Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Kapitel.

Der ganze Hergang war auch von Frau Dörr,
die gerade beim Spargelstechen war, beobachtet, aber
nur wenig beachtet worden, weil sich Aehnliches jeden
dritten Tag wiederholte. Sie fuhr denn auch in
ihrer Arbeit fort und gab das Suchen erst auf, als
auch die schärfste Musterung der Beete keine "weißen
Köppe" mehr ergeben wollte. Nun erst hing sie den
Korb an ihren Arm, legte das Stechmesser hinein
und ging langsam und ein paar verirrte Küken vor
sich her treibend, erst auf den Mittelweg des Gartens
und dann auf den Hof und die Blumen-Estrade zu,
wo Dörr seine Markt-Arbeit wieder aufgenommen
hatte.

"Na, Suselchen," empfing er seine bess're Hälfte,
"da bist Du ja. Hast Du woll geseh'n? Bollmann
seiner war wieder da. Höre, der muß dran glauben
un denn brat' ich ihn aus; ein bischen Fett wird er
ja woll haben un Sultan kann denn die Grieben
kriegen . . . Und Hundefett, höre Susel . . ." und

Drittes Kapitel.

Der ganze Hergang war auch von Frau Dörr,
die gerade beim Spargelſtechen war, beobachtet, aber
nur wenig beachtet worden, weil ſich Aehnliches jeden
dritten Tag wiederholte. Sie fuhr denn auch in
ihrer Arbeit fort und gab das Suchen erſt auf, als
auch die ſchärfſte Muſterung der Beete keine „weißen
Köppe“ mehr ergeben wollte. Nun erſt hing ſie den
Korb an ihren Arm, legte das Stechmeſſer hinein
und ging langſam und ein paar verirrte Küken vor
ſich her treibend, erſt auf den Mittelweg des Gartens
und dann auf den Hof und die Blumen-Eſtrade zu,
wo Dörr ſeine Markt-Arbeit wieder aufgenommen
hatte.

„Na, Suſelchen,“ empfing er ſeine beſſ're Hälfte,
„da biſt Du ja. Haſt Du woll geſeh'n? Bollmann
ſeiner war wieder da. Höre, der muß dran glauben
un denn brat' ich ihn aus; ein bischen Fett wird er
ja woll haben un Sultan kann denn die Grieben
kriegen . . . Und Hundefett, höre Suſel . . .“ und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0025"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Drittes Kapitel.</hi><lb/>
        </head>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>er ganze Hergang war auch von Frau Dörr,<lb/>
die gerade beim Spargel&#x017F;techen war, beobachtet, aber<lb/>
nur wenig beachtet worden, weil &#x017F;ich Aehnliches jeden<lb/>
dritten Tag wiederholte. Sie fuhr denn auch in<lb/>
ihrer Arbeit fort und gab das Suchen er&#x017F;t auf, als<lb/>
auch die &#x017F;chärf&#x017F;te Mu&#x017F;terung der Beete keine &#x201E;weißen<lb/>
Köppe&#x201C; mehr ergeben wollte. Nun er&#x017F;t hing &#x017F;ie den<lb/>
Korb an ihren Arm, legte das Stechme&#x017F;&#x017F;er hinein<lb/>
und ging lang&#x017F;am und ein paar verirrte Küken vor<lb/>
&#x017F;ich her treibend, er&#x017F;t auf den Mittelweg des Gartens<lb/>
und dann auf den Hof und die Blumen-E&#x017F;trade zu,<lb/>
wo Dörr &#x017F;eine Markt-Arbeit wieder aufgenommen<lb/>
hatte.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Na, Su&#x017F;elchen,&#x201C; empfing er &#x017F;eine be&#x017F;&#x017F;'re Hälfte,<lb/>
&#x201E;da bi&#x017F;t Du ja. Ha&#x017F;t Du woll ge&#x017F;eh'n? Bollmann<lb/>
&#x017F;einer war wieder da. Höre, der muß dran glauben<lb/>
un denn brat' ich ihn aus; ein bischen Fett wird er<lb/>
ja woll haben un Sultan kann denn die Grieben<lb/>
kriegen . . . Und Hundefett, höre Su&#x017F;el . . .&#x201C; und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0025] Drittes Kapitel. Der ganze Hergang war auch von Frau Dörr, die gerade beim Spargelſtechen war, beobachtet, aber nur wenig beachtet worden, weil ſich Aehnliches jeden dritten Tag wiederholte. Sie fuhr denn auch in ihrer Arbeit fort und gab das Suchen erſt auf, als auch die ſchärfſte Muſterung der Beete keine „weißen Köppe“ mehr ergeben wollte. Nun erſt hing ſie den Korb an ihren Arm, legte das Stechmeſſer hinein und ging langſam und ein paar verirrte Küken vor ſich her treibend, erſt auf den Mittelweg des Gartens und dann auf den Hof und die Blumen-Eſtrade zu, wo Dörr ſeine Markt-Arbeit wieder aufgenommen hatte. „Na, Suſelchen,“ empfing er ſeine beſſ're Hälfte, „da biſt Du ja. Haſt Du woll geſeh'n? Bollmann ſeiner war wieder da. Höre, der muß dran glauben un denn brat' ich ihn aus; ein bischen Fett wird er ja woll haben un Sultan kann denn die Grieben kriegen . . . Und Hundefett, höre Suſel . . .“ und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/25
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/25>, abgerufen am 30.12.2024.