Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Spezifische Schwere der Luft.
§. 82.

Uiber die Irregularitäten, welche sich in diesen obgleich mit der grössten Genauig-
keit ausgeführten Höhenmessungen und Barometerbeobachtungen noch vorfinden, führt
Herr de Luc mehrere Umstände an, welche zwar zur Erklärung derselben dienen,
jedoch keinem Gesetze unterliegen, demnach nur durch die Zusammennehmung meh-
rerer Beobachtungen in einer und derselben Stelle ausgeglichen werden können. Un-
geachtet dieser kleinen Anomalien geht doch aus der Ansicht dieser Beobachtungen
deutlich hervor, dass die spezifische Schwere der atmosphärischen Luft
in höheren Gegenden über dem Meere merklich kleiner ist, als es
nach Verhältniss der abnehmenden Barometerhöhen und Wärmegra-
den seyn sollte
. Da hiermit auch die Beobachtungen, welche Bouguer und de la
Condamine
auf den Cordilleren in Amerika unter einem andern Himmelsstriche an-
gestellt haben, vollkommen übereinstimmen, so wollen wir nun noch aus diesen neuern
Beobachtungen das Gesetz aufsuchen, nach welchem die spezifische Schwere
der Luft nach Maassgabe der Höhe in Europa
zu bestimmen seyn dürfte.
Zu dieser Absicht haben wir den Verhältnissen der spezifischen Schwere der Luft, so
wie sich selbe aus den Barometer- und Thermometerbeobachtungen für jede gemessene
Höhe ergeben haben, noch in der 10ten Kolumne die mittlere Höhe der beiden Standorte
über dem Meere in Toisen, welche nämlich der halben Summe dieser beiden Höhen gleich
ist, zu der Absicht beigesetzt, um sie in der Gleichung [Formel 1] an die Stelle
von x setzen zu können. Da wir nämlich vorläufig annehmen müssen, dass die spe-
zifische Schwere der Luft vom Meere aufwärts so wie die Wärme gleichförmig abnimmt,
so ergibt sich von selbst, dass auf der Mitte der beiden Standorte diejenige spezifische
Schwere angetroffen werde, welche dem Gewichte der Luftsäule von unten bis zum
obern Standorte entspricht, und den grössseren Druck der Luft auf das untere Baro-
meter bewirkt. Zur Vermeidung der Weitläufigkeit, welche die Berechnung einer jeden
einzelnen Beobachtung nach sich ziehen würde, haben wir zuerst für niedrigere Höhen die
Beobachtungen auf den 15 Standorten des Berges Saleve mit jenen am Leuchtthurme
zu Genua und auf dem Thurme der Peterskirche zu Genf und Supergue bei Turin
zusammengenommen, und für alle diese Beobachtungen die mittlere Höhe der beiden
Standpunkte über dem Meere x = 311 Toisen und das Verhältniss der spezifischen Schwere
[Formel 2] = 0,0000970 gefunden; daraus ergibt sich [Formel 3] = 0,0000970. Auf gleiche Art
haben wir zur Bestimmung einer Gleichung für grössere Höhen über dem Meere die
Beobachtungen auf den fünf letzten Standorten des Berges Saleve nämlich Nr. XI,
XII, XIII, XIV, und XV mit den Beobachtungen auf der Schneekoppe, auf dem Col
de geant
und auf dem Pic de Bigore zusammengenommen und aus der Summe dieser
Zahlen die mittlere Höhe x = 589 Toisen und das mittlere Verhältniss [Formel 4] = 0,0000958
gefunden; daraus ergibt sich die Gleichung [Formel 5] = 0,0000958. Aus diesen bei-
den Gleichungen folgt m = [Formel 6] und A = 0,983. Demnach ist die allgemeine Gleichung für

Spezifische Schwere der Luft.
§. 82.

