beitet man mit verdünntem Wasserstoffsuperoxyd, so kann man dem Bleich- bade ein Minimum Indigokarmin oder Methylviolett, welches zur Erzeugung eines reinen Weiß notwendig ist, direkt hinzufügen, da auch die gebleichte Wolle noch einen schwach gelblichen Stich zeigt. Verwendet man das Prä- parat jedoch in konzentrierter Lösung, so muß man auf einem besonderen Bade abtönen, da andernfalls auch der Indigo entfärbt werden würde. Das von der gebleichten Ware mechanisch zurückgehaltene Bleichbad kann durch Centrifugieren wieder gewonnen und von neuem benutzt werden.
Erwähnt möge hier noch werden das geistvolle Kallabsche Bleichver- fahren, welches eigentlich eine höchst verdünnte Hyposulfitküpe repräsentiert, und die bleichende Wirkung der schwefligen Säure mit der paralysierenden Blaufärbung des Indigos verbindet.
Bleichen mit übermangansaurem Kali und schwefliger Säure. Bei Benutzung von Kaliumpermanganat verwendet man eine Lösung von circa 15 Gramm pro Eimer Wasser, bringt die Wolle hinein, hantiert auf dem Bade 20 Minuten, und bringt sie dann in ein zweites Bad aus schwefliger Säure ( 1/3 Liter des flüssigen Handelsproduktes auf 10 Eimer), hantiert wieder 20 Minuten und schleudert aus. Schließlich bläut man mit Indigokarmin oder Methylviolett, wie oben. (Deutsche Färberztg. 1886, Nr. 17.)
Bleichen mit Natriumbisulfit nach Justinus Mullerus. Die gut gespülte Wolle wird in eine 20° Be. starke Lösung von Natriumbisulfit eingelegt, 12 bis 15 Stunden darin gelassen, und dann, ohne zu waschen, durch ein 4° Be. starkes Schwefelsäurebad passiert.
§ 13. Bleichen der Seide.
Für das Bleichen der Seide kommen gleichfalls nur schweflige Säure und Wasserstoffsuperoxyd in Betracht. Außerdem ist auch verdünntes Königs- wasser, sowie Baryumhyperoxyd in Anwendung gekommen.
Bleichen mit schwefliger Säure. Dasselbe ist bei der entschälten und degummierten Seide das nämliche, wie bei der Wolle; die Seide wird geschwefelt, d. h. sie wird in feuchtem Zustande in der Schwefelkammer 6 Stunden lang der Einwirkung von schwefligsauren Dämpfen ausgesetzt. Die Seide bleicht nur langsam und das Schwefeln muß mehrmals wieder- holt werden. Dann folgt aus den gleichen Gründen, wie ich sie zuvor bei der Wolle entwickelt habe, ein gründliches Waschen, möglichst in destilliertem Wasser.
Bleichen mit Königswasser findet nur in dem Falle statt, daß man zu gebleichter Soupleseide gelangen will; in diesem Falle läßt man das Bleichen dem Souplieren vorausgehen. Zum Bleichen benutzt man eine Mischung von 1 Teil Salpetersäure und 5 Teilen Salzsäure, welche man 4 bis 5 Tage bei 25° stehen läßt und dann auf circa 3° Be. ver- dünnt. Die Seide wird bei 20 bis 35° eine Viertelstunde darin umge- zogen, dann sofort gut ausgewaschen und geschwefelt. Das Souplemachen geschieht durch Einbringen in ein nahezu siedendes Bad, welches man mit Weinstein oder mit Bittersalz und etwas Schwefelsäure schwach sauer gemacht hat. Dabei verliert die Seide nur einen Teil des Seidenleims, schwillt auf
beitet man mit verdünntem Waſſerſtoffſuperoxyd, ſo kann man dem Bleich- bade ein Minimum Indigokarmin oder Methylviolett, welches zur Erzeugung eines reinen Weiß notwendig iſt, direkt hinzufügen, da auch die gebleichte Wolle noch einen ſchwach gelblichen Stich zeigt. Verwendet man das Prä- parat jedoch in konzentrierter Löſung, ſo muß man auf einem beſonderen Bade abtönen, da andernfalls auch der Indigo entfärbt werden würde. Das von der gebleichten Ware mechaniſch zurückgehaltene Bleichbad kann durch Centrifugieren wieder gewonnen und von neuem benutzt werden.
