 44 Pfund.

Es fehlte beyläufig ½ Linie, dass die Radschaufeln den Boden und die Wände des
Gerinnes nicht berührten. Das Wasser floss in das Gerinne aus einem grossen Behält-
niss, worin beständig einerlei Höhe über den Boden der Ausflussöffnung unterhalten
wurde. Diese Höhe war = 12 Zoll, die Breite der Oeffnung = 5 Zoll, und ihre Höhe

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[397/0415] Versuche von Bossut mit unterschlächtigen Rädern. Die Uibereinstimmung dieser Versuche mit der angeführten Theorie dürfte hinreichen. Uibrigens ist auch in diesen Versuchen das anstossende Wasser (in der siebenten Kolumne) beträchtlich kleiner als das herbeifliessende (in der zweiten Kolumne), woran, wie schon erinnert worden, die zu geringe Anzahl der Schaufeln Schuld ist. Wir haben bereits S. 353 gesehen, dass die vortheilhafteste Geschwindigkeit des Rades nebst den Gesetzen des Was- serstosses noch von der Anzahl der im Wasser gehenden Schaufeln nach Seite 389 und vom Verhältniss der Höhe des Wassers im Schussgerinne zur Höhe, welche der Geschwindig- digkeit des Wassers zugehört, abhänge; weil aber alle diese Grössen bei jedem Ver- suche eine Aenderung erlitten haben, so ist leicht begreiflich, warum Herr Smeaton die vortheilhafteste Geschwindigkeit des Rades so sehr veränderlich gefunden habe, und warum selbe den Gesetzen des Parent um so näher kam, je weniger der Widerstand der Stauung betrug. Sowohl der Unterschied des herbeifliessenden und anstossenden Was- sers, als auch die Stauung sind zu beträchtlich, als dass sich die gegebenen Annäherungen S. 353 und 389 hierbei anwenden liessen. Eine genauere Auseinandersetzung dessen aber erfordert mühsame Rechnungen, die man hier so viel als möglich zu vermeiden suchte, und welche im gegenwärtigen Falle um so mehr wegbleiben können, als nicht abzusehen ist, welcher nützliche Gebrauch davon gemacht werden könnte. §. 294. Herr Abbé Bossut hat theils in Schussgerinnen, theils auch in Kanälen, deren Querschnitt viel grösser war als die Schaufeln des Rades, mehrere Versuche angestellt, um durch selbe die vortheilhafteste Anordnung der Wasserräder auf dem Wege der Er- fahrung ausfindig zu machen. Da die letztern Versuche zu unserm Gegenstande nicht gehören, so werden wir nur die erstern anführen und mit der vorgetragenen Theorie zu- sammen halten. Seine Maschine war so eingerichtet, wie oben (Seite 385) erwähnt worden; die Ab- messungen derselben waren folgende: Durchmesser der äusseren Peripherie des Rades A = 36 Zoll „ „ „ Welle sammt der Schnur b = 2⅔ „ „ „ „ Wellenzapfen β = ¼ „ „ „ „ festen Rolle, über welche die Schnur lief d = 3⅔ „ „ „ „ Rollenzapfen δ = 2/9 „ Breite der Schaufeln B = 5 „ Höhe der Schaufeln, welche vom anstossenden Wasser nie über- stiegen wurde = 6 „ Anzahl der Schaufeln N = 48 „ Gewicht des ganzen Rades M = 44 Pfund. Es fehlte beyläufig ½ Linie, dass die Radschaufeln den Boden und die Wände des Gerinnes nicht berührten. Das Wasser floss in das Gerinne aus einem grossen Behält- niss, worin beständig einerlei Höhe über den Boden der Ausflussöffnung unterhalten wurde. Diese Höhe war = 12 Zoll, die Breite der Oeffnung = 5 Zoll, und ihre Höhe

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/415>, abgerufen am 18.11.2024.