Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Buch/ Cap. V.
[F]eyertage
worinn nicht
gelten.
nöthig/ oder auffzuhalten schädlich/ als Kriegs-Zucht/ Gefängniß und
Wachten/ die verordnet sind zu selbiger Feyertage Beschirmung/ oder
nöthigen Waaren Zufuhr/ deren man nicht entrathen mag.

L. 1. in. fin. ff. de Fer. L. 6. ff. & L. 8. C. Eod. L. 2. 3. & pen. ff. Eod. L. 5. 9 10. & pen.
C. Eod.
Caput V.

Von Richters Pflicht und Eydes Beschaffenheit.

§. 1.

Rechts Spruch
im Zweiffel.

JM Zweiffel beyder Partheyen Recht soll man für Beklagten er-
kennen/ und ihn loßsprechen.

C. cum sint, de R. J. in 6. L. 167. ff. de R. J.

§. 2. Richter sollen in allen Sachen nicht allein vor der Kriegs-
Befestigung/ sondern auch in allen Gerichts-Theilen durch alle dien-
liche Mittel und schiedliche Erinnerungs-Wege/ denen Partheyen/
auff ihr Erscheinen/ die Güte vorzuschlagen/ und sie von einander zu se-
Gütlichen
Vergleichs
Recht.
tzen sich befleißigen durch gütliche Verhör/ um dadurch alle weitläuff-
tige Kosten und zwiespaltige Rechtfertigung bestens zu verhüten. Ja/
wo Aergerniß zu fürchten/ mögen sie zur Einigkeit und Vertrag zwin-
gen/ weilen jederman/ Streit zu vermeiden/ daran gelegen; Haußge-
nossen aber und Bluts-Verwandten/ die unter sich Streit haben/ sollen
Haußgenossen
Streit-Recht.
billig unter ihren vier Wänden besonders sich zu vergleichen trachten.

L. inter plures, ff. de re judic. C. finem litibus, Ext. de dol. & cont. L. 21. in fin. ff.
de reb. cred. L. congruentibus C. de patr. potest.

§. 3. Wann Beklagter saget/ daß ihm der Richter verdächtig/ so
Verdächtigen
Richters
Pflicht.
kan er in der Sache nicht erkennen/ oder muß ihm zum wenigsten einen
öffentlichen Schreiber beygeben lassen ohne dem Gerichts-Schrei-
ber/ nemlich auff Begehren/ welches er nicht weigern mag/ ohne ver-
kehrten Zuneigung oder Feindschafft Argwohn.

§. 4. Wann ein Richter durch ungerechten Ausspruch den Streit
auff sich selbsten hinziehet/ wird er in so weit/ als dem Oberrichter gut-
düncket/ und so viel er vermag/ verurtheilet; wofern er aber mit List un-
recht handelt/ muß er alles wieder ersetzen. So auch ein Richter/ Geld
oder Geschencks Verheissung angenommen zu haben/ überwunden/ muß
er in Geld-Sachen dreyfach was er empfangen/ und zwiefach dessen/
was ihm verheissen/ an die Obrigkeit bezahlen/ und hat seines Amts-
Partheylichen
Richters
Straffe.
Würde verbrochen; in peinlichen Sachen aber werden seine Güter
eingezogen/ und er selbst ins Elend verjaget; So fern auch die Par-
they-Richters Unpflicht nicht erwiesen/ dieser aber beschworen/ daß er

nichts

I. Buch/ Cap. V.
[F]eyertage
worinn nicht
gelten.
noͤthig/ oder auffzuhalten ſchaͤdlich/ als Kriegs-Zucht/ Gefaͤngniß und
Wachten/ die verordnet ſind zu ſelbiger Feyertage Beſchirmung/ oder
noͤthigen Waaren Zufuhr/ deren man nicht entrathen mag.

L. 1. in. fin. ff. de Fer. L. 6. ff. & L. 8. C. Eod. L. 2. 3. & pen. ff. Eod. L. 5. 9 10. & pen.
C. Eod.
Caput V.

Von Richters Pflicht und Eydes Beſchaffenheit.

