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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von derer Prediger Würde/ Wandel u. Einkünfften.
Caput V.

Vom Priester-Amts Vorzug/ deren Lebens und
Wandels Pflicht/ Verbrechen und Straff-Bussen/ auch
Einkünfften/ Freyheiten und Priester-Wittwen
Gnaden-Jahr.

§. 1.

ANlangend den Praecedenz-Streit/ ob nemlich ein Pastor überPriester Rang
und Praeceden[z]
Recht.

den regierenden Bürgermeister gehen soll/ so hat derselbe billig
zu bedencken/ wie sehr dem HErrn CHristo die weltliche Praecedenz
zu wieder gewesen/ da es heisset: Wer unter euch der Vornehmste
seyn will/ der soll euer Knecht seyn; und soll ein Priester sich befleißi-
gen/ daß er sich durch gottseligen Wandel und wachsamen Vorsor-
ge für die ihm anvertraute Heerde solche Liebe unterhalte/ daß die
meisten im Rath ihn ehren und lieben/ so wird ferner erfolgen/ daß
jederman nicht aus Schuldigkeit/ sondern aus Liebe und guter Freund-
schafft/ ohne Nachfolge-Recht/ gerne zu weichen sich erklären wird/
sonst aber Prediger nach gemeinem Recht nicht begründet sind/ einen
gewissen Rang zu praetendiren/ massen deßhalben keine Verordnung
so wohl in gött- als weltlichen Rechten vorhanden/ sondern ihnen
nach gut Befinden von der Obrigkeit eine gewisse Stelle zu ordnen.

C. 25. & 26. X. de jure Patron.

§. 2. Ja des heil. Predig-Amts hohe Würde betreffend/ so haben
zwar Priester keinen Rang nach göttlichem Recht für weltlicherPriester sollen
Obrigkeiten
nicht vorge-
hen.

Obrigkeit zu begehren/ jedennoch bleibet ihnen solche Würde ausser
Zweiffel unverrückt; daß aber dahero die Prediger ihrer Obrigkeit
vorgehen sollen/ folget nicht/ als aus päbstlichen von Protestirenden
längst verworffenen Gründen/ sonst müste auch ein jeder Dorff-
Pfarr über seinen Edlen Patronen Oberstelle haben/ dann ob zwar
unser Erlöser/ als des Predig-Amts Einsetzer/ die Priester so hoch ge-
adelt/ daß er sie das Saltz der Welt/ ja gar GOttes Augäpffel ge-
nannt/ hat er sie dennoch niemahln der Obrigkeit vorgezogen/ viel
weniger ihnen den Vorzug auff dieser Welt eingewilliget/ sondern sol-
chen Hochmuth an denen Pharisäern gestrafft/ und den Jüngern an-
ders befohlen.

Marc. X, 35. 2. Sam. VIII, 16. & 17. Matth. XXIII, 6. Luc. XXII, 25. Marc. X, 42.
Marc. XI, 39.
§. 3. Weilen
Z 2
Von derer Prediger Wuͤrde/ Wandel u. Einkuͤnfften.
Caput V.

Vom Prieſter-Amts Vorzug/ deren Lebens und
Wandels Pflicht/ Verbrechen und Straff-Buſſen/ auch
Einkuͤnfften/ Freyheiten und Prieſter-Wittwen
Gnaden-Jahr.

§. 1.

ANlangend den Præcedenz-Streit/ ob nemlich ein Paſtor uͤberPrieſter Rang
und Præceden[z]
Recht.

den regierenden Buͤrgermeiſter gehen ſoll/ ſo hat derſelbe billig
zu bedencken/ wie ſehr dem HErrn CHriſto die weltliche Præcedenz
zu wieder geweſen/ da es heiſſet: Wer unter euch der Vornehmſte
ſeyn will/ der ſoll euer Knecht ſeyn; und ſoll ein Prieſter ſich befleißi-
gen/ daß er ſich durch gottſeligen Wandel und wachſamen Vorſor-
ge fuͤr die ihm anvertraute Heerde ſolche Liebe unterhalte/ daß die
meiſten im Rath ihn ehren und lieben/ ſo wird ferner erfolgen/ daß
jederman nicht aus Schuldigkeit/ ſondern aus Liebe und guter Freund-
ſchafft/ ohne Nachfolge-Recht/ gerne zu weichen ſich erklaͤren wird/
ſonſt aber Prediger nach gemeinem Recht nicht begruͤndet ſind/ einen
gewiſſen Rang zu prætendiren/ maſſen deßhalben keine Verordnung
ſo wohl in goͤtt- als weltlichen Rechten vorhanden/ ſondern ihnen
nach gut Befinden von der Obrigkeit eine gewiſſe Stelle zu ordnen.

