Forkel, Johann Nikolaus: Ueber Johann Sebastian Bachs Leben, Kunst und Kunstwerke. Leipzig, 1802.in der Krankheit ausüben konnte. Aber der darin liegende Ausdruck von frommer Ergebung und Andacht hat mich stets ergriffen, so oft ich ihn gespielt habe, so daß ich kaum sagen kann, was ich lieber entbehren wollte, diesen Choral, oder das Ende der letztern Fuge. 9) Endlich sind nach Bachs Tode noch herausgekommen: Vierstimmige Choralgesänge, gesammelt von C. Ph.Em. Bach. Berlin und Leipzig, bey Birnstiel, 1765. Erster Theil. Ebendas. 1769. Zweyter Theil. Jeder Theil enthält 100 Choräle, die meistens aus des Verf. Kirchenjahrgängen genommen sind. Später gab auch Kirnberger 4 Sammlungen solcher 4stimmigen Choräle von Joh. Seb. Bach im Breitkopfischen Verlag heraus. Die ungedruckten Werke Bachs können in Clavier- und Orgel-Sachen mit und ohne Begleitung, in Compositionen für Bogeninstrumente und für den Gesang unterschieden werden. Ich will sie nach ihrer natürlichsten Ordnung anzeigen. I. Claviersachen. 1) 6 kleine Präludien zum Gebrauch der Anfänger. 2) 15 zweystimmige Inventiones. Man nannte einen musikalischen Sag, der so beschaffen war, daß aus ihm durch Nachahmung und Versetzung der Stimmen die Folge eines ganzen Stücks entwickelt werden konnte, eine Invention. Das übrige war Ausarbeitung und bedurfte, wenn man die Hülfsmittel der Entwickelung gehörig kannte, nicht erst erfunden zu werden. Diese 15 Inventionen sind zur Bildung eines angehenden Clavierspielers von großem Nutzen. Der Verf. hat darauf gesehen, daß dadurch nicht nur eine Hand wie die andere, sondern auch ein Finger wie der andere gebildet werden kann. Sie sind im Jahr 1723 zu Cöthen verfertigt, und führen ursprünglich den Titel: "Aufrichtige Anleitung, womit den Liebhabern des Claviers eine deutliche Art gezeigt wird, mit zwey Stimmen rein spielen zu lernen, auch zugleich gute Inventiones zu bekommen und sie gut durchzuführen, am allermeisten aber eine cantable Art im Spielen, und einen starken Vorschmack von der Composition zu erlangen." In mehrere dieser Inventionen hatten sich anfänglich einige steife und unedele Wendungen der Melodie, auch einige andere Mängel eingeschlichen. Bach, der sie ihrer B in der Krankheit ausüben konnte. Aber der darin liegende Ausdruck von frommer Ergebung und Andacht hat mich stets ergriffen, so oft ich ihn gespielt habe, so daß ich kaum sagen kann, was ich lieber entbehren wollte, diesen Choral, oder das Ende der letztern Fuge. 9) Endlich sind nach Bachs Tode noch herausgekommen: Vierstimmige Choralgesänge, gesammelt von C. Ph.Em. Bach. Berlin und Leipzig, bey Birnstiel, 1765. Erster Theil. Ebendas. 1769. Zweyter Theil. Jeder Theil enthält 100 Choräle, die meistens aus des Verf. Kirchenjahrgängen genommen sind. Später gab auch Kirnberger 4 Sammlungen solcher 4stimmigen Choräle von Joh. Seb. Bach im Breitkopfischen Verlag heraus. Die ungedruckten Werke Bachs können in Clavier- und Orgel-Sachen mit und ohne Begleitung, in Compositionen für Bogeninstrumente und für den Gesang unterschieden werden. Ich will sie nach ihrer natürlichsten Ordnung anzeigen. I. Claviersachen. 1) 6 kleine Präludien zum Gebrauch der Anfänger. 