Bis auf morgen," war Schachs Abschieds¬ wort gewesen, aber er kam nicht. Auch am zweiten und dritten Tage nicht. Vic¬ toire suchte sichs zurechtzulegen, und wenn es nicht glücken wollte, nahm sie Lisettens Brief und las immer wieder die Stelle, die sie längst auswendig wußte. "Du darfst Dich, ein für allemal, nicht in ein Mi߬ trauen gegen Personen hineinleben, die durchaus den entgegengesetzten Anspruch erheben dürfen. Und zu diesen Personen, mein ich, gehört Schach. Ich finde, je mehr ich den Fall überlege, daß Du ganz einfach vor einer Alternative stehst, und entweder Deine gute Meinung über S., oder aber Dein Mißtrauen gegen ihn fallen lassen mußt." Ja, Lisette hatte Recht und
9. Kapitel. Schach zieht ſich zurück.
Bis auf morgen,“ war Schachs Abſchieds¬ wort geweſen, aber er kam nicht. Auch am zweiten und dritten Tage nicht. Vic¬ toire ſuchte ſichs zurechtzulegen, und wenn es nicht glücken wollte, nahm ſie Liſettens Brief und las immer wieder die Stelle, die ſie längſt auswendig wußte. „Du darfſt Dich, ein für allemal, nicht in ein Mi߬ trauen gegen Perſonen hineinleben, die durchaus den entgegengeſetzten Anſpruch erheben dürfen. Und zu dieſen Perſonen, mein ich, gehört Schach. Ich finde, je mehr ich den Fall überlege, daß Du ganz einfach vor einer Alternative ſtehſt, und entweder Deine gute Meinung über S., oder aber Dein Mißtrauen gegen ihn fallen laſſen mußt.“ Ja, Liſette hatte Recht und
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9. Kapitel.
Schach zieht ſich zurück.
Bis auf morgen,“ war Schachs Abſchieds¬
wort geweſen, aber er kam nicht. Auch
am zweiten und dritten Tage nicht. Vic¬
toire ſuchte ſichs zurechtzulegen, und wenn es nicht
glücken wollte, nahm ſie Liſettens Brief und las immer
wieder die Stelle, die ſie längſt auswendig wußte.
„Du darfſt Dich, ein für allemal, nicht in ein Mi߬
trauen gegen Perſonen hineinleben, die durchaus den
entgegengeſetzten Anſpruch erheben dürfen. Und zu
dieſen Perſonen, mein ich, gehört Schach. Ich finde,
je mehr ich den Fall überlege, daß Du ganz einfach
vor einer Alternative ſtehſt, und entweder Deine gute
Meinung über S., oder aber Dein Mißtrauen gegen
ihn fallen laſſen mußt.“ Ja, Liſette hatte Recht und
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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. [111]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/123>, abgerufen am 25.02.2025.
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