Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

Tachometer von Brünings.
und der Druck desselben durch ein Gewicht an einer Wage mit gleichen ArmenFig.
3.
Tab.
55.

abgewogen wird. Man kann hierzu auch eine Schnellwage oder eine Wage mit Zei-
ger brauchen. Die Grösse der Tafel betrug bei den Messungen von Brünings einen
Quadratfuss. Setzen wir sie = F, so erhalten wir für eine gleicharmige Wage
56,4 . m . F · [Formel 1] = p und wenn mit dem Instrumente an der Oberfläche des Wassers, wo
die Geschwindigkeit bereits bekannt ist, ein Versuch gemacht wird, so ist
56,4 . m . F · [Formel 2] = P. Werden beide Gleichungen mit einander dividirt, so ist [Formel 3] ,
woraus wieder die jedesmalige Geschwindigkeit berechnet werden kann.

Dieses Instrument hat vor den früher angegebenen den wesentlichen Vortheil, dass
man die Geschwindigkeit des Wassers in jeder Tiefe messen kann, und dass hierbei die
Tafel dem Stosse des Wassers genau wiakelrecht entgegensteht, endlich dass der Pfahl
hierbei keinen Einfluss ausübt. Aus dieser Ursache sind auch keine verlässlichern und
überdiess mit mehr Sorgfalt angestellten Geschwindigkeitsmessungen bekannt, als jene
von Brünings.

Man findet inzwischen bei näherer Untersuchung derselben dennoch einige Ungleich-
heiten, welche darin ihren Grund haben, dass wenn p zu klein ist, die Tafel bis an den
Pfahl zurück geht und es sehr schwer ist, sie im Gleichgewichte zu erhalten, wenigstens
erfordert diess ausserordentlich viel Zeit. Während den Versuchen schwankt immer die
Wage so stark, dass man das Gewicht p nie vollkommen genau bestimmen kann. Die-
ses Schwanken findet zwar bei andern Instrumenten, wie z. B. bei dem hydrometrischen
Pendel auch Statt, allein es gewährt gerade dort den Vortheil, dass man die kleinste und
grösste Geschwindigkeit der Wellenbewegung sogleich an der eingetheilten Skale erken-
nen und daher auch bestimmen kann, welches bei dem Tachometer unmöglich ist. Uiber-
diess ist hier noch eine Reibung sowohl zwischen der Stange der Tafel und dem Pfahle
bei x, als auch an der Rolle vorhanden, und beide Reibungen müssen erst von dem Stosse
überwältigt werden. Da nun das Holz bei x nicht polirt werden kann und überdiess im
Wasser anschwillt, so kann man die Reibung daselbst unmöglich beseitigen, das Holz
wird aber ausserdem anquellen und es muss ein hinreichender Spielraum bleiben, wel-
cher wieder verursacht, dass die Tafel sich verwenden kann und dann der Fläche des
Wassers nicht volkommen winkelrecht entgegensteht.

§. 236.

Der hydrometrische Flügel von Woltmann besteht aus zwei kleinen
blechernen Flügeln, die so wie die Flügel einer Windmühle gestellt und dem Stosse
des Wassers entgegen gehalten werden, um ihre Umdrehungen in einer bestimmtenFig.
4.

Zeit zu zählen. Diese Flügel drehen sich nämlich mit einer Achse, an welcher sich
eine Schraube ohne Ende befindet. In diese Schraube greift ein gezähntes Rad ein, des-
sen Achsen in einem kleinen Rahmen laufen, der oben an dem Instrumente mit einer
Schnur angezogen oder ausgelassen werden kann. Im gewöhnlichen Zustande greift das
gezähnte Rad in die Schraube ohne Ende nicht ein und erst wenn man zu messen anfan-
gen will, zieht man die Schnur an, und es fällt nun die Schraube ohne Ende in das

40*

Tachometer von Brünings.
und der Druck desselben durch ein Gewicht an einer Wage mit gleichen ArmenFig.
3.
Tab.
55.

