Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

auf/ um vier Uhr vor Tage/ und funkelte dem ganzen Europa vor Augen; wiewol er nicht über fünff Viertheil Stunden stund. War sehr groß und lang/ blutfärbig/ oder gelb-roth/ und anzusehen wie gleichsam ein gebogener Arm/ der ein grosses Schwert in der Faust führte/ und als wie zum Streich gezuckt wäre. An der Spitz- und Seiten deß Schwerts/ sassen drey grosse Sterne/ von welchen sich ein breiter Wolken-farbner gestreiffter Schweiff weit ausstreckte. Auf den Seiten erblickte man viel Striemen/ in Form langer Spiesse/ und viel kleine Schwerter darunter vermengt/ in bleich-roter Farbe/ wiewol mit nicht wenig feurig - hellen Flammen vermischt/ darinn man/ hin und wieder/ viel grausame Angesichter mit rauhen Häuptern und Bärten zu sehen vermeinte. Diß alles zwitzerte und arbeitete sich durcheinander/ als läge es in einem blutig-fliessendem Wasser: also/ daß es über alle Massen grausam anzusehen war. Daher auch etliche Leute so hefftig darüber erschrocken/ und sich dermassen darüber entsetzt haben/ daß sie/ bald hernach/ krank geworden/ und gestorben.

Es haben sich/ zu unterschiedlichen Zeiten/ etliche Gelehrte in der sonderbaren Meinung antreffen lassen/ ein solcher Schweiff-Stern/ weil er etwas Natürliches an sich habe / sey unter keine Vorzeichen zu rechnen. Welches Scaliger/ Dudithius/ Squarcialupus / Gassendus/ wie auch/ zu unsren Zeiten/ der Franzos Petit/ imgleichen der Lubienizki / und auch andere gar Gelehrte/ vorgegeben. Derer tieff- und scharffsinnige Beweisthümern / von dem andern Theil/ mit wigtigen/ und/ wie es scheint/ bishero noch nicht gar aus dem Grunde gehobenen oder umgestossenen Gründen/ wie auch hochansehnlichen Zeugnissen vieler Stern-Gelehrten/ darunter Tycho Brahe selber/ begegnet wird: Wobey man auch die traurige Erfahrung mit anzuziehen pflegt; bevorab/ weil die Schweiff-Sterne deß 1618 ten und 1680 sten Jahrs gar zu Flammen-helle Zeugnissen abgestattet; als welche beyde unbeschreiblich-viel Jammers und Elends zur Nachfolge gehabt: wie dann die Leichfolge gemeiner Ruhe/ deren der letzt-erwehnte gleichsam eine vorleuchtende Fackel gewest sey / noch kein Ende habe; da doch gleichwol die speciöse und wol-gefärbte Schlüsse/ so man bishero noch/ wider solche Vor-Botschafft obhandener grosser Verwüstung vorgebracht/ so wol in der erschrecklichen Wasser-Flut/ als/ in dem Blut-Strom deß Kriegs/ ersäufft / vieler Orten auch/ samt den verbrannten Städten und Dörffern/ eingeäschert wären. Welche Strittigkeit ich sie aber miteinander austragen lasse: wiewol ich der einen Parthey meinen Wunsch/ der andern aber meine Sorge beyfüge. Obbemeldten Cometen wolte man damals/ für einen bedraulichen Zorn-Wink deß Himmels/ und Weissager grosser Blutstürzungen/ ansehn: und ist nicht ohn/ daß/ bald hernach/ der erbfeindliche Einbruch in Ungarn und Oesterreich darauf geschehen.

