Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.Lebewohl und fahre meinem Sterne nach! Wohin er Baronin Hechingen an Frau Selma Corrodi. Gossensaß, 22. April. Ja, was sagen Sie nur, liebste schönste Frau Lebewohl und fahre meinem Sterne nach! Wohin er Baronin Hechingen an Frau Selma Corrodi. Goſſenſaß, 22. April. Ja, was ſagen Sie nur, liebſte ſchönſte Frau <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <postscript> <p><pb facs="#f0269" n="253"/> Lebewohl und fahre meinem Sterne nach! Wohin er<lb/> mich wohl ſchließlich führt? Ich bin begierig! Ob<lb/> nach München? Oder nach Bethlehem? D. O.</p> </postscript><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div type="letter" n="2"> <head><hi rendition="#g">Baronin Hechingen an Frau Selma Corrodi</hi>.<lb/></head> <opener> <dateline rendition="#right">Goſſenſaß, 22. April. </dateline> </opener><lb/> <p>Ja, was ſagen Sie nur, liebſte ſchönſte Frau<lb/> Selma, daß zu Ihrer Viſit ſtatt der dicken Hechingen<lb/> in Perſon nur e Brieferl von ihr kommt! Gelt, Sie<lb/> werden mich ſchön ausrichten! Die alte Ratſchen,<lb/> werden Sie ſagen, wann man's emal braucht, um ſo<lb/> e leidige Kaffeeviſit e biſſerl aufzumuntern, da kommt<lb/> ſie nit! Ja, wenn die Ax' nit brochen wär', geſtern<lb/> Abend an unſerm Zug hier bei Goſſenſaß, ſo wär'<lb/> die Hechingen ſchon kommen, aber 's iſt ihr halt<lb/> nicht geheuer geweſen, nachher in dem reparirten<lb/> Wagen, wiſſen's, und ſo bin ich dablieben. Ach, was<lb/> hab' ich erlebt; was hab' ich erlebt! Mein Herz hat<lb/> geſchlagen, mehr als das Ihrige, Frau Selma, bei<lb/> Ihrem erſten Rendez-vous! Es iſt zwar ſchon lang'<lb/> her, aber vielleicht gedenkt's Ihnen doch noch! Alſo<lb/> ich bin vom Regen in die Traufen hereinkommen.<lb/> Wiſſen's, ich hab' die Reiſe hierher gemacht mit einer<lb/> ſcharmanten Bekanntſchaft von mir, Nize heißt er<lb/> oder ſo was und iſt ein Landrath, ein grober Kerl,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [253/0269]
Lebewohl und fahre meinem Sterne nach! Wohin er
mich wohl ſchließlich führt? Ich bin begierig! Ob
nach München? Oder nach Bethlehem? D. O.
Baronin Hechingen an Frau Selma Corrodi.
Goſſenſaß, 22. April.
Ja, was ſagen Sie nur, liebſte ſchönſte Frau
Selma, daß zu Ihrer Viſit ſtatt der dicken Hechingen
in Perſon nur e Brieferl von ihr kommt! Gelt, Sie
werden mich ſchön ausrichten! Die alte Ratſchen,
werden Sie ſagen, wann man's emal braucht, um ſo
e leidige Kaffeeviſit e biſſerl aufzumuntern, da kommt
ſie nit! Ja, wenn die Ax' nit brochen wär', geſtern
Abend an unſerm Zug hier bei Goſſenſaß, ſo wär'
die Hechingen ſchon kommen, aber 's iſt ihr halt
nicht geheuer geweſen, nachher in dem reparirten
Wagen, wiſſen's, und ſo bin ich dablieben. Ach, was
hab' ich erlebt; was hab' ich erlebt! Mein Herz hat
geſchlagen, mehr als das Ihrige, Frau Selma, bei
Ihrem erſten Rendez-vous! Es iſt zwar ſchon lang'
her, aber vielleicht gedenkt's Ihnen doch noch! Alſo
ich bin vom Regen in die Traufen hereinkommen.
Wiſſen's, ich hab' die Reiſe hierher gemacht mit einer
ſcharmanten Bekanntſchaft von mir, Nize heißt er
oder ſo was und iſt ein Landrath, ein grober Kerl,
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