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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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vorwiegend mittels Maschinen. Für Färbereizwecke, speziell für die Fabri-
kation von Filzhüten aus reinen Haaren, kommt nur der Haarfilz in Be-
tracht. Das Färben von Menschenhaar gehört nicht in die Färberpraxis,
und kann in diesem Handbuch füglich unbeachtet bleiben. Beim Färben von
Haarfilz wird es sich wohl immer nur um schwarze oder dunkelbraune Far-
ben handeln, worüber näheres im speziellen Teil (§ 93) unter Filzfärberei.

Zu den tierischen Haaren sind gewissermaßen auch die Byssusfäden
oder die Muschelseide zu rechnen. Es sind das olivenbraune Fäden, von
3 bis 6 cm Länge, und 10 bis 100 µ Durchmesser. Diese Fäden dienen
der Stockmuschel (Mytilus edulis) zum Festhalten an fremden Körpern,
und bestehen aus dem Spinnstoffe, der aus der Byssusdrüse abgesondert und
durch einen beweglichen Fortsatz (Spinner) nach außen geleitet wird. Diese
Fäden sind solid und zerfasern beim Zerreißen nicht; die feinern Fäden sind
fast glatt, häufig um ihre Achse gedreht und zeigen eine zarte regelmäßige
Längsstreifung. Chemisch ist die Byssussubstanz dem Wollhaar nahestehend.
Im südlichen Europa dienen die Byssusfäden zur Herstellung von Strümpfen,
Handschuhen u. dergl. m.

§ 8. Federn.

Was für die Säugetiere die Haare, das sind für die Vögel die Federn.
Auch sie sind Oberhautgebilde, unterscheiden sich aber durch große Flächen-
entfaltung und einen symmetrischen kunstvollen Bau. Dem Bau nach be-
stehen die Federn aus dem Kiel und der aus vielen parallelen Grannen
gebildeten Fahne.

Die chemische Zusammensetzung ist die gleiche, wie die der Wolle
und Haare, auch sie bestehen vorwiegend aus Horngewebe. Ob die Federn
auch Schwefel enthalten, ist aus den Analysen von Gorup-Besanez nicht
mit Sicherheit zu ersehen. Dagegen zeichnen sich die Federn durch einen
Fettgehalt aus (den sie übrigens mit den Haaren teilen); charakteristisch für
sie ist ein verhältnismäßig hoher Gehalt an Kieselsänre, welcher beim Haus-
hahn bis 3,71 Prozent steigt. Was die Vogelfedern aber von allen ande-
ren tierischen Oberhautgebilden unterscheidet, ist ihr Gehalt an Farbstoffen;
vielfach sind sie blendend weiß; in der Mehrzahl der Fälle sind sie farbig,
und erscheinen, besonders bei dem Männchen, in allen erdenklichen Farben
und Nüancen von oft wunderbarer Farbenpracht, welche durch den Glanz
und das Schillern der Farben noch erhöht wird. Ueber die chemische Na-
tur dieser Farben wissen wir bislang noch gar nichts. Von in Substanz
eingelagerten Farbstoffen scheinen dieselben nicht herzurühren, denn unter dem
Mikroskop fand Bruch bei allen Federn, gleichviel von welcher Farbe, nur
dasselbe bräunlich-schwarze Pigment: unter dem Mikroskope ist ein Farb-
stoff nicht zu entdecken. Ihrer schönen und leuchtenden Farben wegen wer-
den die Federn vielfach ohne weitere Vorbereitung als Schmuckfedern
verwendet.

Die Vögel, welche besonders Schmuckfedern liefern, sind:

1. Der Strauß, Struthio camelus.
2. Der Marabu, Leptoptilus.
3. Der Pfau, Pavo cristatus.
4. Der Hahn, Gallus domesticus.
5. Der Fasan, Phasianus pictus.

vorwiegend mittels Maſchinen. Für Färbereizwecke, ſpeziell für die Fabri-
kation von Filzhüten aus reinen Haaren, kommt nur der Haarfilz in Be-
tracht. Das Färben von Menſchenhaar gehört nicht in die Färberpraxis,
und kann in dieſem Handbuch füglich unbeachtet bleiben. Beim Färben von
Haarfilz wird es ſich wohl immer nur um ſchwarze oder dunkelbraune Far-
ben handeln, worüber näheres im ſpeziellen Teil (§ 93) unter Filzfärberei.

