Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
Von Zinß- und Erbzinß-Güter Verleihungen.

§. 16. Wofern aber der Zinßherr beweisen könte/ daß er oder sei-
ne Vorfahren dem Zinßmann anfänglich das streitige Zinßgut auffVerjährunge
Recht bey
Zinßgütern.

eine gewisse Zeit verliehen hätte/ ob dann gleich der Zinßmann nach
Endung derselben Zeit nachgehends um denselben Zinß beym Gut
viertzig Jahr gelassen/ so soll doch alsdann die Verjährung wider den
Gutsherrn nicht statt haben/ es wäre denn Sache/ daß solch Gut vom
ersten Zinßmann/ dem es anfänglich locirt worden/ durch einen recht-
mäßigen Titul an einen dritten gelangt wäre/ der von solcher Loca-
tion
nichts gewust/ und nicht anders gemeynet hätte/ das Gut wäre
des ersten Zinßmanns eigen gewesen/ derselbe könte sich der Praescription
und Verjährung gegen den Zinßherrn billig behelffen.

§. 17. Und weilen dann dahero/ daß Zinßherrn und Zinßmann ih-
re in anfänglicher Verleihung eines Guts gemachte Pacten/ Abred-Uber Leihen
briefflicher Ur-
kunden Ver-
sussungs Recht

und Gedinge einander offt entfallen/ daß auch dieselben durch Ablauff
der Zeit und Absterben der Leute in Vergessenheit gerathen/ und es
darnach an Beweisung mangelt/ sich viel Zancks zuträgt/ so wollen
wir unsere Unterthanen gnädiglich verwarnet haben/ daß sie in Ver-
leihung ihrer Güter nicht unterlassen/ brieffliche Urkunden über ihre
Leihen/ welcher Gestalt/ mit was für Pacten und Gedingen dieselben
geschehen seyn/ auffzurichten/ darnach nicht allein sie selbst und ihre
Nachkommen sich jederzeit zu richten/ sondern auch in vorfallenden
Mißverständen von unsern Beamten und Gerichten zu entscheiden seyn.

Caput XXX.

Von Hinterlegen zu treuen Händen/ Seque-
stration
und Unterpfänden.

§. 1.

ES trägt sich auch bißweilen zu/ daß einer sein Geld oder derglei-
chen beweglich Gut einem andern eine Zeit lang zu verwahren zu-Depositi oder
Beylage Gnts
Recht.

stellt und zu treuen Händen hinterlegt/ wer nun ein solch Depositum
aus Freundschafft/ umsonst und vergebens allein auff Deponenten
Bitte annimmt/ der wird dadurch verpflichtet/ dasselbe gleich seinem ei-
genen Gut treulich zu verwahren/ nimmt er aber vor die Verwah-
rung einigen Lohn/ so gebühret ihm einen solchen Fleiß anzuwenden/
den auch der allerfleißigste Hauß-Vater in Verwahrung seines
Guts anzuwenden pfleget/ dann wofern durch seinen UnfleißHinterlegten
Guts Schaden
wer büsset.

oder Verwarlosung das Depositum Schaden nehme oder um-
käme/ so ist er denselben Schaden zu gelten/ und das hinter-

legte
T t t 2
Von Zinß- und Erbzinß-Guͤter Verleihungen.

§. 16. Wofern aber der Zinßherr beweiſen koͤnte/ daß er oder ſei-
ne Vorfahren dem Zinßmann anfaͤnglich das ſtreitige Zinßgut auffVerjaͤhrunge
Recht bey
Zinßguͤtern.

eine gewiſſe Zeit verliehen haͤtte/ ob dann gleich der Zinßmann nach
Endung derſelben Zeit nachgehends um denſelben Zinß beym Gut
viertzig Jahr gelaſſen/ ſo ſoll doch alsdann die Verjaͤhrung wider den
Gutsherrn nicht ſtatt haben/ es waͤre denn Sache/ daß ſolch Gut vom
erſten Zinßmann/ dem es anfaͤnglich locirt worden/ durch einen recht-
maͤßigen Titul an einen dritten gelangt waͤre/ der von ſolcher Loca-
tion
nichts gewuſt/ und nicht anders gemeynet haͤtte/ das Gut waͤre
des erſten Zinßmanns eigen geweſen/ derſelbe koͤnte ſich der Præſcription
und Verjaͤhrung gegen den Zinßherrn billig behelffen.

