Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

5. Kapitel. Ausstoßrohre, Kommandoelemente, Zielstellen, Schießen.
wirken aber die Horizontalruder theilweise als Vertikalruder und
lenken mithin den Torpedo ebenfalls aus seiner Schußrichtung. Man
begegnet diesem Umstande durch geeignete Feststellung der Ruder.
Dieses wird auch noch bedingt durch das vorhin schon genannte
Retardiren des Pendels. Es vergeht eine gewisse Zeit, ehe das
Pendel die Bewegung des Torpedos aufgenommen hat. Das frei
hängende Pendel legt sich infolge der Lanzirung nach hinten, würde
mithin einen Ruderausschlag bewirken, der leicht stören könnte, wenn
nicht Gegenmittel geschaffen würden. Es besteht daher eine Ein-
richtung, die Ruderarretirung, welche ein Legen des Ruders unmittelbar
nach der Lanzirung für eine gewisse Zeit verhindert. Ist der Torpedo
in das Wasser gelangt und haben Maschinen- und Ruderarretirung
ihre Funktionen erfüllt, so beginnt das im vorigen Kapitel be-
schriebene Spiel, und der Torpedo tritt nach mehr oder minder
heftigen Schwankungen einen ruhigen Tiefenlauf an.

Anders gestalten sich die Verhältnisse beim Schießen in der
Kielrichtung, anders beim Schießen aus Unterwasserrohren, anders
bei drehendem Schiffe oder Boote.

Ist ein vorzügliches Material die erste Vorbedingung, so sind
es, wie aus Vorstehendem gefolgert werden kann, nicht minder die
Qualität des Personals und die Art und Sorgfalt der Ausbildung,
welche den Erfolg bedingen.

Sechstes Kapitel.
Sonstige Torpedos.

Da es der Zweck dieses kleinen Werkes ist, dem Nichtfachmanne
eine allgemeine Darstellung des jetzigen gesammten Torpedowesens
zu geben, so dürfen diejenigen Torpedos nicht mit Stillschweigen
übergangen werden, mit welchen Versuche noch gemacht werden oder
die in den Frontdienst eingeführt sind.

Zu letzteren gehören der Brennantorpedo, welcher in England
als Vertheidigungsmittel enger Hafeneinfahrten dient, und der Howell-
torpedo, der in der Marine der Vereinigten Staaten von Nord-
amerika zwar noch nicht definitiv eingeführt ist, aber doch dem
Whiteheadtorpedo lebhafte Konkurrenz macht.

5. Kapitel. Ausſtoßrohre, Kommandoelemente, Zielſtellen, Schießen.
wirken aber die Horizontalruder theilweiſe als Vertikalruder und
lenken mithin den Torpedo ebenfalls aus ſeiner Schußrichtung. Man
begegnet dieſem Umſtande durch geeignete Feſtſtellung der Ruder.
Dieſes wird auch noch bedingt durch das vorhin ſchon genannte
Retardiren des Pendels. Es vergeht eine gewiſſe Zeit, ehe das
Pendel die Bewegung des Torpedos aufgenommen hat. Das frei
hängende Pendel legt ſich infolge der Lanzirung nach hinten, würde
mithin einen Ruderausſchlag bewirken, der leicht ſtören könnte, wenn
nicht Gegenmittel geſchaffen würden. Es beſteht daher eine Ein-
richtung, die Ruderarretirung, welche ein Legen des Ruders unmittelbar
nach der Lanzirung für eine gewiſſe Zeit verhindert. Iſt der Torpedo
in das Waſſer gelangt und haben Maſchinen- und Ruderarretirung
ihre Funktionen erfüllt, ſo beginnt das im vorigen Kapitel be-
ſchriebene Spiel, und der Torpedo tritt nach mehr oder minder
heftigen Schwankungen einen ruhigen Tiefenlauf an.

Anders geſtalten ſich die Verhältniſſe beim Schießen in der
Kielrichtung, anders beim Schießen aus Unterwaſſerrohren, anders
bei drehendem Schiffe oder Boote.

Iſt ein vorzügliches Material die erſte Vorbedingung, ſo ſind
es, wie aus Vorſtehendem gefolgert werden kann, nicht minder die
Qualität des Perſonals und die Art und Sorgfalt der Ausbildung,
welche den Erfolg bedingen.

Sechſtes Kapitel.
Sonſtige Torpedos.

Da es der Zweck dieſes kleinen Werkes iſt, dem Nichtfachmanne
eine allgemeine Darſtellung des jetzigen geſammten Torpedoweſens
zu geben, ſo dürfen diejenigen Torpedos nicht mit Stillſchweigen
übergangen werden, mit welchen Verſuche noch gemacht werden oder
die in den Frontdienſt eingeführt ſind.

