Erste Operation: Zuerst kommt das Bleichen resp. Abkochen der Gewebe, wobei dasselbe gilt, was im vorigen Paragraphen diesbezüglich ge- sagt ist. Dann folgt
Zweite Operation: Oelen. An Stelle des Kuhkot- und Schaf- mistbades wird aber hier das reine Oel als solches und zwar bis auf 90° R. erhitzt, angewendet. An Stelle des Einlegens tritt hier das Klotzen; das Zeug geht in voller Breite durch eine Oelklotzmaschine, wie sie S. 436 be- schrieben ist. Nach dem Klotzen kommt das Gewebe sofort in den Trocken- ofen, und bleibt hierin 2 Stunden hindurch bei 55 bis 60° R.
Dritte Operation: Siebenmaliges Klotzen in einer Sodalösung von 2,7° Be., worauf jedesmal ein Trocknen im Trockenofen bei 60° folgt. Es wird dadurch eine Verseifung des Oeles auf den Geweben selbst bezweckt; andererseits bezweckt das jedesmalige Trocknen eine teilweise Oxydation des Oeles, so daß man nach Beendigung des siebenmaligen Klotzens wenig un- verändertes Oel, hauptsächlich aber ölsaures und oxyoleinsaures (vielleicht auch oxystearinsaures) Natron auf der Faser haben dürfte. Nach dem siebenten Klotzen und Trocknen folgt die
Vierte Operation: Waschen auf der Waschmaschine, zuerst in Sodalösung, nachher in reinem Wasser und Trocknen bei 45° R. Das Gallieren fällt hier fort.
Fünfte bis achte Operation. Diese sind gleich mit der im vorigen Paragraphen beschriebenen achten bis zwölften Operation.
Es muß ohne Weiteres zugestanden werden, daß dieses Verfahren im Vergleich mit dem vorigen einen wesentlichen Fortschritt bedeutet. Der Schafmist ist hier vollständig weggelassen; nach Romen würde man also hier kein Türkischrot erhalten dürfen; thatsächlich erhält man aber auf diese Methode ein noch schöneres, lebhafteres Türkischrot, als mit der im vorigen Paragraphen angegebenen Methode. Damit ist der unwiderleglichste Beweis geliefert, daß der Schafmist zur Erzeugung eines Türkischrot durchaus nicht notwendig ist.
Es bleibt hier nur die Frage, ob die Methode der Seifenbildung auf dem Zeuge durch Klotzen nicht durch eine einfachere Methode zu ersetzen wäre; und hier möchte ich thatsächlich einer Aenderung das Wort reden; ich würde statt des Klotzens mit Oel und des siebenmaligen Klotzens mit Soda vorschlagen, das Zeug in eine Lösung von überfetteter Seife in Wasser lauwarm einige Stunden einzulegen, dann im Squeezer abzuquetschen, eine Chlorkalkpassage zu geben (NB. klare Lösung ist Bedingung), dann in der Echthänge zu trocknen. Beizen, Färben und Schönen bleibt unverändert wie oben. In dieser Form würde das modifizierte Verfahren sich auch sehr wohl für Garne eignen.
§ 83. Das Türkischrotöl-Verfahren.
Dieses neuere Verfahren wird auf Garne, wie Gewebe angewendet.
Erste Operation: Statt, wie beim Steinerschen Verfahren, die Seifenbildung auf der Faser durch achtmaliges Klotzen zu vollziehen, wird
Erſte Operation: Zuerſt kommt das Bleichen reſp. Abkochen der Gewebe, wobei dasſelbe gilt, was im vorigen Paragraphen diesbezüglich ge- ſagt iſt. Dann folgt
Zweite Operation: Oelen. An Stelle des Kuhkot- und Schaf- miſtbades wird aber hier das reine Oel als ſolches und zwar bis auf 90° R. erhitzt, angewendet. An Stelle des Einlegens tritt hier das Klotzen; das Zeug geht in voller Breite durch eine Oelklotzmaſchine, wie ſie S. 436 be- ſchrieben iſt. Nach dem Klotzen kommt das Gewebe ſofort in den Trocken- ofen, und bleibt hierin 2 Stunden hindurch bei 55 bis 60° R.
