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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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Wolle sich von den Eigenschaften des Haares entfernt (s. oben); je feiner
eine Wolle, desto elastischer ist sie. Je nach der Anzahl, der Höhe und
Breite der einzelnen Kräuselungsbogen unterscheidet man klein und grob ge-
kräuselte, sowie stark oder schwach gekräuselte Wolle. Die Anzahl der Kräuse-
lungsbögen ist dementsprechend eine sehr verschiedene: bei hochfeiner Merino-
wolle kommen auf den Millimeter (1/10 cm) Faserlänge 60 Kräuselungen,
bei spanischer Merinowolle 45 bis 48, bei Buenos-Ayreswolle 40, bei
Kapwolle 40 bis 44 Kräuselungsbögen, bei australischen Wollen sind nur
wenige vorhanden; bei Mohair- und Alpacowollen fehlen sie fast gänzlich.
Umgekehrt, wie mit der Elastizität, verhält sichs mit dem Glanz der Wolle.
Dieser ist gewöhnlich um so stärker, je dicker die Wollfaser ist und jemehr
sie sich dem Haare nähert. Dickere, aber auch längere gerade Wollfasern
zeigen stets mehr Glanz; daher zeigen auch die Gewebe aus Kammgarn
eine gewisse Glätte und gewissen Glanz, wogegen die aus feineren gekräu-
selten Wollfasern hergestellten Gespinnste, die Tuche, nur wenig Glanz zei-
gen. Hummel führt diese Verschiedenartigkeit im Glanz auf die verschie-
dene Anordnung der Cuticularplättchen zurück (s. S. 11). -- Zum Glanze
steht die Härte der Wolle in direkter Beziehung; je mehr Glanz, desto mehr
Härte; je geringer der Glanz, desto weicher (sanfter, milder) fühlt sich die
Wolle an. -- Die Feinheit der Wollfaser ist abhängig vom Querschnitts-
durchmesser. Dieser schwankt zwischen 1,2 bis 3 cmm (1/100 Millimeter).
Der sicherste Beurteiler für die Feinheit der Wollfaser ist ein geübtes Auge.
Man hat versucht, den Wolldurchmesser mit einem besonderen Instrumente,
dem Eriometer, zu bestimmen; die Resultate haben jedoch nur unterge-
ordneten Wert; zuverlässiger ist die Bestimmung mittels des Mikrometers;
diese gibt zusammen mit dem Augenmaß und dem Gefühl ein
abschließendes Urteil über die Feinheit der Wollfaser. -- Die Wollfaser
muß endlich gleichmäßig sein, d. h. sie muß ihrer ganzen Länge nach den
gleichen Durchmesser haben. Die Festigkeit der Wollfaser ist der Wider-
stand, welchen diese einer starken Ausdehnung entgegensetzt. Nach den all-
gemeinen Grundsätzen, welche Ganswindt für die Festigkeitsprüfung der
Gespinnstfasern an anderm Orte *) aufgestellt hat, und welche durch die
Reißlänge **) ausgedrückt wird, beträgt die Reißlänge der Schafwolle 8,3 km,
d. h. eine Schafwollfaser, welche bei freiem Hängen ledig-
lich durch ihr Eigengewicht ohne anderweite Belastung zerrei-
ßen soll, müßten
8,3 km, also mehr als 1 Meile lang sein. Nach
A. v. Wagner ***) erfordert eine einzelne Wollfaser, je nach Feinheit und
Güte, zum Zerreißen ein Gewicht von 2,6 bis zu 44 g. -- Diese Zahlen
ergeben am besten einen Ausdruck für den Wert der Wollfaser als Ge-
spinnstfaser.

Das Konditionieren der Wolle. Das Verfahren zum Kon-
ditionieren der Wolle
ist folgendes+):

*) Real-Encyklopädie der gesamten Pharmazie; Wien, Urban und Schwarzen-
berg
; Artikel: Festigkeitsprüfung.
**) Die Reißlänge ist eine Zahl, welche in Metern oder Kilometern angibt,
welche Länge eine Gespinnstfaser haben müßte, um ohne jedwede Belastung, lediglich
durch ihr eigenes Gewicht, von selbst zu zerreißen.
***) Handbuch der Chemischen Technologie.
+) Nach einem Bericht der neuen, im März 1888 eröffneten Konditionieran-
stalt in Aachen, im "Deutschen Wollengewerbe".

