Uebermäßig und nachtheilig wirkt die Natur überall, wo blos zufällige, das ist, nicht wohlthäti- ge Fieber entstehen, z. B. im Falle eines zerstöhrenden Giftes, Verletzung der nervichten Theile; wenn ein Stein oder andere Körper durch eine äußere Gewalt in eine Höle sind getrieben worden, oder wenn selbst in den innern Theilen des Körpers dergleichen harte, rauhe, spizige, eckichte stein-kalch-knochenartige Mißwächse erzeugt werden. Von der Art war jener langwierige, mit einer weißen Materie gemischte Bauch- fluß, den Bonnet bey einem ein und ein halbjährigen Knaben beobachtete; er starb an der Abzehrung. Die Leber füllte den ganzen Unterleib aus, und war skirr- hös, die Gallenblase und das Milz waren ebenfalls sehr groß. Eine Frau, bey welcher ein Bauchfluß vierzehn Jahre anhielt, und die sieben Monate vor dem Tode in einer Minute dreyzehnmal zu Stuhle gehen muste, hatte Gallensteine. Bey einem sechsjäh- rigen Knaben, der ein hektisches Fieber, und immer- währenden bald trocknen bald schleimichten Husten hatte, und endlich bis auf die Knochen abgezehrt starb, fand ich die Leber, den Magen, die Gedärme, das Zwerchfell vielfältig untereinander verwachsen, und sowohl die Leber, als, aber vorzüglich das Milz auf der ganzen Oberfläche dicht mit kleinen, unregelmäßigen, steinartigen Verhärtungen besetzt. In solchen Fällen muß nothwendig jede Bewegung der Natur die Zufälle verschlimmern. Eben dieses geschieht beym Blasenstein und allen Krankheiten
des
§. 21.
Uebermaͤßig und nachtheilig wirkt die Natur uͤberall, wo blos zufaͤllige, das iſt, nicht wohlthaͤti- ge Fieber entſtehen, z. B. im Falle eines zerſtoͤhrenden Giftes, Verletzung der nervichten Theile; wenn ein Stein oder andere Koͤrper durch eine aͤußere Gewalt in eine Hoͤle ſind getrieben worden, oder wenn ſelbſt in den innern Theilen des Koͤrpers dergleichen harte, rauhe, ſpizige, eckichte ſtein-kalch-knochenartige Mißwaͤchſe erzeugt werden. Von der Art war jener langwierige, mit einer weißen Materie gemiſchte Bauch- fluß, den Bonnet bey einem ein und ein halbjaͤhrigen Knaben beobachtete; er ſtarb an der Abzehrung. Die Leber fuͤllte den ganzen Unterleib aus, und war ſkirr- hoͤs, die Gallenblaſe und das Milz waren ebenfalls ſehr groß. Eine Frau, bey welcher ein Bauchfluß vierzehn Jahre anhielt, und die ſieben Monate vor dem Tode in einer Minute dreyzehnmal zu Stuhle gehen muſte, hatte Gallenſteine. Bey einem ſechsjaͤh- rigen Knaben, der ein hektiſches Fieber, und immer- waͤhrenden bald trocknen bald ſchleimichten Huſten hatte, und endlich bis auf die Knochen abgezehrt ſtarb, fand ich die Leber, den Magen, die Gedaͤrme, das Zwerchfell vielfaͤltig untereinander verwachſen, und ſowohl die Leber, als, aber vorzuͤglich das Milz auf der ganzen Oberflaͤche dicht mit kleinen, unregelmaͤßigen, ſteinartigen Verhaͤrtungen beſetzt. In ſolchen Faͤllen muß nothwendig jede Bewegung der Natur die Zufaͤlle verſchlimmern. Eben dieſes geſchieht beym Blaſenſtein und allen Krankheiten
des
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0291"n="272"/><divn="4"><head>§. 21.</head><lb/><p>Uebermaͤßig und nachtheilig wirkt die Natur<lb/>
uͤberall, wo blos zufaͤllige, das iſt, nicht wohlthaͤti-<lb/>
ge Fieber entſtehen, z. B. im Falle eines zerſtoͤhrenden<lb/>
