Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.XXVI Melrose-Abbey.
Wir konnten diesem guten Rathe Walter Scott's (Gesang 2 in the lay of the last Minstrel) leider nicht nachkommen; denn es dämmerte kaum, als wir von Edinburg aufbrachen und schon um 10 Uhr Vormittags trafen wir an Ort und Stelle ein. Das Städtchen Melrose, nur etwa vier deutsche Meilen von der englischen Grenze entfernt, liegt am Tweed, zum Theil an XXVI Melrose-Abbey.
Wir konnten diesem guten Rathe Walter Scott’s (Gesang 2 in the lay of the last Minstrel) leider nicht nachkommen; denn es dämmerte kaum, als wir von Edinburg aufbrachen und schon um 10 Uhr Vormittags trafen wir an Ort und Stelle ein. Das Städtchen Melrose, nur etwa vier deutsche Meilen von der englischen Grenze entfernt, liegt am Tweed, zum Theil an <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0334"/> <div> <head> <hi rendition="#aq">XXVI</hi><lb/> <hi rendition="#b">Melrose-Abbey.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <epigraph> <quote> <lg type="poem"> <l>Und willst Du des Zaubers sicher sein,</l><lb/> <l>So besuche Melros’ bei Mondenschein;</l><lb/> <l>Die goldne Sonne, des Tages Licht,</l><lb/> <l>Sie passen zu seinen Trümmern nicht.</l><lb/> <l>Wenn die Bögen und Nischen im Schatten stehn,</l><lb/> <l>Die Ecken und Pfeiler wie Silber sehn,</l><lb/> <l>Wenn das weiße, kalte, zitternde Licht</l><lb/> <l>Um den Mittelthurm seine Guirlanden flicht,</l><lb/> <l>Wenn die Strebepfeiler sich wechselnd reihn,</l><lb/> <l>Halb Ebenholz, halb Elfenbein,</l><lb/> <l>Wenn’s schneeig auf allen Gräbern liegt</l><lb/> <l>Und die weißen Figuren noch weißer umschmiegt,</l><lb/> <l>Wenn das Rauschen des Tweed, weitab gehört,</l><lb/> <l>Wie Summen die nächtige Stille stört, –</l><lb/> <l>Ja, dann tritt ein; bei <hi rendition="#g">Mondenschein</hi></l><lb/> <l>Besuche Melros’ und – <hi rendition="#g">thu’ es allein</hi>.</l><lb/> </lg> </quote> </epigraph> <p>Wir konnten diesem guten Rathe Walter Scott’s (Gesang 2 in <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="eng">the lay of the last Minstrel</foreign></hi>) leider nicht nachkommen; denn es dämmerte kaum, als wir von Edinburg aufbrachen und schon um 10 Uhr Vormittags trafen wir an Ort und Stelle ein. Das Städtchen Melrose, nur etwa vier deutsche Meilen von der englischen Grenze entfernt, liegt am Tweed, zum Theil an<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0334]
XXVI
Melrose-Abbey.
Und willst Du des Zaubers sicher sein,
So besuche Melros’ bei Mondenschein;
Die goldne Sonne, des Tages Licht,
Sie passen zu seinen Trümmern nicht.
Wenn die Bögen und Nischen im Schatten stehn,
Die Ecken und Pfeiler wie Silber sehn,
Wenn das weiße, kalte, zitternde Licht
Um den Mittelthurm seine Guirlanden flicht,
Wenn die Strebepfeiler sich wechselnd reihn,
Halb Ebenholz, halb Elfenbein,
Wenn’s schneeig auf allen Gräbern liegt
Und die weißen Figuren noch weißer umschmiegt,
Wenn das Rauschen des Tweed, weitab gehört,
Wie Summen die nächtige Stille stört, –
Ja, dann tritt ein; bei Mondenschein
Besuche Melros’ und – thu’ es allein.
Wir konnten diesem guten Rathe Walter Scott’s (Gesang 2 in the lay of the last Minstrel) leider nicht nachkommen; denn es dämmerte kaum, als wir von Edinburg aufbrachen und schon um 10 Uhr Vormittags trafen wir an Ort und Stelle ein. Das Städtchen Melrose, nur etwa vier deutsche Meilen von der englischen Grenze entfernt, liegt am Tweed, zum Theil an
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(2018-07-25T15:22:45Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T15:22:45Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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