abgewogen wird. Man kann hierzu auch eine Schnellwage oder eine Wage mit Zei-
ger brauchen. Die Grösse der Tafel betrug bei den Messungen von Brünings einen
Quadratfuss. Setzen wir sie = F, so erhalten wir für eine gleicharmige Wage
56,4 . m . F · [Formel 1] = p und wenn mit dem Instrumente an der Oberfläche des Wassers, wo
die Geschwindigkeit bereits bekannt ist, ein Versuch gemacht wird, so ist
56,4 . m . F · [Formel 2] = P. Werden beide Gleichungen mit einander dividirt, so ist [Formel 3] ,
woraus wieder die jedesmalige Geschwindigkeit berechnet werden kann.

Dieses Instrument hat vor den früher angegebenen den wesentlichen Vortheil, dass
man die Geschwindigkeit des Wassers in jeder Tiefe messen kann, und dass hierbei die
Tafel dem Stosse des Wassers genau wiakelrecht entgegensteht, endlich dass der Pfahl
hierbei keinen Einfluss ausübt. Aus dieser Ursache sind auch keine verlässlichern und
überdiess mit mehr Sorgfalt angestellten Geschwindigkeitsmessungen bekannt, als jene
von Brünings.

Man findet inzwischen bei näherer Untersuchung derselben dennoch einige Ungleich-
heiten, welche darin ihren Grund haben, dass wenn p zu klein ist, die Tafel bis an den
Pfahl zurück geht und es sehr schwer ist, sie im Gleichgewichte zu erhalten, wenigstens
erfordert diess ausserordentlich viel Zeit. Während den Versuchen schwankt immer die
Wage so stark, dass man das Gewicht p nie vollkommen genau bestimmen kann. Die-
ses Schwanken findet zwar bei andern Instrumenten, wie z. B. bei dem hydrometrischen
Pendel auch Statt, allein es gewährt gerade dort den Vortheil, dass man die kleinste und
grösste Geschwindigkeit der Wellenbewegung sogleich an der eingetheilten Skale erken-
nen und daher auch bestimmen kann, welches bei dem Tachometer unmöglich ist. Uiber-
diess ist hier noch eine Reibung sowohl zwischen der Stange der Tafel und dem Pfahle
bei x, als auch an der Rolle vorhanden, und beide Reibungen müssen erst von dem Stosse
überwältigt werden. Da nun das Holz bei x nicht polirt werden kann und überdiess im
Wasser anschwillt, so kann man die Reibung daselbst unmöglich beseitigen, das Holz
wird aber ausserdem anquellen und es muss ein hinreichender Spielraum bleiben, wel-
cher wieder verursacht, dass die Tafel sich verwenden kann und dann der Fläche des
Wassers nicht volkommen winkelrecht entgegensteht.

§. 236.

Der hydrometrische Flügel von Woltmann besteht aus zwei kleinen
blechernen Flügeln, die so wie die Flügel einer Windmühle gestellt und dem Stosse
des Wassers entgegen gehalten werden, um ihre Umdrehungen in einer bestimmtenFig.
4.

Zeit zu zählen. Diese Flügel drehen sich nämlich mit einer Achse, an welcher sich
eine Schraube ohne Ende befindet. In diese Schraube greift ein gezähntes Rad ein, des-
sen Achsen in einem kleinen Rahmen laufen, der oben an dem Instrumente mit einer
Schnur angezogen oder ausgelassen werden kann. Im gewöhnlichen Zustande greift das
gezähnte Rad in die Schraube ohne Ende nicht ein und erst wenn man zu messen anfan-
gen will, zieht man die Schnur an, und es fällt nun die Schraube ohne Ende in das

