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Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.

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Der alte Professor Lezius, in seinen jüngeren Jahren Oberlehrer an einem Realgymnasium, hatte sich, trotzdem seine Mittel nur unbedeutend waren, schon seit langer Zeit aus seinem Lehramte zurückgezogen, wobei, neben einem gewissen Freiheitshange, wohl auch der Wunsch mitgewirkt hatte, seinen zwei Lieblingsstudien ausschließlicher leben zu können, der Botanik und der Anthropologie. Letztere betrieb er, nach seinem eigenen Zeugnis, nur als Dilettant; in der Botanik aber war er Fachmann und arbeitete, seit er frei war, an einem großen Werk über die nordeuropäischen Gentianaceen. Er war dabei nicht ohne wissenschaftlichen Ehrgeiz, dem ein nun schon weit zurückliegendes, in die vierziger Jahre fallendes Ereignis, eine ganz bestimmte Richtung und zwar ins Entdeckerische gegeben hatte. Damals nämlich, als er sich eines Morgens bei seinem Freunde, dem Sternwart-Assistenten Johann Gottfried Galle, be-

Der alte Professor Lezius, in seinen jüngeren Jahren Oberlehrer an einem Realgymnasium, hatte sich, trotzdem seine Mittel nur unbedeutend waren, schon seit langer Zeit aus seinem Lehramte zurückgezogen, wobei, neben einem gewissen Freiheitshange, wohl auch der Wunsch mitgewirkt hatte, seinen zwei Lieblingsstudien ausschließlicher leben zu können, der Botanik und der Anthropologie. Letztere betrieb er, nach seinem eigenen Zeugnis, nur als Dilettant; in der Botanik aber war er Fachmann und arbeitete, seit er frei war, an einem großen Werk über die nordeuropäischen Gentianaceen. Er war dabei nicht ohne wissenschaftlichen Ehrgeiz, dem ein nun schon weit zurückliegendes, in die vierziger Jahre fallendes Ereignis, eine ganz bestimmte Richtung und zwar ins Entdeckerische gegeben hatte. Damals nämlich, als er sich eines Morgens bei seinem Freunde, dem Sternwart-Assistenten Johann Gottfried Galle, be-

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[225/0227] Der alte Professor Lezius, in seinen jüngeren Jahren Oberlehrer an einem Realgymnasium, hatte sich, trotzdem seine Mittel nur unbedeutend waren, schon seit langer Zeit aus seinem Lehramte zurückgezogen, wobei, neben einem gewissen Freiheitshange, wohl auch der Wunsch mitgewirkt hatte, seinen zwei Lieblingsstudien ausschließlicher leben zu können, der Botanik und der Anthropologie. Letztere betrieb er, nach seinem eigenen Zeugnis, nur als Dilettant; in der Botanik aber war er Fachmann und arbeitete, seit er frei war, an einem großen Werk über die nordeuropäischen Gentianaceen. Er war dabei nicht ohne wissenschaftlichen Ehrgeiz, dem ein nun schon weit zurückliegendes, in die vierziger Jahre fallendes Ereignis, eine ganz bestimmte Richtung und zwar ins Entdeckerische gegeben hatte. Damals nämlich, als er sich eines Morgens bei seinem Freunde, dem Sternwart-Assistenten Johann Gottfried Galle, be-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2014-01-22T15:28:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-01-22T15:28:28Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Anmerkungen zur Transkription:

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  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/227>, abgerufen am 26.04.2024.