nem Blutflusse allein zuschreiben könnte. Hievon ein mehreres im Kapitel von den Entscheidungen etc.
§. 43.
Am grösten wird der Nachtheil der unmäßigen Ausleerungen, besonders der Blutausleerungen in je- nen Krankheiten, welche aufgelöste Säfte, oder eine verdorbene Leibesbeschaffenheit zum Grunde, oder zur Folge haben. Da werden alle Zufälle höchst unordent- lich, so bald die Kräfte, welche ohnehin schon ge- kränkt sind, noch mehr herabgesetzt werden. Alle Zu- fälle erscheinen unter der Gestalt der bösartigen, der Nervenzufälle. Der natürliche Verlauf der Krank- heit wird verwirrt; der Aderschlag ist bald groß, voll, stark, hart, geschwind, bald klein, zusammen- gezogen, schwach, weich, langsam; bald ist die Haut mit Schweiß überronnen, bald trocken; oder der Schweiß bricht nur an einzelnen Stellen aus; er ist bald heiß, bald kalt, bald wässericht, geruchlos, bald schmierig, stinkend; eben so gehen alle Ausleerungen unordentlich; bald zeigt sich der Anfang einer Ent- scheidung, und geht bald wieder in den Zustand der Rohigkeit zurück; die Eßlust, der Schlaf, die Sin- ne sind unstet; die festen Theile bald gelähmt, bald überspannt. Es entstehen Krämpfe, Zuckungen, Zit- tern, Verwirrungen der innern Sinne u. s. w. Und allen diesen Erscheinungen kann auf keine andere Art, als durch die, freylich oft unmögliche, oft zu späte, Erstattung der Kräfte abgeholfen werden.
Einer,
nem Blutfluſſe allein zuſchreiben koͤnnte. Hievon ein mehreres im Kapitel von den Entſcheidungen ꝛc.
§. 43.
Am groͤſten wird der Nachtheil der unmaͤßigen Ausleerungen, beſonders der Blutausleerungen in je- nen Krankheiten, welche aufgeloͤſte Saͤfte, oder eine verdorbene Leibesbeſchaffenheit zum Grunde, oder zur Folge haben. Da werden alle Zufaͤlle hoͤchſt unordent- lich, ſo bald die Kraͤfte, welche ohnehin ſchon ge- kraͤnkt ſind, noch mehr herabgeſetzt werden. Alle Zu- faͤlle erſcheinen unter der Geſtalt der boͤsartigen, der Nervenzufaͤlle. Der natuͤrliche Verlauf der Krank- heit wird verwirrt; der Aderſchlag iſt bald groß, voll, ſtark, hart, geſchwind, bald klein, zuſammen- gezogen, ſchwach, weich, langſam; bald iſt die Haut mit Schweiß uͤberronnen, bald trocken; oder der Schweiß bricht nur an einzelnen Stellen aus; er iſt bald heiß, bald kalt, bald waͤſſericht, geruchlos, bald ſchmierig, ſtinkend; eben ſo gehen alle Ausleerungen unordentlich; bald zeigt ſich der Anfang einer Ent- ſcheidung, und geht bald wieder in den Zuſtand der Rohigkeit zuruͤck; die Eßluſt, der Schlaf, die Sin- ne ſind unſtet; die feſten Theile bald gelaͤhmt, bald uͤberſpannt. Es entſtehen Kraͤmpfe, Zuckungen, Zit- tern, Verwirrungen der innern Sinne u. ſ. w. Und allen dieſen Erſcheinungen kann auf keine andere Art, als durch die, freylich oft unmoͤgliche, oft zu ſpaͤte, Erſtattung der Kraͤfte abgeholfen werden.
Einer,
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nem Blutfluſſe allein zuſchreiben koͤnnte. Hievon ein
mehreres im Kapitel von den Entſcheidungen ꝛc.
§. 43.
Am groͤſten wird der Nachtheil der unmaͤßigen
Ausleerungen, beſonders der Blutausleerungen in je-
nen Krankheiten, welche aufgeloͤſte Saͤfte, oder eine
verdorbene Leibesbeſchaffenheit zum Grunde, oder zur
Folge haben. Da werden alle Zufaͤlle hoͤchſt unordent-
lich, ſo bald die Kraͤfte, welche ohnehin ſchon ge-
kraͤnkt ſind, noch mehr herabgeſetzt werden. Alle Zu-
faͤlle erſcheinen unter der Geſtalt der boͤsartigen, der
Nervenzufaͤlle. Der natuͤrliche Verlauf der Krank-
heit wird verwirrt; der Aderſchlag iſt bald groß,
voll, ſtark, hart, geſchwind, bald klein, zuſammen-
gezogen, ſchwach, weich, langſam; bald iſt die Haut
mit Schweiß uͤberronnen, bald trocken; oder der
Schweiß bricht nur an einzelnen Stellen aus; er iſt
bald heiß, bald kalt, bald waͤſſericht, geruchlos, bald
ſchmierig, ſtinkend; eben ſo gehen alle Ausleerungen
unordentlich; bald zeigt ſich der Anfang einer Ent-
ſcheidung, und geht bald wieder in den Zuſtand der
Rohigkeit zuruͤck; die Eßluſt, der Schlaf, die Sin-
ne ſind unſtet; die feſten Theile bald gelaͤhmt, bald
uͤberſpannt. Es entſtehen Kraͤmpfe, Zuckungen, Zit-
tern, Verwirrungen der innern Sinne u. ſ. w. Und
allen dieſen Erſcheinungen kann auf keine andere Art,
als durch die, freylich oft unmoͤgliche, oft zu ſpaͤte,
Erſtattung der Kraͤfte abgeholfen werden.
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/403>, abgerufen am 21.11.2024.
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