zent Fettsäuren, 5 bis 6,5 Natron, 1 3/4 bis 2 Prozent Soda. Die Eschweger Seifen entsprechen somit nicht mehr denjenigen Anforderungen, welche man an eine für Färbereizwecke verwendete Seife gemeinhin stellt.
7. Wasserglasseife ist eine durch Vermischen von Cocosseifenleim mit einer konzentrierten Wasserglaslösung (30 bis 40° Be.) erhaltene Seife. Man erhält so eine feste, sehr harte, wie Seife aussehende Masse, welche aber kaum mehr als Seife bezeichnet werden kann, denn eine solche Seife enthält 50 bis 55 Prozent Wasser, 3 bis 5 1/2 Prozent Fettsäuren und 10,5 Prozent Natron. Für Färbereizwecke sollte eine Wasserglasseife keinen- falls verwendet werden.
8. Gallseife, eine Seife, entstanden durch Vermengen frischer Galle mit getrockneter Seife; man formt sie entweder zu Kugeln (Fleckkugeln) oder preßt sie in Stücke. Sie dient ihres Gallengehalts wegen als Fleckmittel.
9. Bastseife ist die dickliche Flüssigkeit, welche beim Entschälen der Seide erhalten wird, eine schwach alkalische, wässerige Auflösung des Seiden- leims. Näheres hierüber vergl. § 6 Eigenschaften und Verarbeitung der Rohseide. Das Bastseifenbad ist ein fast unentbehrliches Requisit der Seiden- färberei. Die Bastseife ist somit keine eigentliche Seife. Dagegen ist der von Hummel vorgeschlagene Bastseifenersatz -- eine mit Gelatine ver- setzte Seifenlösung -- eine wirkliche Seife.
10. Ricinusölseife, eine Natronseife, welche durch Verseifen von Ricinusöl mit der erforderlichen Menge verdünnter Natronlauge erhalten wird. Diese Seife wird meistens nicht ausgesalzen, sondern als Seifenleim verwendet, und kommt auch bisweilen -- obgleich fälschlich -- als "Tür- kischrotöl" in den Handel. Sie dient als Appreturmittel, um dem Ge- webe einen weichen Griff zu verleihen.
§ 107. Türkischrotöl.
Das in der Türkischrotfärberei vielfach angewendete und in großen Mengen in den Handel kommende Präparat, auch Sulfoleat oder Aliza- rinöl genannt, ist eigentlich nichts anderes als eine flüssige Seife; von an- dern Seifen unterscheidet sie sich jedoch vorwiegend dadurch, daß als Alkali das Ammoniak dient, und daß statt einer gewöhnlichen Fettsäure hier eine sulfonierte Fettsäure in die Verbindung tritt. Nach dem von Müller- Jacobs angegebenen Verfahren dürfte das Türkischrotöl zu betrachten sein als ricinölsulfosaures Ammoniak, eine Verbindung, für welche ich an anderer Stelle *) der Kürze halber den Namen Sulfoseife vorgeschlagen habe. Das Türkischrotöl wird meist fabrikmäßig gewonnen, obgleich es nicht unvorteilhaft wäre, sich dasselbe selbst zu bereiten. Man läßt alsdann in 100 Teile Ricinusöl 20 Teile Schwefelsäure von 66° Be. langsam und in dünnem Strahle einfließen; man muß dabei beständig gut rühren und zugleich für entsprechende Abkühlung, nötigenfalls mit Eis, Sorge tragen, denn die Reaktion ist eine sehr heftige; im andern Falle könnte es zur Bil-
*) Pharm. Centralhalle 1886, 410--414.
zent Fettſäuren, 5 bis 6,5 Natron, 1 ¾ bis 2 Prozent Soda. Die Eſchweger Seifen entſprechen ſomit nicht mehr denjenigen Anforderungen, welche man an eine für Färbereizwecke verwendete Seife gemeinhin ſtellt.
7. Waſſerglasſeife iſt eine durch Vermiſchen von Cocosſeifenleim mit einer konzentrierten Waſſerglaslöſung (30 bis 40° Bé.) erhaltene Seife. Man erhält ſo eine feſte, ſehr harte, wie Seife ausſehende Maſſe, welche aber kaum mehr als Seife bezeichnet werden kann, denn eine ſolche Seife enthält 50 bis 55 Prozent Waſſer, 3 bis 5 ½ Prozent Fettſäuren und 10,5 Prozent Natron. Für Färbereizwecke ſollte eine Waſſerglasſeife keinen- falls verwendet werden.
8. Gallſeife, eine Seife, entſtanden durch Vermengen friſcher Galle mit getrockneter Seife; man formt ſie entweder zu Kugeln (Fleckkugeln) oder preßt ſie in Stücke. Sie dient ihres Gallengehalts wegen als Fleckmittel.
9. Baſtſeife iſt die dickliche Flüſſigkeit, welche beim Entſchälen der Seide erhalten wird, eine ſchwach alkaliſche, wäſſerige Auflöſung des Seiden- leims. Näheres hierüber vergl. § 6 Eigenſchaften und Verarbeitung der Rohſeide. Das Baſtſeifenbad iſt ein faſt unentbehrliches Requiſit der Seiden- färberei. Die Baſtſeife iſt ſomit keine eigentliche Seife. Dagegen iſt der von Hummel vorgeſchlagene Baſtſeifenerſatz — eine mit Gelatine ver- ſetzte Seifenlöſung — eine wirkliche Seife.