Erwähnt möge hier noch werden das geiſtvolle Kallabſche Bleichver- fahren, welches eigentlich eine höchſt verdünnte Hypoſulfitküpe repräſentiert, und die bleichende Wirkung der ſchwefligen Säure mit der paralyſierenden Blaufärbung des Indigos verbindet.
Bleichen mit übermanganſaurem Kali und ſchwefliger Säure. Bei Benutzung von Kaliumpermanganat verwendet man eine Löſung von circa 15 Gramm pro Eimer Waſſer, bringt die Wolle hinein, hantiert auf dem Bade 20 Minuten, und bringt ſie dann in ein zweites Bad aus ſchwefliger Säure (⅓ Liter des flüſſigen Handelsproduktes auf 10 Eimer), hantiert wieder 20 Minuten und ſchleudert aus. Schließlich bläut man mit Indigokarmin oder Methylviolett, wie oben. (Deutſche Färberztg. 1886, Nr. 17.)
Bleichen mit Natriumbiſulfit nach Juſtinus Mullerus. Die gut geſpülte Wolle wird in eine 20° Bé. ſtarke Löſung von Natriumbiſulfit eingelegt, 12 bis 15 Stunden darin gelaſſen, und dann, ohne zu waſchen, durch ein 4° Bé. ſtarkes Schwefelſäurebad paſſiert.
§ 13. Bleichen der Seide.
Für das Bleichen der Seide kommen gleichfalls nur ſchweflige Säure und Waſſerſtoffſuperoxyd in Betracht. Außerdem iſt auch verdünntes Königs- waſſer, ſowie Baryumhyperoxyd in Anwendung gekommen.
Bleichen mit ſchwefliger Säure. Dasſelbe iſt bei der entſchälten und degummierten Seide das nämliche, wie bei der Wolle; die Seide wird geſchwefelt, d. h. ſie wird in feuchtem Zuſtande in der Schwefelkammer 6 Stunden lang der Einwirkung von ſchwefligſauren Dämpfen ausgeſetzt. Die Seide bleicht nur langſam und das Schwefeln muß mehrmals wieder- holt werden. Dann folgt aus den gleichen Gründen, wie ich ſie zuvor bei der Wolle entwickelt habe, ein gründliches Waſchen, möglichſt in deſtilliertem Waſſer.
Bleichen mit Königswaſſer findet nur in dem Falle ſtatt, daß man zu gebleichter Soupleſeide gelangen will; in dieſem Falle läßt man das Bleichen dem Souplieren vorausgehen. Zum Bleichen benutzt man eine Miſchung von 1 Teil Salpeterſäure und 5 Teilen Salzſäure, welche man 4 bis 5 Tage bei 25° ſtehen läßt und dann auf circa 3° Bé. ver- dünnt. Die Seide wird bei 20 bis 35° eine Viertelſtunde darin umge- zogen, dann ſofort gut ausgewaſchen und geſchwefelt. Das Souplemachen geſchieht durch Einbringen in ein nahezu ſiedendes Bad, welches man mit Weinſtein oder mit Bitterſalz und etwas Schwefelſäure ſchwach ſauer gemacht hat. Dabei verliert die Seide nur einen Teil des Seidenleims, ſchwillt auf
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0401"n="367"/>
beitet man mit verdünntem Waſſerſtoffſuperoxyd, ſo kann man dem Bleich-<lb/>
bade ein Minimum Indigokarmin oder Methylviolett, welches zur Erzeugung<lb/>
eines reinen Weiß notwendig iſt, direkt hinzufügen, da auch die gebleichte<lb/>
Wolle noch einen ſchwach gelblichen Stich zeigt. Verwendet man das Prä-<lb/>
parat jedoch in konzentrierter Löſung, ſo muß man auf einem beſonderen<lb/>
Bade abtönen, da andernfalls auch der Indigo entfärbt werden würde. Das<lb/>
von der gebleichten Ware mechaniſch zurückgehaltene Bleichbad kann durch<lb/>
Centrifugieren wieder gewonnen und von neuem benutzt werden.</p><lb/><p>Erwähnt möge hier noch werden das geiſtvolle <hirendition="#g">Kallabſche</hi> Bleichver-<lb/>
fahren, welches eigentlich eine höchſt verdünnte Hypoſulfitküpe repräſentiert,<lb/>
und die bleichende Wirkung der ſchwefligen Säure mit der paralyſierenden<lb/>