Zu den tieriſchen Haaren ſind gewiſſermaßen auch die Byſſusfäden
oder die Muſchelſeide zu rechnen. Es ſind das olivenbraune Fäden, von
3 bis 6 cm Länge, und 10 bis 100 µ Durchmeſſer. Dieſe Fäden dienen
der Stockmuſchel (Mytilus edulis) zum Feſthalten an fremden Körpern,
und beſtehen aus dem Spinnſtoffe, der aus der Byſſusdrüſe abgeſondert und
durch einen beweglichen Fortſatz (Spinner) nach außen geleitet wird. Dieſe
Fäden ſind ſolid und zerfaſern beim Zerreißen nicht; die feinern Fäden ſind
faſt glatt, häufig um ihre Achſe gedreht und zeigen eine zarte regelmäßige
Längsſtreifung. Chemiſch iſt die Byſſusſubſtanz dem Wollhaar naheſtehend.
Im ſüdlichen Europa dienen die Byſſusfäden zur Herſtellung von Strümpfen,
Handſchuhen u. dergl. m.

§ 8. Federn.

Was für die Säugetiere die Haare, das ſind für die Vögel die Federn.
Auch ſie ſind Oberhautgebilde, unterſcheiden ſich aber durch große Flächen-
entfaltung und einen ſymmetriſchen kunſtvollen Bau. Dem Bau nach be-
ſtehen die Federn aus dem Kiel und der aus vielen parallelen Grannen
gebildeten Fahne.

Die chemiſche Zuſammenſetzung iſt die gleiche, wie die der Wolle
und Haare, auch ſie beſtehen vorwiegend aus Horngewebe. Ob die Federn
auch Schwefel enthalten, iſt aus den Analyſen von Gorup-Beſanez nicht
mit Sicherheit zu erſehen. Dagegen zeichnen ſich die Federn durch einen
Fettgehalt aus (den ſie übrigens mit den Haaren teilen); charakteriſtiſch für
ſie iſt ein verhältnismäßig hoher Gehalt an Kieſelſänre, welcher beim Haus-
hahn bis 3,71 Prozent ſteigt. Was die Vogelfedern aber von allen ande-
ren tieriſchen Oberhautgebilden unterſcheidet, iſt ihr Gehalt an Farbſtoffen;
vielfach ſind ſie blendend weiß; in der Mehrzahl der Fälle ſind ſie farbig,
und erſcheinen, beſonders bei dem Männchen, in allen erdenklichen Farben
und Nüancen von oft wunderbarer Farbenpracht, welche durch den Glanz
und das Schillern der Farben noch erhöht wird. Ueber die chemiſche Na-
tur dieſer Farben wiſſen wir bislang noch gar nichts. Von in Subſtanz
eingelagerten Farbſtoffen ſcheinen dieſelben nicht herzurühren, denn unter dem
Mikroſkop fand Bruch bei allen Federn, gleichviel von welcher Farbe, nur
dasſelbe bräunlich-ſchwarze Pigment: unter dem Mikroſkope iſt ein Farb-
ſtoff nicht zu entdecken. Ihrer ſchönen und leuchtenden Farben wegen wer-
den die Federn vielfach ohne weitere Vorbereitung als Schmuckfedern
verwendet.

