Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.seht, wie ich mich blamirt habe. Also traurige Bil¬ Eure Kläre. Eugen Schmidthammer an Toni Emmer. Riva, 3. April. Mein lieber Toni! Was redest Du von ver¬ ſeht, wie ich mich blamirt habe. Alſo traurige Bil¬ Eure Kläre. Eugen Schmidthammer an Toni Emmer. Riva, 3. April. Mein lieber Toni! Was redeſt Du von ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0236" n="220"/> ſeht, wie ich mich blamirt habe. Alſo traurige Bil¬<lb/> der malt er nicht, — ich habe ihn danach gefragt,<lb/> und er hat nein geſagt. Er wunderte ſich, daß ich<lb/> die „Fliegenden“ nicht wundervoll fände; ich ſagte,<lb/> ich möchte ſie ſehr gern, aber wenn ſie ſo ganz ver¬<lb/> dreht und verſchroben wären, möchte ich ſie nicht, ich<lb/> möchte überhaupt lieber etwas Schönes, als etwas<lb/> Luſtiges ſehen. Dann fragte er plötzlich, wie alt ich<lb/> wäre. Ich ſagte „Sechzehn“; da rieth er mir, nicht<lb/> ſo allein herumzulaufen, ganz in dem Ton, wie Du<lb/> manchmal, mein alter Rudi, und begleitete mich, bis<lb/> das H<hi rendition="#aq">ô</hi>tel in Sicht war. Ich ſehe gar nicht ein,<lb/> warum; aber ich werde wohl folgen müſſen, Papa<lb/> und Mama hatten ſich auch ſchon geängſtigt. Ach,<lb/> wäret Ihr doch hier!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Eure Kläre.</hi> </salute> </closer><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Eugen Schmidthammer an Toni Emmer.</hi><lb/> </head> <opener> <dateline rendition="#right">Riva, 3. April. </dateline> </opener><lb/> <p>Mein lieber Toni! Was redeſt Du von ver¬<lb/> liebt? Weiß ich denn nicht, wie das thut? Ich bin<lb/> nicht verliebt, ich ſchwöre es Dir. Nichts von dem<lb/> dumpfen Drang, der ſtachelnden Unruhe, dem Fieber<lb/> im Blut, dem Schwanken zwiſchen Begier und Wider¬<lb/> willen, wie ichs in den ſelig-unſeligen Monaten mit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [220/0236]
ſeht, wie ich mich blamirt habe. Alſo traurige Bil¬
der malt er nicht, — ich habe ihn danach gefragt,
und er hat nein geſagt. Er wunderte ſich, daß ich
die „Fliegenden“ nicht wundervoll fände; ich ſagte,
ich möchte ſie ſehr gern, aber wenn ſie ſo ganz ver¬
dreht und verſchroben wären, möchte ich ſie nicht, ich
möchte überhaupt lieber etwas Schönes, als etwas
Luſtiges ſehen. Dann fragte er plötzlich, wie alt ich
wäre. Ich ſagte „Sechzehn“; da rieth er mir, nicht
ſo allein herumzulaufen, ganz in dem Ton, wie Du
manchmal, mein alter Rudi, und begleitete mich, bis
das Hôtel in Sicht war. Ich ſehe gar nicht ein,
warum; aber ich werde wohl folgen müſſen, Papa
und Mama hatten ſich auch ſchon geängſtigt. Ach,
wäret Ihr doch hier!
Eure Kläre.
Eugen Schmidthammer an Toni Emmer.
Riva, 3. April.
Mein lieber Toni! Was redeſt Du von ver¬
liebt? Weiß ich denn nicht, wie das thut? Ich bin
nicht verliebt, ich ſchwöre es Dir. Nichts von dem
dumpfen Drang, der ſtachelnden Unruhe, dem Fieber
im Blut, dem Schwanken zwiſchen Begier und Wider¬
willen, wie ichs in den ſelig-unſeligen Monaten mit
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