Die Rinden mancher unserer einheimischen Bäume liefern in ihren Ab- kochungen braune Farben, welche in Verbindung mit verschiedenen Beizen beachtenswerte Farbtöne liefern. Hierhin zählen die Fichtenrinde, Birkenrinde, Eichenrinde, Roßkastanienrinde, Weidenrinde, Pappel-, Ahorn- und Platanenrinde. Alle diese Rinden enthalten farblose Chromogene, welche erst durch Oxydation an der Luft sich in gelbe, falbe oder braune Farbstoffe umsetzen und dementsprechende Töne geben. Diese Chromogene sind zum großen Teil bekannt als Aesculin, Betulin, Salicin u. s. w., dagegen sind die daraus entstandenen Farbstoffe noch wenig studiert.
Unter den Rinden unreifer Früchte sind es besonders die grünen Frucht- schalen der Walnüsse und die stachligen Schalen der Roßkastanie, welche in Berührung mit der Luft eine intensiv braune Farbe geben, welche so charakteristisch ist, daß sie direkt als Nußbraun und Kastanienbraun be- zeichnet wird. Diese braunen Farbstoffe gehen an die Faser direkt an, teils werden sie auch als Beizen verwendet. Hellere, reinere braune Töne lassen sich erzielen, wenn man aus den Abkochungen den gleichzeitig reichlich mit vorhandenen Gerbstoff zuvor durch Leim fällt.
Die sämtlichen braunen Pflanzenfarbstoffe mit Ausnahme der Aloe bilden den Uebergang von den gelben Farbstoffen zu den eigentlichen Gerb- stoffen und stehen zu diesen in ganz bestimmten Beziehungen; gewöhnlich findet sich Farbstoff und Gerbstoff gleichzeitig vor, und es ist ziemlich wahr- scheinlich, daß das eine ein Produkt des andern ist.
§ 49. Gerbstoffreiche Farbmaterialien.
Alle diejenigen Pflanzen oder Pflanzenteile, welche Gerbstoff enthalten -- und deren Zahl ist groß -- können auch zu Färbereizwecken dienen. Alle Gerbstoffe geben mit Eisenoxydulsalzen entweder einen grüngrauen oder einen blaugrauen Niederschlag, welcher sich durch weitere Oxydation an der Luft -- was man Vergrünen nennt -- in Grünschwarz oder Blauschwarz umsetzt. Die Gerbstoffe können daher auch als Farbstoffe angesehen werden, und werden in der That auch als solche verwendet; häufiger jedoch benutzt man sie als Beizen, vielfach auch zum sog. Abdunkeln, zur Schaffung einer dunkeln Grundfarbe. Die Anwendung der Gerbstoffe als Beizmittel, besonders für gewisse Anilinfarben, beruht auf der Fähigkeit des Gerbstoffes, mit diesen Farblacke zu bilden. Der Wert eines Gerbstoffes sowohl als Farbmaterial, wie zwecks Verwendung zum Beizen, beruht auf seinem Ge- halt an reinem Gerbstoff. In Muspratts Technischer Chemie, Bd. III, S. 118, findet sich eine sehr ausführliche Tabelle über den Gehalt der einzel- nen gerbstoffhaltigen Materialien an Gerbstoff, welcher die für unsere Zwecke wünschenswerten Angaben entnommen sind.
[Tabelle]
§ 48. Braune Rinden- und Fruchtſchalenfarbſtoffe.
Die Rinden mancher unſerer einheimiſchen Bäume liefern in ihren Ab- kochungen braune Farben, welche in Verbindung mit verſchiedenen Beizen beachtenswerte Farbtöne liefern. Hierhin zählen die Fichtenrinde, Birkenrinde, Eichenrinde, Roßkaſtanienrinde, Weidenrinde, Pappel-, Ahorn- und Platanenrinde. Alle dieſe Rinden enthalten farbloſe Chromogene, welche erſt durch Oxydation an der Luft ſich in gelbe, falbe oder braune Farbſtoffe umſetzen und dementſprechende Töne geben. Dieſe Chromogene ſind zum großen Teil bekannt als Aesculin, Betulin, Salicin u. ſ. w., dagegen ſind die daraus entſtandenen Farbſtoffe noch wenig ſtudiert.
Unter den Rinden unreifer Früchte ſind es beſonders die grünen Frucht- ſchalen der Walnüſſe und die ſtachligen Schalen der Roßkaſtanie, welche in Berührung mit der Luft eine intenſiv braune Farbe geben, welche ſo charakteriſtiſch iſt, daß ſie direkt als Nußbraun und Kaſtanienbraun be- zeichnet wird. Dieſe braunen Farbſtoffe gehen an die Faſer direkt an, teils werden ſie auch als Beizen verwendet. Hellere, reinere braune Töne laſſen ſich erzielen, wenn man aus den Abkochungen den gleichzeitig reichlich mit vorhandenen Gerbſtoff zuvor durch Leim fällt.
Die ſämtlichen braunen Pflanzenfarbſtoffe mit Ausnahme der Aloë bilden den Uebergang von den gelben Farbſtoffen zu den eigentlichen Gerb- ſtoffen und ſtehen zu dieſen in ganz beſtimmten Beziehungen; gewöhnlich findet ſich Farbſtoff und Gerbſtoff gleichzeitig vor, und es iſt ziemlich wahr- ſcheinlich, daß das eine ein Produkt des andern iſt.