Giftes, Verletzung der nervichten Theile; wenn ein<lb/>
Stein oder andere Koͤrper durch eine aͤußere Gewalt<lb/>
in eine Hoͤle ſind getrieben worden, oder wenn ſelbſt<lb/>
in den innern Theilen des Koͤrpers dergleichen harte,<lb/>
rauhe, ſpizige, eckichte ſtein-kalch-knochenartige<lb/>
Mißwaͤchſe erzeugt werden. Von der Art war jener<lb/>
langwierige, mit einer weißen Materie gemiſchte Bauch-<lb/>
fluß, den <hirendition="#fr">Bonnet</hi> bey einem ein und ein halbjaͤhrigen<lb/>
Knaben beobachtete; er ſtarb an der Abzehrung. Die<lb/>
Leber fuͤllte den ganzen Unterleib aus, und war ſkirr-<lb/>
hoͤs, die Gallenblaſe und das Milz waren ebenfalls<lb/>ſehr groß. Eine Frau, bey welcher ein Bauchfluß<lb/>
vierzehn Jahre anhielt, und die ſieben Monate vor<lb/>
dem Tode in einer Minute dreyzehnmal zu Stuhle<lb/>
gehen muſte, hatte Gallenſteine. Bey einem ſechsjaͤh-<lb/>
rigen Knaben, der ein hektiſches Fieber, und immer-<lb/>
waͤhrenden bald trocknen bald ſchleimichten Huſten<lb/>
hatte, und endlich bis auf die Knochen abgezehrt<lb/>ſtarb, fand ich die Leber, den Magen, die Gedaͤrme,<lb/>
das Zwerchfell vielfaͤltig untereinander verwachſen,<lb/>
und ſowohl die Leber, als, aber vorzuͤglich das<lb/>
Milz auf der ganzen Oberflaͤche dicht mit kleinen,<lb/>
unregelmaͤßigen, ſteinartigen Verhaͤrtungen beſetzt.<lb/>
In ſolchen Faͤllen muß nothwendig jede Bewegung<lb/>
der Natur die Zufaͤlle verſchlimmern. Eben dieſes<lb/>
geſchieht beym Blaſenſtein und allen Krankheiten<lb/><fwplace="bottom"type="catch">des</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[272/0291]
§. 21.
Uebermaͤßig und nachtheilig wirkt die Natur
uͤberall, wo blos zufaͤllige, das iſt, nicht wohlthaͤti-
ge Fieber entſtehen, z. B. im Falle eines zerſtoͤhrenden
Giftes, Verletzung der nervichten Theile; wenn ein
Stein oder andere Koͤrper durch eine aͤußere Gewalt
in eine Hoͤle ſind getrieben worden, oder wenn ſelbſt
in den innern Theilen des Koͤrpers dergleichen harte,
rauhe, ſpizige, eckichte ſtein-kalch-knochenartige
Mißwaͤchſe erzeugt werden. Von der Art war jener
langwierige, mit einer weißen Materie gemiſchte Bauch-
fluß, den Bonnet bey einem ein und ein halbjaͤhrigen
Knaben beobachtete; er ſtarb an der Abzehrung. Die
Leber fuͤllte den ganzen Unterleib aus, und war ſkirr-
hoͤs, die Gallenblaſe und das Milz waren ebenfalls
ſehr groß. Eine Frau, bey welcher ein Bauchfluß
vierzehn Jahre anhielt, und die ſieben Monate vor
dem Tode in einer Minute dreyzehnmal zu Stuhle
gehen muſte, hatte Gallenſteine. Bey einem ſechsjaͤh-
rigen Knaben, der ein hektiſches Fieber, und immer-
waͤhrenden bald trocknen bald ſchleimichten Huſten
hatte, und endlich bis auf die Knochen abgezehrt
ſtarb, fand ich die Leber, den Magen, die Gedaͤrme,
das Zwerchfell vielfaͤltig untereinander verwachſen,
und ſowohl die Leber, als, aber vorzuͤglich das
Milz auf der ganzen Oberflaͤche dicht mit kleinen,
unregelmaͤßigen, ſteinartigen Verhaͤrtungen beſetzt.
In ſolchen Faͤllen muß nothwendig jede Bewegung
der Natur die Zufaͤlle verſchlimmern. Eben dieſes
geſchieht beym Blaſenſtein und allen Krankheiten
des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/291>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.