Dritte Operation: Siebenmaliges Klotzen in einer Sodalöſung von 2,7° Bé., worauf jedesmal ein Trocknen im Trockenofen bei 60° folgt. Es wird dadurch eine Verſeifung des Oeles auf den Geweben ſelbſt bezweckt; andererſeits bezweckt das jedesmalige Trocknen eine teilweiſe Oxydation des Oeles, ſo daß man nach Beendigung des ſiebenmaligen Klotzens wenig un- verändertes Oel, hauptſächlich aber ölſaures und oxyoleïnſaures (vielleicht auch oxyſtearinſaures) Natron auf der Faſer haben dürfte. Nach dem ſiebenten Klotzen und Trocknen folgt die
Vierte Operation: Waſchen auf der Waſchmaſchine, zuerſt in Sodalöſung, nachher in reinem Waſſer und Trocknen bei 45° R. Das Gallieren fällt hier fort.
Fünfte bis achte Operation. Dieſe ſind gleich mit der im vorigen Paragraphen beſchriebenen achten bis zwölften Operation.
Es muß ohne Weiteres zugeſtanden werden, daß dieſes Verfahren im Vergleich mit dem vorigen einen weſentlichen Fortſchritt bedeutet. Der Schafmiſt iſt hier vollſtändig weggelaſſen; nach Romen würde man alſo hier kein Türkiſchrot erhalten dürfen; thatſächlich erhält man aber auf dieſe Methode ein noch ſchöneres, lebhafteres Türkiſchrot, als mit der im vorigen Paragraphen angegebenen Methode. Damit iſt der unwiderleglichſte Beweis geliefert, daß der Schafmiſt zur Erzeugung eines Türkiſchrot durchaus nicht notwendig iſt.
Es bleibt hier nur die Frage, ob die Methode der Seifenbildung auf dem Zeuge durch Klotzen nicht durch eine einfachere Methode zu erſetzen wäre; und hier möchte ich thatſächlich einer Aenderung das Wort reden; ich würde ſtatt des Klotzens mit Oel und des ſiebenmaligen Klotzens mit Soda vorſchlagen, das Zeug in eine Löſung von überfetteter Seife in Waſſer lauwarm einige Stunden einzulegen, dann im Squeezer abzuquetſchen, eine Chlorkalkpaſſage zu geben (NB. klare Löſung iſt Bedingung), dann in der Echthänge zu trocknen. Beizen, Färben und Schönen bleibt unverändert wie oben. In dieſer Form würde das modifizierte Verfahren ſich auch ſehr wohl für Garne eignen.
§ 83. Das Türkiſchrotöl-Verfahren.
Dieſes neuere Verfahren wird auf Garne, wie Gewebe angewendet.
