mit der krummen Linie einen gleichen Winkel bilden. Die Müller pflegen sich dieseTab. 57, 58 und 59. krumme Linie zu verzeichnen, auf einem Brete aufzureissen, dieses hiernach auszu- schneiden und nun als Schablone bei dem Behauen oder Schärfen der Mühlsteine zu benützen. Uibrigens pflegt man bei den Schärfungen mit den krummen und geraden Li- nien abzuwechseln, so dass der Läufer einmal krumm und das anderemal wieder gerade und der Bodenstein immer auf die entgegengesetzte Art gehauen wird.
Die Mühlsteine, zwischen welchen das Getreide gemahlen wird, müssen von der Art seyn, damit sie die Körner angreifen und gleichsam zerschneiden, dann sich jedoch nicht so leicht abnützen. Harte Sandsteine, welche bimstein- und gleichsam glasartig sind, eignen sich vorzüglich dazu. In Prag bedient man sich der Sandsteine aus dem 21/2 Meilen entfernten Zehrowitzer oder Dogeser Bruche, von welchen der grösste Theil der Brücke in Prag gebaut worden seyn soll. Zum Mahlen des ganz feinen Mehles gebraucht man Sandsteine aus Zittau in der Lausitz. Uibrigens muss der Läufer immer stärker oder höher als der Bodenstein seyn und eine bestimmte Schwere haben, um das Getreide ge- hörig zermalmen zu können; wäre nämlich der Läufer zu leicht, so würde ihn das harte Getreide bei der Umdrehung heben und dasselbe sonach nicht zerrieben werden. Aus dieser Ursache pflegen die Läufer in Böhmen bei dem Anfange ihres Gebrauches beinahe 11/2 Elle hoch und eben so dick zu seyn; durch die Schärfungen werden sie nun immer niedriger, bis sie zuletzt die Höhe von 14 bis 15 Zoll erhalten, wo sie nicht mehr genug Gewicht haben. Da man nun die Läufer in dieser Eigenschaft nicht mehr brauchen kann, so verwendet man sie zu Bodensteinen, wo ihre weitere Abnützung ohne Nachtheil ist.
§. 283.
Das Getreide, welches gemahlen werden soll, wird in einen oberhalb den Mühl- steinen befindlichen viereckigten Kasten, den Rumpf V, geschüttet. Derselbe hat die Form, welche man am besten aus dem Durchschnitte Fig. 4 ersieht, und hängt in der Rumpfleiter, die aus vier Hölzern f, f, f', f'' besteht, welche auf den zwei Schwellen g, g' nach der Seite geschoben werden kann, wenn die Steine wegen der Schärfung abge- hoben werden. Der Rumpf hat keinen daran befestigten, sondern einen beweglichen Boden W, welcher der Schuh genannt wird. Dieser Boden hängt hinten und vorne an Baststricken und kann vorne mittelst eines kleinen Haspels h nach Bedarf höher oder niedriger gestellt werden, wenn mehr oder weniger Getreide in den Stein fallen soll. Damit aber der Ausfluss des Getreides aus der im Schuhe angebrachten Oeffnung in das Läuferauge gleichförmig erfolge, ist an dem Schuhe ein Daum b' angebracht, welcher etwa einen Zoll tief in das Läuferauge reicht. An dem obern Ende dieses Auges ist ein eiserner Ring p in den Stein fest eingelassen, welcher wie Fig. 16 zeigt, mit einem Zahne oder einer kleinen schiefen Fläche versehen ist. Da der Schuh durch sein Gewicht senkrecht herabhängt, so wird der Daum b' so gestellt, dass er beständig an den Umfang dieses eisernen Ringes andrückt. Wird nun der Läufer gedreht, so schiebt sich der Daum über die schiefe Fläche des Ringes Fig. 16 hinauf und fällt bei jedem Umlaufe einmal über die Höhe dieser schiefen Fläche zurück. Diess verursacht nun eine beständige Bewegung des Schuhes, wodurch jede Verstopfung des Getreides bei seiner Ausströmung aus dem Rumpfe verhindert wird. Zur sichern Bewegung des
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Beschreibung einer Wasser-Mahl-Mühle in Prag.
mit der krummen Linie einen gleichen Winkel bilden. Die Müller pflegen sich dieseTab. 57, 58 und 59. krumme Linie zu verzeichnen, auf einem Brete aufzureissen, dieses hiernach auszu- schneiden und nun als Schablone bei dem Behauen oder Schärfen der Mühlsteine zu benützen. Uibrigens pflegt man bei den Schärfungen mit den krummen und geraden Li- nien abzuwechseln, so dass der Läufer einmal krumm und das anderemal wieder gerade und der Bodenstein immer auf die entgegengesetzte Art gehauen wird.
