bloßen und freyen Einbildung gemacht wäre; so will ich lieber die Welt selbst, in der wir die Natur, wie sie ist, finden, dagegen stellen. Viel- leicht sagt diese dem Leser mehr, als man in einen kurzen Begriff bringen konte, und entschuldigt ihn dadurch eher, als daß sie ihn beschuldigen sollte.
§. 200.
Nur muß ich dem Leser gleich voraus sagen, daß man dabey so viel auf die vorige, als gegen- wärtige Zeit sehen muß, weil alle Betrachtungen vornämlich auf die vorige Zeit, wo sowohl der Ursprung der Menschen, als ihrer Sprache liegt, zurück zielen.
§. 201.
So wenig nun dieser Begriff von der Natur, nach denen blos gewöhnlichen Sätzen, die man zum Vortheil dieser oder jener Lehre, unter dem Nahmen der Weltweisheit festgestellt hat, entwi- ckelt, und wieder zusammengesetzt worden ist, (denn wir haben uns an die Natur, wie sie sich uns vorstellt, ohne allen Zwang gehalten;) eben
so
K
bloßen und freyen Einbildung gemacht waͤre; ſo will ich lieber die Welt ſelbſt, in der wir die Natur, wie ſie iſt, finden, dagegen ſtellen. Viel- leicht ſagt dieſe dem Leſer mehr, als man in einen kurzen Begriff bringen konte, und entſchuldigt ihn dadurch eher, als daß ſie ihn beſchuldigen ſollte.
§. 200.
Nur muß ich dem Leſer gleich voraus ſagen, daß man dabey ſo viel auf die vorige, als gegen- waͤrtige Zeit ſehen muß, weil alle Betrachtungen vornaͤmlich auf die vorige Zeit, wo ſowohl der Urſprung der Menſchen, als ihrer Sprache liegt, zuruͤck zielen.
§. 201.
So wenig nun dieſer Begriff von der Natur, nach denen blos gewoͤhnlichen Saͤtzen, die man zum Vortheil dieſer oder jener Lehre, unter dem Nahmen der Weltweisheit feſtgeſtellt hat, entwi- ckelt, und wieder zuſammengeſetzt worden iſt, (denn wir haben uns an die Natur, wie ſie ſich uns vorſtellt, ohne allen Zwang gehalten;) eben
ſo
K
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbn="145"facs="#f0157"/>
bloßen und freyen Einbildung gemacht waͤre; ſo<lb/>
will ich lieber die Welt ſelbſt, in der wir die<lb/>
Natur, wie ſie iſt, finden, dagegen ſtellen. Viel-<lb/>
leicht ſagt dieſe dem Leſer mehr, als man in einen<lb/>
kurzen Begriff bringen konte, und entſchuldigt<lb/>
ihn dadurch eher, als daß ſie ihn beſchuldigen<lb/>ſollte.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 200.</head><lb/><p>Nur muß ich dem Leſer gleich voraus ſagen,<lb/>
daß man dabey ſo viel auf die vorige, als gegen-<lb/>
waͤrtige Zeit ſehen muß, weil alle Betrachtungen<lb/>
vornaͤmlich auf die vorige Zeit, wo ſowohl der<lb/>
Urſprung der Menſchen, als ihrer Sprache liegt,<lb/>
zuruͤck zielen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 201.</head><lb/><p>So wenig nun dieſer Begriff von der Natur,<lb/>
nach denen blos gewoͤhnlichen Saͤtzen, die man<lb/>
zum Vortheil dieſer oder jener Lehre, unter dem<lb/>
Nahmen der Weltweisheit feſtgeſtellt hat, entwi-<lb/>
ckelt, und wieder zuſammengeſetzt worden iſt,<lb/>
(denn wir haben uns an die Natur, wie ſie ſich<lb/>
uns vorſtellt, ohne allen Zwang gehalten;) eben<lb/><fwtype="sig"place="bottom">K</fw><fwtype="catch"place="bottom">ſo</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[145/0157]
bloßen und freyen Einbildung gemacht waͤre; ſo
will ich lieber die Welt ſelbſt, in der wir die
Natur, wie ſie iſt, finden, dagegen ſtellen. Viel-
leicht ſagt dieſe dem Leſer mehr, als man in einen
kurzen Begriff bringen konte, und entſchuldigt
ihn dadurch eher, als daß ſie ihn beſchuldigen
ſollte.
§. 200.
Nur muß ich dem Leſer gleich voraus ſagen,
daß man dabey ſo viel auf die vorige, als gegen-
waͤrtige Zeit ſehen muß, weil alle Betrachtungen
vornaͤmlich auf die vorige Zeit, wo ſowohl der
Urſprung der Menſchen, als ihrer Sprache liegt,
zuruͤck zielen.
§. 201.
So wenig nun dieſer Begriff von der Natur,
nach denen blos gewoͤhnlichen Saͤtzen, die man
zum Vortheil dieſer oder jener Lehre, unter dem
Nahmen der Weltweisheit feſtgeſtellt hat, entwi-
ckelt, und wieder zuſammengeſetzt worden iſt,
(denn wir haben uns an die Natur, wie ſie ſich
uns vorſtellt, ohne allen Zwang gehalten;) eben
ſo
K
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/157>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.