§. 17. Und weilen dann dahero/ daß Zinßherrn und Zinßmann ih-
re in anfaͤnglicher Verleihung eines Guts gemachte Pacten/ Abred-Uber Leihen
briefflicher Ur-
kunden Ver-
ſuſſungs Recht

und Gedinge einander offt entfallen/ daß auch dieſelben durch Ablauff
der Zeit und Abſterben der Leute in Vergeſſenheit gerathen/ und es
darnach an Beweiſung mangelt/ ſich viel Zancks zutraͤgt/ ſo wollen
wir unſere Unterthanen gnaͤdiglich verwarnet haben/ daß ſie in Ver-
leihung ihrer Guͤter nicht unterlaſſen/ brieffliche Urkunden uͤber ihre
Leihen/ welcher Geſtalt/ mit was fuͤr Pacten und Gedingen dieſelben
geſchehen ſeyn/ auffzurichten/ darnach nicht allein ſie ſelbſt und ihre
Nachkommen ſich jederzeit zu richten/ ſondern auch in vorfallenden
Mißverſtaͤnden von unſern Beamten uñ Gerichten zu entſcheiden ſeyn.

Caput XXX.

Von Hinterlegen zu treuen Haͤnden/ Seque-
ſtration
und Unterpfaͤnden.

§. 1.

ES traͤgt ſich auch bißweilen zu/ daß einer ſein Geld oder derglei-
chen beweglich Gut einem andern eine Zeit lang zu verwahren zu-Depoſiti oder
Beylage Gnts
Recht.

ſtellt und zu treuen Haͤnden hinterlegt/ wer nun ein ſolch Depoſitum
aus Freundſchafft/ umſonſt und vergebens allein auff Deponenten
Bitte annim̃t/ der wird dadurch verpflichtet/ daſſelbe gleich ſeinem ei-
genen Gut treulich zu verwahren/ nimmt er aber vor die Verwah-
rung einigen Lohn/ ſo gebuͤhret ihm einen ſolchen Fleiß anzuwenden/
den auch der allerfleißigſte Hauß-Vater in Verwahrung ſeines
Guts anzuwenden pfleget/ dann wofern durch ſeinen UnfleißHinterlegten
Guts Schadẽ
wer buͤſſet.

oder Verwarloſung das Depoſitum Schaden nehme oder um-
kaͤme/ ſo iſt er denſelben Schaden zu gelten/ und das hinter-

