Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 363.

Ehe wir aber die Griechen verlassen, können
wir noch den Plato, den die christlichen Altväter
als den Vorläufer der christlichen Weltweisheit
angesehen haben, anführen. Dieser behauptet
nicht allein in seinem Politikos an der 174. S.
wo er seinen grossen Umlauf der Welt erklärt,
daß zu des Atreus und Thyest's Zeiten der Him-
mels- und Sonnenlauf erst noch linksum gegan-
gen sey, welches die Aegypter beym Herodotus
oben auch sagten, und sich viel wahrscheinlicher
durch die Umschwänkung der Pole verstehen läßt.
Ja in seinem Timäos an der 523. S. läßt er ei-
nen ägyptischen Priester beweisen, daß die Erde
vom Phaeton, welches der Planete Jupiter
ist (*), schon einmahl durch Feuer verwandelt
worden sey. Endlich im 6ten B. der Gesetze,
625. S. hat er dem Athenienser, ohne die Be-
weise seiner Schule zu wiederholen, die Menschen
so ansetzen lassen, als wenn sie keinen denklichen
Ursprung gehabt hätten. Endlich findet man
auch bey ihm, den, nach obiger 523. S. vom
Kritias ausführlich erzählten Einsturz des letzten
alten festen Landes Atlantis, zwischen Europa
und dem jetzigen Amerika, wodurch dieses nun
vollständig zum neuen Lande wurde, als das ein-

zige
nicht darauf gehen, daß die Erde anfänglich hohl,
und sowohl von innen als aussen, oder doppelt
mit Schimmer versehen, ohne Kenntniß des
Sternenhimmels, dahin geschwommen, oder ge-
flogen sey.
(*) Nach des Ficinus Ausgabe zu Genf 1590. der
Gesetze 13 B. oder Epinomis an der 703. S.
R
§. 363.

Ehe wir aber die Griechen verlaſſen, koͤnnen
wir noch den Plato, den die chriſtlichen Altvaͤter
als den Vorlaͤufer der chriſtlichen Weltweisheit
angeſehen haben, anfuͤhren. Dieſer behauptet
nicht allein in ſeinem Politikos an der 174. S.
wo er ſeinen groſſen Umlauf der Welt erklaͤrt,
daß zu des Atreus und Thyeſt’s Zeiten der Him-
mels- und Sonnenlauf erſt noch linksum gegan-
gen ſey, welches die Aegypter beym Herodotus
oben auch ſagten, und ſich viel wahrſcheinlicher
durch die Umſchwaͤnkung der Pole verſtehen laͤßt.
Ja in ſeinem Timaͤos an der 523. S. laͤßt er ei-
nen aͤgyptiſchen Prieſter beweiſen, daß die Erde
vom Phaeton, welches der Planete Jupiter
iſt (*), ſchon einmahl durch Feuer verwandelt
worden ſey. Endlich im 6ten B. der Geſetze,
625. S. hat er dem Athenienſer, ohne die Be-
weiſe ſeiner Schule zu wiederholen, die Menſchen
ſo anſetzen laſſen, als wenn ſie keinen denklichen
Urſprung gehabt haͤtten. Endlich findet man
auch bey ihm, den, nach obiger 523. S. vom
Kritias ausfuͤhrlich erzaͤhlten Einſturz des letzten
alten feſten Landes Atlantis, zwiſchen Europa
und dem jetzigen Amerika, wodurch dieſes nun
vollſtaͤndig zum neuen Lande wurde, als das ein-

