der Menschensprache als unerfindlich anzusehen ist; so bleibt ja auch desfalls keine andere Aus- kunft übrig, als daß man dem Menschen umge- kehrt Sinnlichkeit und Laut zusammen, und das Zeichen mit seiner Sache verbinden lernen muß. Denn dadurch zeigt sich der Bemerkungssinn des Dinges, und der Wortsinn des Lauts im Menschen zugleich, daß also das Wort zum Zei- chen wird; und dieses um so viel leichter, wenn er ganz jung, so wie die Sinne nach und nach deutlich empfinden und begreifen, zu dieser Ver- bindung von beyden angeführet wird; desto schwe- rer aber, wenn die Sinne schon allzustark an eine flatterhafte Kenntniß, ohne Laute, oder Wörter gewohnt sind, und die Fertigkeit solche Zeichen zu unterscheiden, und anzuwenden verlohren, hin- gegen zu viel Härte zur Bildung der Begriffe bekommen haben.
§. 133.
Daher lauft auch diese Betrachtung über den Wort- oder Sprachsinn eben wieder dahinaus,
daß
der Menſchenſprache als unerfindlich anzuſehen iſt; ſo bleibt ja auch desfalls keine andere Aus- kunft uͤbrig, als daß man dem Menſchen umge- kehrt Sinnlichkeit und Laut zuſammen, und das Zeichen mit ſeiner Sache verbinden lernen muß. Denn dadurch zeigt ſich der Bemerkungsſinn des Dinges, und der Wortſinn des Lauts im Menſchen zugleich, daß alſo das Wort zum Zei- chen wird; und dieſes um ſo viel leichter, wenn er ganz jung, ſo wie die Sinne nach und nach deutlich empfinden und begreifen, zu dieſer Ver- bindung von beyden angefuͤhret wird; deſto ſchwe- rer aber, wenn die Sinne ſchon allzuſtark an eine flatterhafte Kenntniß, ohne Laute, oder Woͤrter gewohnt ſind, und die Fertigkeit ſolche Zeichen zu unterſcheiden, und anzuwenden verlohren, hin- gegen zu viel Haͤrte zur Bildung der Begriffe bekommen haben.
§. 133.
Daher lauft auch dieſe Betrachtung uͤber den Wort- oder Sprachſinn eben wieder dahinaus,
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der Menſchenſprache als unerfindlich anzuſehen
iſt; ſo bleibt ja auch desfalls keine andere Aus-
kunft uͤbrig, als daß man dem Menſchen umge-
kehrt Sinnlichkeit und Laut zuſammen, und das
Zeichen mit ſeiner Sache verbinden lernen muß.
Denn dadurch zeigt ſich der Bemerkungsſinn
des Dinges, und der Wortſinn des Lauts im
Menſchen zugleich, daß alſo das Wort zum Zei-
chen wird; und dieſes um ſo viel leichter, wenn
er ganz jung, ſo wie die Sinne nach und nach
deutlich empfinden und begreifen, zu dieſer Ver-
bindung von beyden angefuͤhret wird; deſto ſchwe-
rer aber, wenn die Sinne ſchon allzuſtark an eine
flatterhafte Kenntniß, ohne Laute, oder Woͤrter
gewohnt ſind, und die Fertigkeit ſolche Zeichen
zu unterſcheiden, und anzuwenden verlohren, hin-
gegen zu viel Haͤrte zur Bildung der Begriffe
bekommen haben.
§. 133.
Daher lauft auch dieſe Betrachtung uͤber den
Wort- oder Sprachſinn eben wieder dahinaus,
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/112>, abgerufen am 21.11.2024.
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