10. Ricinusölſeife, eine Natronſeife, welche durch Verſeifen von Ricinusöl mit der erforderlichen Menge verdünnter Natronlauge erhalten wird. Dieſe Seife wird meiſtens nicht ausgeſalzen, ſondern als Seifenleim verwendet, und kommt auch bisweilen — obgleich fälſchlich — als „Tür- kiſchrotöl“ in den Handel. Sie dient als Appreturmittel, um dem Ge- webe einen weichen Griff zu verleihen.
§ 107. Türkiſchrotöl.
Das in der Türkiſchrotfärberei vielfach angewendete und in großen Mengen in den Handel kommende Präparat, auch Sulfoleat oder Aliza- rinöl genannt, iſt eigentlich nichts anderes als eine flüſſige Seife; von an- dern Seifen unterſcheidet ſie ſich jedoch vorwiegend dadurch, daß als Alkali das Ammoniak dient, und daß ſtatt einer gewöhnlichen Fettſäure hier eine ſulfonierte Fettſäure in die Verbindung tritt. Nach dem von Müller- Jacobs angegebenen Verfahren dürfte das Türkiſchrotöl zu betrachten ſein als ricinölſulfoſaures Ammoniak, eine Verbindung, für welche ich an anderer Stelle *) der Kürze halber den Namen Sulfoſeife vorgeſchlagen habe. Das Türkiſchrotöl wird meiſt fabrikmäßig gewonnen, obgleich es nicht unvorteilhaft wäre, ſich dasſelbe ſelbſt zu bereiten. Man läßt alsdann in 100 Teile Ricinusöl 20 Teile Schwefelſäure von 66° Bé. langſam und in dünnem Strahle einfließen; man muß dabei beſtändig gut rühren und zugleich für entſprechende Abkühlung, nötigenfalls mit Eis, Sorge tragen, denn die Reaktion iſt eine ſehr heftige; im andern Falle könnte es zur Bil-
*) Pharm. Centralhalle 1886, 410—414.
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Seifen entſprechen ſomit nicht mehr denjenigen Anforderungen, welche man
an eine für Färbereizwecke verwendete Seife gemeinhin ſtellt.
7. Waſſerglasſeife iſt eine durch Vermiſchen von Cocosſeifenleim
mit einer konzentrierten Waſſerglaslöſung (30 bis 40° Bé.) erhaltene Seife.
Man erhält ſo eine feſte, ſehr harte, wie Seife ausſehende Maſſe, welche
aber kaum mehr als Seife bezeichnet werden kann, denn eine ſolche Seife
enthält 50 bis 55 Prozent Waſſer, 3 bis 5 ½ Prozent Fettſäuren und
10,5 Prozent Natron. Für Färbereizwecke ſollte eine Waſſerglasſeife keinen-
falls verwendet werden.
8. Gallſeife, eine Seife, entſtanden durch Vermengen friſcher Galle
mit getrockneter Seife; man formt ſie entweder zu Kugeln (Fleckkugeln) oder
preßt ſie in Stücke. Sie dient ihres Gallengehalts wegen als Fleckmittel.
9. Baſtſeife iſt die dickliche Flüſſigkeit, welche beim Entſchälen der
Seide erhalten wird, eine ſchwach alkaliſche, wäſſerige Auflöſung des Seiden-
leims. Näheres hierüber vergl. § 6 Eigenſchaften und Verarbeitung der
Rohſeide. Das Baſtſeifenbad iſt ein faſt unentbehrliches Requiſit der Seiden-
färberei. Die Baſtſeife iſt ſomit keine eigentliche Seife. Dagegen iſt der
von Hummel vorgeſchlagene Baſtſeifenerſatz — eine mit Gelatine ver-
ſetzte Seifenlöſung — eine wirkliche Seife.
10. Ricinusölſeife, eine Natronſeife, welche durch Verſeifen von
Ricinusöl mit der erforderlichen Menge verdünnter Natronlauge erhalten
wird. Dieſe Seife wird meiſtens nicht ausgeſalzen, ſondern als Seifenleim
verwendet, und kommt auch bisweilen — obgleich fälſchlich — als „Tür-
kiſchrotöl“ in den Handel. Sie dient als Appreturmittel, um dem Ge-
webe einen weichen Griff zu verleihen.
§ 107. Türkiſchrotöl.
Das in der Türkiſchrotfärberei vielfach angewendete und in großen
Mengen in den Handel kommende Präparat, auch Sulfoleat oder Aliza-
rinöl genannt, iſt eigentlich nichts anderes als eine flüſſige Seife; von an-
dern Seifen unterſcheidet ſie ſich jedoch vorwiegend dadurch, daß als Alkali
das Ammoniak dient, und daß ſtatt einer gewöhnlichen Fettſäure hier eine
ſulfonierte Fettſäure in die Verbindung tritt. Nach dem von Müller-
Jacobs angegebenen Verfahren dürfte das Türkiſchrotöl zu betrachten ſein
als ricinölſulfoſaures Ammoniak, eine Verbindung, für welche ich an
anderer Stelle *) der Kürze halber den Namen Sulfoſeife vorgeſchlagen
habe. Das Türkiſchrotöl wird meiſt fabrikmäßig gewonnen, obgleich es nicht
unvorteilhaft wäre, ſich dasſelbe ſelbſt zu bereiten. Man läßt alsdann in
100 Teile Ricinusöl 20 Teile Schwefelſäure von 66° Bé. langſam und
in dünnem Strahle einfließen; man muß dabei beſtändig gut rühren und
zugleich für entſprechende Abkühlung, nötigenfalls mit Eis, Sorge tragen,
denn die Reaktion iſt eine ſehr heftige; im andern Falle könnte es zur Bil-
*) Pharm. Centralhalle 1886, 410—414.
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/326>, abgerufen am 21.11.2024.
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