Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 108.

Man darf sich nur selbst prüfen, und nicht ver-
gessen, daß man die jetzt so leicht scheinende
Sprache erst selbst mit vieler Mühe gelernt hat,
auch wohl überlegen, daß man es sich bewußt,
und noch dazu gesonnen seyn muß, was für einen
Laut man aussprechen wolle, sonst wäre jeder un-
besonnene Mucks, Achzer und Schrey, ein er-
fundener Sprachlaut, welches doch nicht ist.

§. 109.

Dabey erwäge man, daß kein einziger Schrey
an sich ein Sprachlaut sey, sondern daß er erst
aus der Oberstimme in die Mittelstimme der Re-
de, oder den Redeton herunter gesetzt seyn müsse;
denn aber, wenn er schon durch die Redestimme
zum Sprachlaut geworden, und dafür angenom-
men ist, bleibt er es ferner, es mag einer schreyen
und singen, doch muß der Vorsatz mit dabey seyn.
Ja dieser Fall trift so weit zu, daß, wenn man ei-
nen Sprachlaut, oder der schon in der Redestim-
me giltig ist, z. B. das Wort Kuckuck wieder

blos
F
§. 108.

Man darf ſich nur ſelbſt pruͤfen, und nicht ver-
geſſen, daß man die jetzt ſo leicht ſcheinende
Sprache erſt ſelbſt mit vieler Muͤhe gelernt hat,
auch wohl uͤberlegen, daß man es ſich bewußt,
und noch dazu geſonnen ſeyn muß, was fuͤr einen
Laut man ausſprechen wolle, ſonſt waͤre jeder un-
beſonnene Mucks, Achzer und Schrey, ein er-
fundener Sprachlaut, welches doch nicht iſt.

§. 109.

Dabey erwaͤge man, daß kein einziger Schrey
an ſich ein Sprachlaut ſey, ſondern daß er erſt
aus der Oberſtimme in die Mittelſtimme der Re-
de, oder den Redeton herunter geſetzt ſeyn muͤſſe;
denn aber, wenn er ſchon durch die Redeſtimme
zum Sprachlaut geworden, und dafuͤr angenom-
men iſt, bleibt er es ferner, es mag einer ſchreyen
und ſingen, doch muß der Vorſatz mit dabey ſeyn.
Ja dieſer Fall trift ſo weit zu, daß, wenn man ei-
nen Sprachlaut, oder der ſchon in der Redeſtim-
me giltig iſt, z. B. das Wort Kuckuck wieder

blos
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0093" n="81"/>
        <div n="2">
          <head>§. 108.</head><lb/>
          <p>Man darf &#x017F;ich nur &#x017F;elb&#x017F;t pru&#x0364;fen, und nicht ver-<lb/>
ge&#x017F;&#x017F;en, daß man die jetzt &#x017F;o leicht &#x017F;cheinende<lb/>
Sprache er&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t mit vieler Mu&#x0364;he gelernt hat,<lb/>
auch wohl u&#x0364;berlegen, daß man es &#x017F;ich bewußt,<lb/>
und noch dazu ge&#x017F;onnen &#x017F;eyn muß, was fu&#x0364;r einen<lb/>
Laut man aus&#x017F;prechen wolle, &#x017F;on&#x017F;t wa&#x0364;re jeder un-<lb/>
be&#x017F;onnene Mucks, Achzer und Schrey, ein er-<lb/>
fundener Sprachlaut, welches doch nicht i&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 109.</head><lb/>
          <p>Dabey erwa&#x0364;ge man, daß kein einziger Schrey<lb/>
an &#x017F;ich ein Sprachlaut &#x017F;ey, &#x017F;ondern daß er er&#x017F;t<lb/>
aus der Ober&#x017F;timme in die Mittel&#x017F;timme der Re-<lb/>
de, oder den Redeton herunter ge&#x017F;etzt &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e;<lb/>
denn aber, wenn er &#x017F;chon durch die Rede&#x017F;timme<lb/>
zum Sprachlaut geworden, und dafu&#x0364;r angenom-<lb/>
men i&#x017F;t, bleibt er es ferner, es mag einer &#x017F;chreyen<lb/>
und &#x017F;ingen, doch muß der Vor&#x017F;atz mit dabey &#x017F;eyn.<lb/>
Ja die&#x017F;er Fall trift &#x017F;o weit zu, daß, wenn man ei-<lb/>
nen Sprachlaut, oder der &#x017F;chon in der Rede&#x017F;tim-<lb/>
me giltig i&#x017F;t, z. B. das Wort Kuckuck wieder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F</fw><fw place="bottom" type="catch">blos</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0093] §. 108. Man darf ſich nur ſelbſt pruͤfen, und nicht ver- geſſen, daß man die jetzt ſo leicht ſcheinende Sprache erſt ſelbſt mit vieler Muͤhe gelernt hat, auch wohl uͤberlegen, daß man es ſich bewußt, und noch dazu geſonnen ſeyn muß, was fuͤr einen Laut man ausſprechen wolle, ſonſt waͤre jeder un- beſonnene Mucks, Achzer und Schrey, ein er- fundener Sprachlaut, welches doch nicht iſt. §. 109. Dabey erwaͤge man, daß kein einziger Schrey an ſich ein Sprachlaut ſey, ſondern daß er erſt aus der Oberſtimme in die Mittelſtimme der Re- de, oder den Redeton herunter geſetzt ſeyn muͤſſe; denn aber, wenn er ſchon durch die Redeſtimme zum Sprachlaut geworden, und dafuͤr angenom- men iſt, bleibt er es ferner, es mag einer ſchreyen und ſingen, doch muß der Vorſatz mit dabey ſeyn. Ja dieſer Fall trift ſo weit zu, daß, wenn man ei- nen Sprachlaut, oder der ſchon in der Redeſtim- me giltig iſt, z. B. das Wort Kuckuck wieder blos F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/93
Zitationshilfe: [Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/93>, abgerufen am 30.12.2024.