Eilftes Hauptstück.*) Reise von den Societäts-Inseln nach den freundschaft- lichen Inseln; und Nachricht von unserm Aufenthalt daselbst.
Um 10 Uhr waren wir glücklich zum Rief von Hamaneno hinaus und1773. Septem- ber. steuerten nunmehro nach West-Süd-West, so daß uns die Inseln Raietea, Taha und Borabora noch immer im Gesicht blieben. Ohnerachtet es nicht länger als einen Monath her war, daß wir zu Tahiti angekommen; so befanden wir uns doch von den Folgen jener langen beschwerlichen Reise, die wir während der schlimmsten Jahrszeit im kalten und nassen Clima zuge- bracht hatten, allerseits hergestellt. Selbst diejenigen, die vom Scorbut am mehresten gelitten, waren wieder so gesund als die übrigen. An dieser schleu- nigen Cur hatten die frischen Kräuter und Baumfrüchte der Societäts-Inseln wahrscheinlicherweise den würksamsten Antheil; denn als wir von unserm er- sten Erfrischungs-Platz, Aetepieha, abseegelten, befanden sich die Kranken schon merklich besser, ohnerachtet wir dort noch kein frisches Fleisch gekostet hat- ten. Desto sicherer konnten wir uns jetzt auch für den nächsten Monat, eine gleiche Fortdauer von Gesundheit versprechen, weil wir mit frischen Lebens- mitteln hinlänglich versehen waren. Wir hatten nemlich in jedem Schiff zwi- schen zwey und dreyhundert Schweine, eine große Anzahl Hühner und einige Hunde, imgleichen eine ansehnliche Menge von Bananen vorräthig, welche letztere auf dem Hintertheil des Schiffs, wie in einem Obstgarten, umher la- gen. Zwar verursachte der Mangel an Raum, daß einige Schweine crepir-
*) Im englischen Original ist dieses Hauptstück also überschrieben: Beschreibung einer Reise um die Welt, zweyten Buchs erstes Hauptstück. Die Verleger der deutschen Aus- gabe haben es aber für schicklicher gehalten, den neuen Abschnitt, oder das zweyte Buch, erst mit dem zweyten Bande des ganzen Werks angehen zu lassen.
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in den Jahren 1772 bis 1775.
Eilftes Hauptſtuͤck.*) Reiſe von den Societaͤts-Inſeln nach den freundſchaft- lichen Inſeln; und Nachricht von unſerm Aufenthalt daſelbſt.
Um 10 Uhr waren wir gluͤcklich zum Rief von Hamaneno hinaus und1773. Septem- ber. ſteuerten nunmehro nach Weſt-Suͤd-Weſt, ſo daß uns die Inſeln Raietea, Taha und Borabora noch immer im Geſicht blieben. Ohnerachtet es nicht laͤnger als einen Monath her war, daß wir zu Tahiti angekommen; ſo befanden wir uns doch von den Folgen jener langen beſchwerlichen Reiſe, die wir waͤhrend der ſchlimmſten Jahrszeit im kalten und naſſen Clima zuge- bracht hatten, allerſeits hergeſtellt. Selbſt diejenigen, die vom Scorbut am mehreſten gelitten, waren wieder ſo geſund als die uͤbrigen. An dieſer ſchleu- nigen Cur hatten die friſchen Kraͤuter und Baumfruͤchte der Societaͤts-Inſeln wahrſcheinlicherweiſe den wuͤrkſamſten Antheil; denn als wir von unſerm er- ſten Erfriſchungs-Platz, Aetepieha, abſeegelten, befanden ſich die Kranken ſchon merklich beſſer, ohnerachtet wir dort noch kein friſches Fleiſch gekoſtet hat- ten. Deſto ſicherer konnten wir uns jetzt auch fuͤr den naͤchſten Monat, eine gleiche Fortdauer von Geſundheit verſprechen, weil wir mit friſchen Lebens- mitteln hinlaͤnglich verſehen waren. Wir hatten nemlich in jedem Schiff zwi- ſchen zwey und dreyhundert Schweine, eine große Anzahl Huͤhner und einige Hunde, imgleichen eine anſehnliche Menge von Bananen vorraͤthig, welche letztere auf dem Hintertheil des Schiffs, wie in einem Obſtgarten, umher la- gen. Zwar verurſachte der Mangel an Raum, daß einige Schweine crepir-
*) Im engliſchen Original iſt dieſes Hauptſtuͤck alſo uͤberſchrieben: Beſchreibung einer Reiſe um die Welt, zweyten Buchs erſtes Hauptſtuͤck. Die Verleger der deutſchen Aus- gabe haben es aber fuͤr ſchicklicher gehalten, den neuen Abſchnitt, oder das zweyte Buch, erſt mit dem zweyten Bande des ganzen Werks angehen zu laſſen.
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in den Jahren 1772 bis 1775.
Eilftes Hauptſtuͤck. *)
Reiſe von den Societaͤts-Inſeln nach den freundſchaft-
lichen Inſeln; und Nachricht von unſerm Aufenthalt daſelbſt.
Um 10 Uhr waren wir gluͤcklich zum Rief von Hamaneno hinaus und
ſteuerten nunmehro nach Weſt-Suͤd-Weſt, ſo daß uns die Inſeln
Raietea, Taha und Borabora noch immer im Geſicht blieben. Ohnerachtet
es nicht laͤnger als einen Monath her war, daß wir zu Tahiti angekommen;
ſo befanden wir uns doch von den Folgen jener langen beſchwerlichen Reiſe,
die wir waͤhrend der ſchlimmſten Jahrszeit im kalten und naſſen Clima zuge-
bracht hatten, allerſeits hergeſtellt. Selbſt diejenigen, die vom Scorbut am
mehreſten gelitten, waren wieder ſo geſund als die uͤbrigen. An dieſer ſchleu-
nigen Cur hatten die friſchen Kraͤuter und Baumfruͤchte der Societaͤts-Inſeln
wahrſcheinlicherweiſe den wuͤrkſamſten Antheil; denn als wir von unſerm er-
ſten Erfriſchungs-Platz, Aetepieha, abſeegelten, befanden ſich die Kranken ſchon
merklich beſſer, ohnerachtet wir dort noch kein friſches Fleiſch gekoſtet hat-
ten. Deſto ſicherer konnten wir uns jetzt auch fuͤr den naͤchſten Monat,
eine gleiche Fortdauer von Geſundheit verſprechen, weil wir mit friſchen Lebens-
mitteln hinlaͤnglich verſehen waren. Wir hatten nemlich in jedem Schiff zwi-
ſchen zwey und dreyhundert Schweine, eine große Anzahl Huͤhner und einige
Hunde, imgleichen eine anſehnliche Menge von Bananen vorraͤthig, welche
letztere auf dem Hintertheil des Schiffs, wie in einem Obſtgarten, umher la-
gen. Zwar verurſachte der Mangel an Raum, daß einige Schweine crepir-
1773.
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ber.
*) Im engliſchen Original iſt dieſes Hauptſtuͤck alſo uͤberſchrieben: Beſchreibung einer Reiſe
um die Welt, zweyten Buchs erſtes Hauptſtuͤck. Die Verleger der deutſchen Aus-
gabe haben es aber fuͤr ſchicklicher gehalten, den neuen Abſchnitt, oder das zweyte Buch,
erſt mit dem zweyten Bande des ganzen Werks angehen zu laſſen.
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/370>, abgerufen am 22.02.2025.
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