[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Leben der Schwed. Gräf. v. G ** den; allein sein Scherz war so behutsam,daß er weder sie kränken, noch mich belei- digen konnte. Wie es uns ferner gegan- gen, will ich künftig erzählen. Jtzt muß ich nur von meines Gemahls, des Grafen Abwesenheit noch kürzlich so viel erwähnen. Die Russen hatten von dem Dorfe Besitz genommen, darinn mein Gemahl auf den Tod gelegen, und von den Schweden als todt war zurück gelassen worden. Da er nach und nach wieder gesund worden, hatte man ihn als einen gefangenen Officier mit nach Rußland geschickt. Er hatte seinen Namen aus Furcht, daß man ihn desto eher an die Schweden ausliefern möchte, ver- schwiegen, und sich für einen Capitain aus- gegeben. Seine erlittenen Unglücksfälle, und wie er fünf Jahre in Siberien hat zu- bringen müssen, damit will ich die Fortset- zung von meiner Geschichte anfangen. Der arme Graf hat viel ausstehen müssen. Er starb. --- Doch ich will itzt nichts mehr sagen. Ende des ersten Theils. Leipzig, druckts Ulrich Christian Saalbach. Leben der Schwed. Gräf. v. G ** den; allein ſein Scherz war ſo behutſam,daß er weder ſie kränken, noch mich belei- digen konnte. Wie es uns ferner gegan- gen, will ich künftig erzählen. Jtzt muß ich nur von meines Gemahls, des Grafen Abweſenheit noch kürzlich ſo viel erwähnen. Die Ruſſen hatten von dem Dorfe Beſitz genommen, darinn mein Gemahl auf den Tod gelegen, und von den Schweden als todt war zurück gelaſſen worden. Da er nach und nach wieder geſund worden, hatte man ihn als einen gefangenen Officier mit nach Rußland geſchickt. Er hatte ſeinen Namen aus Furcht, daß man ihn deſto eher an die Schweden ausliefern möchte, ver- ſchwiegen, und ſich für einen Capitain aus- gegeben. Seine erlittenen Unglücksfälle, und wie er fünf Jahre in Siberien hat zu- bringen müſſen, damit will ich die Fortſet- zung von meiner Geſchichte anfangen. Der arme Graf hat viel ausſtehen müſſen. Er ſtarb. --- Doch ich will itzt nichts mehr ſagen. Ende des erſten Theils. Leipzig, druckts Ulrich Chriſtian Saalbach. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb n="144" facs="#f0144"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Leben der Schwed. Gräf. v. G **</hi></fw><lb/> den; allein ſein Scherz war ſo behutſam,<lb/> daß er weder ſie kränken, noch mich belei-<lb/> digen konnte. Wie es uns ferner gegan-<lb/> gen, will ich künftig erzählen. Jtzt muß<lb/> ich nur von meines Gemahls, des Grafen<lb/> Abweſenheit noch kürzlich ſo viel erwähnen.<lb/> Die Ruſſen hatten von dem Dorfe Beſitz<lb/> genommen, darinn mein Gemahl auf den<lb/> Tod gelegen, und von den Schweden als<lb/> todt war zurück gelaſſen worden. Da er<lb/> nach und nach wieder geſund worden, hatte<lb/> man ihn als einen gefangenen Officier mit<lb/> nach Rußland geſchickt. Er hatte ſeinen<lb/> Namen aus Furcht, daß man ihn deſto eher<lb/> an die Schweden ausliefern möchte, ver-<lb/> ſchwiegen, und ſich für einen Capitain aus-<lb/> gegeben. Seine erlittenen Unglücksfälle,<lb/> und wie er fünf Jahre in Siberien hat zu-<lb/> bringen müſſen, damit will ich die Fortſet-<lb/> zung von meiner Geſchichte anfangen.<lb/> Der arme Graf hat viel ausſtehen müſſen.<lb/><hi rendition="#c">Er ſtarb. --- Doch ich will itzt<lb/> nichts mehr ſagen.</hi></p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Ende des erſten Theils.</hi> </hi> </p><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div><lb/> </body> <back> <div type="imprimatur"> <p>Leipzig, druckts Ulrich Chriſtian Saalbach.</p> </div> </back><lb/> </text> </TEI> [144/0144]
Leben der Schwed. Gräf. v. G **
den; allein ſein Scherz war ſo behutſam,
daß er weder ſie kränken, noch mich belei-
digen konnte. Wie es uns ferner gegan-
gen, will ich künftig erzählen. Jtzt muß
ich nur von meines Gemahls, des Grafen
Abweſenheit noch kürzlich ſo viel erwähnen.
Die Ruſſen hatten von dem Dorfe Beſitz
genommen, darinn mein Gemahl auf den
Tod gelegen, und von den Schweden als
todt war zurück gelaſſen worden. Da er
nach und nach wieder geſund worden, hatte
man ihn als einen gefangenen Officier mit
nach Rußland geſchickt. Er hatte ſeinen
Namen aus Furcht, daß man ihn deſto eher
an die Schweden ausliefern möchte, ver-
ſchwiegen, und ſich für einen Capitain aus-
gegeben. Seine erlittenen Unglücksfälle,
und wie er fünf Jahre in Siberien hat zu-
bringen müſſen, damit will ich die Fortſet-
zung von meiner Geſchichte anfangen.
Der arme Graf hat viel ausſtehen müſſen.
Er ſtarb. --- Doch ich will itzt
nichts mehr ſagen.
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Zitationshilfe: | [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben01_1747/144>, abgerufen am 03.03.2025. |