Gar sittig und still hatte sich Undine vor und während der Trauung bewiesen, nun aber war es, als schäumten alle die wunderlichen Grillen, welche in ihr hausten, um so dreister und keckli- cher auf die Oberfläche hervor. Sie neckte Bräutigam und Pflegeältern und selbst den noch kaum so hochverehrten Priester mit allerhand kindischen Streichen, und als die Wirthin etwas dagegen sagen wollte, brachten diese ein paar ernste Worte des Ritters, worin er Undinen mit großer Bedeutsamkeit seine Hausfrau nannte, zum Schweigen. Ihm selbst indessen, dem Rit- ter, gefiel Undinens kindisches Bezeigen eben so wenig; aber da half kein Winken und kein
Siebentes Kapitel.
Was ſich weiter am Hochzeitabende begab.
Gar ſittig und ſtill hatte ſich Undine vor und waͤhrend der Trauung bewieſen, nun aber war es, als ſchaͤumten alle die wunderlichen Grillen, welche in ihr hauſten, um ſo dreiſter und keckli- cher auf die Oberflaͤche hervor. Sie neckte Braͤutigam und Pflegeaͤltern und ſelbſt den noch kaum ſo hochverehrten Prieſter mit allerhand kindiſchen Streichen, und als die Wirthin etwas dagegen ſagen wollte, brachten dieſe ein paar ernſte Worte des Ritters, worin er Undinen mit großer Bedeutſamkeit ſeine Hausfrau nannte, zum Schweigen. Ihm ſelbſt indeſſen, dem Rit- ter, gefiel Undinens kindiſches Bezeigen eben ſo wenig; aber da half kein Winken und kein
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Siebentes Kapitel.
Was ſich weiter am Hochzeitabende begab.
Gar ſittig und ſtill hatte ſich Undine vor und
waͤhrend der Trauung bewieſen, nun aber war
es, als ſchaͤumten alle die wunderlichen Grillen,
welche in ihr hauſten, um ſo dreiſter und keckli-
cher auf die Oberflaͤche hervor. Sie neckte
Braͤutigam und Pflegeaͤltern und ſelbſt den noch
kaum ſo hochverehrten Prieſter mit allerhand
kindiſchen Streichen, und als die Wirthin etwas
dagegen ſagen wollte, brachten dieſe ein paar
ernſte Worte des Ritters, worin er Undinen mit
großer Bedeutſamkeit ſeine Hausfrau nannte,
zum Schweigen. Ihm ſelbſt indeſſen, dem Rit-
ter, gefiel Undinens kindiſches Bezeigen eben ſo
wenig; aber da half kein Winken und kein
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/85>, abgerufen am 23.02.2025.
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