Die Mühlsteine, zwischen welchen das Getreide gemahlen wird, müssen von der Art seyn, damit sie die Körner angreifen und gleichsam zerschneiden, dann sich jedoch nicht so leicht abnützen. Harte Sandsteine, welche bimstein- und gleichsam glasartig sind, eignen sich vorzüglich dazu. In Prag bedient man sich der Sandsteine aus dem 2½ Meilen entfernten Žehrowitzer oder Dogeser Bruche, von welchen der grösste Theil der Brücke in Prag gebaut worden seyn soll. Zum Mahlen des ganz feinen Mehles gebraucht man Sandsteine aus Zittau in der Lausitz. Uibrigens muss der Läufer immer stärker oder höher als der Bodenstein seyn und eine bestimmte Schwere haben, um das Getreide ge- hörig zermalmen zu können; wäre nämlich der Läufer zu leicht, so würde ihn das harte Getreide bei der Umdrehung heben und dasselbe sonach nicht zerrieben werden. Aus dieser Ursache pflegen die Läufer in Böhmen bei dem Anfange ihres Gebrauches beinahe 1½ Elle hoch und eben so dick zu seyn; durch die Schärfungen werden sie nun immer niedriger, bis sie zuletzt die Höhe von 14 bis 15 Zoll erhalten, wo sie nicht mehr genug Gewicht haben. Da man nun die Läufer in dieser Eigenschaft nicht mehr brauchen kann, so verwendet man sie zu Bodensteinen, wo ihre weitere Abnützung ohne Nachtheil ist.
§. 283.
Das Getreide, welches gemahlen werden soll, wird in einen oberhalb den Mühl- steinen befindlichen viereckigten Kasten, den Rumpf V, geschüttet. Derselbe hat die Form, welche man am besten aus dem Durchschnitte Fig. 4 ersieht, und hängt in der Rumpfleiter, die aus vier Hölzern f, f, f', f'' besteht, welche auf den zwei Schwellen g, g' nach der Seite geschoben werden kann, wenn die Steine wegen der Schärfung abge- hoben werden. Der Rumpf hat keinen daran befestigten, sondern einen beweglichen Boden W, welcher der Schuh genannt wird. Dieser Boden hängt hinten und vorne an Baststricken und kann vorne mittelst eines kleinen Haspels h nach Bedarf höher oder niedriger gestellt werden, wenn mehr oder weniger Getreide in den Stein fallen soll. Damit aber der Ausfluss des Getreides aus der im Schuhe angebrachten Oeffnung in das Läuferauge gleichförmig erfolge, ist an dem Schuhe ein Daum b' angebracht, welcher etwa einen Zoll tief in das Läuferauge reicht. An dem obern Ende dieses Auges ist ein eiserner Ring p in den Stein fest eingelassen, welcher wie Fig. 16 zeigt, mit einem Zahne oder einer kleinen schiefen Fläche versehen ist. Da der Schuh durch sein Gewicht senkrecht herabhängt, so wird der Daum b' so gestellt, dass er beständig an den Umfang dieses eisernen Ringes andrückt. Wird nun der Läufer gedreht, so schiebt sich der Daum über die schiefe Fläche des Ringes Fig. 16 hinauf und fällt bei jedem Umlaufe einmal über die Höhe dieser schiefen Fläche zurück. Diess verursacht nun eine beständige Bewegung des Schuhes, wodurch jede Verstopfung des Getreides bei seiner Ausströmung aus dem Rumpfe verhindert wird. Zur sichern Bewegung des
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Beschreibung einer Wasser-Mahl-Mühle in Prag.
mit der krummen Linie einen gleichen Winkel bilden. Die Müller pflegen sich diese
krumme Linie zu verzeichnen, auf einem Brete aufzureissen, dieses hiernach auszu-
schneiden und nun als Schablone bei dem Behauen oder Schärfen der Mühlsteine zu
benützen. Uibrigens pflegt man bei den Schärfungen mit den krummen und geraden Li-
nien abzuwechseln, so dass der Läufer einmal krumm und das anderemal wieder gerade
und der Bodenstein immer auf die entgegengesetzte Art gehauen wird.
