Ob ich nun gleich das Unleugbare oder Wahr- scheinlichste der Menschengeschichte, neben der Erd- geschichte, bisher immer mit angeführet, und da- bey selbst auf den Ursprung der Sprache mit gese- hen habe; so wird doch alles dieses vielen noch immer zu wenig seyn, wofern nicht eine vollstän- digere Betrachtung der Menschen an und vor sich, ihnen eben dieses sagen sollte.
§. 70.
Weil aber die älteste Urkunden von dem Ur- sprunge eines und des andern Volks, wegen ihrer jetzigen unnatürlichen Auslegung, so lange streitig bleiben, bis man aus der Naturkunde so viel Ge- wißheit von den Menschen voraus gesetzt hat, daß sich hiernach diese Urkunden wieder der Natur ge- mäß auslegen lassen; so müssen freilich die Men- schen erst blos nach der unbezweifelten Beschrei- bung der Völker, so wohl jetziger, als voriger Zeit, und zwar so weit man die Geschichtbücher blos als
natür-
§. 69. Die Menſchenkunde vor ſich.
Ob ich nun gleich das Unleugbare oder Wahr- ſcheinlichſte der Menſchengeſchichte, neben der Erd- geſchichte, bisher immer mit angefuͤhret, und da- bey ſelbſt auf den Urſprung der Sprache mit geſe- hen habe; ſo wird doch alles dieſes vielen noch immer zu wenig ſeyn, wofern nicht eine vollſtaͤn- digere Betrachtung der Menſchen an und vor ſich, ihnen eben dieſes ſagen ſollte.
§. 70.
Weil aber die aͤlteſte Urkunden von dem Ur- ſprunge eines und des andern Volks, wegen ihrer jetzigen unnatuͤrlichen Auslegung, ſo lange ſtreitig bleiben, bis man aus der Naturkunde ſo viel Ge- wißheit von den Menſchen voraus geſetzt hat, daß ſich hiernach dieſe Urkunden wieder der Natur ge- maͤß auslegen laſſen; ſo muͤſſen freilich die Men- ſchen erſt blos nach der unbezweifelten Beſchrei- bung der Voͤlker, ſo wohl jetziger, als voriger Zeit, und zwar ſo weit man die Geſchichtbuͤcher blos als
natuͤr-
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[54/0066]
§. 69.
Die Menſchenkunde vor ſich.
Ob ich nun gleich das Unleugbare oder Wahr-
ſcheinlichſte der Menſchengeſchichte, neben der Erd-
geſchichte, bisher immer mit angefuͤhret, und da-
bey ſelbſt auf den Urſprung der Sprache mit geſe-
hen habe; ſo wird doch alles dieſes vielen noch
immer zu wenig ſeyn, wofern nicht eine vollſtaͤn-
digere Betrachtung der Menſchen an und vor ſich,
ihnen eben dieſes ſagen ſollte.
§. 70.
Weil aber die aͤlteſte Urkunden von dem Ur-
ſprunge eines und des andern Volks, wegen ihrer
jetzigen unnatuͤrlichen Auslegung, ſo lange ſtreitig
bleiben, bis man aus der Naturkunde ſo viel Ge-
wißheit von den Menſchen voraus geſetzt hat, daß
ſich hiernach dieſe Urkunden wieder der Natur ge-
maͤß auslegen laſſen; ſo muͤſſen freilich die Men-
ſchen erſt blos nach der unbezweifelten Beſchrei-
bung der Voͤlker, ſo wohl jetziger, als voriger Zeit,
und zwar ſo weit man die Geſchichtbuͤcher blos als
natuͤr-
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/66>, abgerufen am 03.03.2025.
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