Uiber die Irregularitäten, welche sich in diesen obgleich mit der grössten Genauig-
keit ausgeführten Höhenmessungen und Barometerbeobachtungen noch vorfinden, führt
Herr de Luc mehrere Umstände an, welche zwar zur Erklärung derselben dienen,
jedoch keinem Gesetze unterliegen, demnach nur durch die Zusammennehmung meh-
rerer Beobachtungen in einer und derselben Stelle ausgeglichen werden können. Un-
geachtet dieser kleinen Anomalien geht doch aus der Ansicht dieser Beobachtungen
deutlich hervor, dass die spezifische Schwere der atmosphärischen Luft
in höheren Gegenden über dem Meere merklich kleiner ist, als es
nach Verhältniss der abnehmenden Barometerhöhen und Wärmegra-
den seyn sollte
. Da hiermit auch die Beobachtungen, welche Bouguer und de la
Condamine
auf den Cordilleren in Amerika unter einem andern Himmelsstriche an-
gestellt haben, vollkommen übereinstimmen, so wollen wir nun noch aus diesen neuern
Beobachtungen das Gesetz aufsuchen, nach welchem die spezifische Schwere
der Luft nach Maassgabe der Höhe in Europa
zu bestimmen seyn dürfte.
Zu dieser Absicht haben wir den Verhältnissen der spezifischen Schwere der Luft, so
wie sich selbe aus den Barometer- und Thermometerbeobachtungen für jede gemessene
Höhe ergeben haben, noch in der 10ten Kolumne die mittlere Höhe der beiden Standorte
über dem Meere in Toisen, welche nämlich der halben Summe dieser beiden Höhen gleich
ist, zu der Absicht beigesetzt, um sie in der Gleichung [Formel 1] an die Stelle
von x setzen zu können. Da wir nämlich vorläufig annehmen müssen, dass die spe-
zifische Schwere der Luft vom Meere aufwärts so wie die Wärme gleichförmig abnimmt,
so ergibt sich von selbst, dass auf der Mitte der beiden Standorte diejenige spezifische
Schwere angetroffen werde, welche dem Gewichte der Luftsäule von unten bis zum
obern Standorte entspricht, und den grössseren Druck der Luft auf das untere Baro-
meter bewirkt. Zur Vermeidung der Weitläufigkeit, welche die Berechnung einer jeden
einzelnen Beobachtung nach sich ziehen würde, haben wir zuerst für niedrigere Höhen die
Beobachtungen auf den 15 Standorten des Berges Saleve mit jenen am Leuchtthurme
zu Genua und auf dem Thurme der Peterskirche zu Genf und Supergue bei Turin
zusammengenommen, und für alle diese Beobachtungen die mittlere Höhe der beiden
Standpunkte über dem Meere x = 311 Toisen und das Verhältniss der spezifischen Schwere
[Formel 2] = 0,0000970 gefunden; daraus ergibt sich [Formel 3] = 0,0000970. Auf gleiche Art
haben wir zur Bestimmung einer Gleichung für grössere Höhen über dem Meere die
Beobachtungen auf den fünf letzten Standorten des Berges Saleve nämlich Nr. XI,
XII, XIII, XIV, und XV mit den Beobachtungen auf der Schneekoppe, auf dem Col
de géant
und auf dem Pic de Bigore zusammengenommen und aus der Summe dieser
Zahlen die mittlere Höhe x = 589 Toisen und das mittlere Verhältniss [Formel 4] = 0,0000958
gefunden; daraus ergibt sich die Gleichung [Formel 5] = 0,0000958. Aus diesen bei-
den Gleichungen folgt m = [Formel 6] und A = 0,983. Demnach ist die allgemeine Gleichung für

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0129" n="111"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#i">Spezifische Schwere der Luft.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 82.</head><lb/>
            <p>Uiber die Irregularitäten, welche sich in diesen obgleich mit der grössten Genauig-<lb/>
keit ausgeführten Höhenmessungen und Barometerbeobachtungen noch vorfinden, führt<lb/>