Blaufärbung des Indigos verbindet.</p><lb/><p><hirendition="#g">Bleichen mit übermanganſaurem Kali und ſchwefliger<lb/>
Säure</hi>. Bei Benutzung von Kaliumpermanganat verwendet man eine<lb/>
Löſung von circa 15 Gramm pro Eimer Waſſer, bringt die Wolle hinein,<lb/>
hantiert auf dem Bade 20 Minuten, und bringt ſie dann in ein zweites<lb/>
Bad aus ſchwefliger Säure (⅓ Liter des flüſſigen Handelsproduktes auf<lb/>
10 Eimer), hantiert wieder 20 Minuten und ſchleudert aus. Schließlich<lb/>
bläut man mit Indigokarmin oder Methylviolett, wie oben. (Deutſche<lb/>
Färberztg. 1886, Nr. 17.)</p><lb/><p><hirendition="#g">Bleichen mit Natriumbiſulfit</hi> nach <hirendition="#g">Juſtinus Mullerus</hi>. Die<lb/>
gut geſpülte Wolle wird in eine 20° Bé. ſtarke Löſung von Natriumbiſulfit<lb/>
eingelegt, 12 bis 15 Stunden darin gelaſſen, und dann, ohne zu waſchen,<lb/>
durch ein 4° Bé. ſtarkes Schwefelſäurebad paſſiert.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 13. <hirendition="#b">Bleichen der Seide.</hi></head><lb/><p>Für das Bleichen der Seide kommen gleichfalls nur ſchweflige Säure<lb/>
und Waſſerſtoffſuperoxyd in Betracht. Außerdem iſt auch verdünntes Königs-<lb/>
waſſer, ſowie Baryumhyperoxyd in Anwendung gekommen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Bleichen mit ſchwefliger Säure</hi>. Dasſelbe iſt bei der entſchälten<lb/>
und degummierten Seide das nämliche, wie bei der Wolle; die Seide wird<lb/><hirendition="#g">geſchwefelt</hi>, d. h. ſie wird in feuchtem Zuſtande in der Schwefelkammer<lb/>
6 Stunden lang der Einwirkung von ſchwefligſauren Dämpfen ausgeſetzt.<lb/>
Die Seide bleicht nur langſam und das Schwefeln muß mehrmals wieder-<lb/>
holt werden. Dann folgt aus den gleichen Gründen, wie ich ſie zuvor bei<lb/>
der Wolle entwickelt habe, ein gründliches Waſchen, möglichſt in deſtilliertem<lb/>
Waſſer.</p><lb/><p><hirendition="#g">Bleichen mit Königswaſſer</hi> findet nur in dem Falle ſtatt, daß<lb/>
man zu <hirendition="#g">gebleichter Soupleſeide</hi> gelangen will; in dieſem Falle läßt<lb/>
man das Bleichen dem Souplieren vorausgehen. Zum Bleichen benutzt man<lb/>
eine Miſchung von 1 Teil Salpeterſäure und 5 Teilen Salzſäure, welche<lb/>
man 4 bis 5 Tage bei 25° ſtehen läßt und dann auf circa 3° Bé. ver-<lb/>
dünnt. Die Seide wird bei 20 bis 35° eine Viertelſtunde darin umge-<lb/>
zogen, dann ſofort gut ausgewaſchen und geſchwefelt. Das <hirendition="#g">Souplemachen</hi><lb/>
geſchieht durch Einbringen in ein nahezu ſiedendes Bad, welches man mit<lb/>
Weinſtein oder mit Bitterſalz und etwas Schwefelſäure ſchwach ſauer gemacht<lb/>
hat. Dabei verliert die Seide nur einen Teil des Seidenleims, ſchwillt auf<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[367/0401]
beitet man mit verdünntem Waſſerſtoffſuperoxyd, ſo kann man dem Bleich-
bade ein Minimum Indigokarmin oder Methylviolett, welches zur Erzeugung
eines reinen Weiß notwendig iſt, direkt hinzufügen, da auch die gebleichte
Wolle noch einen ſchwach gelblichen Stich zeigt. Verwendet man das Prä-
parat jedoch in konzentrierter Löſung, ſo muß man auf einem beſonderen
Bade abtönen, da andernfalls auch der Indigo entfärbt werden würde. Das
von der gebleichten Ware mechaniſch zurückgehaltene Bleichbad kann durch
Centrifugieren wieder gewonnen und von neuem benutzt werden.
