Wenn die Frachtkosten für eine längere Eisenbahnstrecke zu be- rechnen sind, so entsteht zuerst die Frage, wie viel Wägen, mit welcher Ladung und auf welche Entfernung dieselben in einem Arbeitstage von einem Pferde fortgebracht werden können. Wir wollen zuerst eine ganz horizontale Strecke betrachten, und das Gewicht eines Wagens mit 15 N. Oe. Ztr., die Ladung für jeden Wagen mit 50 N. Oe. Ztr., sonach das Gewicht eines Wagens sammt Ladung Q = 65 N. Oe. Ztr. annehmen. Der Widerstand der Bahn sey durch Versuche
[Formel 1]
gefunden worden. Nehmen wir nun noch die mittlere Zugkraft eines stärkern Pferdes k = 125 Lb an, so haben wir für den Fall, wenn ein Pferd 3 Wägen vorgespannt wird,
[Formel 2]
. Die Entfernung, auf welche diese Wägen von dem Pferde in einem Tage geführt werden können, ist = 3600 . z . v =
[Formel 3]
. Im Iten Kapitel wurde gezeigt, dass die Fracht- kosten für den Zentner und die Meile am kleinsten ausfallen, wenn die Verhältnisse
[Formel 4]
und
[Formel 5]
einander gleich gesetzt werden. Wir haben also
[Formel 6]
. Hieraus folgt 2 --
[Formel 7]
= sqrt 1,04 = 1,02, demnach
[Formel 8]
= 0,98. Nehmen wir nun an, dass das Pferd mit Anwendung der Zugkraft von 125 Lb täglich in 8 Stunden Arbeitszeit 4,8 Meilen zurücklegen kann, so ist die mittlere Geschwindigkeit desselben c = 4 Fuss, folglich v = 4 . 0,98 = 3,92 Fuss und sonach der in einem Tage zurückzulegende Weg = 3600 . 8 . 4 (0,98)2 Fuss = 18440 Klftr. oder 41/2 Meile und 440 Klftr.
§. 592.
Wenn nebst den horizontalen Strecken noch kleine Steigungen und Gefälle vorkommen, so müssen wir vorläufig die Fälle untersuchen, bei welchen dieselbe Last von 3 . 65 Ztr. noch von einem Pferde fortgebracht werden kann. Setzen wir die Länge der Strecke = l, die Höhe = h und das Gewicht des Zugpferdes = 600 Lb, so haben wir die Gleichung für die Zugkraft
[Formel 9]
. Zur Er- leichterung der Rechnung wollen wir annehmen, dass das Pferd nur 8 Stunden täglich im Zuge gehen soll; wir erhalten demnach die Gleichung
[Formel 10]
.
Bei der grössten Anstrengung des Pferdes ist v = 0, folglich
[Formel 11]
= 250, also
[Formel 12]
sehr nahe. Hieraus sehen wir, dass die Steigung kleiner als
[Formel 13]
seyn müsse, weil sonst das Pferd die oben angegebene Last von 3 . 65 Ztr. nicht fortzubringen im Stande wäre. Auf gleiche Art ergibt sich für den
Gerstners Mechanik. Band I. 83
Anschläge der Frachtkosten auf Eisenbahnen.
§. 591.
Wenn die Frachtkosten für eine längere Eisenbahnstrecke zu be- rechnen sind, so entsteht zuerst die Frage, wie viel Wägen, mit welcher Ladung und auf welche Entfernung dieselben in einem Arbeitstage von einem Pferde fortgebracht werden können. Wir wollen zuerst eine ganz horizontale Strecke betrachten, und das Gewicht eines Wagens mit 15 N. Oe. Ztr., die Ladung für jeden Wagen mit 50 N. Oe. Ztr., sonach das Gewicht eines Wagens sammt Ladung Q = 65 N. Oe. Ztr. annehmen. Der Widerstand der Bahn sey durch Versuche
[Formel 1]
gefunden worden. Nehmen wir nun noch die mittlere Zugkraft eines stärkern Pferdes k = 125 ℔ an, so haben wir für den Fall, wenn ein Pferd 3 Wägen vorgespannt wird,
[Formel 2]
. Die Entfernung, auf welche diese Wägen von dem Pferde in einem Tage geführt werden können, ist = 3600 . z . v =
[Formel 3]
. Im Iten Kapitel wurde gezeigt, dass die Fracht- kosten für den Zentner und die Meile am kleinsten ausfallen, wenn die Verhältnisse
[Formel 4]
und
[Formel 5]
einander gleich gesetzt werden. Wir haben also
[Formel 6]
. Hieraus folgt 2 —
[Formel 7]
= √ 1,04 = 1,02, demnach
[Formel 8]
= 0,98. Nehmen wir nun an, dass das Pferd mit Anwendung der Zugkraft von 125 ℔ täglich in 8 Stunden Arbeitszeit 4,8 Meilen zurücklegen kann, so ist die mittlere Geschwindigkeit desselben c = 4 Fuss, folglich v = 4 . 0,98 = 3,92 Fuss und sonach der in einem Tage zurückzulegende Weg = 3600 . 8 . 4 (0,98)2 Fuss = 18440 Klftr. oder 4½ Meile und 440 Klftr.