zige
nicht darauf gehen, daß die Erde anfaͤnglich hohl,
und ſowohl von innen als auſſen, oder doppelt
mit Schimmer verſehen, ohne Kenntniß des
Sternenhimmels, dahin geſchwommen, oder ge-
flogen ſey.
(*) Nach des Ficinus Ausgabe zu Genf 1590. der
Geſetze 13 B. oder Epinomis an der 703. S.
R
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0269" n="257"/>
        <div n="2">
          <head>§. 363.</head><lb/>
          <p>Ehe wir aber die Griechen verla&#x017F;&#x017F;en, ko&#x0364;nnen<lb/>
wir noch den Plato, den die chri&#x017F;tlichen Altva&#x0364;ter<lb/>
als den Vorla&#x0364;ufer der chri&#x017F;tlichen Weltweisheit<lb/>
ange&#x017F;ehen haben, anfu&#x0364;hren. Die&#x017F;er behauptet<lb/>
nicht allein in &#x017F;einem Politikos an der 174. S.<lb/>
wo er &#x017F;einen gro&#x017F;&#x017F;en Umlauf der Welt erkla&#x0364;rt,<lb/>
daß zu des Atreus und Thye&#x017F;t&#x2019;s Zeiten der Him-<lb/>
mels- und Sonnenlauf er&#x017F;t noch linksum gegan-<lb/>
gen &#x017F;ey, welches die Aegypter beym Herodotus<lb/>
oben auch &#x017F;agten, und &#x017F;ich viel wahr&#x017F;cheinlicher<lb/>
durch die Um&#x017F;chwa&#x0364;nkung der Pole ver&#x017F;tehen la&#x0364;ßt.<lb/>
Ja in &#x017F;einem Tima&#x0364;os an der 523. S. la&#x0364;ßt er ei-<lb/>
nen a&#x0364;gypti&#x017F;chen Prie&#x017F;ter bewei&#x017F;en, daß die Erde<lb/>
vom Phaeton, welches der Planete Jupiter<lb/>
i&#x017F;t <note xml:id="fn4" next="#nfn4" place="foot" n="(*)">Nach des Ficinus Ausgabe zu Genf 1590. der<lb/>
Ge&#x017F;etze 13 B. oder Epinomis an der 703. S.</note>, &#x017F;chon einmahl durch Feuer verwandelt<lb/>
worden &#x017F;ey. Endlich im 6ten B. der Ge&#x017F;etze,<lb/>
625. S. hat er dem Athenien&#x017F;er, ohne die Be-<lb/>
wei&#x017F;e &#x017F;einer Schule zu wiederholen, die Men&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;o an&#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en, als wenn &#x017F;ie keinen denklichen<lb/>
Ur&#x017F;prung gehabt ha&#x0364;tten. Endlich findet man<lb/>
auch bey ihm, den, nach obiger 523. S. vom<lb/>
Kritias ausfu&#x0364;hrlich erza&#x0364;hlten Ein&#x017F;turz des letzten<lb/>
alten fe&#x017F;ten Landes Atlantis, zwi&#x017F;chen Europa<lb/>
und dem jetzigen Amerika, wodurch die&#x017F;es nun<lb/>
voll&#x017F;ta&#x0364;ndig zum neuen Lande wurde, als das ein-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zige</fw><lb/><note xml:id="nfn3" prev="#fn3" place="foot" n="(*)">nicht darauf gehen, daß die Erde anfa&#x0364;nglich hohl,<lb/>
und &#x017F;owohl von innen als au&#x017F;&#x017F;en, oder doppelt<lb/>
mit Schimmer ver&#x017F;ehen, ohne Kenntniß des<lb/>
Sternenhimmels, dahin ge&#x017F;chwommen, oder ge-<lb/>
flogen &#x017F;ey.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0269] §. 363. Ehe wir aber die Griechen verlaſſen, koͤnnen wir noch den Plato, den die chriſtlichen Altvaͤter als den Vorlaͤufer der chriſtlichen Weltweisheit angeſehen haben, anfuͤhren. Dieſer behauptet nicht allein in ſeinem Politikos an der 174. S. wo er ſeinen groſſen Umlauf der Welt erklaͤrt, daß zu des Atreus und Thyeſt’s Zeiten der Him- mels- und Sonnenlauf erſt noch linksum gegan- gen ſey, welches die Aegypter beym Herodotus oben auch ſagten, und ſich viel wahrſcheinlicher durch die Umſchwaͤnkung der Pole verſtehen laͤßt. Ja in ſeinem Timaͤos an der 523. S. laͤßt er ei- nen aͤgyptiſchen Prieſter beweiſen, daß die Erde vom Phaeton, welches der Planete Jupiter iſt (*), ſchon einmahl durch Feuer verwandelt worden ſey. Endlich im 6ten B. der Geſetze, 625. S. hat er dem Athenienſer, ohne die Be- weiſe ſeiner Schule zu wiederholen, die Menſchen ſo anſetzen laſſen, als wenn ſie keinen denklichen Urſprung gehabt haͤtten. Endlich findet man auch bey ihm, den, nach obiger 523. S. vom Kritias ausfuͤhrlich erzaͤhlten Einſturz des letzten alten feſten Landes Atlantis, zwiſchen Europa und dem jetzigen Amerika, wodurch dieſes nun vollſtaͤndig zum neuen Lande wurde, als das ein- zige (*) (*) Nach des Ficinus Ausgabe zu Genf 1590. der Geſetze 13 B. oder Epinomis an der 703. S. (*) nicht darauf gehen, daß die Erde anfaͤnglich hohl, und ſowohl von innen als auſſen, oder doppelt mit Schimmer verſehen, ohne Kenntniß des Sternenhimmels, dahin geſchwommen, oder ge- flogen ſey. R

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/269
Zitationshilfe: [Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/269>, abgerufen am 21.11.2024.