Uber vorermeldte Nachricht deß Obertantzes/ entsetzte sich der König nicht wenig: und weil/ so wol aus der Feder manches guten Freunds/ als aus dem ein-

Wie dessen/ neben andren Megiserus/ in seiner Kärnterischen Chronic am 1353. Blat gedenkt.

auf/ um vier Uhr vor Tage/ und funkelte dem ganzen Europa vor Augen; wiewol er nicht über fünff Viertheil Stunden stund. War sehr groß und lang/ blutfärbig/ oder gelb-roth/ und anzusehen wie gleichsam ein gebogener Arm/ der ein grosses Schwert in der Faust führte/ und als wie zum Streich gezuckt wäre. An der Spitz- und Seiten deß Schwerts/ sassen drey grosse Sterne/ von welchen sich ein breiter Wolken-farbner gestreiffter Schweiff weit ausstreckte. Auf den Seiten erblickte man viel Striemen/ in Form langer Spiesse/ und viel kleine Schwerter darunter vermengt/ in bleich-roter Farbe/ wiewol mit nicht wenig feurig - hellen Flammen vermischt/ darinn man/ hin und wieder/ viel grausame Angesichter mit rauhen Häuptern und Bärten zu sehen vermeinte. Diß alles zwitzerte und arbeitete sich durcheinander/ als läge es in einem blutig-fliessendem Wasser: also/ daß es über alle Massen grausam anzusehen war. Daher auch etliche Leute so hefftig darüber erschrocken/ und sich dermassen darüber entsetzt haben/ daß sie/ bald hernach/ krank geworden/ und gestorben.

Es haben sich/ zu unterschiedlichen Zeiten/ etliche Gelehrte in der sonderbaren Meinung antreffen lassen/ ein solcher Schweiff-Stern/ weil er etwas Natürliches an sich habe / sey unter keine Vorzeichen zu rechnen. Welches Scaliger/ Dudithius/ Squarcialupus / Gassendus/ wie auch/ zu unsren Zeiten/ der Franzos Petit/ imgleichen der Lubienizki / und auch andere gar Gelehrte/ vorgegeben. Derer tieff- und scharffsinnige Beweisthümern / von dem andern Theil/ mit wigtigen/ und/ wie es scheint/ bishero noch nicht gar aus dem Grunde gehobenen oder umgestossenen Gründen/ wie auch hochansehnlichen Zeugnissen vieler Stern-Gelehrten/ darunter Tycho Brahe selber/ begegnet wird: Wobey man auch die traurige Erfahrung mit anzuziehen pflegt; bevorab/ weil die Schweiff-Sterne deß 1618 ten und 1680 sten Jahrs gar zu Flammen-helle Zeugnissen abgestattet; als welche beyde unbeschreiblich-viel Jammers und Elends zur Nachfolge gehabt: wie dann die Leichfolge gemeiner Ruhe/ deren der letzt-erwehnte gleichsam eine vorleuchtende Fackel gewest sey / noch kein Ende habe; da doch gleichwol die speciöse und wol-gefärbte Schlüsse/ so man bishero noch/ wider solche Vor-Botschafft obhandener grosser Verwüstung vorgebracht/ so wol in der erschrecklichen Wasser-Flut/ als/ in dem Blut-Strom deß Kriegs/ ersäufft / vieler Orten auch/ samt den verbrannten Städten und Dörffern/ eingeäschert wären. Welche Strittigkeit ich sie aber miteinander austragen lasse: wiewol ich der einen Parthey meinen Wunsch/ der andern aber meine Sorge beyfüge. Obbemeldten Cometen wolte man damals/ für einen bedraulichen Zorn-Wink deß Himmels/ und Weissager grosser Blutstürzungen/ ansehn: und ist nicht ohn/ daß/ bald hernach/ der erbfeindliche Einbruch in Ungarn und Oesterreich darauf geschehen.