Erſte Operation: Statt, wie beim Steinerſchen Verfahren, die Seifenbildung auf der Faſer durch achtmaliges Klotzen zu vollziehen, wird
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0661"n="613"/><p>Erſte <hirendition="#g">Operation</hi>: Zuerſt kommt das Bleichen reſp. Abkochen der<lb/>
Gewebe, wobei dasſelbe gilt, was im vorigen Paragraphen diesbezüglich ge-<lb/>ſagt iſt. Dann folgt</p><lb/><p><hirendition="#g">Zweite Operation: Oelen</hi>. An Stelle des Kuhkot- und Schaf-<lb/>
miſtbades wird aber hier das reine Oel als ſolches und zwar bis auf 90° R.<lb/>
erhitzt, angewendet. An Stelle des Einlegens tritt hier das <hirendition="#g">Klotzen</hi>; das<lb/>
Zeug geht in voller Breite durch eine Oelklotzmaſchine, wie ſie S. 436 be-<lb/>ſchrieben iſt. Nach dem Klotzen kommt das Gewebe ſofort in den Trocken-<lb/>
ofen, und bleibt hierin 2 Stunden hindurch bei 55 bis 60° R.</p><lb/><p><hirendition="#g">Dritte Operation</hi>: Siebenmaliges Klotzen in einer Sodalöſung von<lb/>
2,7° Bé., worauf jedesmal ein Trocknen im Trockenofen bei 60° folgt. Es<lb/>
wird dadurch eine Verſeifung des Oeles auf den Geweben ſelbſt bezweckt;<lb/>
andererſeits bezweckt das jedesmalige Trocknen eine teilweiſe Oxydation des<lb/>
Oeles, ſo daß man nach Beendigung des ſiebenmaligen Klotzens wenig un-<lb/>
verändertes Oel, hauptſächlich aber ölſaures und oxyoleïnſaures (vielleicht auch<lb/>
oxyſtearinſaures) Natron auf der Faſer haben dürfte. Nach dem ſiebenten<lb/>
Klotzen und Trocknen folgt die</p><lb/><p><hirendition="#g">Vierte Operation: Waſchen</hi> auf der Waſchmaſchine, zuerſt in<lb/>
Sodalöſung, nachher in reinem Waſſer und Trocknen bei 45° R. Das<lb/>
Gallieren fällt hier fort.</p><lb/><p><hirendition="#g">Fünfte bis achte Operation</hi>. Dieſe ſind gleich mit der im vorigen<lb/>
Paragraphen beſchriebenen achten bis zwölften Operation.</p><lb/><p>Es muß ohne Weiteres zugeſtanden werden, daß dieſes Verfahren im<lb/>
Vergleich mit dem vorigen einen <hirendition="#g">weſentlichen Fortſchritt</hi> bedeutet. Der<lb/>
Schafmiſt iſt hier vollſtändig weggelaſſen; nach <hirendition="#g">Romen</hi> würde man alſo<lb/>
hier kein Türkiſchrot erhalten dürfen; thatſächlich erhält man aber auf dieſe<lb/>
Methode ein noch ſchöneres, lebhafteres Türkiſchrot, als mit der im vorigen<lb/>
Paragraphen angegebenen Methode. <hirendition="#g">Damit iſt der unwiderleglichſte<lb/>
Beweis geliefert, daß der Schafmiſt zur Erzeugung eines<lb/>
Türkiſchrot durchaus nicht notwendig iſt</hi>.</p><lb/><p>Es bleibt hier nur die Frage, ob die Methode der Seifenbildung auf<lb/>
dem Zeuge durch Klotzen nicht durch eine einfachere Methode zu erſetzen<lb/>
wäre; und hier möchte ich thatſächlich einer Aenderung das Wort reden; ich<lb/>
würde ſtatt des Klotzens mit Oel und des ſiebenmaligen Klotzens mit Soda<lb/>
vorſchlagen, das Zeug <hirendition="#g">in eine Löſung von überfetteter Seife in<lb/>
Waſſer lauwarm einige Stunden einzulegen</hi>, dann im Squeezer<lb/>
abzuquetſchen, <hirendition="#g">eine Chlorkalkpaſſage zu geben</hi> (<hirendition="#aq">NB.</hi> klare Löſung iſt<lb/>
Bedingung), dann in der Echthänge zu trocknen. Beizen, Färben und<lb/>
Schönen bleibt unverändert wie oben. In dieſer Form würde das modifizierte<lb/>
Verfahren ſich auch ſehr wohl für Garne eignen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§ 83. <hirendition="#b">Das Türkiſchrotöl-Verfahren.</hi></head><lb/><p>Dieſes neuere Verfahren wird auf Garne, wie Gewebe angewendet.</p><lb/><p><hirendition="#g">Erſte Operation</hi>: Statt, wie beim <hirendition="#g">Steiner</hi>ſchen Verfahren, die<lb/>
Seifenbildung auf der Faſer durch achtmaliges Klotzen zu vollziehen, wird<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[613/0661]
Erſte Operation: Zuerſt kommt das Bleichen reſp. Abkochen der
Gewebe, wobei dasſelbe gilt, was im vorigen Paragraphen diesbezüglich ge-
ſagt iſt. Dann folgt
Zweite Operation: Oelen. An Stelle des Kuhkot- und Schaf-
miſtbades wird aber hier das reine Oel als ſolches und zwar bis auf 90° R.
