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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Einfluss der Grösse des Rades auf den Effekt.
Wirkung des Rades Statt finden. Im Gegentheile, wenn dem Wasser die ganze Ge-
schwindigkeit entzogen, oder v = 0 gesetzt wird, ist zwar der Druck des Wassers an
das Rad der grösste, nämlich = 56,4 f · [Formel 1] = 56,4 f . 2 h, weil aber nunmehr das Rad
stille stehen, folglich abermals keine Arbeit verrichten würde, so wäre das Bewegungs-
moment wieder = 0. Die Gleichung für den grössten Effekt 56,4 f . c · [Formel 2] hält demnach
das Mittel zwischen beiden Extremen, wo nämlich im ersten Falle der Druck K der
kleinste oder = 0 und die Geschwindigkeit v = c, folglich die grösstmögliche, im
zweiten Falle aber der Druck an die Schaufeln zwar am grössten, jedoch die Ge-
schwindigkeit v = 0 die kleinste ist.

§. 267.

Weil bei allen Maschinen das Produkt der Kraft in ihre Geschwindigkeit dem
Produkte der gehobenen Last in ihre Geschwindigkeit gleich kommt, so ist hieraus
ersichtlich, warum in der Gleichung K . v = 56,4 f . c [Formel 3] v die Hebelsarme ent-
fallen oder von keiner Wirkung befunden worden sind
. Die Grösse des
Halbmessers oder Durchmessers eines Wasserrades ist daher für den Effekt desselben
ganz gleichgültig, indem derselbe dadurch weder vermehrt noch vermindert wird;
zugleich sehen wir, dass bei jeder Maschine, die durch den Stoss des Wassers bewegt
wird, die Frage über die Grösse der Arbeit, und ob die von der Maschine verrichtete
Arbeit wirklich ein Maximum sey, am schicklichsten aus der vortheilhaftesten
Verwendung des Wassers im Schussgerinne beantwortet
werden könne.
Hierbei wird nämlich vorausgesetzt, dass die Reibung, der Widerstand der Luft und
andere Nebenumstände keine merklichen Hindernisse veranlassen, welche, im Falle sie
Statt finden, die Wirkung der Maschine immer etwas zurücksetzen und durch andere
mechanische Mittel möglichst beseitigt werden müssen.

Die Bestimmung der vortheilhaftesten Geschwindigkeit der Radschaufeln dient
hauptsächlich dazu, um durch angemessene Verhältnisse der Hebelsarme den Gang
der Maschine so einzurichten, wie sie für die zu verrichtende Arbeit am zuträglich-
sten ist.

Bei den Getreidemühlen hat man die Erfahrung gemacht, dass zur Erzeugung
eines brauchbaren Mehles nur eine bestimmte Geschwindigkeit der Mühlsteine anzu-
wenden sey, weil bei der grössern Geschwindigkeit das Mehl gleichsam verbrannt
wird und das hieraus gebackene Brod einen eigenen widrigen Geschmack erhält; bei
einer zu langsamen Bewegung aber das zerschrotene Getreide oder Mehl zwischen den
Mühlsteinen sitzen bleibt und dem Beutelsack nicht hinlänglich zugeführt wird. Auf
gleiche Art ist auch z. B. bei Spinnmaschinen, Webereien, Hammer- und Pochwerken
u. s. w. nur eine bestimmte Geschwindigkeit der Arbeit zuträglich. Ist nun diese be-
kannt, so ergibt sich hieraus von selbst das vortheilhafteste Verhältniss der Hebels-
arme, welches diesen Geschwindigkeiten proporzional angenommen werden muss.

Einfluss der Grösse des Rades auf den Effekt.
Wirkung des Rades Statt finden. Im Gegentheile, wenn dem Wasser die ganze Ge-
schwindigkeit entzogen, oder v = 0 gesetzt wird, ist zwar der Druck des Wassers an
das Rad der grösste, nämlich = 56,4 f · [Formel 1] = 56,4 f . 2 h, weil aber nunmehr das Rad
stille stehen, folglich abermals keine Arbeit verrichten würde, so wäre das Bewegungs-
moment wieder = 0. Die Gleichung für den grössten Effekt 56,4 f . c · [Formel 2] hält demnach
das Mittel zwischen beiden Extremen, wo nämlich im ersten Falle der Druck K der
kleinste oder = 0 und die Geschwindigkeit v = c, folglich die grösstmögliche, im
zweiten Falle aber der Druck an die Schaufeln zwar am grössten, jedoch die Ge-
schwindigkeit v = 0 die kleinste ist.

§. 267.

Weil bei allen Maschinen das Produkt der Kraft in ihre Geschwindigkeit dem
Produkte der gehobenen Last in ihre Geschwindigkeit gleich kommt, so ist hieraus
ersichtlich, warum in der Gleichung K . v = 56,4 f . c [Formel 3] v die Hebelsarme ent-
fallen oder von keiner Wirkung befunden worden sind
. Die Grösse des
Halbmessers oder Durchmessers eines Wasserrades ist daher für den Effekt desselben
ganz gleichgültig, indem derselbe dadurch weder vermehrt noch vermindert wird;
zugleich sehen wir, dass bei jeder Maschine, die durch den Stoss des Wassers bewegt
wird, die Frage über die Grösse der Arbeit, und ob die von der Maschine verrichtete
Arbeit wirklich ein Maximum sey, am schicklichsten aus der vortheilhaftesten
Verwendung des Wassers im Schussgerinne beantwortet
werden könne.
Hierbei wird nämlich vorausgesetzt, dass die Reibung, der Widerstand der Luft und
andere Nebenumstände keine merklichen Hindernisse veranlassen, welche, im Falle sie
Statt finden, die Wirkung der Maschine immer etwas zurücksetzen und durch andere
mechanische Mittel möglichst beseitigt werden müssen.