Uber vorermeldte Nachricht deß Obertantzes/ entsetzte sich der König nicht wenig: und weil/ so wol aus der Feder manches guten Freunds/ als aus dem ein-

Wie dessen/ neben andren Megiserus/ in seiner Kärnterischen Chronic am 1353. Blat gedenkt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0099" n="91"/>
auf/ um vier Uhr vor            Tage/ und funkelte dem ganzen Europa vor Augen; wiewol er nicht über fünff Viertheil            Stunden stund. War sehr groß und lang/ blutfärbig/ oder gelb-roth/ und anzusehen wie            gleichsam ein gebogener Arm/ der ein grosses Schwert in der Faust führte/ und als wie            zum Streich gezuckt wäre. An der Spitz- und Seiten deß Schwerts/ sassen drey grosse            Sterne/ von welchen sich ein breiter Wolken-farbner gestreiffter Schweiff weit            ausstreckte. Auf den Seiten erblickte man viel Striemen/ in Form langer Spiesse/ und            viel kleine Schwerter darunter vermengt/ in bleich-roter Farbe/ wiewol mit nicht wenig            feurig - hellen Flammen vermischt/ darinn man/ hin und wieder/ viel grausame            Angesichter mit rauhen Häuptern und Bärten zu sehen vermeinte. Diß alles zwitzerte und            arbeitete sich durcheinander/ als läge es in einem blutig-fliessendem Wasser: also/ daß            es über alle Massen grausam anzusehen war. Daher auch etliche Leute so hefftig darüber            erschrocken/ und sich dermassen darüber entsetzt haben/ daß sie/ bald hernach/ krank            geworden/ und gestorben. <note place="foot">Wie dessen/ neben andren Megiserus/ in              seiner Kärnterischen Chronic am 1353. Blat gedenkt.</note></p>
      </div>
      <div>
        <p>Es haben sich/ zu unterschiedlichen Zeiten/ etliche Gelehrte in der sonderbaren Meinung            antreffen lassen/ ein solcher Schweiff-Stern/ weil er etwas Natürliches an sich habe /            sey unter keine Vorzeichen zu rechnen. Welches Scaliger/ Dudithius/ Squarcialupus /            Gassendus/ wie auch/ zu unsren Zeiten/ der Franzos Petit/ imgleichen der Lubienizki /            und auch andere gar Gelehrte/ vorgegeben. Derer tieff- und scharffsinnige Beweisthümern /            von dem andern Theil/ mit wigtigen/ und/ wie es scheint/ bishero noch nicht gar aus            dem Grunde gehobenen oder umgestossenen Gründen/ wie auch hochansehnlichen Zeugnissen            vieler Stern-Gelehrten/ darunter Tycho Brahe selber/ begegnet wird: Wobey man auch die            traurige Erfahrung mit anzuziehen pflegt; bevorab/ weil die Schweiff-Sterne deß 1618 ten            und 1680 sten Jahrs gar zu Flammen-helle Zeugnissen abgestattet; als welche beyde            unbeschreiblich-viel Jammers und Elends zur Nachfolge gehabt: wie dann die Leichfolge            gemeiner Ruhe/ deren der letzt-erwehnte gleichsam eine vorleuchtende Fackel gewest sey /            noch kein Ende habe; da doch gleichwol die speciöse und wol-gefärbte Schlüsse/ so man            bishero noch/ wider solche Vor-Botschafft obhandener grosser Verwüstung vorgebracht/ so            wol in der erschrecklichen Wasser-Flut/ als/ in dem Blut-Strom deß Kriegs/ ersäufft /            vieler Orten auch/ samt den verbrannten Städten und Dörffern/ eingeäschert wären. Welche            Strittigkeit ich sie aber miteinander austragen lasse: wiewol ich der einen Parthey meinen            Wunsch/ der andern aber meine Sorge beyfüge. Obbemeldten Cometen wolte man damals/ für            einen bedraulichen Zorn-Wink deß Himmels/ und Weissager grosser Blutstürzungen/ ansehn:            und ist nicht ohn/ daß/ bald hernach/ der erbfeindliche Einbruch in Ungarn und            Oesterreich darauf geschehen.</p>