§. 1.

Rechts Spruch
im Zweiffel.

JM Zweiffel beyder Partheyen Recht ſoll man fuͤr Beklagten er-
kennen/ und ihn loßſprechen.

C. cum ſint, de R. J. in 6. L. 167. ff. de R. J.

§. 2. Richter ſollen in allen Sachen nicht allein vor der Kriegs-
Befeſtigung/ ſondern auch in allen Gerichts-Theilen durch alle dien-
liche Mittel und ſchiedliche Erinnerungs-Wege/ denen Partheyen/
auff ihr Erſcheinen/ die Guͤte vorzuſchlagen/ und ſie von einander zu ſe-
Guͤtlichen
Vergleichs
Recht.
tzen ſich befleißigen durch guͤtliche Verhoͤr/ um dadurch alle weitlaͤuff-
tige Koſten und zwieſpaltige Rechtfertigung beſtens zu verhuͤten. Ja/
wo Aergerniß zu fuͤrchten/ moͤgen ſie zur Einigkeit und Vertrag zwin-
gen/ weilen jederman/ Streit zu vermeiden/ daran gelegen; Haußge-
noſſen aber und Bluts-Verwandten/ die unter ſich Streit haben/ ſollen
Haußgenoſſen
Streit-Recht.
billig unter ihren vier Waͤnden beſonders ſich zu vergleichen trachten.

L. inter plures, ff. de re judic. C. finem litibus, Ext. de dol. & cont. L. 21. in fin. ff.
de reb. cred. L. congruentibus C. de patr. poteſt.

§. 3. Wann Beklagter ſaget/ daß ihm der Richter verdaͤchtig/ ſo
Verdaͤchtigen
Richters
Pflicht.
kan er in der Sache nicht erkennen/ oder muß ihm zum wenigſten einen
oͤffentlichen Schreiber beygeben laſſen ohne dem Gerichts-Schrei-
ber/ nemlich auff Begehren/ welches er nicht weigern mag/ ohne ver-
kehrten Zuneigung oder Feindſchafft Argwohn.

§. 4. Wann ein Richter durch ungerechten Ausſpruch den Streit
auff ſich ſelbſten hinziehet/ wird er in ſo weit/ als dem Oberrichter gut-
duͤncket/ und ſo viel er vermag/ verurtheilet; wofern er aber mit Liſt un-
recht handelt/ muß er alles wieder erſetzen. So auch ein Richter/ Geld
oder Geſchencks Verheiſſung angenommen zu haben/ uͤberwunden/ muß
er in Geld-Sachen dreyfach was er empfangen/ und zwiefach deſſen/
was ihm verheiſſen/ an die Obrigkeit bezahlen/ und hat ſeines Amts-
Partheylichen
Richters
Straffe.
Wuͤrde verbrochen; in peinlichen Sachen aber werden ſeine Guͤter
eingezogen/ und er ſelbſt ins Elend verjaget; So fern auch die Par-
they-Richters Unpflicht nicht erwieſen/ dieſer aber beſchworen/ daß er