§ 49. Gerbſtoffreiche Farbmaterialien.
Alle diejenigen Pflanzen oder Pflanzenteile, welche Gerbſtoff enthalten — und deren Zahl iſt groß — können auch zu Färbereizwecken dienen. Alle Gerbſtoffe geben mit Eiſenoxydulſalzen entweder einen grüngrauen oder einen blaugrauen Niederſchlag, welcher ſich durch weitere Oxydation an der Luft — was man Vergrünen nennt — in Grünſchwarz oder Blauſchwarz umſetzt. Die Gerbſtoffe können daher auch als Farbſtoffe angeſehen werden, und werden in der That auch als ſolche verwendet; häufiger jedoch benutzt man ſie als Beizen, vielfach auch zum ſog. Abdunkeln, zur Schaffung einer dunkeln Grundfarbe. Die Anwendung der Gerbſtoffe als Beizmittel, beſonders für gewiſſe Anilinfarben, beruht auf der Fähigkeit des Gerbſtoffes, mit dieſen Farblacke zu bilden. Der Wert eines Gerbſtoffes ſowohl als Farbmaterial, wie zwecks Verwendung zum Beizen, beruht auf ſeinem Ge- halt an reinem Gerbſtoff. In Muspratts Techniſcher Chemie, Bd. III, S. 118, findet ſich eine ſehr ausführliche Tabelle über den Gehalt der einzel- nen gerbſtoffhaltigen Materialien an Gerbſtoff, welcher die für unſere Zwecke wünſchenswerten Angaben entnommen ſind.
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§ 48. Braune Rinden- und Fruchtſchalenfarbſtoffe.
Die Rinden mancher unſerer einheimiſchen Bäume liefern in ihren Ab-
kochungen braune Farben, welche in Verbindung mit verſchiedenen Beizen
beachtenswerte Farbtöne liefern. Hierhin zählen die Fichtenrinde,
Birkenrinde, Eichenrinde, Roßkaſtanienrinde, Weidenrinde,
Pappel-, Ahorn- und Platanenrinde. Alle dieſe Rinden enthalten
farbloſe Chromogene, welche erſt durch Oxydation an der Luft ſich in gelbe,
falbe oder braune Farbſtoffe umſetzen und dementſprechende Töne geben.
Dieſe Chromogene ſind zum großen Teil bekannt als Aesculin, Betulin,
Salicin u. ſ. w., dagegen ſind die daraus entſtandenen Farbſtoffe noch wenig
ſtudiert.
Unter den Rinden unreifer Früchte ſind es beſonders die grünen Frucht-
ſchalen der Walnüſſe und die ſtachligen Schalen der Roßkaſtanie,
welche in Berührung mit der Luft eine intenſiv braune Farbe geben, welche
ſo charakteriſtiſch iſt, daß ſie direkt als Nußbraun und Kaſtanienbraun be-
zeichnet wird. Dieſe braunen Farbſtoffe gehen an die Faſer direkt an, teils
werden ſie auch als Beizen verwendet. Hellere, reinere braune Töne laſſen
ſich erzielen, wenn man aus den Abkochungen den gleichzeitig reichlich mit
vorhandenen Gerbſtoff zuvor durch Leim fällt.
Die ſämtlichen braunen Pflanzenfarbſtoffe mit Ausnahme der Aloë
bilden den Uebergang von den gelben Farbſtoffen zu den eigentlichen Gerb-
ſtoffen und ſtehen zu dieſen in ganz beſtimmten Beziehungen; gewöhnlich
findet ſich Farbſtoff und Gerbſtoff gleichzeitig vor, und es iſt ziemlich wahr-
ſcheinlich, daß das eine ein Produkt des andern iſt.
§ 49. Gerbſtoffreiche Farbmaterialien.
Alle diejenigen Pflanzen oder Pflanzenteile, welche Gerbſtoff enthalten
— und deren Zahl iſt groß — können auch zu Färbereizwecken dienen.
Alle Gerbſtoffe geben mit Eiſenoxydulſalzen entweder einen grüngrauen oder
einen blaugrauen Niederſchlag, welcher ſich durch weitere Oxydation an der
Luft — was man Vergrünen nennt — in Grünſchwarz oder Blauſchwarz
umſetzt. Die Gerbſtoffe können daher auch als Farbſtoffe angeſehen werden,
und werden in der That auch als ſolche verwendet; häufiger jedoch benutzt
man ſie als Beizen, vielfach auch zum ſog. Abdunkeln, zur Schaffung
einer dunkeln Grundfarbe. Die Anwendung der Gerbſtoffe als Beizmittel,
beſonders für gewiſſe Anilinfarben, beruht auf der Fähigkeit des Gerbſtoffes,
mit dieſen Farblacke zu bilden. Der Wert eines Gerbſtoffes ſowohl als
Farbmaterial, wie zwecks Verwendung zum Beizen, beruht auf ſeinem Ge-
halt an reinem Gerbſtoff. In Muspratts Techniſcher Chemie, Bd. III,
S. 118, findet ſich eine ſehr ausführliche Tabelle über den Gehalt der einzel-
nen gerbſtoffhaltigen Materialien an Gerbſtoff, welcher die für unſere Zwecke
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/166>, abgerufen am 22.12.2024.
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