        <p>Uber vorermeldte Nachricht deß Obertantzes/ entsetzte sich der König nicht wenig: und            weil/ so wol aus der Feder manches guten Freunds/ als aus dem ein-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0099] auf/ um vier Uhr vor Tage/ und funkelte dem ganzen Europa vor Augen; wiewol er nicht über fünff Viertheil Stunden stund. War sehr groß und lang/ blutfärbig/ oder gelb-roth/ und anzusehen wie gleichsam ein gebogener Arm/ der ein grosses Schwert in der Faust führte/ und als wie zum Streich gezuckt wäre. An der Spitz- und Seiten deß Schwerts/ sassen drey grosse Sterne/ von welchen sich ein breiter Wolken-farbner gestreiffter Schweiff weit ausstreckte. Auf den Seiten erblickte man viel Striemen/ in Form langer Spiesse/ und viel kleine Schwerter darunter vermengt/ in bleich-roter Farbe/ wiewol mit nicht wenig feurig - hellen Flammen vermischt/ darinn man/ hin und wieder/ viel grausame Angesichter mit rauhen Häuptern und Bärten zu sehen vermeinte. Diß alles zwitzerte und arbeitete sich durcheinander/ als läge es in einem blutig-fliessendem Wasser: also/ daß es über alle Massen grausam anzusehen war. Daher auch etliche Leute so hefftig darüber erschrocken/ und sich dermassen darüber entsetzt haben/ daß sie/ bald hernach/ krank geworden/ und gestorben. Es haben sich/ zu unterschiedlichen Zeiten/ etliche Gelehrte in der sonderbaren Meinung antreffen lassen/ ein solcher Schweiff-Stern/ weil er etwas Natürliches an sich habe / sey unter keine Vorzeichen zu rechnen. Welches Scaliger/ Dudithius/ Squarcialupus / Gassendus/ wie auch/ zu unsren Zeiten/ der Franzos Petit/ imgleichen der Lubienizki / und auch andere gar Gelehrte/ vorgegeben. Derer tieff- und scharffsinnige Beweisthümern / von dem andern Theil/ mit wigtigen/ und/ wie es scheint/ bishero noch nicht gar aus dem Grunde gehobenen oder umgestossenen Gründen/ wie auch hochansehnlichen Zeugnissen vieler Stern-Gelehrten/ darunter Tycho Brahe selber/ begegnet wird: Wobey man auch die traurige Erfahrung mit anzuziehen pflegt; bevorab/ weil die Schweiff-Sterne deß 1618 ten und 1680 sten Jahrs gar zu Flammen-helle Zeugnissen abgestattet; als welche beyde unbeschreiblich-viel Jammers und Elends zur Nachfolge gehabt: wie dann die Leichfolge gemeiner Ruhe/ deren der letzt-erwehnte gleichsam eine vorleuchtende Fackel gewest sey / noch kein Ende habe; da doch gleichwol die speciöse und wol-gefärbte Schlüsse/ so man bishero noch/ wider solche Vor-Botschafft obhandener grosser Verwüstung vorgebracht/ so wol in der erschrecklichen Wasser-Flut/ als/ in dem Blut-Strom deß Kriegs/ ersäufft / vieler Orten auch/ samt den verbrannten Städten und Dörffern/ eingeäschert wären. Welche Strittigkeit ich sie aber miteinander austragen lasse: wiewol ich der einen Parthey meinen Wunsch/ der andern aber meine Sorge beyfüge. Obbemeldten Cometen wolte man damals/ für einen bedraulichen Zorn-Wink deß Himmels/ und Weissager grosser Blutstürzungen/ ansehn: und ist nicht ohn/ daß/ bald hernach/ der erbfeindliche Einbruch in Ungarn und Oesterreich darauf geschehen. Uber vorermeldte Nachricht deß Obertantzes/ entsetzte sich der König nicht wenig: und weil/ so wol aus der Feder manches guten Freunds/ als aus dem ein- Wie dessen/ neben andren Megiserus/ in seiner Kärnterischen Chronic am 1353. Blat gedenkt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/99
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/99>, abgerufen am 20.11.2024.