Die Bestimmung der vortheilhaftesten Geschwindigkeit der Radschaufeln dient
hauptsächlich dazu, um durch angemessene Verhältnisse der Hebelsarme den Gang
der Maschine so einzurichten, wie sie für die zu verrichtende Arbeit am zuträglich-
sten ist.

Bei den Getreidemühlen hat man die Erfahrung gemacht, dass zur Erzeugung
eines brauchbaren Mehles nur eine bestimmte Geschwindigkeit der Mühlsteine anzu-
wenden sey, weil bei der grössern Geschwindigkeit das Mehl gleichsam verbrannt
wird und das hieraus gebackene Brod einen eigenen widrigen Geschmack erhält; bei
einer zu langsamen Bewegung aber das zerschrotene Getreide oder Mehl zwischen den
Mühlsteinen sitzen bleibt und dem Beutelsack nicht hinlänglich zugeführt wird. Auf
gleiche Art ist auch z. B. bei Spinnmaschinen, Webereien, Hammer- und Pochwerken
u. s. w. nur eine bestimmte Geschwindigkeit der Arbeit zuträglich. Ist nun diese be-
kannt, so ergibt sich hieraus von selbst das vortheilhafteste Verhältniss der Hebels-
arme, welches diesen Geschwindigkeiten proporzional angenommen werden muss.

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[358/0376] Einfluss der Grösse des Rades auf den Effekt. Wirkung des Rades Statt finden. Im Gegentheile, wenn dem Wasser die ganze Ge- schwindigkeit entzogen, oder v = 0 gesetzt wird, ist zwar der Druck des Wassers an das Rad der grösste, nämlich = 56,4 f · [FORMEL] = 56,4 f . 2 h, weil aber nunmehr das Rad stille stehen, folglich abermals keine Arbeit verrichten würde, so wäre das Bewegungs- moment wieder = 0. Die Gleichung für den grössten Effekt 56,4 f . c · [FORMEL] hält demnach das Mittel zwischen beiden Extremen, wo nämlich im ersten Falle der Druck K der kleinste oder = 0 und die Geschwindigkeit v = c, folglich die grösstmögliche, im zweiten Falle aber der Druck an die Schaufeln zwar am grössten, jedoch die Ge- schwindigkeit v = 0 die kleinste ist. §. 267. Weil bei allen Maschinen das Produkt der Kraft in ihre Geschwindigkeit dem Produkte der gehobenen Last in ihre Geschwindigkeit gleich kommt, so ist hieraus ersichtlich, warum in der Gleichung K . v = 56,4 f . c [FORMEL] v die Hebelsarme ent- fallen oder von keiner Wirkung befunden worden sind. Die Grösse des Halbmessers oder Durchmessers eines Wasserrades ist daher für den Effekt desselben ganz gleichgültig, indem derselbe dadurch weder vermehrt noch vermindert wird; zugleich sehen wir, dass bei jeder Maschine, die durch den Stoss des Wassers bewegt wird, die Frage über die Grösse der Arbeit, und ob die von der Maschine verrichtete Arbeit wirklich ein Maximum sey, am schicklichsten aus der vortheilhaftesten Verwendung des Wassers im Schussgerinne beantwortet werden könne. Hierbei wird nämlich vorausgesetzt, dass die Reibung, der Widerstand der Luft und andere Nebenumstände keine merklichen Hindernisse veranlassen, welche, im Falle sie Statt finden, die Wirkung der Maschine immer etwas zurücksetzen und durch andere mechanische Mittel möglichst beseitigt werden müssen. Die Bestimmung der vortheilhaftesten Geschwindigkeit der Radschaufeln dient hauptsächlich dazu, um durch angemessene Verhältnisse der Hebelsarme den Gang der Maschine so einzurichten, wie sie für die zu verrichtende Arbeit am zuträglich- sten ist. Bei den Getreidemühlen hat man die Erfahrung gemacht, dass zur Erzeugung eines brauchbaren Mehles nur eine bestimmte Geschwindigkeit der Mühlsteine anzu- wenden sey, weil bei der grössern Geschwindigkeit das Mehl gleichsam verbrannt wird und das hieraus gebackene Brod einen eigenen widrigen Geschmack erhält; bei einer zu langsamen Bewegung aber das zerschrotene Getreide oder Mehl zwischen den Mühlsteinen sitzen bleibt und dem Beutelsack nicht hinlänglich zugeführt wird. Auf gleiche Art ist auch z. B. bei Spinnmaschinen, Webereien, Hammer- und Pochwerken u. s. w. nur eine bestimmte Geschwindigkeit der Arbeit zuträglich. Ist nun diese be- kannt, so ergibt sich hieraus von selbst das vortheilhafteste Verhältniss der Hebels- arme, welches diesen Geschwindigkeiten proporzional angenommen werden muss.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/376>, abgerufen am 18.11.2024.