Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.XII. Floddenfield. Der Tag von Floddenfield ist in der schottischen Geschichte das düstere Gegenstück zu dem Glanztage von Bannockburn. Bannockburn ist auch bei uns ein gekannter und oft genannter Name geworden, von Floddenfield spricht Niemand. Und doch sind die Momente, die dieser Unglücksschlacht theils vorausgingen, theils sie begleiteten, der Art, daß sie an Interesse hinter dem Ruhmestage der schottischen Geschichte nicht zurückbleiben. Ich will versuchen, diese Momente hier in möglichster Kürze zusammen zu stellen, vielleicht daß sie den einen oder andern meiner Leser zu einer mehr künstlerischen Gestaltung anregen. W. Scott hat allerdings bereits in seinem schönen Gedichte "Marmion" diese Vorgänge wo nicht zum alleinigen Gegenstand, so doch zum Kern einer trefflichen epischen Dichtung gemacht. Die Vorgänge eignen sich aber meines Erachtens mehr zu dramatischer als epischer Behandlung. Es wird nöthig sein, bei der Schilderung, die ich vorhabe, bis zur Thronbesteigung Jakobs IV. zurückzu- XII. Floddenfield. Der Tag von Floddenfield ist in der schottischen Geschichte das düstere Gegenstück zu dem Glanztage von Bannockburn. Bannockburn ist auch bei uns ein gekannter und oft genannter Name geworden, von Floddenfield spricht Niemand. Und doch sind die Momente, die dieser Unglücksschlacht theils vorausgingen, theils sie begleiteten, der Art, daß sie an Interesse hinter dem Ruhmestage der schottischen Geschichte nicht zurückbleiben. Ich will versuchen, diese Momente hier in möglichster Kürze zusammen zu stellen, vielleicht daß sie den einen oder andern meiner Leser zu einer mehr künstlerischen Gestaltung anregen. W. Scott hat allerdings bereits in seinem schönen Gedichte „Marmion“ diese Vorgänge wo nicht zum alleinigen Gegenstand, so doch zum Kern einer trefflichen epischen Dichtung gemacht. Die Vorgänge eignen sich aber meines Erachtens mehr zu dramatischer als epischer Behandlung. Es wird nöthig sein, bei der Schilderung, die ich vorhabe, bis zur Thronbesteigung Jakobs IV. zurückzu- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0144" n="130"/> <div> <head><hi rendition="#aq">XII</hi>.<lb/><hi rendition="#b">Floddenfield.</hi></head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Der Tag von Floddenfield ist in der schottischen Geschichte das düstere Gegenstück zu dem Glanztage von Bannockburn. Bannockburn ist auch bei uns ein gekannter und oft genannter Name geworden, von Floddenfield spricht Niemand. Und doch sind die Momente, die dieser Unglücksschlacht theils vorausgingen, theils sie begleiteten, der Art, daß sie an Interesse hinter dem Ruhmestage der schottischen Geschichte nicht zurückbleiben. Ich will versuchen, diese Momente hier in möglichster Kürze zusammen zu stellen, vielleicht daß sie den einen oder andern meiner Leser zu einer mehr künstlerischen Gestaltung anregen. W. Scott hat allerdings bereits in seinem schönen Gedichte „Marmion“ diese Vorgänge wo nicht zum alleinigen Gegenstand, so doch zum Kern einer trefflichen epischen Dichtung gemacht. Die Vorgänge eignen sich aber meines Erachtens mehr zu <hi rendition="#g">dramatischer</hi> als epischer Behandlung.</p><lb/> <p>Es wird nöthig sein, bei der Schilderung, die ich vorhabe, bis zur Thronbesteigung Jakobs <hi rendition="#aq">IV.</hi> zurückzu-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0144]
XII.
Floddenfield.
Der Tag von Floddenfield ist in der schottischen Geschichte das düstere Gegenstück zu dem Glanztage von Bannockburn. Bannockburn ist auch bei uns ein gekannter und oft genannter Name geworden, von Floddenfield spricht Niemand. Und doch sind die Momente, die dieser Unglücksschlacht theils vorausgingen, theils sie begleiteten, der Art, daß sie an Interesse hinter dem Ruhmestage der schottischen Geschichte nicht zurückbleiben. Ich will versuchen, diese Momente hier in möglichster Kürze zusammen zu stellen, vielleicht daß sie den einen oder andern meiner Leser zu einer mehr künstlerischen Gestaltung anregen. W. Scott hat allerdings bereits in seinem schönen Gedichte „Marmion“ diese Vorgänge wo nicht zum alleinigen Gegenstand, so doch zum Kern einer trefflichen epischen Dichtung gemacht. Die Vorgänge eignen sich aber meines Erachtens mehr zu dramatischer als epischer Behandlung.
Es wird nöthig sein, bei der Schilderung, die ich vorhabe, bis zur Thronbesteigung Jakobs IV. zurückzu-
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/144>, abgerufen am 03.03.2025. |