erhitzt, angewendet. An Stelle des Einlegens tritt hier das Klotzen; das
Zeug geht in voller Breite durch eine Oelklotzmaſchine, wie ſie S. 436 be-
ſchrieben iſt. Nach dem Klotzen kommt das Gewebe ſofort in den Trocken-
ofen, und bleibt hierin 2 Stunden hindurch bei 55 bis 60° R.
Dritte Operation: Siebenmaliges Klotzen in einer Sodalöſung von
2,7° Bé., worauf jedesmal ein Trocknen im Trockenofen bei 60° folgt. Es
wird dadurch eine Verſeifung des Oeles auf den Geweben ſelbſt bezweckt;
andererſeits bezweckt das jedesmalige Trocknen eine teilweiſe Oxydation des
Oeles, ſo daß man nach Beendigung des ſiebenmaligen Klotzens wenig un-
verändertes Oel, hauptſächlich aber ölſaures und oxyoleïnſaures (vielleicht auch
oxyſtearinſaures) Natron auf der Faſer haben dürfte. Nach dem ſiebenten
Klotzen und Trocknen folgt die
Vierte Operation: Waſchen auf der Waſchmaſchine, zuerſt in
Sodalöſung, nachher in reinem Waſſer und Trocknen bei 45° R. Das
Gallieren fällt hier fort.
Fünfte bis achte Operation. Dieſe ſind gleich mit der im vorigen
Paragraphen beſchriebenen achten bis zwölften Operation.
Es muß ohne Weiteres zugeſtanden werden, daß dieſes Verfahren im
Vergleich mit dem vorigen einen weſentlichen Fortſchritt bedeutet. Der
Schafmiſt iſt hier vollſtändig weggelaſſen; nach Romen würde man alſo
hier kein Türkiſchrot erhalten dürfen; thatſächlich erhält man aber auf dieſe
Methode ein noch ſchöneres, lebhafteres Türkiſchrot, als mit der im vorigen
Paragraphen angegebenen Methode. Damit iſt der unwiderleglichſte
Beweis geliefert, daß der Schafmiſt zur Erzeugung eines
Türkiſchrot durchaus nicht notwendig iſt.
Es bleibt hier nur die Frage, ob die Methode der Seifenbildung auf
dem Zeuge durch Klotzen nicht durch eine einfachere Methode zu erſetzen
wäre; und hier möchte ich thatſächlich einer Aenderung das Wort reden; ich
würde ſtatt des Klotzens mit Oel und des ſiebenmaligen Klotzens mit Soda
vorſchlagen, das Zeug in eine Löſung von überfetteter Seife in
Waſſer lauwarm einige Stunden einzulegen, dann im Squeezer
abzuquetſchen, eine Chlorkalkpaſſage zu geben (NB. klare Löſung iſt
Bedingung), dann in der Echthänge zu trocknen. Beizen, Färben und
Schönen bleibt unverändert wie oben. In dieſer Form würde das modifizierte
Verfahren ſich auch ſehr wohl für Garne eignen.
§ 83. Das Türkiſchrotöl-Verfahren.
Dieſes neuere Verfahren wird auf Garne, wie Gewebe angewendet.
Erſte Operation: Statt, wie beim Steinerſchen Verfahren, die
Seifenbildung auf der Faſer durch achtmaliges Klotzen zu vollziehen, wird
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/661>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.