Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.was noch wichtiger, ich habe hinterher herrlich geschlafen, und als ich zu guter Zeit aufstand und die Jalousieen in die Höhe zog, da lag das Gebirge, ganz von Schnee überdeckt, in langer Linie vor mir. Wir wollen in den nächsten Tagen eine Partie nach der Heinrichsbaude machen und dann in einem Hörnerschlitten wieder zu Thale fahren. Es soll wunderschön sein, aber ich ängstige mich ein wenig. Ergeh es Dir gut. Gruß und Kuß euch allen und (wenn ihr schreibt) auch nach Thorn hin an die Brüder. Jn herzlicher Liebe Deine Sophie. Schloß Adamsdorf, 16. Januar. Liebe Mama! Jch habe mich nun schon ganz hier eingelebt. Die Tante verbleibt in ihrer Güte dieselbe gegen mich; vom Onkel es zu versichern, ist nicht nötig, und auch Bob hält in seinem Attachement aus. Er geht darin ein wenig zu weit, denn seine Zärtlichkeitsbezeigungen haben immer etwas Ueberfallartiges. Mit einemmal springt er mich an, immer noch die Tigernatur. Die Fahrt zur Heinrichsbaude hinauf ist vertagt worden. Man will noch einen frischen Schneefall abwarten, denn es heißt: je mächtiger die Schneedecke, desto schöner die Fahrt was noch wichtiger, ich habe hinterher herrlich geschlafen, und als ich zu guter Zeit aufstand und die Jalousieen in die Höhe zog, da lag das Gebirge, ganz von Schnee überdeckt, in langer Linie vor mir. Wir wollen in den nächsten Tagen eine Partie nach der Heinrichsbaude machen und dann in einem Hörnerschlitten wieder zu Thale fahren. Es soll wunderschön sein, aber ich ängstige mich ein wenig. Ergeh es Dir gut. Gruß und Kuß euch allen und (wenn ihr schreibt) auch nach Thorn hin an die Brüder. Jn herzlicher Liebe Deine Sophie. Schloß Adamsdorf, 16. Januar. Liebe Mama! Jch habe mich nun schon ganz hier eingelebt. Die Tante verbleibt in ihrer Güte dieselbe gegen mich; vom Onkel es zu versichern, ist nicht nötig, und auch Bob hält in seinem Attachement aus. Er geht darin ein wenig zu weit, denn seine Zärtlichkeitsbezeigungen haben immer etwas Ueberfallartiges. Mit einemmal springt er mich an, immer noch die Tigernatur. Die Fahrt zur Heinrichsbaude hinauf ist vertagt worden. Man will noch einen frischen Schneefall abwarten, denn es heißt: je mächtiger die Schneedecke, desto schöner die Fahrt <TEI> <text> <body> <div> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0117" n="110"/> was noch wichtiger, ich habe hinterher herrlich geschlafen, und als ich zu guter Zeit aufstand und die Jalousieen in die Höhe zog, da lag das Gebirge, ganz von Schnee überdeckt, in langer Linie vor mir. Wir wollen in den nächsten Tagen eine Partie nach der Heinrichsbaude machen und dann in einem Hörnerschlitten wieder zu Thale fahren. Es soll wunderschön sein, aber ich ängstige mich ein wenig. Ergeh es Dir gut. Gruß und Kuß euch allen und (wenn ihr schreibt) auch nach Thorn hin an die Brüder.</p><lb/> <closer> <hi rendition="#c">Jn herzlicher Liebe</hi><lb/> <salute> <hi rendition="#right">Deine Sophie.</hi> </salute> </closer><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </floatingText> <floatingText> <body> <div type="letter"> <dateline>Schloß Adamsdorf, 16. Januar.</dateline><lb/> <p>Liebe Mama! Jch habe mich nun schon ganz hier eingelebt. Die Tante verbleibt in ihrer Güte dieselbe gegen mich; vom Onkel es zu versichern, ist nicht nötig, und auch Bob hält in seinem Attachement aus. Er geht darin ein wenig zu weit, denn seine Zärtlichkeitsbezeigungen haben immer etwas Ueberfallartiges. Mit einemmal springt er mich an, immer noch die Tigernatur. Die Fahrt zur Heinrichsbaude hinauf ist vertagt worden. Man will noch einen frischen Schneefall abwarten, denn es heißt: je mächtiger die Schneedecke, desto schöner die Fahrt<lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [110/0117]
was noch wichtiger, ich habe hinterher herrlich geschlafen, und als ich zu guter Zeit aufstand und die Jalousieen in die Höhe zog, da lag das Gebirge, ganz von Schnee überdeckt, in langer Linie vor mir. Wir wollen in den nächsten Tagen eine Partie nach der Heinrichsbaude machen und dann in einem Hörnerschlitten wieder zu Thale fahren. Es soll wunderschön sein, aber ich ängstige mich ein wenig. Ergeh es Dir gut. Gruß und Kuß euch allen und (wenn ihr schreibt) auch nach Thorn hin an die Brüder.
Jn herzlicher Liebe
Deine Sophie.
Schloß Adamsdorf, 16. Januar.
Liebe Mama! Jch habe mich nun schon ganz hier eingelebt. Die Tante verbleibt in ihrer Güte dieselbe gegen mich; vom Onkel es zu versichern, ist nicht nötig, und auch Bob hält in seinem Attachement aus. Er geht darin ein wenig zu weit, denn seine Zärtlichkeitsbezeigungen haben immer etwas Ueberfallartiges. Mit einemmal springt er mich an, immer noch die Tigernatur. Die Fahrt zur Heinrichsbaude hinauf ist vertagt worden. Man will noch einen frischen Schneefall abwarten, denn es heißt: je mächtiger die Schneedecke, desto schöner die Fahrt
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/117>, abgerufen am 22.07.2024. |