C. 25. & 26. X. de jure Patron.

§. 2. Ja des heil. Predig-Amts hohe Wuͤrde betreffend/ ſo haben
zwar Prieſter keinen Rang nach goͤttlichem Recht fuͤr weltlicherPrieſter ſollen
Obrigkeiten
nicht vorge-
hen.

Obrigkeit zu begehren/ jedennoch bleibet ihnen ſolche Wuͤrde auſſer
Zweiffel unverruͤckt; daß aber dahero die Prediger ihrer Obrigkeit
vorgehen ſollen/ folget nicht/ als aus paͤbſtlichen von Proteſtirenden
laͤngſt verworffenen Gruͤnden/ ſonſt muͤſte auch ein jeder Dorff-
Pfarr uͤber ſeinen Edlen Patronen Oberſtelle haben/ dann ob zwar
unſer Erloͤſer/ als des Predig-Amts Einſetzer/ die Prieſter ſo hoch ge-
adelt/ daß er ſie das Saltz der Welt/ ja gar GOttes Augaͤpffel ge-
nannt/ hat er ſie dennoch niemahln der Obrigkeit vorgezogen/ viel
weniger ihnen den Vorzug auff dieſer Welt eingewilliget/ ſondern ſol-
chen Hochmuth an denen Phariſaͤern geſtrafft/ und den Juͤngern an-
ders befohlen.

Marc. X, 35. 2. Sam. VIII, 16. & 17. Matth. XXIII, 6. Luc. XXII, 25. Marc. X, 42.
Marc. XI, 39.
§. 3. Weilen
Z 2
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[179/0186] Von derer Prediger Wuͤrde/ Wandel u. Einkuͤnfften. Caput V. Vom Prieſter-Amts Vorzug/ deren Lebens und Wandels Pflicht/ Verbrechen und Straff-Buſſen/ auch Einkuͤnfften/ Freyheiten und Prieſter-Wittwen Gnaden-Jahr. §. 1. ANlangend den Præcedenz-Streit/ ob nemlich ein Paſtor uͤber den regierenden Buͤrgermeiſter gehen ſoll/ ſo hat derſelbe billig zu bedencken/ wie ſehr dem HErrn CHriſto die weltliche Præcedenz zu wieder geweſen/ da es heiſſet: Wer unter euch der Vornehmſte ſeyn will/ der ſoll euer Knecht ſeyn; und ſoll ein Prieſter ſich befleißi- gen/ daß er ſich durch gottſeligen Wandel und wachſamen Vorſor- ge fuͤr die ihm anvertraute Heerde ſolche Liebe unterhalte/ daß die meiſten im Rath ihn ehren und lieben/ ſo wird ferner erfolgen/ daß jederman nicht aus Schuldigkeit/ ſondern aus Liebe und guter Freund- ſchafft/ ohne Nachfolge-Recht/ gerne zu weichen ſich erklaͤren wird/ ſonſt aber Prediger nach gemeinem Recht nicht begruͤndet ſind/ einen gewiſſen Rang zu prætendiren/ maſſen deßhalben keine Verordnung ſo wohl in goͤtt- als weltlichen Rechten vorhanden/ ſondern ihnen nach gut Befinden von der Obrigkeit eine gewiſſe Stelle zu ordnen. Prieſter Rang und Præcedenz Recht. C. 25. & 26. X. de jure Patron. §. 2. Ja des heil. Predig-Amts hohe Wuͤrde betreffend/ ſo haben zwar Prieſter keinen Rang nach goͤttlichem Recht fuͤr weltlicher Obrigkeit zu begehren/ jedennoch bleibet ihnen ſolche Wuͤrde auſſer Zweiffel unverruͤckt; daß aber dahero die Prediger ihrer Obrigkeit vorgehen ſollen/ folget nicht/ als aus paͤbſtlichen von Proteſtirenden laͤngſt verworffenen Gruͤnden/ ſonſt muͤſte auch ein jeder Dorff- Pfarr uͤber ſeinen Edlen Patronen Oberſtelle haben/ dann ob zwar unſer Erloͤſer/ als des Predig-Amts Einſetzer/ die Prieſter ſo hoch ge- adelt/ daß er ſie das Saltz der Welt/ ja gar GOttes Augaͤpffel ge- nannt/ hat er ſie dennoch niemahln der Obrigkeit vorgezogen/ viel weniger ihnen den Vorzug auff dieſer Welt eingewilliget/ ſondern ſol- chen Hochmuth an denen Phariſaͤern geſtrafft/ und den Juͤngern an- ders befohlen. Prieſter ſollen Obrigkeiten nicht vorge- hen. Marc. X, 35. 2. Sam. VIII, 16. & 17. Matth. XXIII, 6. Luc. XXII, 25. Marc. X, 42. Marc. XI, 39. §. 3. Weilen Z 2

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/186>, abgerufen am 21.11.2024.