Wolle ſich von den Eigenſchaften des Haares entfernt (ſ. oben); je feiner
eine Wolle, deſto elaſtiſcher iſt ſie. Je nach der Anzahl, der Höhe und
Breite der einzelnen Kräuſelungsbogen unterſcheidet man klein und grob ge-
kräuſelte, ſowie ſtark oder ſchwach gekräuſelte Wolle. Die Anzahl der Kräuſe-
lungsbögen iſt dementſprechend eine ſehr verſchiedene: bei hochfeiner Merino-
wolle kommen auf den Millimeter (1/10 cm) Faſerlänge 60 Kräuſelungen,
bei ſpaniſcher Merinowolle 45 bis 48, bei Buenos-Ayreswolle 40, bei
Kapwolle 40 bis 44 Kräuſelungsbögen, bei auſtraliſchen Wollen ſind nur
wenige vorhanden; bei Mohair- und Alpacowollen fehlen ſie faſt gänzlich.
Umgekehrt, wie mit der Elaſtizität, verhält ſichs mit dem Glanz der Wolle.
Dieſer iſt gewöhnlich um ſo ſtärker, je dicker die Wollfaſer iſt und jemehr
ſie ſich dem Haare nähert. Dickere, aber auch längere gerade Wollfaſern
zeigen ſtets mehr Glanz; daher zeigen auch die Gewebe aus Kammgarn
eine gewiſſe Glätte und gewiſſen Glanz, wogegen die aus feineren gekräu-
ſelten Wollfaſern hergeſtellten Geſpinnſte, die Tuche, nur wenig Glanz zei-
gen. Hummel führt dieſe Verſchiedenartigkeit im Glanz auf die verſchie-
dene Anordnung der Cuticularplättchen zurück (ſ. S. 11). — Zum Glanze
ſteht die Härte der Wolle in direkter Beziehung; je mehr Glanz, deſto mehr
Härte; je geringer der Glanz, deſto weicher (ſanfter, milder) fühlt ſich die
Wolle an. — Die Feinheit der Wollfaſer iſt abhängig vom Querſchnitts-
durchmeſſer. Dieſer ſchwankt zwiſchen 1,2 bis 3 cmm (1/100 Millimeter).
Der ſicherſte Beurteiler für die Feinheit der Wollfaſer iſt ein geübtes Auge.
Man hat verſucht, den Wolldurchmeſſer mit einem beſonderen Inſtrumente,
dem Eriometer, zu beſtimmen; die Reſultate haben jedoch nur unterge-
ordneten Wert; zuverläſſiger iſt die Beſtimmung mittels des Mikrometers;
dieſe gibt zuſammen mit dem Augenmaß und dem Gefühl ein
abſchließendes Urteil über die Feinheit der Wollfaſer. — Die Wollfaſer
muß endlich gleichmäßig ſein, d. h. ſie muß ihrer ganzen Länge nach den
gleichen Durchmeſſer haben. Die Feſtigkeit der Wollfaſer iſt der Wider-
ſtand, welchen dieſe einer ſtarken Ausdehnung entgegenſetzt. Nach den all-
gemeinen Grundſätzen, welche Ganswindt für die Feſtigkeitsprüfung der
Geſpinnſtfaſern an anderm Orte *) aufgeſtellt hat, und welche durch die
Reißlänge **) ausgedrückt wird, beträgt die Reißlänge der Schafwolle 8,3 km,
d. h. eine Schafwollfaſer, welche bei freiem Hängen ledig-
lich durch ihr Eigengewicht ohne anderweite Belaſtung zerrei-
ßen ſoll, müßten
8,3 km, alſo mehr als 1 Meile lang ſein. Nach
A. v. Wagner ***) erfordert eine einzelne Wollfaſer, je nach Feinheit und
Güte, zum Zerreißen ein Gewicht von 2,6 bis zu 44 g. — Dieſe Zahlen
ergeben am beſten einen Ausdruck für den Wert der Wollfaſer als Ge-
ſpinnſtfaſer.

Das Konditionieren der Wolle. Das Verfahren zum Kon-
ditionieren der Wolle
iſt folgendes†):