40*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0333" n="315"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Tachometer von Brünings</hi>.</fw><lb/>
und der Druck desselben durch ein Gewicht an einer Wage mit gleichen Armen<note place="right">Fig.<lb/>
3.<lb/>
Tab.<lb/>
55.</note><lb/>
abgewogen wird. Man kann hierzu auch eine Schnellwage oder eine Wage mit Zei-<lb/>
ger brauchen. Die Grösse der Tafel betrug bei den Messungen von <hi rendition="#i">Brünings</hi> einen<lb/>
Quadratfuss. Setzen wir sie = F, so erhalten wir für eine gleicharmige Wage<lb/>
56,<hi rendition="#sub">4</hi> . m . F · <formula/> = p und wenn mit dem Instrumente an der Oberfläche des Wassers, wo<lb/>
die Geschwindigkeit bereits bekannt ist, ein Versuch gemacht wird, so ist<lb/>
56,<hi rendition="#sub">4</hi> . m . F · <formula/> = P. Werden beide Gleichungen mit einander dividirt, so ist <formula/>,<lb/>
woraus wieder die jedesmalige Geschwindigkeit berechnet werden kann.</p><lb/>
            <p>Dieses Instrument hat vor den früher angegebenen den wesentlichen Vortheil, dass<lb/>
man die Geschwindigkeit des Wassers in jeder Tiefe messen kann, und dass hierbei die<lb/>
Tafel dem Stosse des Wassers genau wiakelrecht entgegensteht, endlich dass der Pfahl<lb/>
hierbei keinen Einfluss ausübt. Aus dieser Ursache sind auch keine verlässlichern und<lb/>
überdiess mit mehr Sorgfalt angestellten Geschwindigkeitsmessungen bekannt, als jene<lb/>
von <hi rendition="#i">Brünings</hi>.</p><lb/>
            <p>Man findet inzwischen bei näherer Untersuchung derselben dennoch einige Ungleich-<lb/>
heiten, welche darin ihren Grund haben, dass wenn p zu klein ist, die Tafel bis an den<lb/>
Pfahl zurück geht und es sehr schwer ist, sie im Gleichgewichte zu erhalten, wenigstens<lb/>
erfordert diess ausserordentlich viel Zeit. Während den Versuchen schwankt immer die<lb/>
Wage so stark, dass man das Gewicht p nie vollkommen genau bestimmen kann. Die-<lb/>
ses Schwanken findet zwar bei andern Instrumenten, wie z. B. bei dem hydrometrischen<lb/>
Pendel auch Statt, allein es gewährt gerade dort den Vortheil, dass man die kleinste und<lb/>
grösste Geschwindigkeit der Wellenbewegung sogleich an der eingetheilten Skale erken-<lb/>
nen und daher auch bestimmen kann, welches bei dem Tachometer unmöglich ist. Uiber-<lb/>
diess ist hier noch eine Reibung sowohl zwischen der Stange der Tafel und dem Pfahle<lb/>
bei x, als auch an der Rolle vorhanden, und beide Reibungen müssen erst von dem Stosse<lb/>
überwältigt werden. Da nun das Holz bei x nicht polirt werden kann und überdiess im<lb/>
Wasser anschwillt, so kann man die Reibung daselbst unmöglich beseitigen, das Holz<lb/>
wird aber ausserdem anquellen und es muss ein hinreichender Spielraum bleiben, wel-<lb/>
cher wieder verursacht, dass die Tafel sich verwenden kann und dann der Fläche des<lb/>
Wassers nicht volkommen winkelrecht entgegensteht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 236.</head><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#g">hydrometrische Flügel von <hi rendition="#i">Woltmann</hi></hi> besteht aus zwei kleinen<lb/>
blechernen Flügeln, die so wie die Flügel einer Windmühle gestellt und dem Stosse<lb/>
des Wassers entgegen gehalten werden, um ihre Umdrehungen in einer bestimmten<note place="right">Fig.<lb/>
4.</note><lb/>
Zeit zu zählen. Diese Flügel drehen sich nämlich mit einer Achse, an welcher sich<lb/>
eine Schraube ohne Ende befindet. In diese Schraube greift ein gezähntes Rad ein, des-<lb/>
sen Achsen in einem kleinen Rahmen laufen, der oben an dem Instrumente mit einer<lb/>
Schnur angezogen oder ausgelassen werden kann. Im gewöhnlichen Zustande greift das<lb/>
