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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Versuch bei einer Wasser-Mahl-Mühle in Prag.
haben, um dem Anfrieren im Winter nicht zu unterliegen, dass sonach in diesen Hin-
sichten sehr viel Wasser ober und unter den Schaufeln und von beiden Seiten unbenützt
abfliesst. Dieses Wasser kommt zwar zum Theile den folgenden Rädern wieder zu gut,
es kann jedoch in keinem Falle eine so grosse Wirkung hervorbringen, als dann Statt
finden würde, wenn die Höhe der Schaufeln der Höhe des Wassers im Gerinne gleich
wäre und überdiess die wegen mehreren Ursachen unvermeidlichen Spielräume am Bo-
den des Gerinnes und an den Seitenwänden nicht vorhanden wären.

Aus der ganzen Berechnung dieser Mühle sehen wir, dass die Grösse des
Wasserstosses nur aus dem Gewichte der in einer Sekunde herbei-
fliessenden Wassermenge und aus dem Unterschiede der Geschwin-
digkeiten, mit welchen das Wasser gegen die Radschaufeln fliesst
und hinter denselben wieder abfliesst, berechnet wurde
, weil offenbar
nur der Unterschied dieser Bewegungen der Kraft beigemessen werden kann, womit die
Räder betrieben wurden, und deren Rückwirkung im Gegentheile das Wasser im Schuss-
gerinne aufgehalten hat. Da bereits sehr viele Versuche über die Benützung des Was-
sers in Mühlgerinnen gemacht worden sind und noch gemacht werden dürften, so
glaubt man dieses Verfahren denjenigen, die sich mit solchen Versuchen beschäftigen,
um so mehr empfehlen zu dürfen, als die angeführten unbenützten Abflusswege und
die übrigen Widerstände, welche hier eintreten, mit hinlänglicher Genauigkeit nicht
wohl ausgemittelt werden können.

§. 276.

Bei der Anlegung einer Mühle wird es demnach darauf ankommen, zuerst die
Wassermenge zu bemessen, auf deren Benützung man mit Sicherheit rechnen kann,
und dann das Gefälle auszumitteln, wie hoch das Wasser durch den Bau eines Weh-
res gestaut werden dürfe, um hieraus die Geschwindigkeit zu berechnen, mit welcher das
Wasser gegen die Mühlräder geleitet werden kann. Da die Hauptschwellen gewöhnlich
in die Oberfläche des Unterwassers gelegt werden, so wird sich dem gemäss nach §. 264
die Höhe des Wassers im Mühlgerinne und nach §. 274 die Neigung des Mühlgerinnes bei
einem, dann nach §. 271 und 273 dieselbe Neigung für zwei oder drei Räder, die hinter-
einander in einem Gerinne aufgestellt werden, bestimmen lassen.

Aus der herbeifliessenden Wassermenge M und aus der Höhe H des Wassers vor den
Mühlschützen findet man das zu benützende vortheilhafteste Bewegungsmoment für ein
Rad = 56,4 M [Formel 1] .

Aus diesem Produkte wird die Anzahl der Mahlgänge im Gerinne be-
stimmt, welche von diesem Bewegungsmomente betrieben werden können. Hierbei
ist nun hauptsächlich sowohl die Grösse der in jedem Lande üblichen Mühlsteine,
die Anzahl der Metzen oder Scheffel, welche mit einem solchen Steine in 24 Stunden
gemahlen werden und das hierzu erforderliche Bewegungsmoment zu berücksichtigen.
Da wir bereits angeführt haben, dass die Seite 364 aufgestellten Erfahrungen über das
Mahlquantum, welches von einer Pferdekraft bewirkt werden kann, nicht mit jenem
Detail in den hierüber erschienenen Schriften angegeben sind, was zur genauen Beur-
theilung der Vermahlungsmethode und des gewonnenen Produktes nothwendig ist, so

47*

Versuch bei einer Wasser-Mahl-Mühle in Prag.
haben, um dem Anfrieren im Winter nicht zu unterliegen, dass sonach in diesen Hin-
sichten sehr viel Wasser ober und unter den Schaufeln und von beiden Seiten unbenützt
abfliesst. Dieses Wasser kommt zwar zum Theile den folgenden Rädern wieder zu gut,
es kann jedoch in keinem Falle eine so grosse Wirkung hervorbringen, als dann Statt
finden würde, wenn die Höhe der Schaufeln der Höhe des Wassers im Gerinne gleich
wäre und überdiess die wegen mehreren Ursachen unvermeidlichen Spielräume am Bo-
den des Gerinnes und an den Seitenwänden nicht vorhanden wären.

Aus der ganzen Berechnung dieser Mühle sehen wir, dass die Grösse des
Wasserstosses nur aus dem Gewichte der in einer Sekunde herbei-
fliessenden Wassermenge und aus dem Unterschiede der Geschwin-
digkeiten, mit welchen das Wasser gegen die Radschaufeln fliesst
und hinter denselben wieder abfliesst, berechnet wurde
, weil offenbar
nur der Unterschied dieser Bewegungen der Kraft beigemessen werden kann, womit die
Räder betrieben wurden, und deren Rückwirkung im Gegentheile das Wasser im Schuss-
gerinne aufgehalten hat. Da bereits sehr viele Versuche über die Benützung des Was-
sers in Mühlgerinnen gemacht worden sind und noch gemacht werden dürften, so
glaubt man dieses Verfahren denjenigen, die sich mit solchen Versuchen beschäftigen,
um so mehr empfehlen zu dürfen, als die angeführten unbenützten Abflusswege und
die übrigen Widerstände, welche hier eintreten, mit hinlänglicher Genauigkeit nicht
wohl ausgemittelt werden können.

§. 276.