Zu letzteren gehören der Brennantorpedo, welcher in England
als Vertheidigungsmittel enger Hafeneinfahrten dient, und der Howell-
torpedo, der in der Marine der Vereinigten Staaten von Nord-
amerika zwar noch nicht definitiv eingeführt iſt, aber doch dem
Whiteheadtorpedo lebhafte Konkurrenz macht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0059" n="45"/><fw place="top" type="header">5. Kapitel. Aus&#x017F;toßrohre, Kommandoelemente, Ziel&#x017F;tellen, Schießen.</fw><lb/>
wirken aber die Horizontalruder theilwei&#x017F;e als Vertikalruder und<lb/>
lenken mithin den Torpedo ebenfalls aus &#x017F;einer Schußrichtung. Man<lb/>
begegnet die&#x017F;em Um&#x017F;tande durch geeignete Fe&#x017F;t&#x017F;tellung der Ruder.<lb/>
Die&#x017F;es wird auch noch bedingt durch das vorhin &#x017F;chon genannte<lb/>
Retardiren des Pendels. Es vergeht eine gewi&#x017F;&#x017F;e Zeit, ehe das<lb/>
Pendel die Bewegung des Torpedos aufgenommen hat. Das frei<lb/>
hängende Pendel legt &#x017F;ich infolge der Lanzirung nach hinten, würde<lb/>
mithin einen Ruderaus&#x017F;chlag bewirken, der leicht &#x017F;tören könnte, wenn<lb/>
nicht Gegenmittel ge&#x017F;chaffen würden. Es be&#x017F;teht daher eine Ein-<lb/>
richtung, die Ruderarretirung, welche ein Legen des Ruders unmittelbar<lb/>
nach der Lanzirung für eine gewi&#x017F;&#x017F;e Zeit verhindert. I&#x017F;t der Torpedo<lb/>
in das Wa&#x017F;&#x017F;er gelangt und haben Ma&#x017F;chinen- und Ruderarretirung<lb/>
ihre Funktionen erfüllt, &#x017F;o beginnt das im vorigen Kapitel be-<lb/>
&#x017F;chriebene Spiel, und der Torpedo tritt nach mehr oder minder<lb/>
heftigen Schwankungen einen ruhigen Tiefenlauf an.</p><lb/>
          <p>Anders ge&#x017F;talten &#x017F;ich die Verhältni&#x017F;&#x017F;e beim Schießen in der<lb/>
Kielrichtung, anders beim Schießen aus Unterwa&#x017F;&#x017F;errohren, anders<lb/>
bei drehendem Schiffe oder Boote.</p><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein vorzügliches Material die er&#x017F;te Vorbedingung, &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
es, wie aus Vor&#x017F;tehendem gefolgert werden kann, nicht minder die<lb/>
Qualität des Per&#x017F;onals und die Art und Sorgfalt der Ausbildung,<lb/>
welche den Erfolg bedingen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Sech&#x017F;tes Kapitel.<lb/><hi rendition="#b">Son&#x017F;tige Torpedos.</hi></hi> </head><lb/>
          <p>Da es der Zweck die&#x017F;es kleinen Werkes i&#x017F;t, dem Nichtfachmanne<lb/>
eine allgemeine Dar&#x017F;tellung des jetzigen <hi rendition="#g">ge&#x017F;ammten</hi> Torpedowe&#x017F;ens<lb/>
zu geben, &#x017F;o dürfen diejenigen Torpedos nicht mit Still&#x017F;chweigen<lb/>
übergangen werden, mit welchen Ver&#x017F;uche noch gemacht werden oder<lb/>
die in den Frontdien&#x017F;t eingeführt &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Zu letzteren gehören der Brennantorpedo, welcher in England<lb/>
als Vertheidigungsmittel enger Hafeneinfahrten dient, und der Howell-<lb/>
torpedo, der in der Marine der Vereinigten Staaten von Nord-<lb/>
amerika zwar noch nicht definitiv eingeführt i&#x017F;t, aber doch dem<lb/>
Whiteheadtorpedo lebhafte Konkurrenz macht.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0059] 5. Kapitel. Ausſtoßrohre, Kommandoelemente, Zielſtellen, Schießen. wirken aber die Horizontalruder theilweiſe als Vertikalruder und lenken mithin den Torpedo ebenfalls aus ſeiner Schußrichtung. Man begegnet dieſem Umſtande durch geeignete Feſtſtellung der Ruder. Dieſes wird auch noch bedingt durch das vorhin ſchon genannte Retardiren des Pendels. Es vergeht eine gewiſſe Zeit, ehe das Pendel die Bewegung des Torpedos aufgenommen hat. Das frei hängende Pendel legt ſich infolge der Lanzirung nach hinten, würde mithin einen Ruderausſchlag bewirken, der leicht ſtören könnte, wenn nicht Gegenmittel geſchaffen würden. Es beſteht daher eine Ein- richtung, die Ruderarretirung, welche ein Legen des Ruders unmittelbar nach der Lanzirung für eine gewiſſe Zeit verhindert. Iſt der Torpedo in das Waſſer gelangt und haben Maſchinen- und Ruderarretirung ihre Funktionen erfüllt, ſo beginnt das im vorigen Kapitel be- ſchriebene Spiel, und der Torpedo tritt nach mehr oder minder heftigen Schwankungen einen ruhigen Tiefenlauf an. Anders geſtalten ſich die Verhältniſſe beim Schießen in der Kielrichtung, anders beim Schießen aus Unterwaſſerrohren, anders bei drehendem Schiffe oder Boote. Iſt ein vorzügliches Material die erſte Vorbedingung, ſo ſind es, wie aus Vorſtehendem gefolgert werden kann, nicht minder die Qualität des Perſonals und die Art und Sorgfalt der Ausbildung, welche den Erfolg bedingen. Sechſtes Kapitel. Sonſtige Torpedos. Da es der Zweck dieſes kleinen Werkes iſt, dem Nichtfachmanne eine allgemeine Darſtellung des jetzigen geſammten Torpedoweſens zu geben, ſo dürfen diejenigen Torpedos nicht mit Stillſchweigen übergangen werden, mit welchen Verſuche noch gemacht werden oder die in den Frontdienſt eingeführt ſind. Zu letzteren gehören der Brennantorpedo, welcher in England als Vertheidigungsmittel enger Hafeneinfahrten dient, und der Howell- torpedo, der in der Marine der Vereinigten Staaten von Nord- amerika zwar noch nicht definitiv eingeführt iſt, aber doch dem Whiteheadtorpedo lebhafte Konkurrenz macht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/59
Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/59>, abgerufen am 21.11.2024.