Herr <hi rendition="#i">de Luc</hi> mehrere Umstände an, welche zwar zur Erklärung derselben dienen,<lb/>
jedoch keinem Gesetze unterliegen, demnach nur durch die Zusammennehmung meh-<lb/>
rerer Beobachtungen in einer und derselben Stelle ausgeglichen werden können. Un-<lb/>
geachtet dieser kleinen Anomalien geht doch aus der Ansicht dieser Beobachtungen<lb/>
deutlich hervor, <hi rendition="#g">dass die spezifische Schwere der atmosphärischen Luft<lb/>
in höheren Gegenden über dem Meere merklich kleiner ist, als es<lb/>
nach Verhältniss der abnehmenden Barometerhöhen und Wärmegra-<lb/>
den seyn sollte</hi>. Da hiermit auch die Beobachtungen, welche <hi rendition="#i">Bouguer</hi> und <hi rendition="#i">de la<lb/>
Condamine</hi> auf den <hi rendition="#i">Cordilleren</hi> in Amerika unter einem andern Himmelsstriche an-<lb/>
gestellt haben, vollkommen übereinstimmen, so wollen wir nun noch aus diesen neuern<lb/>
Beobachtungen das <hi rendition="#g">Gesetz</hi> aufsuchen, nach welchem die <hi rendition="#g">spezifische Schwere<lb/>
der Luft nach Maassgabe der Höhe in Europa</hi> zu bestimmen seyn dürfte.<lb/>
Zu dieser Absicht haben wir den Verhältnissen der spezifischen Schwere der Luft, so<lb/>
wie sich selbe aus den Barometer- und Thermometerbeobachtungen für jede gemessene<lb/>
Höhe ergeben haben, noch in der 10<hi rendition="#sup">ten</hi> Kolumne die mittlere Höhe der beiden Standorte<lb/>
über dem Meere in <hi rendition="#i">Toisen</hi>, welche nämlich der halben Summe dieser beiden Höhen gleich<lb/>
ist, zu der Absicht beigesetzt, um sie in der Gleichung <formula/> an die Stelle<lb/>
von x setzen zu können. Da wir nämlich vorläufig annehmen müssen, dass die spe-<lb/>
zifische Schwere der Luft vom Meere aufwärts so wie die Wärme gleichförmig abnimmt,<lb/>
so ergibt sich von selbst, dass auf der Mitte der beiden Standorte diejenige spezifische<lb/>
Schwere angetroffen werde, welche dem Gewichte der Luftsäule von unten bis zum<lb/>
obern Standorte entspricht, und den grössseren Druck der Luft auf das untere Baro-<lb/>
meter bewirkt. Zur Vermeidung der Weitläufigkeit, welche die Berechnung einer jeden<lb/>
einzelnen Beobachtung nach sich ziehen würde, haben wir zuerst für niedrigere Höhen die<lb/>
Beobachtungen auf den 15 Standorten des Berges <hi rendition="#i">Saleve</hi> mit jenen am Leuchtthurme<lb/>
zu Genua und auf dem Thurme der Peterskirche zu <hi rendition="#i">Genf</hi> und <hi rendition="#i">Supergue</hi> bei <hi rendition="#i">Turin</hi><lb/>
zusammengenommen, und für alle diese Beobachtungen die mittlere Höhe der beiden<lb/>
Standpunkte über dem Meere x = 311 <hi rendition="#i">Toisen</hi> und das Verhältniss der spezifischen Schwere<lb/><formula/> = 0,<hi rendition="#sub">0000970</hi> gefunden; daraus ergibt sich <formula/> = 0,<hi rendition="#sub">0000970</hi>. Auf gleiche Art<lb/>
haben wir zur Bestimmung einer Gleichung für grössere Höhen über dem Meere die<lb/>
Beobachtungen auf den fünf letzten Standorten des Berges <hi rendition="#i">Saleve</hi> nämlich Nr. XI,<lb/>
XII, XIII, XIV, und XV mit den Beobachtungen auf der Schneekoppe, auf dem <hi rendition="#i">Col<lb/>
de géant</hi> und auf dem <hi rendition="#i">Pic de Bigore</hi> zusammengenommen und aus der Summe dieser<lb/>
Zahlen die mittlere Höhe x = 589 <hi rendition="#i">Toisen</hi> und das mittlere Verhältniss <formula/> = 0,<hi rendition="#sub">0000958</hi><lb/>