Erwähnt möge hier noch werden das geiſtvolle Kallabſche Bleichver-
fahren, welches eigentlich eine höchſt verdünnte Hypoſulfitküpe repräſentiert,
und die bleichende Wirkung der ſchwefligen Säure mit der paralyſierenden
Blaufärbung des Indigos verbindet.
Bleichen mit übermanganſaurem Kali und ſchwefliger
Säure. Bei Benutzung von Kaliumpermanganat verwendet man eine
Löſung von circa 15 Gramm pro Eimer Waſſer, bringt die Wolle hinein,
hantiert auf dem Bade 20 Minuten, und bringt ſie dann in ein zweites
Bad aus ſchwefliger Säure (⅓ Liter des flüſſigen Handelsproduktes auf
10 Eimer), hantiert wieder 20 Minuten und ſchleudert aus. Schließlich
bläut man mit Indigokarmin oder Methylviolett, wie oben. (Deutſche
Färberztg. 1886, Nr. 17.)
Bleichen mit Natriumbiſulfit nach Juſtinus Mullerus. Die
gut geſpülte Wolle wird in eine 20° Bé. ſtarke Löſung von Natriumbiſulfit
eingelegt, 12 bis 15 Stunden darin gelaſſen, und dann, ohne zu waſchen,
durch ein 4° Bé. ſtarkes Schwefelſäurebad paſſiert.
§ 13. Bleichen der Seide.
Für das Bleichen der Seide kommen gleichfalls nur ſchweflige Säure
und Waſſerſtoffſuperoxyd in Betracht. Außerdem iſt auch verdünntes Königs-
waſſer, ſowie Baryumhyperoxyd in Anwendung gekommen.
Bleichen mit ſchwefliger Säure. Dasſelbe iſt bei der entſchälten
und degummierten Seide das nämliche, wie bei der Wolle; die Seide wird
geſchwefelt, d. h. ſie wird in feuchtem Zuſtande in der Schwefelkammer
6 Stunden lang der Einwirkung von ſchwefligſauren Dämpfen ausgeſetzt.
Die Seide bleicht nur langſam und das Schwefeln muß mehrmals wieder-
holt werden. Dann folgt aus den gleichen Gründen, wie ich ſie zuvor bei
der Wolle entwickelt habe, ein gründliches Waſchen, möglichſt in deſtilliertem
Waſſer.
Bleichen mit Königswaſſer findet nur in dem Falle ſtatt, daß
man zu gebleichter Soupleſeide gelangen will; in dieſem Falle läßt
man das Bleichen dem Souplieren vorausgehen. Zum Bleichen benutzt man
eine Miſchung von 1 Teil Salpeterſäure und 5 Teilen Salzſäure, welche
man 4 bis 5 Tage bei 25° ſtehen läßt und dann auf circa 3° Bé. ver-
dünnt. Die Seide wird bei 20 bis 35° eine Viertelſtunde darin umge-
zogen, dann ſofort gut ausgewaſchen und geſchwefelt. Das Souplemachen
geſchieht durch Einbringen in ein nahezu ſiedendes Bad, welches man mit
Weinſtein oder mit Bitterſalz und etwas Schwefelſäure ſchwach ſauer gemacht
hat. Dabei verliert die Seide nur einen Teil des Seidenleims, ſchwillt auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/401>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.