2) 15 zweystimmige Inventiones. Man nannte einen musikalischen Sag, der so beschaffen war, daß aus ihm durch Nachahmung und Versetzung der Stimmen die Folge eines ganzen Stücks entwickelt werden konnte, eine Invention. Das übrige war Ausarbeitung und bedurfte, wenn man die Hülfsmittel der Entwickelung gehörig kannte, nicht erst erfunden zu werden. Diese 15 Inventionen sind zur Bildung eines angehenden Clavierspielers von großem Nutzen. Der Verf. hat darauf gesehen, daß dadurch nicht nur eine Hand wie die andere, sondern auch ein Finger wie der andere gebildet werden kann. Sie sind im Jahr 1723 zu Cöthen verfertigt, und führen ursprünglich den Titel: „Aufrichtige Anleitung, womit den Liebhabern des Claviers eine deutliche Art gezeigt wird, mit zwey Stimmen rein spielen zu lernen, auch zugleich gute Inventiones zu bekommen und sie gut durchzuführen, am allermeisten aber eine cantable Art im Spielen, und einen starken Vorschmack von der Composition zu erlangen.“ In mehrere dieser Inventionen hatten sich anfänglich einige steife und unedele Wendungen der Melodie, auch einige andere Mängel eingeschlichen. Bach, der sie ihrer B <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0064" n="54"/> in der Krankheit ausüben konnte. 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Sie sind im Jahr 1723 zu Cöthen verfertigt, und führen ursprünglich den Titel: „Aufrichtige Anleitung, womit den Liebhabern des Claviers eine deutliche Art gezeigt wird, mit zwey Stimmen rein spielen zu lernen, auch zugleich gute Inventiones zu bekommen und sie gut durchzuführen, am allermeisten aber eine cantable Art im Spielen, und einen starken Vorschmack von der Composition zu erlangen.“</p> <p>In mehrere dieser Inventionen hatten sich anfänglich einige steife und unedele Wendungen der Melodie, auch einige andere Mängel eingeschlichen. Bach, der sie ihrer B </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0064]
in der Krankheit ausüben konnte. Aber der darin liegende Ausdruck von frommer Ergebung und Andacht hat mich stets ergriffen, so oft ich ihn gespielt habe, so daß ich kaum sagen kann, was ich lieber entbehren wollte, diesen Choral, oder das Ende der letztern Fuge.
9) Endlich sind nach Bachs Tode noch herausgekommen: Vierstimmige Choralgesänge, gesammelt von C. Ph.Em. Bach. Berlin und Leipzig, bey Birnstiel, 1765. Erster Theil. Ebendas. 1769. Zweyter Theil. Jeder Theil enthält 100 Choräle, die meistens aus des Verf. Kirchenjahrgängen genommen sind.
Später gab auch Kirnberger 4 Sammlungen solcher 4stimmigen Choräle von Joh. Seb. Bach im Breitkopfischen Verlag heraus.
Die ungedruckten Werke Bachs können in Clavier- und Orgel-Sachen mit und ohne Begleitung, in Compositionen für Bogeninstrumente und für den Gesang unterschieden werden. Ich will sie nach ihrer natürlichsten Ordnung anzeigen.
I. Claviersachen.
1) 6 kleine Präludien zum Gebrauch der Anfänger.
2) 15 zweystimmige Inventiones. Man nannte einen musikalischen Sag, der so beschaffen war, daß aus ihm durch Nachahmung und Versetzung der Stimmen die Folge eines ganzen Stücks entwickelt werden konnte, eine Invention. Das übrige war Ausarbeitung und bedurfte, wenn man die Hülfsmittel der Entwickelung gehörig kannte, nicht erst erfunden zu werden. Diese 15 Inventionen sind zur Bildung eines angehenden Clavierspielers von großem Nutzen. Der Verf. hat darauf gesehen, daß dadurch nicht nur eine Hand wie die andere, sondern auch ein Finger wie der andere gebildet werden kann. Sie sind im Jahr 1723 zu Cöthen verfertigt, und führen ursprünglich den Titel: „Aufrichtige Anleitung, womit den Liebhabern des Claviers eine deutliche Art gezeigt wird, mit zwey Stimmen rein spielen zu lernen, auch zugleich gute Inventiones zu bekommen und sie gut durchzuführen, am allermeisten aber eine cantable Art im Spielen, und einen starken Vorschmack von der Composition zu erlangen.“
In mehrere dieser Inventionen hatten sich anfänglich einige steife und unedele Wendungen der Melodie, auch einige andere Mängel eingeschlichen. Bach, der sie ihrer B
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