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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Druck schiefstehender Körper.
A Z auf, und verbindet endlich die Punkte B und X miteinander, so gibt diese Linie
die Richtung des mittlern Druckes am untern Ende des Balkens gegen seine Stützen.

§. 356.

Bei allen Gebäuden ist der wagerechte Druck H der gefährlichste, weil er
unmittelbar, wo er vorhanden ist, die Mauern umzustürzen strebt, der senkrechte
dagegen die Mauern nur nach der Richtung der Schwere belastet, und hiedurch ihre
Stabilität vermehrt, mithin vortheilhaft einwirkt, vorausgesetzt, dass er nicht so gross
wird, die rückwirkende Festigkeit des Materials, aus welchem die Mauer besteht, ver-
nichten zu können, was bei der Grösse der rückwirkenden Festigkeit in den wenigsten
Fällen zu besorgen ist.

Es wird daher darauf ankommen, den horizontalen Druck H in jedem Falle mög-
lichst zu vermindern. Sein kleinster Werth ist H = 0, dieser kann aber nie statt fin-
den, weil für w = 90 Grad die Dachfläche über den Mauern lothrecht und nicht schief
aufgerichtet seyn müsste, wo es natürlich aufhören würde, ein Dach zu seyn. In dieser
Hinsicht wären daher höhere Dächer vortheilhafter als niedere, allein wegen ihrer grös-
sern Kostspieligkeit baut man die Dächer nicht höher als es dem Klima angemessen ist,
und begegnet dem üblen Einflusse des gefährlichen Seitenschubes dadurch, dass man die
Sparren am, welche die ganze Last des Daches tragen, mit ihren untern Enden m, an
welchen der horizontale Druck sich äussert, und auf den Umsturz der Seitenmauern wir-Fig.
11.
Tab.
17.

ken würde, in eigends unterlegte Balken b (Bundtrame) stützt oder befestigt, welche
durch ihre absolute Festigkeit den Seitenschub halten, und ihn auf diese Art für die
Mauern unschädlich machen.

§. 357.

Zu Versuchen über die Grösse des horizontalen Druckes dient der Apparat Fig. 10.Fig.
10.

Seine Einrichtung ist aus der Zeichnung genau ersichtlich; wir bemerken daher nur, dass
die Sparren A B, A b unter einander in A und mit den beweglichen Säulen B C, b c
durch Scharniere verbunden sind, und dass zur Vermeidung der Reibung die Achsen
dieser Scharniere sehr schwach seyn müssen.

Vor dem Versuche werden beide Sparren abgewogen. Bilden sodann die Sparren im
Scheitel A einen rechten Winkel mit einander, so ist das angehängte Gewicht Q dem
halben Gewichte beider Sparren gleich.

Werden aber die beweglichen Säulen B C, b c näher und zwar so gestellt, bis die
vertikale Höhe der Sparren der ganzen Breite B b gleich ist, so ist der horizontale Druck
oder das Gewicht Q dem vierten Theile des Gewichtes beider Sparren gleich.

§. 358.

Beispiel. Uiber einem Gebäude, welches 13 Klafter lang und 4 Klafter breit ist,
soll ein Pultdach aufgerichtet und diess an eine darneben stehende Mauer angelehnt
werden, dessen Höhe h = 3 Klafter, und die Breite b = 4 Klafter ist. Es fragt sich,Fig.
11.

welchen Seitenschub werden die Sparren im First des Daches und an den Bundtramen
äussern, und wie gross ist der mittlere Druck, mit welchem die Sparren ihre Unterla-
gen drücken.

Druck schiefstehender Körper.
A Z auf, und verbindet endlich die Punkte B und X miteinander, so gibt diese Linie
die Richtung des mittlern Druckes am untern Ende des Balkens gegen seine Stützen.

§. 356.

Bei allen Gebäuden ist der wagerechte Druck H der gefährlichste, weil er
unmittelbar, wo er vorhanden ist, die Mauern umzustürzen strebt, der senkrechte
dagegen die Mauern nur nach der Richtung der Schwere belastet, und hiedurch ihre
Stabilität vermehrt, mithin vortheilhaft einwirkt, vorausgesetzt, dass er nicht so gross
wird, die rückwirkende Festigkeit des Materials, aus welchem die Mauer besteht, ver-
nichten zu können, was bei der Grösse der rückwirkenden Festigkeit in den wenigsten
Fällen zu besorgen ist.

Es wird daher darauf ankommen, den horizontalen Druck H in jedem Falle mög-
lichst zu vermindern. Sein kleinster Werth ist H = 0, dieser kann aber nie statt fin-
den, weil für w = 90 Grad die Dachfläche über den Mauern lothrecht und nicht schief
aufgerichtet seyn müsste, wo es natürlich aufhören würde, ein Dach zu seyn. In dieser
Hinsicht wären daher höhere Dächer vortheilhafter als niedere, allein wegen ihrer grös-
sern Kostspieligkeit baut man die Dächer nicht höher als es dem Klima angemessen ist,
und begegnet dem üblen Einflusse des gefährlichen Seitenschubes dadurch, dass man die
Sparren am, welche die ganze Last des Daches tragen, mit ihren untern Enden m, an
welchen der horizontale Druck sich äussert, und auf den Umsturz der Seitenmauern wir-Fig.
11.
Tab.
17.

ken würde, in eigends unterlegte Balken b (Bundtrame) stützt oder befestigt, welche
durch ihre absolute Festigkeit den Seitenschub halten, und ihn auf diese Art für die
Mauern unschädlich machen.