legte
T t t 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0522" n="515"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von Zinß- und Erbzinß-Gu&#x0364;ter Verleihungen.</hi> </fw><lb/>
          <p>§. 16. Wofern aber der Zinßherr bewei&#x017F;en ko&#x0364;nte/ daß er oder &#x017F;ei-<lb/>
ne Vorfahren dem Zinßmann anfa&#x0364;nglich das &#x017F;treitige Zinßgut auff<note place="right">Verja&#x0364;hrunge<lb/>
Recht bey<lb/>
Zinßgu&#x0364;tern.</note><lb/>
eine gewi&#x017F;&#x017F;e Zeit verliehen ha&#x0364;tte/ ob dann gleich der Zinßmann nach<lb/>
Endung der&#x017F;elben Zeit nachgehends um den&#x017F;elben Zinß beym Gut<lb/>
viertzig Jahr gela&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o &#x017F;oll doch alsdann die Verja&#x0364;hrung wider den<lb/>
Gutsherrn nicht &#x017F;tatt haben/ es wa&#x0364;re denn Sache/ daß &#x017F;olch Gut vom<lb/>
er&#x017F;ten Zinßmann/ dem es anfa&#x0364;nglich <hi rendition="#aq">loci</hi>rt worden/ durch einen recht-<lb/>
ma&#x0364;ßigen Titul an einen dritten gelangt wa&#x0364;re/ der von &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">Loca-<lb/>
tion</hi> nichts gewu&#x017F;t/ und nicht anders gemeynet ha&#x0364;tte/ das Gut wa&#x0364;re<lb/>
des er&#x017F;ten Zinßmanns eigen gewe&#x017F;en/ der&#x017F;elbe ko&#x0364;nte &#x017F;ich der <hi rendition="#aq">Præ&#x017F;cription</hi><lb/>
und Verja&#x0364;hrung gegen den Zinßherrn billig behelffen.</p><lb/>
          <p>§. 17. Und weilen dann dahero/ daß Zinßherrn und Zinßmann ih-<lb/>
re in anfa&#x0364;nglicher Verleihung eines Guts gemachte Pacten/ Abred-<note place="right">Uber Leihen<lb/>
briefflicher Ur-<lb/>
kunden Ver-<lb/>
&#x017F;u&#x017F;&#x017F;ungs Recht</note><lb/>
und Gedinge einander offt entfallen/ daß auch die&#x017F;elben durch Ablauff<lb/>
der Zeit und Ab&#x017F;terben der Leute in Verge&#x017F;&#x017F;enheit gerathen/ und es<lb/>
darnach an Bewei&#x017F;ung mangelt/ &#x017F;ich viel Zancks zutra&#x0364;gt/ &#x017F;o wollen<lb/>
wir un&#x017F;ere Unterthanen gna&#x0364;diglich verwarnet haben/ daß &#x017F;ie in Ver-<lb/>
leihung ihrer Gu&#x0364;ter nicht unterla&#x017F;&#x017F;en/ brieffliche Urkunden u&#x0364;ber ihre<lb/>
Leihen/ welcher Ge&#x017F;talt/ mit was fu&#x0364;r Pacten und Gedingen die&#x017F;elben<lb/>
ge&#x017F;chehen &#x017F;eyn/ auffzurichten/ darnach nicht allein &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t und ihre<lb/>
Nachkommen &#x017F;ich jederzeit zu richten/ &#x017F;ondern auch in vorfallenden<lb/>
Mißver&#x017F;ta&#x0364;nden von un&#x017F;ern Beamten un&#x0303; Gerichten zu ent&#x017F;cheiden &#x017F;eyn.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Caput</hi></hi> XXX.</hi> </hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#b">Von Hinterlegen zu treuen Ha&#x0364;nden/ <hi rendition="#aq">Seque-<lb/>
&#x017F;tration</hi> und Unterpfa&#x0364;nden.</hi> </p>
          </argument><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">§. 1.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>S tra&#x0364;gt &#x017F;ich auch bißweilen zu/ daß einer &#x017F;ein Geld oder derglei-<lb/>
chen beweglich Gut einem andern eine Zeit lang zu verwahren zu-<note place="right"><hi rendition="#aq">Depo&#x017F;iti</hi> oder<lb/>
Beylage Gnts<lb/>
Recht.</note><lb/>
&#x017F;tellt und zu treuen Ha&#x0364;nden hinterlegt/ wer nun ein &#x017F;olch <hi rendition="#aq">Depo&#x017F;itum</hi><lb/>
aus Freund&#x017F;chafft/ um&#x017F;on&#x017F;t und vergebens allein auff <hi rendition="#aq">Deponent</hi>en<lb/>