§. 592.
Wenn nebst den horizontalen Strecken noch kleine Steigungen und Gefälle vorkommen, so müssen wir vorläufig die Fälle untersuchen, bei welchen dieselbe Last von 3 . 65 Ztr. noch von einem Pferde fortgebracht werden kann. Setzen wir die Länge der Strecke = l, die Höhe = h und das Gewicht des Zugpferdes = 600 ℔, so haben wir die Gleichung für die Zugkraft
[Formel 9]
. Zur Er- leichterung der Rechnung wollen wir annehmen, dass das Pferd nur 8 Stunden täglich im Zuge gehen soll; wir erhalten demnach die Gleichung
[Formel 10]
.
Bei der grössten Anstrengung des Pferdes ist v = 0, folglich
[Formel 11]
= 250, also
[Formel 12]
sehr nahe. Hieraus sehen wir, dass die Steigung kleiner als
[Formel 13]
seyn müsse, weil sonst das Pferd die oben angegebene Last von 3 . 65 Ztr. nicht fortzubringen im Stande wäre. Auf gleiche Art ergibt sich für den
Gerstners Mechanik. Band I. 83
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0689"n="657"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#i">Anschläge der Frachtkosten auf Eisenbahnen.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 591.</head><lb/><p>Wenn die <hirendition="#g">Frachtkosten für eine längere Eisenbahnstrecke</hi> zu be-<lb/>
rechnen sind, so entsteht zuerst die Frage, wie viel Wägen, mit welcher Ladung und auf<lb/>
welche Entfernung dieselben in einem Arbeitstage von einem Pferde fortgebracht werden<lb/>
können. Wir wollen zuerst eine ganz <hirendition="#g">horizontale Strecke</hi> betrachten, und das<lb/>
Gewicht eines Wagens mit 15 N. Oe. Ztr., die Ladung für jeden Wagen mit 50 N. Oe.<lb/>
Ztr., sonach das Gewicht eines Wagens sammt Ladung Q = 65 N. Oe. Ztr. annehmen. Der<lb/>
Widerstand der Bahn sey durch Versuche <formula/> gefunden worden. Nehmen wir<lb/>
nun noch die mittlere Zugkraft eines stärkern Pferdes k = 125 ℔ an, so haben wir für<lb/>
den Fall, wenn ein Pferd 3 Wägen vorgespannt wird, <formula/>.<lb/>
Die Entfernung, auf welche diese Wägen von dem Pferde in einem Tage geführt werden<lb/>
können, ist = 3600 . z . v = <formula/>. Im I<hirendition="#sup">ten</hi> Kapitel wurde gezeigt, dass die Fracht-<lb/>
kosten für den Zentner und die Meile am kleinsten ausfallen, wenn die Verhältnisse<lb/><formula/> und <formula/> einander gleich gesetzt werden. Wir haben also <formula/>. Hieraus<lb/>
folgt 2 —<formula/> = √ 1,<hirendition="#sub">04</hi> = 1,<hirendition="#sub">02</hi>, demnach <formula/> = 0,<hirendition="#sub">98</hi>. Nehmen wir nun an, dass das<lb/>
Pferd mit Anwendung der Zugkraft von 125 ℔ täglich in 8 Stunden Arbeitszeit 4,<hirendition="#sub">8</hi> Meilen<lb/>
zurücklegen kann, so ist die mittlere Geschwindigkeit desselben c = 4 Fuss, folglich<lb/>
v = 4 . 0,<hirendition="#sub">98</hi> = 3,<hirendition="#sub">92</hi> Fuss und sonach der in einem Tage zurückzulegende Weg<lb/>
= 3600 . 8 . 4 (0,<hirendition="#sub">98</hi>)<hirendition="#sup">2</hi> Fuss = 18440 Klftr. oder 4½ Meile und 440 Klftr.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 592.</head><lb/><p>Wenn nebst den horizontalen Strecken noch <hirendition="#g">kleine Steigungen und Gefälle</hi><lb/>
vorkommen, so müssen wir vorläufig die Fälle untersuchen, bei welchen dieselbe Last<lb/>
von 3 . 65 Ztr. noch von einem Pferde fortgebracht werden kann. Setzen wir die Länge der<lb/>
Strecke = l, die Höhe = h und das Gewicht des Zugpferdes = 600 ℔, so haben wir die<lb/>
Gleichung für die Zugkraft <formula/>. Zur Er-<lb/>
leichterung der Rechnung wollen wir annehmen, dass das Pferd nur 8 Stunden täglich im Zuge<lb/>
gehen soll; wir erhalten demnach die Gleichung <formula/>.</p><lb/><p>Bei der grössten Anstrengung des Pferdes ist v = 0, folglich<lb/><formula/> = 250, also <formula/> sehr nahe. Hieraus sehen wir, dass<lb/>
die Steigung kleiner als <formula/> seyn müsse, weil sonst das Pferd die oben angegebene Last<lb/>
von 3 . 65 Ztr. nicht fortzubringen im Stande wäre. Auf gleiche Art ergibt sich für den<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Gerstners Mechanik. Band I. 83</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[657/0689]
Anschläge der Frachtkosten auf Eisenbahnen.