nichts
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0029" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Buch/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi></hi> V.</hi></hi></fw><lb/><note place="left"><supplied>F</supplied>eyertage<lb/>
worinn nicht<lb/>
gelten.</note>no&#x0364;thig/ oder auffzuhalten &#x017F;cha&#x0364;dlich/ als Kriegs-Zucht/ Gefa&#x0364;ngniß und<lb/>
Wachten/ die verordnet &#x017F;ind zu &#x017F;elbiger Feyertage Be&#x017F;chirmung/ oder<lb/>
no&#x0364;thigen Waaren Zufuhr/ deren man nicht entrathen mag.</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#aq">L. 1. in. fin. ff. de Fer. L. 6. ff. &amp; L. 8. C. Eod. L. 2. 3. &amp; pen. ff. Eod. L. 5. 9 10. &amp; pen.<lb/>
C. Eod.</hi> </item>
          </list>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Caput</hi></hi> V.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Von Richters Pflicht und Eydes Be&#x017F;chaffenheit.</hi> </hi> </p>
          </argument><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">§. 1.</hi> </p><lb/>
          <note place="left">Rechts Spruch<lb/>
im Zweiffel.</note>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>M Zweiffel beyder Partheyen Recht &#x017F;oll man fu&#x0364;r Beklagten er-<lb/>
kennen/ und ihn loß&#x017F;prechen.</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#aq">C. cum &#x017F;int, de R. J. in 6. L. 167. ff. de R. J.</hi> </item>
          </list><lb/>
          <p>§. 2. Richter &#x017F;ollen in allen Sachen nicht allein vor der Kriegs-<lb/>
Befe&#x017F;tigung/ &#x017F;ondern auch in allen Gerichts-Theilen durch alle dien-<lb/>
liche Mittel und &#x017F;chiedliche Erinnerungs-Wege/ denen Partheyen/<lb/>
auff ihr Er&#x017F;cheinen/ die Gu&#x0364;te vorzu&#x017F;chlagen/ und &#x017F;ie von einander zu &#x017F;e-<lb/><note place="left">Gu&#x0364;tlichen<lb/>
Vergleichs<lb/>
Recht.</note>tzen &#x017F;ich befleißigen durch gu&#x0364;tliche Verho&#x0364;r/ um dadurch alle weitla&#x0364;uff-<lb/>
tige Ko&#x017F;ten und zwie&#x017F;paltige Rechtfertigung be&#x017F;tens zu verhu&#x0364;ten. Ja/<lb/>
wo Aergerniß zu fu&#x0364;rchten/ mo&#x0364;gen &#x017F;ie zur Einigkeit und Vertrag zwin-<lb/>
gen/ weilen jederman/ Streit zu vermeiden/ daran gelegen; Haußge-<lb/>
no&#x017F;&#x017F;en aber und Bluts-Verwandten/ die unter &#x017F;ich Streit haben/ &#x017F;ollen<lb/><note place="left">Haußgeno&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Streit-Recht.</note>billig unter ihren vier Wa&#x0364;nden be&#x017F;onders &#x017F;ich zu vergleichen trachten.</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#aq">L. inter plures, ff. de re judic. C. finem litibus, Ext. de dol. &amp; cont. L. 21. in fin. ff.<lb/>
de reb. cred. L. congruentibus C. de patr. pote&#x017F;t.</hi> </item>
          </list><lb/>
          <p>§. 3. Wann Beklagter &#x017F;aget/ daß ihm der Richter verda&#x0364;chtig/ &#x017F;o<lb/><note place="left">Verda&#x0364;chtigen<lb/>
Richters<lb/>
Pflicht.</note>kan er in der Sache nicht erkennen/ oder muß ihm zum wenig&#x017F;ten einen<lb/>
o&#x0364;ffentlichen Schreiber beygeben la&#x017F;&#x017F;en ohne dem Gerichts-Schrei-<lb/>
ber/ nemlich auff Begehren/ welches er nicht weigern mag/ ohne ver-<lb/>
kehrten Zuneigung oder Feind&#x017F;chafft Argwohn.</p><lb/>
          <p>§. 4. Wann ein Richter durch ungerechten Aus&#x017F;pruch den Streit<lb/>
auff &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten hinziehet/ wird er in &#x017F;o weit/ als dem Oberrichter gut-<lb/>
