Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Wir wollen gerne sie -- verborgne wunder --
Mit unsrem blut und unsren thränen pflegen
Und heiter lächelnd wirst du uns umarmen
Wenn sie vor den erstaunten blicken blühn.

A. V.
Ihr ahnt die linien unsrer hellen welten
Die bunten halden mit den rebenkronen
Den zefir der durch grade pappeln flüstert
Und Tiburs wasser weich wie liebesflöten?
Da hebt sich euer blondes haupt: kennt IHR
Der nebel tanz im moore grenzenlos
Im dünenried der stürme orgelton
Und das geräusch der ungeheuren see?

R. P.
Was frommt die weisheit dem bezirk des wahnes nahe
Die uns mit grellem blenden schreckt und überwältigt
Des einen unkund wo sie bürde wird und frevel?
Wie friedenlos du allerbleichster unsrer brüder
Durchirrst du deine traurigen und weiten lande!
Wann wirst du müde neue felder zu erobern
Und lernest einmal pflanzen pflegen und dich freuen
An dem was blüht und grünt und reift in dreien gärten?

C. S.
Du teuer uns doch rätsel das uns martert
Dein lächeln spielt: die klüfte zwischen uns
Erkennt wie ich als unergründbar an
Und haltet ihr geheimnis hoch -- ja jubelt
Wir wollen gerne sie — verborgne wunder —
Mit unsrem blut und unsren thränen pflegen
Und heiter lächelnd wirst du uns umarmen
Wenn sie vor den erstaunten blicken blühn.

A. V.
Ihr ahnt die linien unsrer hellen welten
Die bunten halden mit den rebenkronen
Den zefir der durch grade pappeln flüstert
Und Tiburs wasser weich wie liebesflöten?
Da hebt sich euer blondes haupt: kennt IHR
Der nebel tanz im moore grenzenlos
Im dünenried der stürme orgelton
Und das geräusch der ungeheuren see?

R. P.
Was frommt die weisheit dem bezirk des wahnes nahe
Die uns mit grellem blenden schreckt und überwältigt
Des einen unkund wo sie bürde wird und frevel?
Wie friedenlos du allerbleichster unsrer brüder
Durchirrst du deine traurigen und weiten lande!
Wann wirst du müde neue felder zu erobern
Und lernest einmal pflanzen pflegen und dich freuen
An dem was blüht und grünt und reift in dreien gärten?

C. S.
Du teuer uns doch rätsel das uns martert
Dein lächeln spielt: die klüfte zwischen uns
Erkennt wie ich als unergründbar an
Und haltet ihr geheimnis hoch — ja jubelt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0040"/>
              <lg n="2">
                <l><hi rendition="#blue">W</hi>ir wollen gerne sie &#x2014; verborgne wunder &#x2014;</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">M</hi>it unsrem blut und unsren thränen pflegen</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd heiter lächelnd wirst du uns umarmen</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">W</hi>enn sie vor den erstaunten blicken blühn.</l>
              </lg><lb/>
              <l/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#blue">A. V.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#blue #in">I</hi>hr ahnt die linien unsrer hellen welten</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">D</hi>ie bunten halden mit den rebenkronen</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">D</hi>en zefir der durch grade pappeln flüstert</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">U</hi>nd Tiburs wasser weich wie liebesflöten?</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">D</hi>a hebt sich euer blondes haupt: kennt IHR</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">D</hi>er nebel tanz im moore grenzenlos</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">I</hi>m dünenried der stürme orgelton</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">U</hi>nd das geräusch der ungeheuren see?</l>
              </lg><lb/>
              <l/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#red">R. P.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in #red">W</hi>as frommt die weisheit dem bezirk des wahnes nahe</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie uns mit grellem blenden schreckt und überwältigt</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">D</hi>es einen unkund wo sie bürde wird und frevel?</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">W</hi>ie friedenlos du allerbleichster unsrer brüder</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">D</hi>urchirrst du deine traurigen und weiten lande!</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">W</hi>ann wirst du müde neue felder zu erobern</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd lernest einmal pflanzen pflegen und dich freuen</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">A</hi>n dem was blüht und grünt und reift in dreien gärten?</l>
              </lg><lb/>
              <l/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#blue">C. S.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#blue #in">D</hi>u teuer uns doch rätsel das uns martert</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">D</hi>ein lächeln spielt: die klüfte zwischen uns</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">E</hi>rkennt wie ich als unergründbar an</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">U</hi>nd haltet ihr geheimnis hoch &#x2014; ja jubelt</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0040] Wir wollen gerne sie — verborgne wunder — Mit unsrem blut und unsren thränen pflegen Und heiter lächelnd wirst du uns umarmen Wenn sie vor den erstaunten blicken blühn. A. V. Ihr ahnt die linien unsrer hellen welten Die bunten halden mit den rebenkronen Den zefir der durch grade pappeln flüstert Und Tiburs wasser weich wie liebesflöten? Da hebt sich euer blondes haupt: kennt IHR Der nebel tanz im moore grenzenlos Im dünenried der stürme orgelton Und das geräusch der ungeheuren see? R. P. Was frommt die weisheit dem bezirk des wahnes nahe Die uns mit grellem blenden schreckt und überwältigt Des einen unkund wo sie bürde wird und frevel? Wie friedenlos du allerbleichster unsrer brüder Durchirrst du deine traurigen und weiten lande! Wann wirst du müde neue felder zu erobern Und lernest einmal pflanzen pflegen und dich freuen An dem was blüht und grünt und reift in dreien gärten? C. S. Du teuer uns doch rätsel das uns martert Dein lächeln spielt: die klüfte zwischen uns Erkennt wie ich als unergründbar an Und haltet ihr geheimnis hoch — ja jubelt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897/40
Zitationshilfe: George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897/40>, abgerufen am 17.11.2024.