§. 591.
Wenn die Frachtkosten für eine längere Eisenbahnstrecke zu be-
rechnen sind, so entsteht zuerst die Frage, wie viel Wägen, mit welcher Ladung und auf
welche Entfernung dieselben in einem Arbeitstage von einem Pferde fortgebracht werden
können. Wir wollen zuerst eine ganz horizontale Strecke betrachten, und das
Gewicht eines Wagens mit 15 N. Oe. Ztr., die Ladung für jeden Wagen mit 50 N. Oe.
Ztr., sonach das Gewicht eines Wagens sammt Ladung Q = 65 N. Oe. Ztr. annehmen. Der
Widerstand der Bahn sey durch Versuche [FORMEL] gefunden worden. Nehmen wir
nun noch die mittlere Zugkraft eines stärkern Pferdes k = 125 ℔ an, so haben wir für
den Fall, wenn ein Pferd 3 Wägen vorgespannt wird, [FORMEL].
Die Entfernung, auf welche diese Wägen von dem Pferde in einem Tage geführt werden
können, ist = 3600 . z . v = [FORMEL]. Im Iten Kapitel wurde gezeigt, dass die Fracht-
kosten für den Zentner und die Meile am kleinsten ausfallen, wenn die Verhältnisse
[FORMEL] und [FORMEL] einander gleich gesetzt werden. Wir haben also [FORMEL]. Hieraus
folgt 2 — [FORMEL] = √ 1,04 = 1,02, demnach [FORMEL] = 0,98. Nehmen wir nun an, dass das
Pferd mit Anwendung der Zugkraft von 125 ℔ täglich in 8 Stunden Arbeitszeit 4,8 Meilen
zurücklegen kann, so ist die mittlere Geschwindigkeit desselben c = 4 Fuss, folglich
v = 4 . 0,98 = 3,92 Fuss und sonach der in einem Tage zurückzulegende Weg
= 3600 . 8 . 4 (0,98)2 Fuss = 18440 Klftr. oder 4½ Meile und 440 Klftr.
§. 592.
Wenn nebst den horizontalen Strecken noch kleine Steigungen und Gefälle
vorkommen, so müssen wir vorläufig die Fälle untersuchen, bei welchen dieselbe Last
von 3 . 65 Ztr. noch von einem Pferde fortgebracht werden kann. Setzen wir die Länge der
Strecke = l, die Höhe = h und das Gewicht des Zugpferdes = 600 ℔, so haben wir die
Gleichung für die Zugkraft [FORMEL]. Zur Er-
leichterung der Rechnung wollen wir annehmen, dass das Pferd nur 8 Stunden täglich im Zuge
gehen soll; wir erhalten demnach die Gleichung [FORMEL].
Bei der grössten Anstrengung des Pferdes ist v = 0, folglich
[FORMEL] = 250, also [FORMEL] sehr nahe. Hieraus sehen wir, dass
die Steigung kleiner als [FORMEL] seyn müsse, weil sonst das Pferd die oben angegebene Last
von 3 . 65 Ztr. nicht fortzubringen im Stande wäre. Auf gleiche Art ergibt sich für den
Gerstners Mechanik. Band I. 83
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/689>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.