Ob nun gleich der Bau der Zeugungstheile bey vielen ledigen Thieren, zu ihrer beyder besonderen Begattung und Empfängniß eingerichtet ist; so hat er doch auch bey vielen eine gemeine Einrich- tung, daß nämlich das Weibchen die Zeugungs- theile vieler fremdartiger Männchen, einnehmen, oder daß sich das Männchen, vielen andern Weib- chen mittheilen kan. Stimmte nun dabey, das Geschicke sich zu begatten, mit der Fähigkeit zu empfangen, überein; so könnten nach solchem An- schein zwischen diesen leicht Bastarten erfolgen: Allein die Thierkunde beweiset, daß dieses Geschi- cke keine Bastarten veranlasse; sondern daß viel- mehr die verschiedene Sinnlichkeit der Thiere, und der hieraus folgende Wiederwille, Thiere von verschiedener Art, von einander zurück hält, und daß sich Thiere von fremder Art nicht eher mit einander vermischen, als bis sie entweder Kunst und Gewalt, wie z. B. wenn sich Esel und Pferd mit einander vermischen sollen, oder die höchste Noth, wenn nämlich ein Thier, bey seinem unwie-
der-
§. 308.
Ob nun gleich der Bau der Zeugungstheile bey vielen ledigen Thieren, zu ihrer beyder beſonderen Begattung und Empfaͤngniß eingerichtet iſt; ſo hat er doch auch bey vielen eine gemeine Einrich- tung, daß naͤmlich das Weibchen die Zeugungs- theile vieler fremdartiger Maͤnnchen, einnehmen, oder daß ſich das Maͤnnchen, vielen andern Weib- chen mittheilen kan. Stimmte nun dabey, das Geſchicke ſich zu begatten, mit der Faͤhigkeit zu empfangen, uͤberein; ſo koͤnnten nach ſolchem An- ſchein zwiſchen dieſen leicht Baſtarten erfolgen: Allein die Thierkunde beweiſet, daß dieſes Geſchi- cke keine Baſtarten veranlaſſe; ſondern daß viel- mehr die verſchiedene Sinnlichkeit der Thiere, und der hieraus folgende Wiederwille, Thiere von verſchiedener Art, von einander zuruͤck haͤlt, und daß ſich Thiere von fremder Art nicht eher mit einander vermiſchen, als bis ſie entweder Kunſt und Gewalt, wie z. B. wenn ſich Eſel und Pferd mit einander vermiſchen ſollen, oder die hoͤchſte Noth, wenn naͤmlich ein Thier, bey ſeinem unwie-
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§. 308.
Ob nun gleich der Bau der Zeugungstheile bey
vielen ledigen Thieren, zu ihrer beyder beſonderen
Begattung und Empfaͤngniß eingerichtet iſt; ſo
hat er doch auch bey vielen eine gemeine Einrich-
tung, daß naͤmlich das Weibchen die Zeugungs-
theile vieler fremdartiger Maͤnnchen, einnehmen,
oder daß ſich das Maͤnnchen, vielen andern Weib-
chen mittheilen kan. Stimmte nun dabey, das
Geſchicke ſich zu begatten, mit der Faͤhigkeit zu
empfangen, uͤberein; ſo koͤnnten nach ſolchem An-
ſchein zwiſchen dieſen leicht Baſtarten erfolgen:
Allein die Thierkunde beweiſet, daß dieſes Geſchi-
cke keine Baſtarten veranlaſſe; ſondern daß viel-
mehr die verſchiedene Sinnlichkeit der Thiere, und
der hieraus folgende Wiederwille, Thiere von
verſchiedener Art, von einander zuruͤck haͤlt, und
daß ſich Thiere von fremder Art nicht eher mit
einander vermiſchen, als bis ſie entweder Kunſt
und Gewalt, wie z. B. wenn ſich Eſel und Pferd
mit einander vermiſchen ſollen, oder die hoͤchſte
Noth, wenn naͤmlich ein Thier, bey ſeinem unwie-
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/234>, abgerufen am 21.11.2024.
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