gezähnte Rad in die Schraube ohne Ende nicht ein und erst wenn man zu messen anfan-<lb/>
gen will, zieht man die Schnur an, und es fällt nun die Schraube ohne Ende in das<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">40*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315/0333] Tachometer von Brünings. und der Druck desselben durch ein Gewicht an einer Wage mit gleichen Armen abgewogen wird. Man kann hierzu auch eine Schnellwage oder eine Wage mit Zei- ger brauchen. Die Grösse der Tafel betrug bei den Messungen von Brünings einen Quadratfuss. Setzen wir sie = F, so erhalten wir für eine gleicharmige Wage 56,4 . m . F · [FORMEL] = p und wenn mit dem Instrumente an der Oberfläche des Wassers, wo die Geschwindigkeit bereits bekannt ist, ein Versuch gemacht wird, so ist 56,4 . m . F · [FORMEL] = P. Werden beide Gleichungen mit einander dividirt, so ist [FORMEL], woraus wieder die jedesmalige Geschwindigkeit berechnet werden kann. Fig. 3. Tab. 55. Dieses Instrument hat vor den früher angegebenen den wesentlichen Vortheil, dass man die Geschwindigkeit des Wassers in jeder Tiefe messen kann, und dass hierbei die Tafel dem Stosse des Wassers genau wiakelrecht entgegensteht, endlich dass der Pfahl hierbei keinen Einfluss ausübt. Aus dieser Ursache sind auch keine verlässlichern und überdiess mit mehr Sorgfalt angestellten Geschwindigkeitsmessungen bekannt, als jene von Brünings. Man findet inzwischen bei näherer Untersuchung derselben dennoch einige Ungleich- heiten, welche darin ihren Grund haben, dass wenn p zu klein ist, die Tafel bis an den Pfahl zurück geht und es sehr schwer ist, sie im Gleichgewichte zu erhalten, wenigstens erfordert diess ausserordentlich viel Zeit. Während den Versuchen schwankt immer die Wage so stark, dass man das Gewicht p nie vollkommen genau bestimmen kann. Die- ses Schwanken findet zwar bei andern Instrumenten, wie z. B. bei dem hydrometrischen Pendel auch Statt, allein es gewährt gerade dort den Vortheil, dass man die kleinste und grösste Geschwindigkeit der Wellenbewegung sogleich an der eingetheilten Skale erken- nen und daher auch bestimmen kann, welches bei dem Tachometer unmöglich ist. Uiber- diess ist hier noch eine Reibung sowohl zwischen der Stange der Tafel und dem Pfahle bei x, als auch an der Rolle vorhanden, und beide Reibungen müssen erst von dem Stosse überwältigt werden. Da nun das Holz bei x nicht polirt werden kann und überdiess im Wasser anschwillt, so kann man die Reibung daselbst unmöglich beseitigen, das Holz wird aber ausserdem anquellen und es muss ein hinreichender Spielraum bleiben, wel- cher wieder verursacht, dass die Tafel sich verwenden kann und dann der Fläche des Wassers nicht volkommen winkelrecht entgegensteht. §. 236. Der hydrometrische Flügel von Woltmann besteht aus zwei kleinen blechernen Flügeln, die so wie die Flügel einer Windmühle gestellt und dem Stosse des Wassers entgegen gehalten werden, um ihre Umdrehungen in einer bestimmten Zeit zu zählen. Diese Flügel drehen sich nämlich mit einer Achse, an welcher sich eine Schraube ohne Ende befindet. In diese Schraube greift ein gezähntes Rad ein, des- sen Achsen in einem kleinen Rahmen laufen, der oben an dem Instrumente mit einer Schnur angezogen oder ausgelassen werden kann. Im gewöhnlichen Zustande greift das gezähnte Rad in die Schraube ohne Ende nicht ein und erst wenn man zu messen anfan- gen will, zieht man die Schnur an, und es fällt nun die Schraube ohne Ende in das Fig. 4. 40*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/333
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/333>, abgerufen am 18.12.2024.