Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Drittes Capitel.
Die schwarze Reckenburgerin.

Ich hatte übrigens nur kurze Zeit, das glückse¬
lige Treiben unserer neuen Hauswirthin zu beobach¬
ten, denn auch mein eigenes Leben sollte in jenen Som¬
merwochen einen unvorhergesehenen Wechsel erfahren.

Ich habe schon zu Anfang der alten Gräfin als
meines Vaters und meiner eigenen Pathin erwähnt,
und hinzugefügt, daß keines von Beiden sich jemals
einer zeitgemäßen Pflicht- oder Gunstbezeugung von
Seiten ihrer hohen Namensverleiherin zu erfreuen,
sich keiner solchen, wahrheitsgemäß, auch von ihr ver¬
sehen hatten. Anders vielleicht, wenn der letzte Sprö߬
ling des alten Stamms ein männlicher gewesen wäre.
Aber ein Mädchen, die Tochter eines verarmten Sei¬
tenzweigs, wie hätte die "schwarze Häuptlingin" in
ihrer fürstlichen Hoheit sich Einer erinnern sollen, mit

Louise v. Francois, Die letzte Reckenburgerin. I. 10
Drittes Capitel.
Die ſchwarze Reckenburgerin.

Ich hatte übrigens nur kurze Zeit, das glückſe¬
lige Treiben unſerer neuen Hauswirthin zu beobach¬
ten, denn auch mein eigenes Leben ſollte in jenen Som¬
merwochen einen unvorhergeſehenen Wechſel erfahren.

Ich habe ſchon zu Anfang der alten Gräfin als
meines Vaters und meiner eigenen Pathin erwähnt,
und hinzugefügt, daß keines von Beiden ſich jemals
einer zeitgemäßen Pflicht- oder Gunſtbezeugung von
Seiten ihrer hohen Namensverleiherin zu erfreuen,
ſich keiner ſolchen, wahrheitsgemäß, auch von ihr ver¬
ſehen hatten. Anders vielleicht, wenn der letzte Sprö߬
ling des alten Stamms ein männlicher geweſen wäre.
Aber ein Mädchen, die Tochter eines verarmten Sei¬
tenzweigs, wie hätte die „ſchwarze Häuptlingin“ in
ihrer fürſtlichen Hoheit ſich Einer erinnern ſollen, mit

Louiſe v. François, Die letzte Reckenburgerin. I. 10
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0152" n="[145]"/>
      <div n="1">
        <head>Drittes Capitel.<lb/><hi rendition="#b">Die &#x017F;chwarze Reckenburgerin.</hi><lb/></head>
        <p>Ich hatte übrigens nur kurze Zeit, das glück&#x017F;e¬<lb/>
lige Treiben un&#x017F;erer neuen Hauswirthin zu beobach¬<lb/>
ten, denn auch mein eigenes Leben &#x017F;ollte in jenen Som¬<lb/>
merwochen einen unvorherge&#x017F;ehenen Wech&#x017F;el erfahren.</p><lb/>
        <p>Ich habe &#x017F;chon zu Anfang der alten Gräfin als<lb/>
meines Vaters und meiner eigenen Pathin erwähnt,<lb/>
und hinzugefügt, daß keines von Beiden &#x017F;ich jemals<lb/>
einer zeitgemäßen Pflicht- oder Gun&#x017F;tbezeugung von<lb/>
Seiten ihrer hohen Namensverleiherin zu erfreuen,<lb/>
&#x017F;ich keiner &#x017F;olchen, wahrheitsgemäß, auch von ihr ver¬<lb/>
&#x017F;ehen hatten. Anders vielleicht, wenn der letzte Sprö߬<lb/>
ling des alten Stamms ein männlicher gewe&#x017F;en wäre.<lb/>
Aber ein Mädchen, die Tochter eines verarmten Sei¬<lb/>
tenzweigs, wie hätte die &#x201E;&#x017F;chwarze Häuptlingin&#x201C; in<lb/>
ihrer für&#x017F;tlichen Hoheit &#x017F;ich Einer erinnern &#x017F;ollen, mit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Loui&#x017F;e v. Fran<hi rendition="#aq">ç</hi>ois, Die letzte Reckenburgerin. <hi rendition="#aq">I</hi>. 10<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[145]/0152] Drittes Capitel. Die ſchwarze Reckenburgerin. Ich hatte übrigens nur kurze Zeit, das glückſe¬ lige Treiben unſerer neuen Hauswirthin zu beobach¬ ten, denn auch mein eigenes Leben ſollte in jenen Som¬ merwochen einen unvorhergeſehenen Wechſel erfahren. Ich habe ſchon zu Anfang der alten Gräfin als meines Vaters und meiner eigenen Pathin erwähnt, und hinzugefügt, daß keines von Beiden ſich jemals einer zeitgemäßen Pflicht- oder Gunſtbezeugung von Seiten ihrer hohen Namensverleiherin zu erfreuen, ſich keiner ſolchen, wahrheitsgemäß, auch von ihr ver¬ ſehen hatten. Anders vielleicht, wenn der letzte Sprö߬ ling des alten Stamms ein männlicher geweſen wäre. Aber ein Mädchen, die Tochter eines verarmten Sei¬ tenzweigs, wie hätte die „ſchwarze Häuptlingin“ in ihrer fürſtlichen Hoheit ſich Einer erinnern ſollen, mit Louiſe v. François, Die letzte Reckenburgerin. I. 10

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/152
Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. [145]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/152>, abgerufen am 03.12.2024.