Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.IV. Buch/ Cap. III. Caput III. Von Land-üblichem Gerichts-Brauch in Heßi- §. 1. Heßischen Ge-richte Abthei- lung. JN unsern Fürstenthümern/ Landschafften und Gebieten sind biß und Zent-Ge- richte. §. 2. An Stadt-Land- und Zent-Gerichten sollen Bürger und §. 3. Und weilen dann an gottsfürchtigen verständigen Schöp- §. 4. Nachdem auch an etlichen Orten beydes in Städten und merckli-
IV. Buch/ Cap. III. Caput III. Von Land-uͤblichem Gerichts-Brauch in Heßi- §. 1. Heßiſchen Ge-richte Abthei- lung. JN unſern Fuͤrſtenthuͤmern/ Landſchafften und Gebieten ſind biß und Zent-Ge- richte. §. 2. An Stadt-Land- und Zent-Gerichten ſollen Buͤrger und §. 3. Und weilen dann an gottsfuͤrchtigen verſtaͤndigen Schoͤp- §. 4. Nachdem auch an etlichen Orten beydes in Staͤdten und merckli-
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IV. Buch/ Cap. III.
Caput III.
Von Land-uͤblichem Gerichts-Brauch in Heßi-
ſchen Fuͤrſtenthumen und Gebieten.
§. 1.
JN unſern Fuͤrſtenthuͤmern/ Landſchafften und Gebieten ſind biß
hieher viererley Gerichte im Brauch geweſen/ die wir auch hin-
fuͤhro alſo gehalten haben wollen/ zum erſten die Stadt-Land- und
Zent-Gerichte in Staͤdt- und Doͤrffern; zum andern unſer Hof-Ge-
richt zu Marpurg; zum dritten unſere Fuͤrſtliche Cantzley/ und zum
vierdten unſer allgemein Ober-Appellation oder Reviſion-Gericht
zu Caſſel.
§. 2. An Stadt-Land- und Zent-Gerichten ſollen Buͤrger und
Bauren/ darunter ein jeder ſeßhafftig iſt/ ihre erſte Inſtantz haben/ und
muͤſſen dieſelben Gerichte derogeſtalt beſetzt und beſtellt werden/ wie biß-
hero braͤulich geweſen/ nemlich in Staͤdten mit Buͤrgermeiſter und
Raths-Perſonen/ auffm Lande aber mit Land- und Zent-Schoͤppen/
unſere Beamten auch ſollen jedes Orts ſolche Gerichte in unſerm
Nahmen/ und wie es herkommen iſt/ hegen und halten/ ja darauff
fleißig ſehen/ daß es damit allenthalben unpartheyiſch/ auffrichtig
und ordentlich zugehe.
Beamten
Pflicht mit
Gerichts He-
gung.
§. 3. Und weilen dann an gottsfuͤrchtigen verſtaͤndigen Schoͤp-
pen viel gelegen iſt/ ſo ſollen unſere Beamten jedes Orts darauff mit
Ernſt bedacht ſeyn/ daß zu Beſetzung der Gerichte ſolche Schoͤppen/
die eines guten Verſtandes/ auch erbaren Lebens/ Weſen und Wan-
dels ſeyn/ ohn alle Gunſt erwehlet/ und mit gebuͤhrlichen Eyden bela-
den werden; daß ſie nemlich in allen vorfallenden Sachen dieſer un-
ſern Landes-Ordnung/ auch gemeinen braͤuch- und uͤblichen Rechten/
guten ehrlichen Landes-Gewohnheiten und ſonſt der Erbar- und Bil-
ligkeit gemaͤß/ nach ihrem beſten Verſtand/ ohn alles Anſehn der Per-
ſon urtheilen/ erkennen und ſprechen/ keine Sachen gefaͤhrlich auff-
ziehen/ noch denen Partheyen oder ihren Procuratoren daſſelbe ver-
ſtatten/ ſondern ſich alſo halten wollen/ wie ſie es in ihrem Gewiſſen
gegen GOtt und der Welt zu verantworten gedencken.
Schoͤppen Er-
wehl- und Be-
cydigung.
§. 4. Nachdem auch an etlichen Orten beydes in Staͤdten und
auffm Lande/ ſo wohl von unſern Beamten/ als etlichen vom Adel/ die
deſſen berechtiget/ die Gerichte gar langſam gehalten/ auch bißweilen
die Unterthanen beſondere Gerichte zu kauffen/ und alſo ihr Recht mit
merckli-
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