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und
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Die Mühlsteine, zwischen welchen das Getreide gemahlen wird, müssen von der
Art seyn, damit sie die Körner angreifen und gleichsam zerschneiden, dann sich jedoch
nicht so leicht abnützen. Harte Sandsteine, welche bimstein- und gleichsam glasartig
sind, eignen sich vorzüglich dazu. In Prag bedient man sich der Sandsteine aus dem
2½ Meilen entfernten Žehrowitzer oder Dogeser Bruche, von welchen der grösste Theil der
Brücke in Prag gebaut worden seyn soll. Zum Mahlen des ganz feinen Mehles gebraucht
man Sandsteine aus Zittau in der Lausitz. Uibrigens muss der Läufer immer stärker oder
höher als der Bodenstein seyn und eine bestimmte Schwere haben, um das Getreide ge-
hörig zermalmen zu können; wäre nämlich der Läufer zu leicht, so würde ihn das harte
Getreide bei der Umdrehung heben und dasselbe sonach nicht zerrieben werden. Aus
dieser Ursache pflegen die Läufer in Böhmen bei dem Anfange ihres Gebrauches beinahe
1½ Elle hoch und eben so dick zu seyn; durch die Schärfungen werden sie nun immer
niedriger, bis sie zuletzt die Höhe von 14 bis 15 Zoll erhalten, wo sie nicht mehr genug
Gewicht haben. Da man nun die Läufer in dieser Eigenschaft nicht mehr brauchen kann,
so verwendet man sie zu Bodensteinen, wo ihre weitere Abnützung ohne Nachtheil ist.
§. 283.
Das Getreide, welches gemahlen werden soll, wird in einen oberhalb den Mühl-
steinen befindlichen viereckigten Kasten, den Rumpf V, geschüttet. Derselbe hat die
Form, welche man am besten aus dem Durchschnitte Fig. 4 ersieht, und hängt in der
Rumpfleiter, die aus vier Hölzern f, f, f', f'' besteht, welche auf den zwei Schwellen
g, g' nach der Seite geschoben werden kann, wenn die Steine wegen der Schärfung abge-
hoben werden. Der Rumpf hat keinen daran befestigten, sondern einen beweglichen
Boden W, welcher der Schuh genannt wird. Dieser Boden hängt hinten und vorne
an Baststricken und kann vorne mittelst eines kleinen Haspels h nach Bedarf höher oder
niedriger gestellt werden, wenn mehr oder weniger Getreide in den Stein fallen soll.
Damit aber der Ausfluss des Getreides aus der im Schuhe angebrachten Oeffnung
in das Läuferauge gleichförmig erfolge, ist an dem Schuhe ein Daum b' angebracht,
welcher etwa einen Zoll tief in das Läuferauge reicht. An dem obern Ende dieses
Auges ist ein eiserner Ring p in den Stein fest eingelassen, welcher wie Fig. 16 zeigt,
mit einem Zahne oder einer kleinen schiefen Fläche versehen ist. Da der Schuh durch
sein Gewicht senkrecht herabhängt, so wird der Daum b' so gestellt, dass er beständig
an den Umfang dieses eisernen Ringes andrückt. Wird nun der Läufer gedreht, so
schiebt sich der Daum über die schiefe Fläche des Ringes Fig. 16 hinauf und fällt bei
jedem Umlaufe einmal über die Höhe dieser schiefen Fläche zurück. Diess verursacht
nun eine beständige Bewegung des Schuhes, wodurch jede Verstopfung des Getreides
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/397>, abgerufen am 18.12.2024.
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