Bei der Anlegung einer Mühle wird es demnach darauf ankommen, zuerst die
Wassermenge zu bemessen, auf deren Benützung man mit Sicherheit rechnen kann,
und dann das Gefälle auszumitteln, wie hoch das Wasser durch den Bau eines Weh-
res gestaut werden dürfe, um hieraus die Geschwindigkeit zu berechnen, mit welcher das
Wasser gegen die Mühlräder geleitet werden kann. Da die Hauptschwellen gewöhnlich
in die Oberfläche des Unterwassers gelegt werden, so wird sich dem gemäss nach §. 264
die Höhe des Wassers im Mühlgerinne und nach §. 274 die Neigung des Mühlgerinnes bei
einem, dann nach §. 271 und 273 dieselbe Neigung für zwei oder drei Räder, die hinter-
einander in einem Gerinne aufgestellt werden, bestimmen lassen.

Aus der herbeifliessenden Wassermenge M und aus der Höhe H des Wassers vor den
Mühlschützen findet man das zu benützende vortheilhafteste Bewegungsmoment für ein
Rad = 56,4 M [Formel 1] .

Aus diesem Produkte wird die Anzahl der Mahlgänge im Gerinne be-
stimmt, welche von diesem Bewegungsmomente betrieben werden können. Hierbei
ist nun hauptsächlich sowohl die Grösse der in jedem Lande üblichen Mühlsteine,
die Anzahl der Metzen oder Scheffel, welche mit einem solchen Steine in 24 Stunden
gemahlen werden und das hierzu erforderliche Bewegungsmoment zu berücksichtigen.
Da wir bereits angeführt haben, dass die Seite 364 aufgestellten Erfahrungen über das
Mahlquantum, welches von einer Pferdekraft bewirkt werden kann, nicht mit jenem
Detail in den hierüber erschienenen Schriften angegeben sind, was zur genauen Beur-
theilung der Vermahlungsmethode und des gewonnenen Produktes nothwendig ist, so

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[371/0389] Versuch bei einer Wasser-Mahl-Mühle in Prag. haben, um dem Anfrieren im Winter nicht zu unterliegen, dass sonach in diesen Hin- sichten sehr viel Wasser ober und unter den Schaufeln und von beiden Seiten unbenützt abfliesst. Dieses Wasser kommt zwar zum Theile den folgenden Rädern wieder zu gut, es kann jedoch in keinem Falle eine so grosse Wirkung hervorbringen, als dann Statt finden würde, wenn die Höhe der Schaufeln der Höhe des Wassers im Gerinne gleich wäre und überdiess die wegen mehreren Ursachen unvermeidlichen Spielräume am Bo- den des Gerinnes und an den Seitenwänden nicht vorhanden wären. Aus der ganzen Berechnung dieser Mühle sehen wir, dass die Grösse des Wasserstosses nur aus dem Gewichte der in einer Sekunde herbei- fliessenden Wassermenge und aus dem Unterschiede der Geschwin- digkeiten, mit welchen das Wasser gegen die Radschaufeln fliesst und hinter denselben wieder abfliesst, berechnet wurde, weil offenbar nur der Unterschied dieser Bewegungen der Kraft beigemessen werden kann, womit die Räder betrieben wurden, und deren Rückwirkung im Gegentheile das Wasser im Schuss- gerinne aufgehalten hat. Da bereits sehr viele Versuche über die Benützung des Was- sers in Mühlgerinnen gemacht worden sind und noch gemacht werden dürften, so glaubt man dieses Verfahren denjenigen, die sich mit solchen Versuchen beschäftigen, um so mehr empfehlen zu dürfen, als die angeführten unbenützten Abflusswege und die übrigen Widerstände, welche hier eintreten, mit hinlänglicher Genauigkeit nicht wohl ausgemittelt werden können. §. 276. Bei der Anlegung einer Mühle wird es demnach darauf ankommen, zuerst die Wassermenge zu bemessen, auf deren Benützung man mit Sicherheit rechnen kann, und dann das Gefälle auszumitteln, wie hoch das Wasser durch den Bau eines Weh- res gestaut werden dürfe, um hieraus die Geschwindigkeit zu berechnen, mit welcher das Wasser gegen die Mühlräder geleitet werden kann. Da die Hauptschwellen gewöhnlich in die Oberfläche des Unterwassers gelegt werden, so wird sich dem gemäss nach §. 264 die Höhe des Wassers im Mühlgerinne und nach §. 274 die Neigung des Mühlgerinnes bei einem, dann nach §. 271 und 273 dieselbe Neigung für zwei oder drei Räder, die hinter- einander in einem Gerinne aufgestellt werden, bestimmen lassen. Aus der herbeifliessenden Wassermenge M und aus der Höhe H des Wassers vor den Mühlschützen findet man das zu benützende vortheilhafteste Bewegungsmoment für ein Rad = 56,4 M [FORMEL]. Aus diesem Produkte wird die Anzahl der Mahlgänge im Gerinne be- stimmt, welche von diesem Bewegungsmomente betrieben werden können. Hierbei ist nun hauptsächlich sowohl die Grösse der in jedem Lande üblichen Mühlsteine, die Anzahl der Metzen oder Scheffel, welche mit einem solchen Steine in 24 Stunden gemahlen werden und das hierzu erforderliche Bewegungsmoment zu berücksichtigen. Da wir bereits angeführt haben, dass die Seite 364 aufgestellten Erfahrungen über das Mahlquantum, welches von einer Pferdekraft bewirkt werden kann, nicht mit jenem Detail in den hierüber erschienenen Schriften angegeben sind, was zur genauen Beur- theilung der Vermahlungsmethode und des gewonnenen Produktes nothwendig ist, so 47*

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/389>, abgerufen am 18.12.2024.