gefunden; daraus ergibt sich die Gleichung <formula/> = 0,<hi rendition="#sub">0000958</hi>. Aus diesen bei-<lb/>
den Gleichungen folgt m = <formula/> und A = 0,<hi rendition="#sub">983</hi>. Demnach ist die allgemeine Gleichung für<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0129] Spezifische Schwere der Luft. §. 82. Uiber die Irregularitäten, welche sich in diesen obgleich mit der grössten Genauig- keit ausgeführten Höhenmessungen und Barometerbeobachtungen noch vorfinden, führt Herr de Luc mehrere Umstände an, welche zwar zur Erklärung derselben dienen, jedoch keinem Gesetze unterliegen, demnach nur durch die Zusammennehmung meh- rerer Beobachtungen in einer und derselben Stelle ausgeglichen werden können. Un- geachtet dieser kleinen Anomalien geht doch aus der Ansicht dieser Beobachtungen deutlich hervor, dass die spezifische Schwere der atmosphärischen Luft in höheren Gegenden über dem Meere merklich kleiner ist, als es nach Verhältniss der abnehmenden Barometerhöhen und Wärmegra- den seyn sollte. Da hiermit auch die Beobachtungen, welche Bouguer und de la Condamine auf den Cordilleren in Amerika unter einem andern Himmelsstriche an- gestellt haben, vollkommen übereinstimmen, so wollen wir nun noch aus diesen neuern Beobachtungen das Gesetz aufsuchen, nach welchem die spezifische Schwere der Luft nach Maassgabe der Höhe in Europa zu bestimmen seyn dürfte. Zu dieser Absicht haben wir den Verhältnissen der spezifischen Schwere der Luft, so wie sich selbe aus den Barometer- und Thermometerbeobachtungen für jede gemessene Höhe ergeben haben, noch in der 10ten Kolumne die mittlere Höhe der beiden Standorte über dem Meere in Toisen, welche nämlich der halben Summe dieser beiden Höhen gleich ist, zu der Absicht beigesetzt, um sie in der Gleichung [FORMEL] an die Stelle von x setzen zu können. Da wir nämlich vorläufig annehmen müssen, dass die spe- zifische Schwere der Luft vom Meere aufwärts so wie die Wärme gleichförmig abnimmt, so ergibt sich von selbst, dass auf der Mitte der beiden Standorte diejenige spezifische Schwere angetroffen werde, welche dem Gewichte der Luftsäule von unten bis zum obern Standorte entspricht, und den grössseren Druck der Luft auf das untere Baro- meter bewirkt. Zur Vermeidung der Weitläufigkeit, welche die Berechnung einer jeden einzelnen Beobachtung nach sich ziehen würde, haben wir zuerst für niedrigere Höhen die Beobachtungen auf den 15 Standorten des Berges Saleve mit jenen am Leuchtthurme zu Genua und auf dem Thurme der Peterskirche zu Genf und Supergue bei Turin zusammengenommen, und für alle diese Beobachtungen die mittlere Höhe der beiden Standpunkte über dem Meere x = 311 Toisen und das Verhältniss der spezifischen Schwere [FORMEL] = 0,0000970 gefunden; daraus ergibt sich [FORMEL] = 0,0000970. Auf gleiche Art haben wir zur Bestimmung einer Gleichung für grössere Höhen über dem Meere die Beobachtungen auf den fünf letzten Standorten des Berges Saleve nämlich Nr. XI, XII, XIII, XIV, und XV mit den Beobachtungen auf der Schneekoppe, auf dem Col de géant und auf dem Pic de Bigore zusammengenommen und aus der Summe dieser Zahlen die mittlere Höhe x = 589 Toisen und das mittlere Verhältniss [FORMEL] = 0,0000958 gefunden; daraus ergibt sich die Gleichung [FORMEL] = 0,0000958. Aus diesen bei- den Gleichungen folgt m = [FORMEL] und A = 0,983. Demnach ist die allgemeine Gleichung für

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/129
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/129>, abgerufen am 18.11.2024.