*) Real-Encyklopädie der geſamten Pharmazie; Wien, Urban und Schwarzen-
berg
; Artikel: Feſtigkeitsprüfung.
**) Die Reißlänge iſt eine Zahl, welche in Metern oder Kilometern angibt,
welche Länge eine Geſpinnſtfaſer haben müßte, um ohne jedwede Belaſtung, lediglich
durch ihr eigenes Gewicht, von ſelbſt zu zerreißen.
***) Handbuch der Chemiſchen Technologie.
†) Nach einem Bericht der neuen, im März 1888 eröffneten Konditionieran-
ſtalt in Aachen, im „Deutſchen Wollengewerbe“.
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[20/0046] Wolle ſich von den Eigenſchaften des Haares entfernt (ſ. oben); je feiner eine Wolle, deſto elaſtiſcher iſt ſie. Je nach der Anzahl, der Höhe und Breite der einzelnen Kräuſelungsbogen unterſcheidet man klein und grob ge- kräuſelte, ſowie ſtark oder ſchwach gekräuſelte Wolle. Die Anzahl der Kräuſe- lungsbögen iſt dementſprechend eine ſehr verſchiedene: bei hochfeiner Merino- wolle kommen auf den Millimeter (1/10 cm) Faſerlänge 60 Kräuſelungen, bei ſpaniſcher Merinowolle 45 bis 48, bei Buenos-Ayreswolle 40, bei Kapwolle 40 bis 44 Kräuſelungsbögen, bei auſtraliſchen Wollen ſind nur wenige vorhanden; bei Mohair- und Alpacowollen fehlen ſie faſt gänzlich. Umgekehrt, wie mit der Elaſtizität, verhält ſichs mit dem Glanz der Wolle. Dieſer iſt gewöhnlich um ſo ſtärker, je dicker die Wollfaſer iſt und jemehr ſie ſich dem Haare nähert. Dickere, aber auch längere gerade Wollfaſern zeigen ſtets mehr Glanz; daher zeigen auch die Gewebe aus Kammgarn eine gewiſſe Glätte und gewiſſen Glanz, wogegen die aus feineren gekräu- ſelten Wollfaſern hergeſtellten Geſpinnſte, die Tuche, nur wenig Glanz zei- gen. Hummel führt dieſe Verſchiedenartigkeit im Glanz auf die verſchie- dene Anordnung der Cuticularplättchen zurück (ſ. S. 11). — Zum Glanze ſteht die Härte der Wolle in direkter Beziehung; je mehr Glanz, deſto mehr Härte; je geringer der Glanz, deſto weicher (ſanfter, milder) fühlt ſich die Wolle an. — Die Feinheit der Wollfaſer iſt abhängig vom Querſchnitts- durchmeſſer. Dieſer ſchwankt zwiſchen 1,2 bis 3 cmm (1/100 Millimeter). Der ſicherſte Beurteiler für die Feinheit der Wollfaſer iſt ein geübtes Auge. Man hat verſucht, den Wolldurchmeſſer mit einem beſonderen Inſtrumente, dem Eriometer, zu beſtimmen; die Reſultate haben jedoch nur unterge- ordneten Wert; zuverläſſiger iſt die Beſtimmung mittels des Mikrometers; dieſe gibt zuſammen mit dem Augenmaß und dem Gefühl ein abſchließendes Urteil über die Feinheit der Wollfaſer. — Die Wollfaſer muß endlich gleichmäßig ſein, d. h. ſie muß ihrer ganzen Länge nach den gleichen Durchmeſſer haben. Die Feſtigkeit der Wollfaſer iſt der Wider- ſtand, welchen dieſe einer ſtarken Ausdehnung entgegenſetzt. Nach den all- gemeinen Grundſätzen, welche Ganswindt für die Feſtigkeitsprüfung der Geſpinnſtfaſern an anderm Orte *) aufgeſtellt hat, und welche durch die Reißlänge **) ausgedrückt wird, beträgt die Reißlänge der Schafwolle 8,3 km, d. h. eine Schafwollfaſer, welche bei freiem Hängen ledig- lich durch ihr Eigengewicht ohne anderweite Belaſtung zerrei- ßen ſoll, müßten 8,3 km, alſo mehr als 1 Meile lang ſein. Nach A. v. Wagner ***) erfordert eine einzelne Wollfaſer, je nach Feinheit und Güte, zum Zerreißen ein Gewicht von 2,6 bis zu 44 g. — Dieſe Zahlen ergeben am beſten einen Ausdruck für den Wert der Wollfaſer als Ge- ſpinnſtfaſer. Das Konditionieren der Wolle. Das Verfahren zum Kon- ditionieren der Wolle iſt folgendes †): *) Real-Encyklopädie der geſamten Pharmazie; Wien, Urban und Schwarzen- berg; Artikel: Feſtigkeitsprüfung. **) Die Reißlänge iſt eine Zahl, welche in Metern oder Kilometern angibt, welche Länge eine Geſpinnſtfaſer haben müßte, um ohne jedwede Belaſtung, lediglich durch ihr eigenes Gewicht, von ſelbſt zu zerreißen. ***) Handbuch der Chemiſchen Technologie. †) Nach einem Bericht der neuen, im März 1888 eröffneten Konditionieran- ſtalt in Aachen, im „Deutſchen Wollengewerbe“.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/46>, abgerufen am 26.04.2024.