lassen ist, kann sie nur dann etwas bewirken, wenn die Lebenskräfte auf irgend eine Weise erweckt wor- den sind. -- Geschieht dieses nicht, so dauert das Uebel immer fort, und richtet von Tage zu Tage grö- ßere Zerrüttungen an. -- Die Erhaltung und Erstat- tung der Kräfte wurden zu allen Zeiten von den grö- ßten Aerzten für die wichtigste und erste Heilanzeige ge- halten. -- -- Wie könnte man also noch der Fol- gerung widerstehen, daß die verhältnißmäßigen Kräfte eines der ersten und wichtigsten Erforder- nisse zur Wirksamkeit der Natur sind? --
Von der Schätzung der Kräfte. §. 56.
Aber nun entstehen die großen, wichtigen Fra- gen: Wie kann man zu einer richtigen Schätzung der Kräfte gelangen? Wann sind sie übermäßig, -- wann mangelhaft, -- und wann halten sie mit der Krank- heit das erfoderliche Gleichgewicht?
Die Erörterung dieser Fragen ist bey weitem nicht so leicht, als man anfänglich glaubt; und den- noch hängt alles, was aus den obigen Bemerkungen fließet, davon ab. Ich bedaure daher um so viel mehr daß ich noch nicht im Stande bin, mir und meinen Lesern in dieser wichtigen Sache Genüge zu leisten. Vielleicht muntert das, was ich sagen werde, scharf- sinnigere oder erfahrnere Männer auf. -- Vielleicht auch werde ich einstens ergänzen können, was ich jetzt nur stückweise vortrage.
Ehe-
laſſen iſt, kann ſie nur dann etwas bewirken, wenn die Lebenskraͤfte auf irgend eine Weiſe erweckt wor- den ſind. — Geſchieht dieſes nicht, ſo dauert das Uebel immer fort, und richtet von Tage zu Tage groͤ- ßere Zerruͤttungen an. — Die Erhaltung und Erſtat- tung der Kraͤfte wurden zu allen Zeiten von den groͤ- ßten Aerzten fuͤr die wichtigſte und erſte Heilanzeige ge- halten. — — Wie koͤnnte man alſo noch der Fol- gerung widerſtehen, daß die verhaͤltnißmaͤßigen Kräfte eines der erſten und wichtigſten Erforder- niſſe zur Wirkſamkeit der Natur ſind? —
Von der Schaͤtzung der Kraͤfte. §. 56.
Aber nun entſtehen die großen, wichtigen Fra- gen: Wie kann man zu einer richtigen Schaͤtzung der Kraͤfte gelangen? Wann ſind ſie uͤbermaͤßig, — wann mangelhaft, — und wann halten ſie mit der Krank- heit das erfoderliche Gleichgewicht?
Die Eroͤrterung dieſer Fragen iſt bey weitem nicht ſo leicht, als man anfaͤnglich glaubt; und den- noch haͤngt alles, was aus den obigen Bemerkungen fließet, davon ab. Ich bedaure daher um ſo viel mehr daß ich noch nicht im Stande bin, mir und meinen Leſern in dieſer wichtigen Sache Genuͤge zu leiſten. Vielleicht muntert das, was ich ſagen werde, ſcharf- ſinnigere oder erfahrnere Maͤnner auf. — Vielleicht auch werde ich einſtens ergaͤnzen koͤnnen, was ich jetzt nur ſtuͤckweiſe vortrage.
Ehe-
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laſſen iſt, kann ſie nur dann etwas bewirken, wenn
die Lebenskraͤfte auf irgend eine Weiſe erweckt wor-
den ſind. — Geſchieht dieſes nicht, ſo dauert das
Uebel immer fort, und richtet von Tage zu Tage groͤ-
ßere Zerruͤttungen an. — Die Erhaltung und Erſtat-
tung der Kraͤfte wurden zu allen Zeiten von den groͤ-
ßten Aerzten fuͤr die wichtigſte und erſte Heilanzeige ge-
halten. — — Wie koͤnnte man alſo noch der Fol-
gerung widerſtehen, daß die verhaͤltnißmaͤßigen
Kräfte eines der erſten und wichtigſten Erforder-
niſſe zur Wirkſamkeit der Natur ſind? —
Von der Schaͤtzung der Kraͤfte.
§. 56.
Aber nun entſtehen die großen, wichtigen Fra-
gen: Wie kann man zu einer richtigen Schaͤtzung der
Kraͤfte gelangen? Wann ſind ſie uͤbermaͤßig, — wann
mangelhaft, — und wann halten ſie mit der Krank-
heit das erfoderliche Gleichgewicht?
Die Eroͤrterung dieſer Fragen iſt bey weitem
nicht ſo leicht, als man anfaͤnglich glaubt; und den-
noch haͤngt alles, was aus den obigen Bemerkungen
fließet, davon ab. Ich bedaure daher um ſo viel mehr
daß ich noch nicht im Stande bin, mir und meinen
Leſern in dieſer wichtigen Sache Genuͤge zu leiſten.
Vielleicht muntert das, was ich ſagen werde, ſcharf-
ſinnigere oder erfahrnere Maͤnner auf. — Vielleicht auch
werde ich einſtens ergaͤnzen koͤnnen, was ich jetzt nur
ſtuͤckweiſe vortrage.
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/445>, abgerufen am 21.11.2024.
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