in der Welt nie stärker gegen das Böse und seine Anfechtungen ist, als wenn man ihm mit offener Stirne und edlem Trotz entgegengeht: wer vor ihm flieht, ist über¬ wunden. Wer steht uns auch dafür, dass, wo der gebundene Wille mit der erkannten Pflicht im Kampfe liegt, die Sünden der Einbildungskraft nicht unheilbarer und zer¬ rüttender seyn können, als die etwanigen Folgen eines gemischten und durch frei¬ willige Sittsamkeit gezügelten Umgangs! Giebt es nicht wollüstige Ausschweifungen der Seele, welche strafbarer als physische Wol¬ lüste sind, da sie den Menschen im wesent¬ lichsten Theile seines Daseyns entnerven ? Die lehrreichen Schriften der berühmten Guyon, die freilich wohl in einer ganz an¬ dern Absicht gedruckt worden sind, und die Bekenntnisse des wackern Jamerai Düval schildern die Krankheit der Entzückten durch
in der Welt nie stärker gegen das Böse und seine Anfechtungen ist, als wenn man ihm mit offener Stirne und edlem Trotz entgegengeht: wer vor ihm flieht, ist über¬ wunden. Wer steht uns auch dafür, daſs, wo der gebundene Wille mit der erkannten Pflicht im Kampfe liegt, die Sünden der Einbildungskraft nicht unheilbarer und zer¬ rüttender seyn können, als die etwanigen Folgen eines gemischten und durch frei¬ willige Sittsamkeit gezügelten Umgangs! Giebt es nicht wollüstige Ausschweifungen der Seele, welche strafbarer als physische Wol¬ lüste sind, da sie den Menschen im wesent¬ lichsten Theile seines Daseyns entnerven ? Die lehrreichen Schriften der berühmten Guyon, die freilich wohl in einer ganz an¬ dern Absicht gedruckt worden sind, und die Bekenntnisse des wackern Jamerai Düval schildern die Krankheit der Entzückten durch
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in der Welt nie stärker gegen das Böse
und seine Anfechtungen ist, als wenn man
ihm mit offener Stirne und edlem Trotz
entgegengeht: wer vor ihm flieht, ist über¬
wunden. Wer steht uns auch dafür, daſs,
wo der gebundene Wille mit der erkannten
Pflicht im Kampfe liegt, die Sünden der
Einbildungskraft nicht unheilbarer und zer¬
rüttender seyn können, als die etwanigen
Folgen eines gemischten und durch frei¬
willige Sittsamkeit gezügelten Umgangs! Giebt
es nicht wollüstige Ausschweifungen der
Seele, welche strafbarer als physische Wol¬
lüste sind, da sie den Menschen im wesent¬
lichsten Theile seines Daseyns entnerven ?
Die lehrreichen Schriften der berühmten
Guyon, die freilich wohl in einer ganz an¬
dern Absicht gedruckt worden sind, und
die Bekenntnisse des wackern Jamerai Düval
schildern die Krankheit der Entzückten durch
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/41>, abgerufen am 26.04.2024.
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