Bernhard von Lepel stand in einem starken Widerstreit zu Hesekiel; sie konnten sich gegenseitig nicht leiden, und da ich im Vertrauen beider war, so hörte ich von Lepel oft die Worte: "Hesekiel ist der reine Falstaff" und von Hesekiel eben so oft: "Lepel ist der reine Don Quixote." Man hat auf solche Worte nicht viel zu geben: jeder ist leicht untergebracht, und die Rubriken sind selten schmeichelhaft.
Mir - sehr im Gegensatz zu dem von Antipathien gegen ihn erfüllten Hesekiel - war Lepel in hohem Maße sympathisch, und ich darf sagen, er erwiderte diese Gefühle. Durch länger als vierzig Jahre habe ich nur Wohlwollen von ihm erfahren; kleine störende Dinge, die sich ab erziehen lassen, hat er mir ab erzogen, wofür ich ihm bis diese Stunde dankbar bin, und wieder andere Dinge, kleine und große, weil er sah "die sitzen gut tief", hat er sein
Achtes Kapitel.
Bernhard von Lepel.
Bernhard von Lepel stand in einem starken Widerstreit zu Hesekiel; sie konnten sich gegenseitig nicht leiden, und da ich im Vertrauen beider war, so hörte ich von Lepel oft die Worte: „Hesekiel ist der reine Falstaff“ und von Hesekiel eben so oft: „Lepel ist der reine Don Quixote.“ Man hat auf solche Worte nicht viel zu geben: jeder ist leicht untergebracht, und die Rubriken sind selten schmeichelhaft.
Mir – sehr im Gegensatz zu dem von Antipathien gegen ihn erfüllten Hesekiel – war Lepel in hohem Maße sympathisch, und ich darf sagen, er erwiderte diese Gefühle. Durch länger als vierzig Jahre habe ich nur Wohlwollen von ihm erfahren; kleine störende Dinge, die sich ab erziehen lassen, hat er mir ab erzogen, wofür ich ihm bis diese Stunde dankbar bin, und wieder andere Dinge, kleine und große, weil er sah „die sitzen gut tief“, hat er sein
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Achtes Kapitel.
Bernhard von Lepel.
Bernhard von Lepel stand in einem starken Widerstreit zu Hesekiel; sie konnten sich gegenseitig nicht leiden, und da ich im Vertrauen beider war, so hörte ich von Lepel oft die Worte: „Hesekiel ist der reine Falstaff“ und von Hesekiel eben so oft: „Lepel ist der reine Don Quixote.“ Man hat auf solche Worte nicht viel zu geben: jeder ist leicht untergebracht, und die Rubriken sind selten schmeichelhaft.
Mir – sehr im Gegensatz zu dem von Antipathien gegen ihn erfüllten Hesekiel – war Lepel in hohem Maße sympathisch, und ich darf sagen, er erwiderte diese Gefühle. Durch länger als vierzig Jahre habe ich nur Wohlwollen von ihm erfahren; kleine störende Dinge, die sich ab erziehen lassen, hat er mir ab erzogen, wofür ich ihm bis diese Stunde dankbar bin, und wieder andere Dinge, kleine und große, weil er sah „die sitzen gut tief“, hat er sein
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/486>, abgerufen am 04.03.2025.
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