§. 357.

Zu Versuchen über die Grösse des horizontalen Druckes dient der Apparat Fig. 10.Fig.
10.

Seine Einrichtung ist aus der Zeichnung genau ersichtlich; wir bemerken daher nur, dass
die Sparren A B, A b unter einander in A und mit den beweglichen Säulen B C, b c
durch Scharniere verbunden sind, und dass zur Vermeidung der Reibung die Achsen
dieser Scharniere sehr schwach seyn müssen.

Vor dem Versuche werden beide Sparren abgewogen. Bilden sodann die Sparren im
Scheitel A einen rechten Winkel mit einander, so ist das angehängte Gewicht Q dem
halben Gewichte beider Sparren gleich.

Werden aber die beweglichen Säulen B C, b c näher und zwar so gestellt, bis die
vertikale Höhe der Sparren der ganzen Breite B b gleich ist, so ist der horizontale Druck
oder das Gewicht Q dem vierten Theile des Gewichtes beider Sparren gleich.

§. 358.

Beispiel. Uiber einem Gebäude, welches 13 Klafter lang und 4 Klafter breit ist,
soll ein Pultdach aufgerichtet und diess an eine darneben stehende Mauer angelehnt
werden, dessen Höhe h = 3 Klafter, und die Breite b = 4 Klafter ist. Es fragt sich,Fig.
11.

welchen Seitenschub werden die Sparren im First des Daches und an den Bundtramen
äussern, und wie gross ist der mittlere Druck, mit welchem die Sparren ihre Unterla-
gen drücken.

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[391/0421] Druck schiefstehender Körper. A Z auf, und verbindet endlich die Punkte B und X miteinander, so gibt diese Linie die Richtung des mittlern Druckes am untern Ende des Balkens gegen seine Stützen. §. 356. Bei allen Gebäuden ist der wagerechte Druck H der gefährlichste, weil er unmittelbar, wo er vorhanden ist, die Mauern umzustürzen strebt, der senkrechte dagegen die Mauern nur nach der Richtung der Schwere belastet, und hiedurch ihre Stabilität vermehrt, mithin vortheilhaft einwirkt, vorausgesetzt, dass er nicht so gross wird, die rückwirkende Festigkeit des Materials, aus welchem die Mauer besteht, ver- nichten zu können, was bei der Grösse der rückwirkenden Festigkeit in den wenigsten Fällen zu besorgen ist. Es wird daher darauf ankommen, den horizontalen Druck H in jedem Falle mög- lichst zu vermindern. Sein kleinster Werth ist H = 0, dieser kann aber nie statt fin- den, weil für w = 90 Grad die Dachfläche über den Mauern lothrecht und nicht schief aufgerichtet seyn müsste, wo es natürlich aufhören würde, ein Dach zu seyn. In dieser Hinsicht wären daher höhere Dächer vortheilhafter als niedere, allein wegen ihrer grös- sern Kostspieligkeit baut man die Dächer nicht höher als es dem Klima angemessen ist, und begegnet dem üblen Einflusse des gefährlichen Seitenschubes dadurch, dass man die Sparren am, welche die ganze Last des Daches tragen, mit ihren untern Enden m, an welchen der horizontale Druck sich äussert, und auf den Umsturz der Seitenmauern wir- ken würde, in eigends unterlegte Balken b (Bundtrame) stützt oder befestigt, welche durch ihre absolute Festigkeit den Seitenschub halten, und ihn auf diese Art für die Mauern unschädlich machen. Fig. 11. Tab. 17. §. 357. Zu Versuchen über die Grösse des horizontalen Druckes dient der Apparat Fig. 10. Seine Einrichtung ist aus der Zeichnung genau ersichtlich; wir bemerken daher nur, dass die Sparren A B, A b unter einander in A und mit den beweglichen Säulen B C, b c durch Scharniere verbunden sind, und dass zur Vermeidung der Reibung die Achsen dieser Scharniere sehr schwach seyn müssen. Fig. 10. Vor dem Versuche werden beide Sparren abgewogen. Bilden sodann die Sparren im Scheitel A einen rechten Winkel mit einander, so ist das angehängte Gewicht Q dem halben Gewichte beider Sparren gleich. Werden aber die beweglichen Säulen B C, b c näher und zwar so gestellt, bis die vertikale Höhe der Sparren der ganzen Breite B b gleich ist, so ist der horizontale Druck oder das Gewicht Q dem vierten Theile des Gewichtes beider Sparren gleich. §. 358. Beispiel. Uiber einem Gebäude, welches 13 Klafter lang und 4 Klafter breit ist, soll ein Pultdach aufgerichtet und diess an eine darneben stehende Mauer angelehnt werden, dessen Höhe h = 3 Klafter, und die Breite b = 4 Klafter ist. Es fragt sich, welchen Seitenschub werden die Sparren im First des Daches und an den Bundtramen äussern, und wie gross ist der mittlere Druck, mit welchem die Sparren ihre Unterla- gen drücken. Fig. 11.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/421>, abgerufen am 18.12.2024.