Bitte annim&#x0303;t/ der wird dadurch verpflichtet/ da&#x017F;&#x017F;elbe gleich &#x017F;einem ei-<lb/>
genen Gut treulich zu verwahren/ nimmt er aber vor die Verwah-<lb/>
rung einigen Lohn/ &#x017F;o gebu&#x0364;hret ihm einen &#x017F;olchen Fleiß anzuwenden/<lb/>
den auch der allerfleißig&#x017F;te Hauß-Vater in Verwahrung &#x017F;eines<lb/>
Guts anzuwenden pfleget/ dann wofern durch &#x017F;einen Unfleiß<note place="right">Hinterlegten<lb/>
Guts Schade&#x0303;<lb/>
wer bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.</note><lb/>
oder Verwarlo&#x017F;ung das <hi rendition="#aq">Depo&#x017F;itum</hi> Schaden nehme oder um-<lb/>
ka&#x0364;me/ &#x017F;o i&#x017F;t er den&#x017F;elben Schaden zu gelten/ und das hinter-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T t t 2</fw><fw place="bottom" type="catch">legte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[515/0522] Von Zinß- und Erbzinß-Guͤter Verleihungen. §. 16. Wofern aber der Zinßherr beweiſen koͤnte/ daß er oder ſei- ne Vorfahren dem Zinßmann anfaͤnglich das ſtreitige Zinßgut auff eine gewiſſe Zeit verliehen haͤtte/ ob dann gleich der Zinßmann nach Endung derſelben Zeit nachgehends um denſelben Zinß beym Gut viertzig Jahr gelaſſen/ ſo ſoll doch alsdann die Verjaͤhrung wider den Gutsherrn nicht ſtatt haben/ es waͤre denn Sache/ daß ſolch Gut vom erſten Zinßmann/ dem es anfaͤnglich locirt worden/ durch einen recht- maͤßigen Titul an einen dritten gelangt waͤre/ der von ſolcher Loca- tion nichts gewuſt/ und nicht anders gemeynet haͤtte/ das Gut waͤre des erſten Zinßmanns eigen geweſen/ derſelbe koͤnte ſich der Præſcription und Verjaͤhrung gegen den Zinßherrn billig behelffen. Verjaͤhrunge Recht bey Zinßguͤtern. §. 17. Und weilen dann dahero/ daß Zinßherrn und Zinßmann ih- re in anfaͤnglicher Verleihung eines Guts gemachte Pacten/ Abred- und Gedinge einander offt entfallen/ daß auch dieſelben durch Ablauff der Zeit und Abſterben der Leute in Vergeſſenheit gerathen/ und es darnach an Beweiſung mangelt/ ſich viel Zancks zutraͤgt/ ſo wollen wir unſere Unterthanen gnaͤdiglich verwarnet haben/ daß ſie in Ver- leihung ihrer Guͤter nicht unterlaſſen/ brieffliche Urkunden uͤber ihre Leihen/ welcher Geſtalt/ mit was fuͤr Pacten und Gedingen dieſelben geſchehen ſeyn/ auffzurichten/ darnach nicht allein ſie ſelbſt und ihre Nachkommen ſich jederzeit zu richten/ ſondern auch in vorfallenden Mißverſtaͤnden von unſern Beamten uñ Gerichten zu entſcheiden ſeyn. Uber Leihen briefflicher Ur- kunden Ver- ſuſſungs Recht Caput XXX. Von Hinterlegen zu treuen Haͤnden/ Seque- ſtration und Unterpfaͤnden. §. 1. ES traͤgt ſich auch bißweilen zu/ daß einer ſein Geld oder derglei- chen beweglich Gut einem andern eine Zeit lang zu verwahren zu- ſtellt und zu treuen Haͤnden hinterlegt/ wer nun ein ſolch Depoſitum aus Freundſchafft/ umſonſt und vergebens allein auff Deponenten Bitte annim̃t/ der wird dadurch verpflichtet/ daſſelbe gleich ſeinem ei- genen Gut treulich zu verwahren/ nimmt er aber vor die Verwah- rung einigen Lohn/ ſo gebuͤhret ihm einen ſolchen Fleiß anzuwenden/ den auch der allerfleißigſte Hauß-Vater in Verwahrung ſeines Guts anzuwenden pfleget/ dann wofern durch ſeinen Unfleiß oder Verwarloſung das Depoſitum Schaden nehme oder um- kaͤme/ ſo iſt er denſelben Schaden zu gelten/ und das hinter- legte Depoſiti oder Beylage Gnts Recht. Hinterlegten Guts Schadẽ wer buͤſſet. T t t 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/522
Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/522>, abgerufen am 21.11.2024.