du&#x0364;ncket/ und &#x017F;o viel er vermag/ verurtheilet; wofern er aber mit Li&#x017F;t un-<lb/>
recht handelt/ muß er alles wieder er&#x017F;etzen. So auch ein Richter/ Geld<lb/>
oder Ge&#x017F;chencks Verhei&#x017F;&#x017F;ung angenommen zu haben/ u&#x0364;berwunden/ muß<lb/>
er in Geld-Sachen dreyfach was er empfangen/ und zwiefach de&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
was ihm verhei&#x017F;&#x017F;en/ an die Obrigkeit bezahlen/ und hat &#x017F;eines Amts-<lb/><note place="left">Partheylichen<lb/>
Richters<lb/>
Straffe.</note>Wu&#x0364;rde verbrochen; in peinlichen Sachen aber werden &#x017F;eine Gu&#x0364;ter<lb/>
eingezogen/ und er &#x017F;elb&#x017F;t ins Elend verjaget; So fern auch die Par-<lb/>
they-Richters Unpflicht nicht erwie&#x017F;en/ die&#x017F;er aber be&#x017F;chworen/ daß er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nichts</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0029] I. Buch/ Cap. V. noͤthig/ oder auffzuhalten ſchaͤdlich/ als Kriegs-Zucht/ Gefaͤngniß und Wachten/ die verordnet ſind zu ſelbiger Feyertage Beſchirmung/ oder noͤthigen Waaren Zufuhr/ deren man nicht entrathen mag. Feyertage worinn nicht gelten. L. 1. in. fin. ff. de Fer. L. 6. ff. & L. 8. C. Eod. L. 2. 3. & pen. ff. Eod. L. 5. 9 10. & pen. C. Eod. Caput V. Von Richters Pflicht und Eydes Beſchaffenheit. §. 1. JM Zweiffel beyder Partheyen Recht ſoll man fuͤr Beklagten er- kennen/ und ihn loßſprechen. C. cum ſint, de R. J. in 6. L. 167. ff. de R. J. §. 2. Richter ſollen in allen Sachen nicht allein vor der Kriegs- Befeſtigung/ ſondern auch in allen Gerichts-Theilen durch alle dien- liche Mittel und ſchiedliche Erinnerungs-Wege/ denen Partheyen/ auff ihr Erſcheinen/ die Guͤte vorzuſchlagen/ und ſie von einander zu ſe- tzen ſich befleißigen durch guͤtliche Verhoͤr/ um dadurch alle weitlaͤuff- tige Koſten und zwieſpaltige Rechtfertigung beſtens zu verhuͤten. Ja/ wo Aergerniß zu fuͤrchten/ moͤgen ſie zur Einigkeit und Vertrag zwin- gen/ weilen jederman/ Streit zu vermeiden/ daran gelegen; Haußge- noſſen aber und Bluts-Verwandten/ die unter ſich Streit haben/ ſollen billig unter ihren vier Waͤnden beſonders ſich zu vergleichen trachten. Guͤtlichen Vergleichs Recht. Haußgenoſſen Streit-Recht. L. inter plures, ff. de re judic. C. finem litibus, Ext. de dol. & cont. L. 21. in fin. ff. de reb. cred. L. congruentibus C. de patr. poteſt. §. 3. Wann Beklagter ſaget/ daß ihm der Richter verdaͤchtig/ ſo kan er in der Sache nicht erkennen/ oder muß ihm zum wenigſten einen oͤffentlichen Schreiber beygeben laſſen ohne dem Gerichts-Schrei- ber/ nemlich auff Begehren/ welches er nicht weigern mag/ ohne ver- kehrten Zuneigung oder Feindſchafft Argwohn. Verdaͤchtigen Richters Pflicht. §. 4. Wann ein Richter durch ungerechten Ausſpruch den Streit auff ſich ſelbſten hinziehet/ wird er in ſo weit/ als dem Oberrichter gut- duͤncket/ und ſo viel er vermag/ verurtheilet; wofern er aber mit Liſt un- recht handelt/ muß er alles wieder erſetzen. So auch ein Richter/ Geld oder Geſchencks Verheiſſung angenommen zu haben/ uͤberwunden/ muß er in Geld-Sachen dreyfach was er empfangen/ und zwiefach deſſen/ was ihm verheiſſen/ an die Obrigkeit bezahlen/ und hat ſeines Amts- Wuͤrde verbrochen; in peinlichen Sachen aber werden ſeine Guͤter eingezogen/ und er ſelbſt ins Elend verjaget; So fern auch die Par- they-Richters Unpflicht nicht erwieſen/ dieſer aber beſchworen/ daß er nichts Partheylichen Richters Straffe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/29
Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/29>, abgerufen am 21.11.2024.