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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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durch Reiben, bald durch angenehme, herzstärkende
Dinge, bald auch durch Nahrung, durch Hebung der-
jenigen Ursachen, die den Schmerz veranlasset haben
z. B. durch Ausleerungen u. d. gl. abhelfen.

Von der Unterdrückung der Kräfte.
§. 70.

Die Unterdrückung der Kräfte kömmt so häu-
fig vor, und ihre wahre Erkenntniß ist so wichtig,
daß beynahe jeder gute Schriftsteller, etwas davon
zu sagen, für nöthig gefunden hat. Zu erst will ich,
was eigentlich darunter verstanden wird, sinnlich dar-
stellen.

Van Swieten erzählet aus Wepfer die Ge-
schichte eines Weibes, welche an katharrhalischen,
schleimichten Zufällen im Kopfe litt, und zuweilen
nach und nach so die Sprache verlor, daß sie auf
zehn und mehrere Stunden ganz stumm blieb. Sobald
sie aber einen Husten bekam, und einen dünnen, ro-
hen Speichel auswarf, konnte sie auf der Stelle
wieder sprechen. Drückte sie sich während ihrer Stumm-
heit den Kopf um die Gegend der dreyeckichten Hirn-
nath (Sutura lambdoidea) so bekam sie alsogleich
die Sprache, welche sie aber beym Nachlassen des
Druckes wieder verlor. --*) Hier geschah mit der
Kraft, welche die Töne bilden hilft, das, was in
andern Fällen mit derjenigen Kraft geschieht, welche
den verschiedenen Verrichtungen des Menschen vor-
steht. Die Lähmung und das Einschlafen eines Glie-

des
*) T. III. §. 1063.

durch Reiben, bald durch angenehme, herzſtaͤrkende
Dinge, bald auch durch Nahrung, durch Hebung der-
jenigen Urſachen, die den Schmerz veranlaſſet haben
z. B. durch Ausleerungen u. d. gl. abhelfen.

Von der Unterdruͤckung der Kraͤfte.
§. 70.

Die Unterdruͤckung der Kraͤfte koͤmmt ſo haͤu-
fig vor, und ihre wahre Erkenntniß iſt ſo wichtig,
daß beynahe jeder gute Schriftſteller, etwas davon
zu ſagen, fuͤr noͤthig gefunden hat. Zu erſt will ich,
was eigentlich darunter verſtanden wird, ſinnlich dar-
ſtellen.

Van Swieten erzaͤhlet aus Wepfer die Ge-
ſchichte eines Weibes, welche an katharrhaliſchen,
ſchleimichten Zufaͤllen im Kopfe litt, und zuweilen
nach und nach ſo die Sprache verlor, daß ſie auf
zehn und mehrere Stunden ganz ſtumm blieb. Sobald
ſie aber einen Huſten bekam, und einen duͤnnen, ro-
hen Speichel auswarf, konnte ſie auf der Stelle
wieder ſprechen. Druͤckte ſie ſich waͤhrend ihrer Stumm-
heit den Kopf um die Gegend der dreyeckichten Hirn-
nath (Sutura lambdoidea) ſo bekam ſie alſogleich
die Sprache, welche ſie aber beym Nachlaſſen des
Druckes wieder verlor. —*) Hier geſchah mit der
Kraft, welche die Toͤne bilden hilft, das, was in
andern Faͤllen mit derjenigen Kraft geſchieht, welche
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*) T. III. §. 1063.
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[472/0491] durch Reiben, bald durch angenehme, herzſtaͤrkende Dinge, bald auch durch Nahrung, durch Hebung der- jenigen Urſachen, die den Schmerz veranlaſſet haben z. B. durch Ausleerungen u. d. gl. abhelfen. Von der Unterdruͤckung der Kraͤfte. §. 70. Die Unterdruͤckung der Kraͤfte koͤmmt ſo haͤu- fig vor, und ihre wahre Erkenntniß iſt ſo wichtig, daß beynahe jeder gute Schriftſteller, etwas davon zu ſagen, fuͤr noͤthig gefunden hat. Zu erſt will ich, was eigentlich darunter verſtanden wird, ſinnlich dar- ſtellen. Van Swieten erzaͤhlet aus Wepfer die Ge- ſchichte eines Weibes, welche an katharrhaliſchen, ſchleimichten Zufaͤllen im Kopfe litt, und zuweilen nach und nach ſo die Sprache verlor, daß ſie auf zehn und mehrere Stunden ganz ſtumm blieb. Sobald ſie aber einen Huſten bekam, und einen duͤnnen, ro- hen Speichel auswarf, konnte ſie auf der Stelle wieder ſprechen. Druͤckte ſie ſich waͤhrend ihrer Stumm- heit den Kopf um die Gegend der dreyeckichten Hirn- nath (Sutura lambdoidea) ſo bekam ſie alſogleich die Sprache, welche ſie aber beym Nachlaſſen des Druckes wieder verlor. — *) Hier geſchah mit der Kraft, welche die Toͤne bilden hilft, das, was in andern Faͤllen mit derjenigen Kraft geſchieht, welche den verſchiedenen Verrichtungen des Menſchen vor- ſteht. Die Laͤhmung und das Einſchlafen eines Glie- des *) T. III. §. 1063.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/491>, abgerufen am 13.11.2024.