Die Vögel, welche beſonders Schmuckfedern liefern, ſind:

1. Der Strauß, Struthio camelus.
2. Der Marabu, Leptoptilus.
3. Der Pfau, Pavo cristatus.
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[45/0071] vorwiegend mittels Maſchinen. Für Färbereizwecke, ſpeziell für die Fabri- kation von Filzhüten aus reinen Haaren, kommt nur der Haarfilz in Be- tracht. Das Färben von Menſchenhaar gehört nicht in die Färberpraxis, und kann in dieſem Handbuch füglich unbeachtet bleiben. Beim Färben von Haarfilz wird es ſich wohl immer nur um ſchwarze oder dunkelbraune Far- ben handeln, worüber näheres im ſpeziellen Teil (§ 93) unter Filzfärberei. Zu den tieriſchen Haaren ſind gewiſſermaßen auch die Byſſusfäden oder die Muſchelſeide zu rechnen. Es ſind das olivenbraune Fäden, von 3 bis 6 cm Länge, und 10 bis 100 µ Durchmeſſer. Dieſe Fäden dienen der Stockmuſchel (Mytilus edulis) zum Feſthalten an fremden Körpern, und beſtehen aus dem Spinnſtoffe, der aus der Byſſusdrüſe abgeſondert und durch einen beweglichen Fortſatz (Spinner) nach außen geleitet wird. Dieſe Fäden ſind ſolid und zerfaſern beim Zerreißen nicht; die feinern Fäden ſind faſt glatt, häufig um ihre Achſe gedreht und zeigen eine zarte regelmäßige Längsſtreifung. Chemiſch iſt die Byſſusſubſtanz dem Wollhaar naheſtehend. Im ſüdlichen Europa dienen die Byſſusfäden zur Herſtellung von Strümpfen, Handſchuhen u. dergl. m. § 8. Federn. Was für die Säugetiere die Haare, das ſind für die Vögel die Federn. Auch ſie ſind Oberhautgebilde, unterſcheiden ſich aber durch große Flächen- entfaltung und einen ſymmetriſchen kunſtvollen Bau. Dem Bau nach be- ſtehen die Federn aus dem Kiel und der aus vielen parallelen Grannen gebildeten Fahne. Die chemiſche Zuſammenſetzung iſt die gleiche, wie die der Wolle und Haare, auch ſie beſtehen vorwiegend aus Horngewebe. Ob die Federn auch Schwefel enthalten, iſt aus den Analyſen von Gorup-Beſanez nicht mit Sicherheit zu erſehen. Dagegen zeichnen ſich die Federn durch einen Fettgehalt aus (den ſie übrigens mit den Haaren teilen); charakteriſtiſch für ſie iſt ein verhältnismäßig hoher Gehalt an Kieſelſänre, welcher beim Haus- hahn bis 3,71 Prozent ſteigt. Was die Vogelfedern aber von allen ande- ren tieriſchen Oberhautgebilden unterſcheidet, iſt ihr Gehalt an Farbſtoffen; vielfach ſind ſie blendend weiß; in der Mehrzahl der Fälle ſind ſie farbig, und erſcheinen, beſonders bei dem Männchen, in allen erdenklichen Farben und Nüancen von oft wunderbarer Farbenpracht, welche durch den Glanz und das Schillern der Farben noch erhöht wird. Ueber die chemiſche Na- tur dieſer Farben wiſſen wir bislang noch gar nichts. Von in Subſtanz eingelagerten Farbſtoffen ſcheinen dieſelben nicht herzurühren, denn unter dem Mikroſkop fand Bruch bei allen Federn, gleichviel von welcher Farbe, nur dasſelbe bräunlich-ſchwarze Pigment: unter dem Mikroſkope iſt ein Farb- ſtoff nicht zu entdecken. Ihrer ſchönen und leuchtenden Farben wegen wer- den die Federn vielfach ohne weitere Vorbereitung als Schmuckfedern verwendet. Die Vögel, welche beſonders Schmuckfedern liefern, ſind: 1. Der Strauß, Struthio camelus. 2. Der Marabu, Leptoptilus. 3. Der Pfau, Pavo cristatus. 4. Der Hahn, Gallus domesticus. 5. Der Faſan, Phasianus pictus.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/71>, abgerufen am 21.11.2024.